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Mohn (Papaver somniferum L.)

Synonyme

pharmazeutischSemen Papaveris
AlbanischLulëkuqe
AltgriechischΜήκων, Μήκων ἡ ὀπώδης
Mekon, Mekon he opodes
Amharischፓፒ
Papi
Arabischخشخاش, أبو النوم
خَشْخاش, أَبُو الْنُوم
Khashkhash, Abu an-num, Abu al-num, Abu an-noom, Abu al-noom
Aramäischܡܝܩܘܢ
Maikon
ArmenischՄեկոն, Մեկոնի Կուտ
Mekon, Megon; Mekoni Kut, Megoni Good (Samen)
Assamesischআফু গুটি
Aphu guti
AzeriXaş-xaş
Хаш-хаш
BaskischLobelarr
Bengaliপোস্ত, পোস্ত দানা
Post, Posto dana
BretonischRoz-moc’h
BulgarischГрадински мак, Опиев мак, Маково семе
Gradinski mak, Opiev mak; Makovo seme (Samen)
BurmesischBhainzi
Chinesisch
(Kantonesisch)
櫻粟殼 [yìng suhk hohk]
Ying suhk hohk
Chinesisch
(Mandarin)
櫻粟殼 [yīng sù qiào], 罂粟 [yīng sù]
Ying su qiao, Ying su
DänischOpiumvalmue (Pflanze); Birkes, Valmue-frø (Samen)
DeutschSchlafmohn, Gartenmohn, Ölmohn, Opiummohn,
Dhivehiއަފިހުން, ކަސްކަސާ
Afihun, Kaskasaa
EnglischPoppy, Opium poppy, Garden poppy
EsperantoPapavo, Papavosemo
EstnischMagun, Unimagun, Moon, Mooniseemned
Farsiخشخاش
Khash-khash, Shagheyegh
FinnischUnikko, Oopiumiunikko
FranzösischPavot des jardins, Pavot somnifère, Pavot à opium
GälischCodalion, Paipin
GalizischMapoula, Sementes de Mapoula, Adormideira, Durmideira
GaroAping Bipang
Georgischყაყაჩო, ყაყაჩოს თესლი, ხოშხოში
Khoshkhoshi, Q’aq’acho, Xoshxoshi, Qaqacho; Q’aq’achos tesli, Qaqachos tesli (Samen)
GriechischΜήκων η υπνοφόρος, Παπαρούνα, Αφιόνι
Mikon i ipnoforos, Paparouna, Afioni
Gujaratiખસખસ
Khas-khas
Hebräischפרג
פֶּרֶג
Pereg
Hindiअफीम पोस्त, खसखस, पोस्ता
Aphim posta, Khaskhas, Posta
IrischPoipín
IsländischValmúafræ, Birki
ItalienischPapavero, Papavero sonnifero
Japanisch芥子, 罌粟
けし
ケシ, ポピー
Keshi, Papi
Jiddischמאָנדל, מאָן
Mondl, Mon
Kannadaಅಫೀಮು, ಗಸಗಸೆ
Aphimu, Gasagase
KasachischКөкнәр
Köknär
Kashmiriخشخاش
Khash-khash
KatalanischCascall, Herba dormidora
KhasiAphim
Koptischⲭⲁⲩⲗⲁⲛ, ⲛⲉⲙⲁⲛ
Khaulan, Neman
Koreanisch아편, 포피, 양귀비
Apyeon, Apyon, Popi, Yanggwibi
KroatischMak
Laoຝິ່ນ, ຕົ້ນຝິ່ນ, ຢາຢາງ
Fin, Ya yang
LateinischPapaver
LettischMagone
LitauischAguonos, Daržinė aguona
MakedonischМак, Афион, Булка (?)
Mak, Afion, Bulka
Malayalamകസ്കസ്, കറുപ്പ്
Kaskasu, Karuppu
MalaysischKas Kas
MaltesischPeprina
Marathiखसखस
Khas-Khas
MongolischНамуу
Namuu
Naga (Angami)Popi
Naga (Ao)Kanitong
Nepaliअफिम
Aphim
NiederländischMaanzaad, Slaapbol, Slaappapaver, Heulbol, Maankop
NorwegischValmue,Opiumsvalmue
Oriyaପୋସ୍ତା, ପୋସ୍ତକ
Aphima, Postak, Posta
PolnischMak lekarski
PortugiesischPapoila, Dormideira; Papoula (Brasilien)
Punjabiਪੋਸਤ, ਖਸਖਸ
Post, Khaskhas
RumänischMac, Mac de gradină, Mac somnifer
RussischМак снотворный, Опийный мак
Mak snotvornyj, Opijnyj mak
SanskritAhiphena
SantaliPosta
SchwedischVallmo, Opiumvallmo
SerbischМак
Mak
SlovenischVrtni mak
SlowakischMak siaty, Mak
SpanischAbaba, Adormidera, Amapola, Adormidera soporifera, Amapola real, Semillas de Amapola
Tamilகசகசா, போஸ்தக்காய்
Casacasa, Kasakasa, Postakkai
Teluguగసగసాలు, పోస్తుకాయ, అభిని
Abhini, Gasagasaalu, Postukaya
Thaiต้นฝิ่น, ฝิ่น
Ton fin, Fin
TschechischMák, Mák setý
Tuluಗಸ್‌ಗಸೆ
Gasugase
TürkischGelincik çiçeği, Haşhaş; Haşhaş tohumu (Samen)
TürkmenischLäle, Läbik
Ләле, Ләбик
UkrainischМ’ак снодійний
Mak snodijnyj
UngarischMák, Kerti mák
Urduخشخاش, پوست
Khashkhash, Post
UzbekischLolaqizg’aldoq
Лолақизғалдоқ
VietnamesischCây thuốc phiện, Vây anh túc
Cay thuoc phien, Vay anh tuc
WalisischPabi
WeißrussischМак, Опіумны мак
Mak, Opiumny mak
Papaver somniferum: Mohnblüte
Mohnblüte
Papaver somniferum: Mohnsamen
Weiße und graue Mohnsamen
Verwendeter Pflanzenteil

