Landkarte
Nuwara Eliya Ella 2

Ella ඇල්ල/எல்ல (Sri Lanka)

Senna spectabilis (Fabaceae): Yellow flowering tree in a tea garden in Ella (Sri Lanka, Hill Country)

Die Prachtsenna (Senna spectabilis) blüht als Schattenbaum in einem Teegarten

Psophocarpus tetragonolobus: Winged bean flower and pod, seen in Ella, Hill Country, Sri Lanka

Eine Flügelbohne (Psophocarpus tetragono­lobus) blüht am Wegesrand

View from Little Adam's Peak towards the East Coast, near Ella, Hill Country, Sri Lanka

Trübe Aussicht vom Little Adam’s Peak

Spathodea campanulata (Bignoniaceae): Orange flowers of Tulip Tree in a tea garden in Ella (Sri Lanka, Hill Country)

Ein Vogel sitzt auf den feuerroten Blüten des Tulpenbaumes (Spathodea campanulata)

Liebe Birgit,

die kleine Ort­schaft Ella („Wasser­fall“) liegt auf etwas über 1000 m See­höhe am öst­lichen Rand des Berg­landes. Wie kein Ort bisher hat dieses Dorf eine Chance, zu einem jener für Süd­asien typi­schen „Traveller­paradiese“ aufzu­steigen, von denen aus Indien schon mehr­mals die Rede war: Ella ist land­schaft­lich sehr reiz­voll gelegen und bietet ein paar lohnende Ausflugs­ziele in der näheren Umge­bung, die auch die beiden größeren Berg­städte Bandara­wela und Badulla mit­umfaßt (davon mehr das nächste Mal). Eine sehr lebendige Szene von Guest Houses und Restau­rants hat sich hier bereits etabliert, der einzige Unter­schied zu indischen Orten wie Pushkar, Dharam­sala und Mamallapuram liegt im absurd hohen Preis­niveau, das hoffentlich mit mehr Kon­kurrenz bald fallen wird — obwohl man anderer­seits dem kleinen Dorf keine weitere Bau­tätigkeit zumuten will.

Eigentlich gibt es in Ella nicht viel zu se­hen, und die einzige Aus­nahme dazu ist zu­gleich hin­reißend und küm­mer­lich: Nur hundert Meter süd­östlich des Dorfes hat man von der Straße aus einen wunder­baren Blick in das Ella Gap”, ein schnur­gerades Tal, das einen weiten Ausblick bis in das flache Hinter­land der Ost­küste ermöglicht. Leider gibt es keinen passablen Aus­sichts­punkt dazu; statt­dessen muß man sich das Panorama wie ein Mosaik mental aus einzelnen Frag­menten zusammen­setzen, die man beim Blick durch kleine Lücken in der Vegetation erhält. Dem Kopf gelingt das ganz gut, der Kamera gar nicht.

Ella Ravana Falls waterfall near Aella, Hill Country, Sri Lanka

Ein Teil der Kaskade am Rawana-Wasserfall

Ancient Rock Temple Ravana Viharaya, near Ella, Hill Country, Sri Lanka

Innenraum im Ella Ravana Viharaya

Wildfire near Little Adam's Peak, Ella, Hill Country, Sri Lanka

Feuer!

Besser wenn­gleich immer noch sehr dunstig ist der Aus­blick vom so­genann­ten Little Adam’s Peak (Punchi Sri Padaya), einem eine drei­viertel­stündige Wande­rung ent­fernten Hügel. Als noch spekta­kulärer erwies sich ein Flächen­brand an der gegenüber­liegenden Berg­flanke, der dort in Windes­eile eine Wiese verzehrte; das infer­nalische Prasseln war kilometer­weit zu hören. Ein Ein­heimischer erklärte mir dazu, daß so etwas im Sommer häufig vorkäme, daß aber kein Grund zur Sorge bestehe: “We are an ever­green country” meinte er stolz, und da hatte er wohl recht: An der Grenze zum Wald kam das Feuer zum Erliegen, und selbst die paar Bäume auf dem Brandgebiet strahlten in gesundem Grün inmitten der schwarz verbrannten Erde.

