Landkarte
Imphal 1 Siehe auch Aizawl Imphal 3

Imphal 2 ইম্ফাল/ꯏꯝꯐꯥꯜ (Manipur)

Sri Sri Govindaji Mandir Hindu Krishna temple in Imphal, Manipur (Northeast India)

Wasserbecken hinter dem Govindaji Mandir

Stone idols at Bijoi Govindaji Mandir Hindu Vishnu temple in Imphal, Manipur (Northeast India)

Steinidole auf den Stufen zum Bijoi Govindaji Mandir

Sri Sri Govindaji Mandir Hindu Krishna temple in Imphal, Manipur (Northeast India)

Der Sri Sri Govindaji Mandir ist der wichtigste Vishnu-Tempel von Imphal

Bijoy Govindaji Mandir Hindu Krishna temple in Imphal, Manipur (Northeast India)

Die zwei Kuppeln des Bijoi Govindaji Mandir

Liebe Birgit,

ich bin im­mer noch im exo­ti­schen und von Indien maxi­mal ver­schie­de­nen Imphal. Eigent­lich gibt es gar nicht so viel zu sehen, aber die Mög­lich­keit, dieses so lange ver­schlos­sene Land etwas genauer kennen­zu­lernen, will ich mir natür­lich nicht ent­gehen lassen.

Die Meitei sind zu fast 90% Hindus und hängen der Vaish­nava-Sekte an, in der Vischnu als oberste Gott­heit verehrt wird; des­halb gibt es in der Stadt eini­ge grö­ßere Tem­pel, die alle Krischna, den bis­lang letz­ten Avatar die­ses Got­tes, in den Mittel­punkt stel­len. Diese Tem­pel sind meist ver­schlos­sen, zeichnen sich aber durch ein­heit­liche Archi­tektur mit zwei Kuppeln über de Heilig­tum aus. Wirklich beson­ders gläubig kommen mir die Leute aber nicht vor, was man schon daran merkt, daß nur die Brahmanen­kaste dem Vege­tarier­tum huldigt, und selbst da nicht alle; Fisch ißt so­wieso jeder, das gilt ihnen offen­bar als schwimmendes Gemüse.

Der wich­tig­ste Tem­pel ist der Sri Sri Govinda­ji Man­dir, der ur­sprüng­lich am Palast­gelände lag, aber vor 100 Jahren in einen Neu­bau „spiri­tuell trans­feriert“ wurde; Govinda, der „Herr der Kuh­hirten“, ist ja ein häufiger Bei­name Krishnas. An der Süd­seite des Haupt­gebäudes mit den zwei weißen Kup­peln liegt ein kleiner heiliger Teich. Einen wei­teren, den Bijoi Govindaji Mandir, findet man einen Kilo­meter westlich des Marktes; er über­raschte mich mit zwei Stein­idolen, die mit Lotus­blüten geschmückt waren. Beide Tempel hinter­lassen keinen allzugroßen Eindruck, ganz besonders, wenn sie verschlossen bleiben.

Royal divine couple at Ibudhou Pakhangbagi Shanglen Meitei Hindu temple in Imphal, Manipur (Northeast India)

Ibudhou Pakhangba mit Dame

Ibudhou Pakhangbagi Shanglen Meithei Hindu temple in Imphal, Manipur (Northeast India)

Der Ibudhou Pakhang­bagi Shang­len

Am Gelän­de des Kangla-Pa­lastes findet man aber einen inter­essan­teren Tempel in einem eigen­wil­lig eckigen Stil: Den Ibudhou Pakhang­bagi Shang­len. Der kleine Innen­raum ent­hält ein Kult­bild eines Götter­paares; ich nahm natür­lich sofort an, es würde sich um Radha und Krishna han­deln, aber weit ge­fehlt: Das sei Ibudhou Pakhangba mit seiner Frau, er­klär­te mir der Brahmane, der gött­liche Stamm­vater der Mei­tei-Könige. Dadurch auf­merk­sam geworden, stell­te ich fest, daß man hier überall auf Götter­paare stößt, offen­bar ein Erb­stück aus der vor­hinduisti­schen Meitei-Religion. Ein solches Paar findet man sogar am Ima Keithel. Ich vermute, daß der Hinduismus hier wieder einmal seine integrierende Kraft bewiesen hat und die „alten“ Paare teilweise mit dem „neuen“ (also Radha und Krishna) verschmolzen sind.