Reife Samen.
Das Genußgift Opium gewinnt man aus den unreifen Samen­kapseln.

Pflanzenfamilie

Papaveraceae (Mohn­gewächse).

Geruch und Geschmack

Nussig und angenehm.

Inhaltsstoffe

Mohnsamen enthalten 40 bis 50% fettes Öl, das durch kalte Pressung in einer Ausbeute von 12 bis 18% gewonnen wird. Es ist reich an ungesättigten Fettsäuren (Iodzahl: 133 bis 144): 60% Linolsäure, 30% Ölsäure, 3% der besonders wertvollen dreifach ungesättigten Linolensäure und weniger als 10% gesättigte Fettsäuren.

Im ätherischen Öl von Mohnsamen wurden verschiedene aliphatische Aldehyde und Kohlenwasserstoffe gefunden; die für den Geruch hauptverantwortliche Komponente ist 2-Pentylfuran.

Papaver somniferum: Mohnkapsel mit Schnitt
Angeschnittene Mohnkapsel
Papaver somniferum: Mohnblüte
Mohnblüte

www.botanikus.de

Opium ist der getrocknete Milchsaft der unreifen Samen­kapseln; jede Kapsel liefert dabei 20 bis 50 mg. Außer Wachsen, Harz, Proteinen und Zuckern enthält es etwa 20% Alkaloide, von denen das Morphin (typischer­weise 12%) das wichtigste ist. Opium zum Rauchen (chandu [चण्डू]) wird über Feuer geröstet und fermentiert, wodurch sich einerseits der Alkaloidgehalt auf etwa ein Viertel reduziert und andererseits ein spezielles Aroma ausbildet.

Rohopium wird heutzutage medizinisch kaum verwendet; man bevorzugt entweder ein standardisiertes Produkt (auf genau 10% Morphin) oder man trennt die einzelnen Alkaloide und verabreicht sie dem Patienten in purer Form.

Opium enthält zwei verschieden Familien von Alkaloiden. Dem Phenanthren-Typ gehören das Morphin (7 bis 23%), Codein (max. 3%), Thebain (max. 3%, meist jedoch wesentlich weniger) und das synthetische Heroin an. Der im Pflanzenreich weiter verbreitete Benzylisochinolin-Typ ist im Mohn mit Narcotin (=Noscapin, bis zu 12%), Papaverin (max. 1.5%) und Narcein (0.2%) vertreten. Die meisten dieser Alkaloide haben in der modernen Medizin ihre eigenen Anwendungen gefunden.