Ein anderer Aus­flug führt zu dem etwa 6 km west­lich ge­lege­nen Wasser­fall Ravana Ella, der dem Ort Ella den Namen gegeben hat und in einem losen Zusammen­hang mit der im letzten Brief kurz umris­senen Hand­lung des Ramayana steht. Dort ergießt sich das Wasser in mehreren Stufen ziemlich laut­stark in die Tiefe und sammelt sich in einem kleinen Pool. Man kann auf der Suche nach der besten Per­spektive hals­brecherisch in den Felsen herum­klettern, aber die beste Aus­sicht auf den Wasser­fall hat man eigen­artiger­weise gleich von der vorbei­führenden Straße. Auf dem Weg von Ella zu diesem Wasser­fall kommt man übrigens an einem kleinen in den Felsen geschla­genen Tempel vorbei, der Ella Ravana Viharaya heißt und trotz dieses hinduisti­schen Namens mit bunten Buddha­figuren glänzt.

Local restaurant (Latha Bath Kade) in Ella, Hill Country, Sri Lanka

… und hier gut.

Tourist restaurant in Ella, Hill Country, Sri Lanka

Hier ißt man teuer …

Die Verpfle­gung in Ella er­for­dert etwas Re­cher­che: Eine Reihe un­faß­bar über­teuer­ter Touri-Knei­pen am Straßen­rand be­herrscht das Ge­schäft, und es braucht gewissen Spür­sinn, um die weni­gen Essens­stätten für Ein­heimische aus­findig zu machen. Aus Rück­sicht auf das Ge­schäft ihrer touristen­bedienen­den Ver­wandten ver­zichten diese nämlich auf jed­wede Wer­bung, und so findet das Latha Bath Kade (den „Reis­laden von Frau Lata“) nur, wer Sinhala lesen kann (für die anderen: Auf der Passara Road nach ca. 100 m rechts, gleich nach dem Avocado­baum). In einer Reihe von schönen irdenen Töpfen warten dort kompetent gekochte Curries auf Inter­essenten. Das ganze hat weniger Restaurant- als Familien­atmosphäre, denn die Köchin werkelt gut sichtbar im Neben­raum vor sich hin, die Kinder des Hauses schreiben ihre Schul­aufgaben, und ständig fragt jemand besorgt nach, ob man die vielen Chilies denn über­haupt aus­halten könnte. Für Touristen fallen die Por­tio­nen größer aus, und man bekommt auf Wunsch sogar Be­steck und jedes Gericht in einem Schäl­chen extra serviert statt auf den Reis geklatscht; ich vermute, das schlägt sich auch im Preis nieder, aber das soll mir ausnahms­weise einmal egal sein.

Sri Lankan Food: Fish Curry with Goraka and Tamarind

Fischcurry im Gebirge

Sri Lankan Food: Fried jackfruit seeds snack

Geröstete Jackfruitsamen

Sri Lankan Food: Jackfruit seed curry

Jackfruitsamen-Curry

Bereits an meinem ersten Tag wurde ich mit einem exoti­schen Gericht aus ge­koch­ten Jack­fruit-Samen be­glückt — ge­röstet und als Snack kannte ich sie schon von anders­wo, aber hier wurden sie wirklich in einem Curry ver­kocht, wobei sie ein bißchen wie über­große Bohnen wirkten und auch so ähnlich schmeck­ten. Etwas un­vermutet gab es auch Fisch, der offenbar täglich frisch von der Küste herauf­transpor­tiert wird und der ganz er­frischend mit Goraka und Tamar­inde gesäuert war. Aber meinen heutigen Bericht will nicht nicht den Curries, sondern einem anderen Aspekt der sri­lanka­nischen Küche widmen.

Zu Rice and Curry ge­hören näm­lich nicht nur Reis und Curry, sondern als dritte Kom­ponente noch Sambol (auf Tamil immer und auf Sinhala oft auch Sambal ge­schrie­ben). Dabei han­delt es sich um pikante Würz­zutaten, man­che da­von ein­ge­legt (und damit dem indi­schen Achar recht ähnlich), andere frisch zu­bereitet und manch­mal mehr krümelig als saucig. Ich gebe Dir jetzt einen Über­blick über die Erfah­rungen der letzten Wochen, auch wenn ich natürlich nicht alles davon in Ella gegessen habe.

Sri Lankan Food: How to grate coconut

Kokos wächst nicht in der Plastiktüte!