Second World War Cemetary in Imphal, Manipur (Northeast India)

Soldatenfriedhof

Lakshmi Bazar market hall at Kwairamband Nupi Keithel in Imphal, Manipur (Northeast India)

Eine der drei Markthallen

Unter den weni­gen wei­te­ren Se­hens­wür­dig­keiten ist eigent­lich nur der Sol­daten­fried­hof mit Kriegs­denkmal zu er­wähnen; er sieht dem in Kohima natur­gemäß sehr ähnlich und wirkt äußerst gepflegt. Die meisten Grab­steine sind mit einem Kreuz geschmückt, und manche tragen auch persön­liche Ab­schieds­worte an den Ge­fal­lenen; bei “Known to all as Buffalo Bill” konnte ich mich eines Schmunzelns nicht erwehren.

Zurück zum Eß­ba­ren: Die exo­ti­sche Küche dieses Ortes läßt mich nicht los, ob­wohl ich mir eigent­lich sicher bin, daß sie mir Binnen­länder etwas zu fischig ist. Auto­chthone Küche be­kommt man, wie so oft, am besten in der Um­gebung des Marktes, und die beste Adres­se war die kleine „Cafe­teria“ im Ober­geschoß des Purana Bazar; das ist die nord­west­liche der drei riesigen, schweins­rosa gefärbten Markt­hallen am Kwairam­band Nupi Keithel, die in ihrem Stil an einen etwas aus dem Leim gegangenen nepalischen Tempel erinnern.

Manipuri/Indian Food: Iromba vegetable soup with fermented fish and Umorok chile

Brennend scharfe Iromba aus verschiedenem Gemüse mit Umorok

Manipuri/Indian Food: Beef curry

Rindfleischcurry gehört zu den wenigen Dingen, die man in der Caféteria nicht bekommt

In einem über­raschend klei­nen und meist leeren Lokal be­kommt man dort schmack­hafte Mani­puri-Speisen, die zu­meist frisch zu­berei­tet werden und ent­spre­chend lange dauern; nur einige wenige Dauer­bren­ner wie Iromba und Kangsoi sind ständig ver­füg­bar. Mir ist es ein Rätsel, warum sich nicht mehr Be­sucher dieser sehr wuseli­gen Markt­halle hierher­ver­irren, aber an­geblich sind diese Hallen noch ganz neu, und des­halb hat sich das Angebot wohl noch nicht ganz herum­gespro­chen. Ich komme jeden­falls fast täg­lich hierher und lasse mir von der äußerst charmanten jungen Dame namens Jagad­dhatri, die hier die Kunden­betreuung führt, ein Menü zusammen­stellen; ihr Englisch ist blüten­rein (sie hat in Süd­inden studiert), und bald will sie zu ihrem zu­künfti­gen Gatten nach Nepal ziehen — natürlich eine Liebes­heirat. Die Eltern haben eigentlich gar keine Freude mit dem fremden Land, aber die Meitei-Mädchen lassen sich in Liebesdingen nicht viel dreinreden.

Und so ma­chen sie mir jeden Tag ir­gend­ein Ge­müse, das man auch sonst­wo in Nord­indien es­sen könnn­te, wie zum Bei­spiel Alu Gobhi, also ei­gent­lich „Kartof­feln mit Kar­fiol“; aber statt Kar­fiol kam Broc­coli zum Ein­satz, den man sonst in Indien sel­ten sieht, und das ganze war schwerst kreuz­kümmel­lastig. Jeden Tag gibt es eine andere Vari­ante von Iromba, dem be­kann­ten Gemüse­gericht mit der inten­siven Note von fer­men­tier­tem Fisch (Ngari). Es wird aus aller­lei ver­schie­denem Gemüse bereitet: Kartof­feln, Bohnen, aber auch den Samen von Parkia javanica, die gerade Saison haben; am besten schmeckte mir natürlich die Version, die nur aus fer­men­tierten Fisch mit grünen Chilies bestand und die damit einen ganz starken Würz­saucen-Charakter annahm.

Eine An­zahl ver­schie­dener Fisch­curries aus frit­tier­tem oder auch nur ge­köchel­tem Fisch habe ich auch schon durch, wo­bei die mei­sten von der Kon­sis­tenz her weniger an einen indi­schen Curry als eher an eine sehr gehalt­volle medi­terrane Fisch­suppe erinnern und auch nur milde gewürzt sind; aber der Umorok liegt ja immer bereit.