Die offizielle Opiumproduktion beträgt 2000 Tonnen pro Jahr, das meiste in Indien und der Türkei.

Papaver somniferum: Mohnblüte und unreife Kapseln
Mohnblüte und unreife Kapseln

Der Alkaloid­gehalt der Mohnsamen ist sehr gering (50 ppm) und pharma­zeutisch unbe­deutend. Aller­dings kann nach einer reich­lichen Mohn­mahlzeit durchaus Morphin im Urin nach­gewiesen werden, was bei Drogen­tests eine unerfreu­liche Über­raschung abgibt.

Herkunft

Mohn stammt wahrscheinlich aus Westasien; allerdings wird neuerdings auch ein Ursprung im westlichen Mittelmeergebiet in Betracht gezogen. In jedem Fall wird Mohn in Europa seit dem Neolithikum kultiviert, ist also eine der ersten europäischen Kulturpflanzen.

Etymologie

Deutsch Mohn, niederländisch maan und jiddisch mon [מאָן] haben weitere Verwandte in nordgermanischen Sprachen (norwegisch und dänisch valmue, schwedisch vallmo), die sich von altnordisch valmugi ableiten. Weiters gehören armenisch megon [մեկոն], altgriechisch mekon [μήκων] und altslavisch maku in diese Sippe; in modernen slavischen Sprachen heißt Mohn fast ausnahmslos mak [мак], vgl. auch rumänisch mac und lettisch magone. Für dieses weitverbreitete Wort ist keine Etymologie bekannt, wahrscheinlich stammt der Name letztlich aus einer untergegangenen Mittelmeersprache.

Papaver rhoes: Wilder Mohn Blüten
Klatschmohn ist eine verbreitete Unkrautpflanze Europas
Eschscholtzia californica: Goldmohn
Goldmohn (Eschscholtzia californica) ist eine Zierpflanze

Der Gattungs­name Papaver ist der lateinische Name der Mohn­pflanze, entzieht sich aber ebenfalls einer weiteren Analyse. Auf lateinisch papaver gehen einige Namen für Mohn in romani­schen Sprachen zurück, z. B. franzö­sisch pavot, portu­giesisch papoila und auch englisch poppy (alt­englisch popæg). Auch das amharische papi [ፓፒ] gehört, wahr­scheinlich als junge Ent­lehnung, zu dieser Sippe. Im Ungari­schen bezeichnet pipacs jedoch die verwandte Wildpflanze Klatschmohn (Papaver rhoes).

Im Neugriechischen wird die Gattung der Mohnpflanzen generell mit dem Namen paparouna [παπαρούνα] bezeichnet; der altgriechische Name mekon [μήκων] lebt aber noch in den spezifischen Bezeichnungen für die einzelnen Mohnarten, z.B. mikon i ipnoforos [μήκων η υπνοφόρος] schlafbringender Mohn für P. somniferum.

Der Artname somniferum schlaf­bringend (somnus Schlaf und ferre bringen) spielt auf die narkotische Wirkung des Opiums an, ebenso das spanische adormidera (von lateinisch dormire schlafen). Vgl. auch arabisch abu an-num [ابو النوم] Vater des Schlafes für Mohn.

Von Westasien bis Südost­asien findet man in einem riesigen Gebiet ver­wandte Namen für Mohn: Tür­kisch haş­haş, geor­gisch khosh­khoshi [ხოშხოში], kurdisch khash-khash [خةشخاش], Arabisch, Farsi und Urdu khash-khash [خشخاش], Hindi und Gujarati khas-khas [खसखस, ખસખસ], Telugu gasagasaalu [గసగసాలు], Tamil casa casa [கசகசா], Dhivehi kaskasaa [ކަސްކަސާ] und zuletzt Malaysisch kas kas. Der Ursprung dieser Gruppe von Namen ist mir nicht bekannt, allerdings fällt mir die Ähnlichkeit zu Sanskrit Khaskhasa [खस्खस] und Shasa [षस] auf.

