Landkarte
Bodhgaya 1 Siehe auch Lumbini, Sarnath und Kushinagar, Almora Rajgir

Bodhgaya 2 बोधगया (Bihar)

Yellow hat statue in Buddhist Tibetan Temple Gaden Phelgayling Namgyal Tatsang in Bodhgaya, Bihar (Northern India)

Statue im Gelbmützentempel Gaden Phelgayling Namgyal Tatsang

Fresco in Karma Tharjay Chokhorling Kagyupa Vajrayana Buddhist Monastery, in Bodhgaya, Bihar (Northern India)

Fresco im Karma Tharjay Chokhorling Kagyupa (Kloster des Vajrayana-Buddhismus)

Japanese 80 feet Buddha statue in Bodhgaya, Bihar (Northern India)

Der japanische Fünfundzwanzig-Meter-Buddha (Daibutsu 大仏)

Liebe Birgit,

wie bereits letztens kurz erwähnt: Auch in Bodh­gaya gibt es viele bud­dhisti­sche Tempel und Klöster, die vom Klerus ver­schie­dener bud­dhisti­scher Länder be­trie­ben werden. Einige davon haben übri­gens auch Lehr-, Kurs- und Medi­tation­veranstal­tungen im Angebot; man kann also hier ganz gut bud­dhisti­sches guru shop­ping betreiben. Das habe ich frei­lich bleiben lassen; statt­dessen habe ich als neu­gieriger Tourist die Tempel in Augen­schein ge­nommen. Jeder davon dient auch als so etwas wie eine kul­turelle Visiten­karte; daher sind alle sehr gepflegt und ver­suchen, dem Besucher einen Ein­druck vom landes­typischen Tempel­stil zu geben.

Die Mehrzahl der Tem­pel in Bodh­gaya re­präsen­tiert den tibeti­schen Zweig des Bud­dhismus (Vajra­yana). Das ist nur natür­lich, denn jeden Winter stürmen die Tibeter den Platz, um den tiefen Tem­pera­turen in ihren Bergen zu ent­gehen; selbst der Dalai Lama, so habe ich gehört, liebt die milden Winter der nord­indischen Tief­ebene mehr als die Frost­exzesse des Gebirges. Nach­vollziehen kann ich es!

Der tibeti­sche Bud­dhis­mus ist in mehrere Sekten ge­spal­ten; aller­dings sind die Unter­schiede eher politisch als theo­logisch be­dingt. Die in Tibet be­deutend­ste Gruppe sind die „Gelb­mützen“ (Gelug­pa), deren Ober­haupt der Dalai Lama ist; dazu kommen die Nyingma­pa, Sakya­pa und Kagyu­pa, die gemeinsam als „Rot­mützen“ be­zeichnet werden. Während die älteste dieser Linien, der Nyingma, eine de­zentrale Orga­nisation pflegt und kein be­son­deres Ober­haupt hat, werden die andern beiden vom erb­lich be­stimmten Sakya Trizin bzw. vom jedes Mal neu in­karnier­ten Karmapa Lama geführt; letzterer weilt übri­gens gerade in Bodhgaya. Alle diese Sekten haben hier ihre eigenen Tempel und Klöster, und auch der Staats­buddhismus von Bhutan ist hier mit einem schönen Tempel vertreten.

Lotus pond in Vietnamese Buddhist Temple (Trung Tam Vien Giac) in Bodhgaya, Bihar (Northern India)

Vietnamesisches Lotos-Motiv im Tempel der Gesellschaft für Erleuchtung (Tung Tam Vien Giag)

Buddha protected by a cobra hood, in Bangladesh Buddhist Monastery, in Bodhgaya, Bihar (Northern India)

Buddha unter Kobra, im Bangladeshi-Tempel (bengalische Produktion, kein Thai-Import)

Golden buddha statue in Great Holyland Monastery (Burmese Buddhism), in Bodhgaya, Bihar (Northern India)

Goldener Buddha im burmesischen Tempel

Hall in the Temple of the Mahabodhi Society, in Bodhgaya, Bihar (Northern India)

Tempelhalle im Maha Bodhi Vihare

Südostasi­en ist eben­falls ein vor­wie­gend bud­dhistisch, und so kann man zwei wunder­schöne, mit viel Gold ge­schmück­te Tempel aus Burma und Thai­land be­wund­ern. Etwas bizarr ist der viet­name­sische Tempel, dessen Innen­raum von einem in tibeti­schem Stil gehaltenen Buddha Maitreya domi­niert wird; daneben findet man aber auch Vietnam-typische Dekorations­elemente wie Bambus und Vorhänge im Stil traditioneller Seiden­malereien. Vor dem Tempel prangt ein einfacher Nach­bau der berühmten Einpfahl­pagode (Chua Mot Cot), die auch schon als „das größte Vogel­haus der Welt“ bezeichnet wurde.