Manipuri/Indian Food: Soupy fish curry

Fischcurry

Manipuri/Indian Food: Split-gill mushroom stew (Kangla-yen, Schizophyllum commune)

Ragout aus Baumpilzen (Kangla Uyen)

Manipuri/Indian Food: Cooked bamboo shoots (Wa)

Geschmorter Bambus (Wa)

Aber inter­essan­ter sind die Sa­chen, die man anders­wo in Indien nicht be­kommen könn­te. Dazu zählt zu­erst ein­mal Bam­bus, der mir in Form eines wür­zigen Schmor­gerichts aus an­genehm zä­hen Strei­fen ser­viert wurde; durch die Fer­menta­tion schmeck­te er leicht säuer­lich. Des ab­solu­ten Star an Exo­tik, einen kaker­laken­artig wir­ken­den riesen­großen Käfer mit grün­lichem Rücken­panzer und fiesem Gesichts­ausdruck, habe ich aber zur großen Ver­wun­derung der Damen aus­geschla­gen und mir statt­dessen einen Baumpilz ge­wünscht — ja, richtig, ein zähes, auf Bäumen wild wach­sendes Zeug namens Schizo­phyllum commune (Spalt­blättling). Der ge­trock­nete Frucht­körper wird in Salz­wasser ge­wässert, wo­durch er gleich­zeitig ge­säubert wird; danach werden die bräun­lichen, elastischen Stücke zu einer Art Ragout verkocht. Es schmeckte etws pilzig und modrig, aber nicht schlecht. Dieser Pilz wächst übrigens welt­weit, aber bei uns käme nie­mand auf den Ge­dan­ken, ihn essen zu wollen.

Moghul/Indian Food: Long-simmered yoghurt chicken (Murg Korma)

Mogulisches Murg Korma

Manipuri/Indian Food: Dried shrimps with fried nakupi garlic leaves (Khajing)

Trockengarnelen mit frittierten Lauchblättern (Khajing)

Manipuri/Indian Food: Fermented soybean paste with Naga jolokia chile (Hawaijar)

Fermentierte Sojabohnen (Hawai­jar) mit Umorok

Die aus fer­men­tier­ten Soja­boh­nen und Umorok, dem super­scharfen Lokal­chili, be­rei­te­te Sauce Hawai­jar schmeckt so un­indisch wie nur mög­lich, fin­det aber (wie bereits berichtet) durch­aus Par­alle­len in anderen Nord­ost-Küchen. Man kann sie auch statt Trocken­fisch im Kangsoi ein­setzen, und ich ge­stehe, daß mir dieser Ur­laub von den stän­digen Fisch­noten große Freude bereitete. A propos Freude: In der Cafe­teria bekommt man auch den besten Schwarz­tee des Nord­ostens, den die für­sorgliche Jagaddhatri mit fri­schen indi­schen Lor­beer­blättern aromati­siert.

Einmal über­raschte mich diese Traum­frau so­gar mit eine klas­sisch nord­indi­schen Schmor­gericht moguli­scher Prä­gung, näm­lich einem Hühner-Korma, das lehr­buch­haft zu­berei­tet war: Die Joghurt-Sauce wird ganz ein­gekocht, bis sie sich vom Fett trennt und gänzlich an den butter­zarten, aroma­tisch gewürzten Fleisch­stücken haftet. Das habe sie von anderen Studenten an der Uni gelernt, meinte sie grinsend.

Wenn man ein­mal etwas ande­res es­sen will, kann man sich im Ima Keithel eine ähn­liche, aber wesent­lich ein­fachere Küche in rusti­kalem Am­biente gönnen, im Moslem-Viertel gleich über der Straße Beef Curry pro­bieren oder in einem Gewirr von Gäß­chen namens Paona Gali die “meat hotels” besuchen, kleine Knei­pen, deren aus­schließ­lich männ­liches Publikum fleisch­lichen Genüs­sen und gei­sti­gen Ge­tränken huldigt; ähnlich wie in den Newari-Kneipen von Kath­mandu bekommt man dort ver­schie­dene würzige kalte Speziali­täten, aller­dings ist die Atmo­sphäre wegen verschie­dener Trunken­bolde und anderer zweifel­hafter Ge­sel­len nicht ganz stuben­rein. Am besten geschmeckt hat mit (neben gebra­tenem Schweine­bauch) eine pikante Spezialität aus Trocken­garnelen und knusprig frit­tierten Blät­tern einer als Nakupi bezeich­neten Pflanze (Allium odorum), die stark an chinesi­schen Schnitt­knoblauch erinnert. Es gibt hier übrigens noch einen zweiten Lauch, mit etwas breiteren Blättern und einem mehr zwiebel­ähnlichem Geruch (Napakpi, Allium hookeri).

P.S.: Die botanische Identität von Kangla Uyen war ursprünglich falsch als Flechte angegeben; diesen Fehler habe ich erst 2014 entdeckt und korrigiert.


Imphal 1 Imphal 3

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