Papaver bracteatum: Hüllblatt-Mohn
Mohn-Ziersorte (wahrscheinlich P. bracteatum)

Einige indische Sprachen bilden ihre Namen für Mohn von einer anderen Wurzel: Bengali posto [পোস্তো], Hindi, Punjabi und Urdu post [पोस्त, ਪੋਸਤ, پوست], Telugu postukaya [పోస్తుకాయ] und Tamil postakkai [போஸ்தக்காய்]. Zur Zeit des frühen Kolonialismus wurde dieser Name auch ins Englische als post oder posto übernommen, wo er sowohl für die Mohnpflanze als auch für ein aus Mohnköpfen bereitetes betäubendes Getränk steht. Dieses Getränk erfreute sich im 17.ten Jahrhundert an den mogulischen Höfen Nordindiens beträchtlicher Beliebtheit als Ersatz für den aus religiösen Gründen verbotenen Alkohol.

Die Bezeichnung Opium für den eingedickten Milchsaft der unreifen Mohnkapsel wird seit der Antike verwendet und geht auf griechisch opos [ὄπος] Pflanzensaft zurück; das Wort wurde auch ins Arabische (ubim [أوبيم]) und ins Farsi (afyun [افیون]) entlehnt. Sanskrit ahiphena [अहिफेन] Mohn, Opium gehört derselben Sippe an, wurde aber sekundär unter Bezug auf die Gefahren des Opiumkonsums an ahi [अहि] Schlange (verwandt mit dem ersten Element in deutsch Eidechse) und phena [फेन] Schaum, Speichel angelehnt. Zur selben Sippe gehören Marathi aphu oder aphin [अफू, अफीण] und Telugu abhini [అభిని] Opium. Vergleiche auch koreanisch apyon [아편] und chinesisch yapian [鸦片] Opium.

Die japanischen Schriftzeichen 芥子 bedeuten zwei verschiedene Pflanzen: Für die Bedeutung Mohn werden sie als keshi [けし] gelesen, aber in der Lesung karashi [からし] stehen sie für schwarzen oder weißen Senf.

Ausgewählte Links

Indian Spices: Poppy Seeds (indianetzone.com) Ilkas und Ullis Kochecke: Mohn (rezkonv.de via archive.org) Plant Cultures: Opium Poppy A Pinch of Poppy Seeds (www.apinchof.com) Transport Information Service: Poppy seeds Sorting Papaver names (www.plantnames.unimelb.edu.au) Pflanzen des Capitulare de Villis: Mohn (biozac.de) The Iliad (translated by Samuel Butler) (uoregon.edu via archive.org) Linklist about the Iliad (encyclopedia.com) The Odyssey (translated by Samuel Butler) Homer, Iliad (μῆνιν ἄειδε θεά, Perseus Project) Homer, Odyssey (ἄνδρα μοι ἔννεπε, Perseus Project) The Chicago Homer Greek – English – Greek Lexicon (kypros.org) Schlafmohn (giftpflanzen.de) Desirable Herb and Spice Varieties: Poppy scienceblogs.de: Lesenswerter Lesetip zur Ilias [Ἰλιάς] The Pernicious Opium Poppy Recipe: Germknödel (Austrian yeast dumpling) (thepassionatecook.typepad.com) Recipe: Mohnstrudel (poppy seed strudel) (globetrotters.ch) Rezept: Germknödel (chefkoch.de) Rezept: Mohnstrudel (hausfrauenseite.de) Recipe: Homentashn [המנטאַשן] (Poppy Pockets) Rezept: Krautstrudel (káposztás rétes) (kochbaeren.de) Opium poppy (purdue.edu) Poisonous Plants of North Carolina: Opium Poppy


Papaver somniferum: Opium Poppy flower
Poppy flower

www.rz.uni-karlsruhe.de

Mohn ist eine alte euro­päische Kultur­pflanze, die bereits in der Ilias [Ἰλιάς] des sagenhaften griechischen Dichters Homeros [Ὅμερος] erwähnt wird. Die Ilias (und die etwa zeitgleiche Odysseia [Ὀδυσσεία]) ist bei weitem die älteste europäische Dichtung; sie wurde im 8.ten Jahrhundert aus mündlicher Überlieferung schriftlich fixiert, erzählt aber Ereignisse, die sich etwa 500 Jahre früher abgespielt haben mögen. Sie gibt einzigartige Einblicke in die Lebensbedingungen der ausgehenden Bronzezeit, da sie viel vom alltäglichen Leben und Denken der Menschen beschreibt.

