Landkarte
Kochi Siehe auch Kandy 2, Kandy 3 Im Zug nach Norden

Periyar-Nationalpark പെരിയാര (Kerala)

Spice shopt in Kumily (Periyar National Park), Kerala (India)

Gewürze für Touristen

Home-made chocolate in Kumily (Periyar National Park), Kerala (India)

Es gibt auch wieder Schokolade!

Christian Pieta in Kumily (Periyar National Park), Kerala (India)

Pietà im Zentrum von Kumali

Liebe Birgit, 

ich bin da! Der Periyar-National­park liegt an der Gren­ze zwi­schen Tamil Nadu und Kerala mit­ten in den Card­amom-Bergen, und dieser Name ist natür­lich Pro­gramm. Card­amom, Pfef­fer, Zimt, an­dere Ge­würze und Tee sind näm­lich neben den Touristen die Haupt­einnahme­quellen in dieser hüb­schen Region.

Um gleich ein­mal mit dem Stich­wort „hübsch“ zu be­gin­nen: Ja, die Gegend hier ist wirk­lich rei­zend, aber das Wet­ter ist es nicht. Es reg­net zwei- bis drei­mal am Tag, meine vor ein paar Tagen ge­wasche­ne Wäsche wird nie­mals trocken, und ich ver­liere alle zwei Tage einen Regen­schirm, näm­lich immer dann, wenn es ein­mal kurz nicht regnet. Wenn sich je­doch die Nebel mal ein biß­chen lichten, dann ist selbst das Städt­chen Kumali (manch­mal auch Kumily ge­schrie­ben) richtig nett anzu­sehen, mit seiner langen Haupt­straße, in denen sich ein Gewürz-Souvenir­laden an den näch­sten reiht. Bei einigen davon bin ich schon Stamm­kunde und frage die Leute nach lin­guisti­schen und kuli­nari­schen Details.

Camellia sinensis: Tea flower

Teeblüte

Piper nigrum: Ripe black pepper berries

Reife Pfefferbeeren

Tea and Pepper Plantation in Vantiperiyar near Kumali (Periyar National Park), Kerala (India)

Tee- und Pfefferplantage in Vandiperiyar

Der National­park selbst inter­es­siert mich nicht allzu­sehr; man könnte dort auf Ele­fanten­rücken nach Tigern oder anderen Wild­tieren suchen, aber selbst bei besserem Wetter stehen die Chan­cen auf eine wirk­liche Sich­tung nicht allzu gut. Also besuche ich lieber die Gewürz­gärten der Um­ge­bung (Pflanzen haben be­kannt­lich keine Beine, wes­wegen ich sie lieber als Tiere photo­gra­phiere). Wäh­rend es hier recht große Pfeffer­planta­gen gibt, oft kom­bi­niert mit Tee, werden andere Ge­würze auch heute noch über­wiegend in priva­ten Gärten angebaut, das heißt, viel­leicht ein Hektar Fläche und wie ein botani­scher Garten voll­gepackt mit allem, was gut riecht.

Pfeffer und Card­amom sind hier im Gebiet hei­misch, aber man findet in den Gärten auch Muskat­nüsse, Gewürz­nelken, Zimt und sogar das neu­weltliche Piment, und dazu noch so Zeug wie Zitronen­gras, Cur­cuma und Chili, die natür­lich in ganz Indien wach­sen. Gegen eine Gebühr führen die Garten­besitzer (soferne sie Eng­lisch können) gerne Be­sucher durch den Garten, und mir kommt vor, daß sie damit mehr Ge­schäft machen als mit dem Ver­kauf der Ge­würze, denn die Preise sind wirk­lich jäm­mer­lich, etwa 4 € für einen Kilo fer­tigen schwar­zen Pfeffer (klar zahlt der Touri im Sou­venir­laden ein Viel­faches davon).

Capsicum frutescens: Kanthari chili from Kerala (South India)

Der Kantari-Chili gehört in die Verwandtschaft des Tabasco

Vanilla planifolia: Vanilla pods

Vanilleschoten

Theobroma cacao: Kakao tree fruits

Kakaofrüchte

Elettaria cardamomum: Cardamom flower and unripe pod

Cardamom

Capsicum chinense: South Indian ney milagai chili

Ein lokaler Chili aus der Habanero-Verwandtschaft

Gewürze hat­te ich be­reits bei mei­nem Aus­flug in die Back­waters und auch im Nil­giri-Gebirge öst­lich von hier ge­sehen, aber die Gärten hier sind wirk­lich be­son­ders schön und ge­pflegt, wohl auch des­halb, weil der An­bau hier die längste Tra­di­tion hat. Daß hier mit Nelken und Muskat zwei indo­nesi­sche Ge­würze an­ge­baut werden, wun­dert mich nicht sehr, und auch die Vanille kam nicht uner­war­tet; eine Über­ra­schung waren aber die Piment­bäume. Beson­ders hoch­wertig scheinen mir die Piment­beeren hier nicht zu sein, aber dafür habe ich gelernt, daß Piment­blätter (anders als die Beeren) auch in der lokalen Küche ver­wendet werden, und zwar nicht ganz uner­wartet zu Biriyani. Da sie nach Muskat und Nelken riechen, er­scheint das auch ganz ver­nünf­tig; aber ich er­in­nere mich mit einem ge­wis­sen Zweifel, daß ich in Orissa auf die Frage, wozu man den Kümmel ver­wende, schon die gleiche Frage be­kommen habe. Ist Biriyani die Standard-Antwort, weil dort alles reinpaßt?