Sri Lankan Food: Alternanthera sessilis, Mukunuwenna (raw green leaved with shredded coconut)

Mukunuwanna

Sri Lankan Food: Pol Sambol (Coconut Sambal condiment with Chili and Curry leaves)

Pol Sambol

Das sim­pel­ste Rezept dieser Art ist Pol Sambol oder Kokosnuß­sambol: Frisch ge­raspel­tes Kokosnuß­fleisch, das mit ge­hackten Zwiebeln, ge­röste­ten Senf­samen, Curry­blättern und etwas Limetten­saft sowie einer satten Men­ge Chili­pulver abge­schmeckt wird. Eine mil­dere Variante davon, die manch­mal auch zu den Gemüse­curries gezählt wird, kommt ohne Chili aus und wird statt­dessen mit rohen Blättern einer als Mukunuwenna bekannten Pflanze (Altern­anthera sessilis) vermengt. Natür­lich hat man außer­halb der Tropen selten die Wahl, aber ich muß doch darauf hin­weisen, daß der Unter­schied zwischen echter, frischer Kokos­nuß und den plastik­verschweißten Trocken­produkten etwa so ist wie der zwischen Rinder­filet und Suppenfleisch.

Sri Lankan Food: Seeni Sambol (Fried onion sambal condiment)

Seeni Sambol

Sri Lankan Food: Umbalakada Sambol (Maldive Fish Sambal condiment)

Umbalakada Sambol

Sri Lankan Food: Katta Sambol (Chili and raw onion sambal condiment)

Katta Sambol

Unter den saucigen Ver­tretern ist der Katta Sam­bol am ver­breitet­sten: Das ist einfach eine Paste aus ge­stampften Zwiebeln und Chilies, und er muß schnell ver­braucht werden, weil die Zwiebel­stücke sonst oxidieren und einen faden Geschmack an­nehmen. Was Du in Deutsch­land (sel­ten ge­nug) unter die­sem Namen kau­fen kannst, heißt hier Umbalakada Sambol oder Fisch­sambol und enthält neben viel Chili auch eingesalzenen und getrockneten Thunfisch, was ihm einen besonders würzigen Geschmack verleiht. Den liebe ich besonders, aber man bekommt ihn nur selten.

Ebenfalls auf Zwiebel und Chili basiert der Seeni Sambol („Zucker-Sambol“): Glasig geröstete Zwiebel­ringe werden mit Chili ver­mengt. Die Schärfe wird aber durch viel Zucker und Tamar­inden­wasser ziemlich abge­puffert, und daher schmeckt er deutlich milder und fruch­tiger, als man es nach seiner knall­lroten Farbe erwarten würde; darin ähnelt er dem allerdings viel stärker gerösteten indonesischen Sambal Manis.

Sri Lankan Food: Sweet-fiery chili paste

“Chili Paste”

Sri Lankan Food: Salad from Onions, Tomatoes and Nayi Miris (Capsicum chinense)

Salat für Lederzungen

Zum ersten Mal wurde ich in Ella mit dem Nayi Miris kon­frontiert, jenem super­scharfen Chili, den ich zuvor nur von Märkten und Haus­gärten kannte. Man ser­vierte mir nämlich einen auf den ersten Blick sehr harmlos aus­sehenden Salat aus Zwiebeln, Tomaten und Paprika­stücken — aber dabei handelte es sich eben nicht um Gemüse­paprika, sondern um einen Chili aus der Klasse „Die Schärfsten der Scharfen“, dessen blumiges Aroma perfekt zum er­frischen­den Limetten­saft paßte; von der Schärfe her nahm es dieser Salat mit einem thai­ländischen Laab problemlos auf.

In Nuwara Eliya be­kam ich auch ein­mal ein sehr wohl­schmecken­des Pro­dukt, das trotz seiner bröseli­gen Kon­sistenz als “Chili Paste” be­zeich­net wurde: Es be­stand aus grob ge­mahle­nen Trocken­chilies sehr dunkler Farbe, wahr­scheinlich geröstet, und etwas Öl. Der Ge­schmack war ent­sprechend feurig und hatte auch etwas Süß­liches und zu­gleich etwas Fermen­tiertes, was mich an eine groß­artige chinesische Tisch­würze erinnerte, nämlich ge­mein­sam in Öl einge­legte getrock­nete Chilies und fermen­tierte Sojabohnen (Douchi la jiang, 豆豉辣酱).

Die vorherr­schende Farbe bei allen diesen Bildern ist Rot; und das erklärt vielleicht auch, weshalb sich so wenige Touristen in die lokalen Restau­rants verirren, sondern lieber bei teuren Pizza- und Nacho-Imitaten über das viel zu scharfe Essen dieses Landes philo­sophieren. Suum cuique!

P.S.:Vier Jahre und zwei Monate später war ich nochmals kurz in Ella. Durch die etwas spätere Jahres­zeit standen viel mehr Pflanzen in Blüte, und ich habe daher drei Photos nachgetragen.


Nuwara Eliya Ella 2

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