Die homerischen Epen sind zwar voll von Details aus dem Leben des präklassischen Griechenlandes, aber die Information über Ernährung fällt recht dürftig aus. Zwar werden verschiedene Getreide und daraus hergestelltes Brot erwähnt, aber Fisch taucht interessanterweise niemals auf der Tafel auf. Man gewinnt den Eindruck, daß die Krieger der Bronzezeit Fleisch am höchsten schätzten: dainymenoi krea t’ aspeta kai methy hedy [δαινύμενοι κρέα τ’ ἄσπετα καὶ μέθυ ἡδύ] unendlich viel Fleisch und süßen Wein schmausend und krea amph’ obeloisin peirein optan te periphradeos [κρέα ἀμφ’ ὀβελοῖσιν πείρειν ὀπτᾶν τε περιφραδέως] Fleisch auf den Spieß stecken und mit Bedacht braten sind die ständigen Formulierungen, die der Dichter zur Beschreibung der Gelage wählt. Die Wortfolge methy hedy süßer Wein ist linguistisch interessant, weil beide Wörter sich von nicht miteinander verwandten Wurzeln der Bedeutung süß ableiten; siehe Bärlauch und Süßholz für nähere Erläuterungen.

Papaver somniferum: Blühender Gartenmohn
Blühende Mohnpflanzen
Papaver somniferum: Mohnblüte
Manche Mohnpflanzen bringen rötliche Blüten hervor
Papaver somniferum: Mohnpflanze mit Blüten in Nepal
Blühender Mohn

Die Epen nen­nen außer dem Mohn noch zahl­reiche andere Kultur­pflanzen: Sehr oft nennt der Dichter die Olive (Olivenöl, elaion [ἐλαίον] und Oliven­baum, elaia [ἐλαία]), und auch Zwiebel (krommyon [κρόμμυον], siehe dazu auch unter Bärlauch) tritt als Nahrungs­mittel auf. Weiters findet eine Pflanze namens selinon [σέλινον] Erwähnung, hinter der Übersetzer Sellerie oder Petersilie vermuten. Die Farbe der Morgen­röte (Eos [Ἠῶς]) wird sowohl mit Rosen­blüten (rhodo­daktylos [ῥοδο­δάκτυλος] rosen­fingrig) als auch mit Safran (kroko­peplos [κροκό­πεπλος] safran­gewandet) verglichen.

Letztlich gibt es in der Odysseia noch das geheimnis­volle Kraut moly [μῶλυ], das gegen bösen Zauber hilft. Manche vermuten, damit sei Knoblauch oder ein naher Verwandter gemeint, aber normaler­weise heißt Knoblauch im klassi­schen Alt­griechisch skorodon [σκόροδον]. Eine andere Vermutung geht in Richtung Schnee­glöckchen (Galanthus nivalis), dessen Gattungs­name Milchblume bedeutet, was gut zur homeri­schen Be­schrei­bung paßt: galakti de eikelon anthos [γάλακτι δὲ εἴκελον ἄνθος] die Blüte aber der Milch vergleichbar.

Die Bedeutung Homers für die weitere kulturelle Entwicklung des Abendlandes ist unbestritten. Als sich etwa zu Homers Lebzeiten die klassische Kultur Griechenlands mit ihren Sport­veranstaltun­gen (siehe Lorbeer über die Olympischen Spiele), Dichtern und Philosophen zu neuer Blüte zu entwickeln begann, da galten die Ereignisse der Ilias und der Odysseia als Zeugnisse einer groß­artigen griechi­schen Vergangen­heit. Über den größten Teil des Altertums wurde Homer nur als der göttliche Dichter bezeichnet; doch nach dem Fall des römischen Reiches versiegte das Interesse an antiker Dichtung. Erst mehr als ein Jahrtausend später, in der europäischen Renaissance, begannen gebildete Kreise wieder, Homer zu lesen. Dieses Interesse kulminierte schließlich in der Ausgrabung des alten Troia, des Schauplatzes der Ilias, durch H. Schliemann im türkischen Hisarlık.