Mitten im Stadt­zentrum findet man auch einen großen chinesi­schen Tempel (中華大覺寺, Zhong­hua Dajue Si „Chine­sischer Tempel der großen Er­leuch­tung“), mit einer Sand­urne für Räucher­stäbchen am Ein­gang und mehre­ren großen Buddha-Statuen in der Halle. Die Japaner sind mehrfach vertreten, offenbar eine Frage der Kon­kur­renz zwischen verschie­denen bud­dhisti­schen Sekten. Das auf­fälligste japanische Exponat ist aber ein Figuren­park mit einem 25 m hohen sitzenden Buddha; sie wird von mehreren Statuen flankiert, die die bekannten Schüler des Meisters darstellen.

Ich habe ja schon letzte Woche be­schrie­ben, daß Sri Lanka den stärksten Ein­fluß auf die bud­dhisti­sche Szene Indiens aus­übt. Am deut­lichsten sieht man das im singhale­si­sch benannten Jaya Sri Maha Bodhi Vihare, dem Tempel der indi­schen Maha­bodhi-Gesell­schaft, dessen Fas­sade eine über­lebens­große Statue von Anagarika Dharmapala ziert. Dieser Tempel hat von allen die leben­digste Atmo­sphäre: Rund um die Uhr beten Pilger in dem großen, mit Malereien und Statuen in sir­lanka­nischem Stil ge­schmück­ten Saal, und häufig wird er wegen Ver­anstal­tungen für den Touristen­verkehr ganz gesperrt.

Etwas über­raschend ist der Tem­pel aus Bangla­desh, da man bei diesem Land nicht un­bedingt an den Bud­dhis­mus denkt. Aber im hüge­ligen Grenz­gebiet zu Burma leben einige Berg­stämme mit Thera­vada-Bekennt­nis; ich hoffe, diese Region, die Chitta­gong Hill Tracts, dem­nächst besuchen zu können. Auch die Chakma, ein über Indien (Mizoram, Tripura) und Bangla­desh ver­teil­ter Stamm, sind mit einem be­schei­denen Tempel vertreten, in dem nur ein einziger Mönch lebt. Meine Hoff­nung, in diesen Tempeln eine neu­artige Ikono­graphie und Sakral­kunst zu finden, wurde aber bitter ent­täuscht: Die Buddha-Statuen sind zum guten Teil (und bei den Chakma voll­ständig) Geschenke aus Thai­land, was wohl die schwierige Situation dieser winzigen Minder­heiten deutlich macht;.

South Indian-Chinese crossover Food: Chili Idli (rice dumpling in sweet-spicy sauce)

Chili Idli

Indian Food: Kichari, thick rice gruel

Khichari

Leider schlägt diese inter­nationale Szene nicht auf die kuli­nari­sche Ver­sor­gung durch; zwar bie­ten einige Restau­rants Thai-Küche an, aber darauf lasse ich mich lieber nicht ein, zumal sich Köche und Manage­ment aus Indern re­kru­tieren. Folg­lich esse ich meist indisch, wie im letzten Brief be­schrie­ben. Als kleinen Nach­trag erwähne ich noch Khichari, einen dicken oder dünnen Brei aus gespal­tenen Kicher­erbsen und Reis, der in seiner dünnen Form oft als Früh­stück oder leichtes Mittags­mahl verzehrt wird; es handelt sich um typische Hausmanns­kost, die man in Restaurants nur ausnahms­weise bekommen kann. Dazu servierte mir der freund­liche Koch des Shiva Restau­rant noch Alu Chokha, eine angeblich für Bihār typische Form vom gewürztem Kartoffelpüree.