Ich fand dort tat­sächlich auch ein Gewürz, von dem ich zu­vor noch nichts wußte: Mango-Curcuma (Mangay­inchi, Cur­cuma amada, eigent­lich „Mango-Ingwer“). Planze und auch Wurzel­stock glei­chen der gewöhn­lichen Curcuma (sind allen­falls etwas größer), aber das Rhizom hat zusätzlich zum Curcuma-Aroma auch eine deutliche Note von unreifer Mango. Angeblich wird der Wurzelstock frisch zum Kochen vewendet, aber ich konnte keine Details in Erfahrung bringen.

Außerdem  ist Kerala auch ein Kern­land des Ayur­veda, der „Wissen­schaft vom langen Leben“, und ent­spre­chend gibt es viele Gärten, die Heil­pflanzen an­bauen. Auch die­se kann man be­suchen, und die Leute sind dort weniger an Touristen ge­wöhnt als in den Gewürz­gärten, die of­fen­bar in der Saison von Touristen­bussen richtig­gehend über­schwemmt werden. In einem Garten mit dem trüben Namen Rosa Mistica (ja, war recht nebelig!) wei­ger­ten sich die Leute sogar, Geld an­zu­nehmen, nach­dem sie mich zwei Stun­den bei Regen­fall durchs schlüpf­rige Gebiet ge­führt und dabei tausend­und­eine Frage nach den komisch­sten Pflan­zen be­ant­wortet hatten.

Kerala/Indian food: Spicy yoghurt Pulishery (Pulissheri)

Pulissheri (scharfes Joghurt)

Kerala/Indian food: Dry cury from red beetroot

Trockener Curry aus roter Bete

Kerala/Indian food: Dry beef curry (beef fry)

Trockener Rinder-Curry

Die kuli­narischen Ge­nüsse in Kumali sind sehr bef­riedi­gend. Es gibt ein paar ein­fache und ein ganz gutes Re­stau­rant, das mit (Du wirst es schon fast er­war­tet haben) einem ausge­zeich­ne­ten Beef Curry glänzt und auch ein hoch­würzi­ges, recht trocke­nes Beef Fry an­bie­tet, also scharf mari­nier­tes Rind­fleisch, das in der Pfanne ange­bra­ten und mit einem Schuß Kokos­milch fast bis zur Trockene ein­ge­dampft wird. Eben­falls be­geistert hat mich das Pulissheri, ein mit Curcuma gelb­gefärb­tes und mit viel frischem Chili ge­schärf­tes Joghurt, das als kuli­nari­scher İ-Punkt ein­fach so am Tisch steht. Pulissheri wird übri­gens mit rohen, grünen Chilis gewürzt, be­son­ders der ganz kleinen Kanthari-Sorte, einem Tabasco-Ver­wand­ten mit ganz ex­plosi­ver Schärfe.

Am Ende der Rosa-Mistica-Führung gab leider die Kamera den Geist auf, und eine nähere Ana­lyse zeigt, daß der Fokus in meinem Standard-Zoom-Objek­tiv klemmt. Das bedeutet: Da ich mit dem Weit­winkel allein nicht reisen kann, hat die Repara­tur höchste Pri­ori­tät. Am Sonn­tag fahre ich daher in die nächste größere Stadt, das ist Kottayam, und ver­suche, es am Mon­tag dort re­pariert zu be­kom­men, eine Adresse habe ich glück­licher­weise schon. Wie das mit weiteren Destina­tionen in Kerala aus­sieht, kann ich Dir nicht sagen, aber auf den Strand in Varkala muß ich wohl ver­zich­ten; ich hoffe aber noch auf das histo­risch be­deu­tende Kozhikode (Calicut), den ur­sprüng­lichen Anlege­platz von Vasco da Gama.

P.S.: Leider hat die Reparatur so viel Zeit ver­schlun­gen, daß mit nur noch die rasche Flucht in den Norden bleibt, ehe das Visum ab­läuft und ich in richtige Schwierig­keiten komme.

P.P.S.: Die beiden scharfen Chilies würde ich später in Sri Lanka wiedersehen; der Kanthari wird dort sogar nach der Haupt­stadt von Kerala als Kochi Miris benannt.


Kochi Im Zug nach Norden

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