Auch wenn  man heute in der Schule nicht mehr Homer liest, so haben doch Zitate aus den homeri­schen Epen in unsere heutige Um­gangs­sprache ge­funden: Wir sprechen von homeri­schem Gelächter (mit dem die Helden ihre eigene Kampfes­lust an­stachel­ten), von ge­flügel­ten Worten (epea pteroenta [ἔπεα πτερόεντα]: Worte, die zum Gesprächs­partner hinfliegen sollen), und der Charme der Helios­tochter Kirke [Κίρκη] ist im Wort bezirzen unsterblich geworden. Und wem wären schließ­lich Skylla [Σκύλλα] und Charybdis [Χάρυβδις], zwei Übel, von denen man nur einem entkommen kann, kein Begriff?

In der Anti­ke lag die Haupt­bedeu­tung des Mohns in den aus seinem Samen gepreß­ten Öl. Außer­dem kannten die griechi­schen und römischen Ärzte die narko­tische und schmerz­lindernde Wirkung des Milch­saftes. In der mittel­alter­lichen Medizin Europas geriet der Mohn jedoch in Ver­gessen­heit, auch weil Schmerz­mittel auf religiösen Wider­stand stießen. Mohn als Genuß- und Sucht­gift ist im Westen eine sehr junge Entwicklung.

Antike Süß­speisen verwenden Mohn­samen gerne für mit Honig gesüßte Fül­lungen, die oft auch Sesam und Mandeln enthielten und zusätzlich meist mit einer Prise Pfeffer ganz leicht scharf gewürzt waren (siehe auch Silphion über die Küche im römischen Reich). Diese Rezepte wurden von den Römern an die Byzantiner weiter­gegbeen und gelangten so (allerdings ohne den Pfeffer) in die islâmischen Reiche des Orients. Ein Beispiel ist die türkische Süßig­keit baklava (griechisch baklava [μπακλαβά], arabisch baqlava [بقلاوة]), die aus Honig und Nüssen in einem Blätter­teig (fillo [φύλλο]) besteht; antike Vorbilder lassen sich bis ins vor­hellenisti­sche Griechen­land verfolgen.

Papaver somniferum: Mohnfeld im Waldviertel/Niederösterreich
Mohnfeld im niederösterreichischen Waldviertel

www.mohndorf.at

Über das osmanische Reich kamen die orienta­lischen Rezepte auch nach Ost­europa (Bulgarien, Ungarn) und zuletzt zur Zeit der öster­reichisch-ungari­schen Monarchie nach Österreich. Süße Speisen (Mehl­speisen), die manchmal auch als Hauptgericht genossen werden, sind für die österreichische Küche auch heute noch charakteristisch.

Die bekannte österreichische Mehlspeise Strudel besteht aus handgezogenen hauchdünnen Teigblättern mit einer meist auf Nüssen, Topfen (Quark) oder frischen Früchten basierenden Füllung. Mohnstrudel ist eine häufige und beliebte Variante. Strudel wird meist trocken gegessen; ihn mit Vanillesauce zu servieren, gilt in Österreich als Fauxpas. Die Füllungen von Strudel werden oft mit Zitronen- oder Orangen­schale (frisch oder kandiert) sowie mit Zimt gewürzt. In Ungarn gibt es auch salzige Arten von Strudel, z. B. mit einer pikanten paprika­gewürzten Krautfüllung (Krautstrudel, káposztás rétes), die auch in den östlichen Teilen Österreichs zubereitet werden.

Ein weiteres Beispiel für die Verwendung von Mohn in der österreichischen Mehlspeisenküche sind die Germknödel, die ursprünglich aus Böhmen stammen (kynuté knedlíky) und ebenfalls zu den Zeiten der Donaumonarchie nach Österreich kamen. Es handelt sich dabei um große Knödel aus Hefeteig (Germ ist ein österreichisches Wort für Hefe) mit einer anregend–sauren Füllung aus Powidl, einem sehr konzentrierten Zwetschkenmus, das ohne Zuckerzusatz gekocht wird. Germknödel werden gedämpft und mit großzügigen Mengen einer Mohn-Staubzucker-Mischung sowie geschmolzener Butter serviert.