Trotzdem kann man eß­tech­nisch ein biß­chen „fremd­gehen“: In einem Laden namens Tirupati South Café be­kommt man pas­sable süd­indische Küche, ins­beson­dere die von mir so ge­lieb­ten Idli, fluf­fige ge­dämpfte Laib­chen aus Reis–Bohnen-Teig. Gewöhn­lich werden sie mit Sambar und Kokos­sauce serviert, aber hier hat sich der Koch etwas Be­son­deres ein­fallen lassen: Vielleicht erinnerst Du Dich ja noch an Chili Chicken, den merk­würdigen indisch–chinesi­schen Hybrid, von dem ich einmal aus Bhubaneshvar berichtet habe. Im Tirupati South Café werden Idlis nach derselben Art mit dünnem Teig über­zogen, frit­tiert und in einer ziemlich scharfen, fruchtigen Stärke­sauce serviert; das schmeckt er­staun­lich gut und gewinnt einen „Originalitätspreis“.

Indian Tourist Food: Espresso Be Happy Cafe, in Bodhgaya, Bihar, North Indian

Doppelter Espresso

Indian Tourist Food: Be Happy Cafe, in Bodhgaya, Bihar, North Indian

Das Be Happy Café

Wem das noch nicht „fremd“ genug ist, dem blei­ben natür­lich noch die all­gegen­wärtigen Traveller-Kneipen, die mittler­weile alle mit Wire­less Inter­net Ac­cess protzen (vor drei Jahren war diese Technik in Indien noch ziem­lich un­bekannt, so rasch kann Fort­schritt gehen). Trotz seiner Hoch­preisig­keit ist das Be Happy Café gleich beim viet­name­sischen Tempel ein be­son­derer Favourite gewor­den, und das liegt vor allem am Kaffee.

Ocimum tenuiflorum (sanctum) Sarcred or Holy basil growing wild in Bodhgaya, Bihar (India)

Wildes Heiliges Basilikum (Tulsi)

Indian Tourist Food: Hummus (chickpea paste with olives)

Hummus mit echten Oliven

Indian Tourist Food: Pizza Margherita in Be Happy Cafe, in Bodhgaya, Bihar, North Indian

Pizza Margherita

Indien ist ja ein Land ohne jede Kaffee­kultur, beson­ders im Norden; aber das Lavazza-Schild am Be Happy Café machte mich dann doch neu­gierig, und ich habe es nicht bereut. Der Kaffee kommt aus einem Espresso-Automaten und hätte in Berlin wohl nur ein leicht an­erken­nendes Grunzen ge­erntet, aber hier ist die schwarze Brühe mit der dicken Crema-Haube die reinste Offen­barung. Die Pads mit dem ab­gepack­ten Kaffee­pulver kann man in Indien mittler­weile einiger­maßen problem­los kaufen, erklärte mir die Be­sitze­rin, eine junge Dame aus Kanada, die den Laden zu­sammen mit ihrem indischen Mann betreibt. Auch das ist eine Art von Fort­schritt: Mit Schaudern erinnere ich mich an meinen einzigen „Espresso“ während des ersten Indien­besuchs im Jahr 1995, der zwar aus einer Espresso-Maschine kam, aber mit löslichem Kaffeepulver gebrüht war.

Am nächsten Tag versuchte ich dann eine Pizza Mar­gherita. Alles daran war frisch, denn wie mir erläutert wurde, sei das Be‑Happy-Geschäfts­prinzip ganz einfach: Mach es gut oder laß es. Die Pizza hatte nach ameri­kani­scher Art einen dicken, etwas krüme­ligen Boden und war mit frischen Tomaten und echtem Mozza­rella aus in­di­scher Pro­duk­tion belegt; dazu kamen noch ein paar Basilikum-Blätter, allerdings kein medi­terranes sondern süßes Thai-Basilikum (Horapha). Ich frage mich, ob das überall wild­wachsende Heilige Basilikum (Tulsi) es nicht mindestens ebenso gut getan hätte. Dieses aro­ma­ti­sche Kraut wird von Indern übri­gens niemals ge­gessen, höchstens kocht man einmal einen Kräuter­tee daraus.

Das Be Hap­py Café wagt sich auch in den öst­lichen Mittel­meer­raum und of­feriert sogar ein ziem­lich authen­tisches Hummus, also ein Kicher­erbsen­püree mit echtem Oliven­öl, Knob­lauch und Limetten­saft; dazu gibt es grüne Oliven (Import) und Weiß­brot (selbst­gebacken und richtig gut). Ins­gesamt kriegt dieser Laden bei mir (nach dem Über­raschungs­erfolg in Hampi) den zweiten Platz im Wett­bewerb um das beste Touri-Futter in Indien.


Bodhgaya 1 Rajgir

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