Papaver somniferum: Schlafmohnpflanze
Mohnpflanze
Papaver somniferum: Mohnkapseln
Mohnkapseln knapp vor der Reife

Mit Mohnsamen gefüllte Teig­taschen (Mohn­taschen) kennt man in verschie­denen Ländern Ost- und Mittel­europas, besonders in der tradi­tionellen jiddischen Küche dieser Länder (homentashn [המנטאַשן] oder montashn [מאָנטאַשן]). In Frankreich gibt es auch mohngefüllte croissants. Mohnsamen werden gerne vor dem Backen auf die Backwaren gestreut (z. B. Laugen­gebäck), damit sich beim Backen ein beson­derer Ge­schmack ent­wickelt. Diese Ver­wendung ähnelt der von Sesam- oder Nigella­samen im Nahen Osten.

Das ehe­mals bedeut­same Mohn­öl ist dagegen heute eine Rarität und wird nur in sehr geringer Menge hergestellt; die üblichste Qualität ist ein kalt­gepreßtes Salatöl (siehe auch Sesam über Pflanzenöle allgemein). Die geringe Produktion erklärt sich teilweise auch mit den gesetzlichen Restriktionen und Kontrollen, denen Mohnbauern in Westeuropa ausgesetzt sind und die den Zweck haben, einen Mißbrauch der Anbaufläche zur Opiumproduktion zu verhindern. Unter den klimatischen Bedingungen Europas hergestelltes Opium wäre aber von sehr geringer Wirkung.

Auch in Asien wird der Mohn­anbau betrie­ben; zumeist aller­dings nicht zu kuli­narischen Zwecken, sondern zur Gewin­nung von Opium. Das berühmt-berüchtigte Goldene Dreieck an der Grenze zwischen Burma, Thailand und Laos ist übrigens zu Unrecht als Opiumquelle bekannt geworden, da der Mohn erst in höheren Lagen das richtige Wirk­stoff­spekt­rum ent­wickelt. Berg­völker in diesen drei Län­dern und auch in Viet­nam und China be­nutzen Opium seit Jahr­hun­der­ten als das ein­zige Genuß­mit­tel, das ihnen ihr har­tes Leben bietet; die weite Ver­brei­tung des Opium­rau­chens unter ethni­schen Chinesen und Viet­namesen ist allerdings durch die Politik Englands und Frankreichs im vorigen Jahrhundert bedingt. Anders als in Gemeinschaften mit langer Tradition im Umgang mit dieser Droge erwies sich die Neueinführung des Opiums in diesen Ländern als verheerend.

In China er­strit­ten sich die Briten durch die beiden Opium­kriege (ya pian zhan zheng [鸦片战争]) (1840–42 und 1856–1860) das Recht auf Opium­import in das Reich der Mitte, womit nicht nur ein un­mittel­barer Gewinn erzielt werden konnte, sondern viele Ver­waltungs­beamte in ma­terielle und psychi­sche Ab­hängig­keit zu Eng­land und dessen Mittel­smännern gerieten. Die resul­tierende Kor­ruption trug wesent­lich zum rascheren Verfall des Kaiser­reiches bei. Die Franzosen in Vietnam erzielten aus ihren Monopolen für Opium, Salz und Alkohol (ab 1890) enorme Gewinne und erhielten sich durch großzügige Versorgung die Loyalität des Adels.

Mohn wird aber in Asien auch gelegentlich zum Kochen verwendet. So sind gemahlene Mohnsamen in der mogulischen Kochkunst Nordindiens (siehe auch Zwiebel und schwarzer Kreuzkümmel) ein Mittel, um Saucen anzudicken; bei hellen Saucen kommt dazu eine spezielle Mohnsorte mit rahmgelben Samen zum Einsatz. Mohnsamen werden in der Küche Begalens (in Nordost-Indien) häufig verwendet und harmonieren sehr gut mit den eher leichtgewürzten Speisen Bengalens (siehe auch Nigella). Der nussige Geschmack des Mohns wird auch in Japan sehr geschätzt und paßt sehr gut zu den nur leicht gewürzten Gerichten dieses Inselreiches. Mohn ist in der japanischen Gewürzmischung shichimi togarashi (siehe Sichuanpfeffer) enthalten.



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