Landkarte
Shivkhori Bundi

Jaipur जयपुर (Rajasthan)

Ajmer Pol (Pink City South Gate) in Jaipur, Rajasthan (India)

Das Ajmer Pol ist das Südtor der Pink City

Inside the Pnk City of Jaipur, Rajasthan (India)

In der Pink City

Mosque within the Pink City in Jaipur, Rajasthan (India)

Moschee in der Pink City

Liebe Birgit,

nun bin ich also in Rajas­than, dem „Land der Köni­ge“, dem tou­ris­tisch belieb­testen und in den Indien-Prospek­ten aller Reise­anbieter ent­spre­chend re­präsen­tierten Bundes­staat. Hier reist man im Troß der Touristen­massen und Massen­touristen — aber es ist das auch wert. Mit Jaypur besuche ich gleich zu Beginn einen der über­laufensten Orte, wo man alle negativen Begleit­erschei­nungen des Touris­mus auf engstem Raum und im höchs­ten Aus­maß studieren kann, und (wenn dazu Zeit bleibt) auch einge der be­ein­druckend­sten Sehens­würdig­keiten Raja­sthans zu Gesicht bekommt.

Eigentlich wollte ich ja zuerst nach Bundi, aber nach der 23­stündi­gen Bus­fahrt von Jammu stand mir nicht der Sinn nach weite­rem Trans­port. Also blieb ich hier, und das war eine gute Ent­scheidung: Nach einer Stunde in der Stadt macht mein Laptop mit kaputtem Mainboard schlapp, aber hier, in der Hauptstadt, läßt sich so etwas relativ leicht reparieren; und die Zeit konnte ich zu Spaziergängen in der atmo­sphärischen “Pink City” nutzen. Darunter versteht man ein ungefähr rechteckiges, ummauertes und mehrere Kilometer großes Areal, dessen Häuser nach einem gemeinsamen Plan errichtet und schweinchen­rosa angepinselt sind. Die schnur­geraden Straßen sind von Bazaren gesäumt, in denen man von Seiden­saris und Chilis bis zu Digital­kameras so ziemlich alles kaufen kann, und zwar (wie im Orient üblich) gassen­weise nach Branchen geordnet.

Big Sundial Vrihat Samrat Yantra in Jantar Mantar, Jaipur, Rajasthan (India)

Die große Sonnenuhr Vrihat Samrat Yantra im Jantar Mantar

Tourist Elephant in Amber Fort, near Jaipur, Rajasthan (India)

Bunt geschmückter Elefant zum Touristentransport in Amber

Hawa Mahal (Palace of Winds) in Jaipur, Rajasthan, India

Der „Palast der Winde“ (Hawa Mahal)

Diwan-e-Am in Amber Fort, near Jaipur, Rajasthan (India)

Der Thronsaal Diwan-e-Am im Fort von Amber

Das Wahr­zeichen der Stadt ist der Hava Mahal, der „Palast der Winde“, eine groß­artige Fassade mit minimalem Hinter­bau, der nur e­rrichtet wurde, um den feinen Damen der Stadt eine standes­gemäße Kulisse zum Auf-die-Straße-Blicken zu ver­schaffen. Außer­dem gibt es noch einen Stadt­palast, eine Ceno­taphen­sammlung und eine astro­nomische Stern­warte namens Jantar Mantar, was „Gerät und Formel“ bedeutet (Sanskrit: Yantra Mantra) und in diesem Zusammen­hang soviel wie „Praxis und Theorie“ heißen soll. Man findet dort unter anderem eine knapp 30 m hohe Sonnen­uhr mit einer Gang­genauigkeit von ein paar Sekunden; der Schatten der abge­schrägten Mauer fällt auf zwei viertel­kreis­förmige Skalen rechts und links der Mauer.

Sehr se­hens­wert ist noch der Palast in Amer, ein paar Kilo­meter außer­halb der Stadt. In der Lite­ratur wird dieser Platz übri­gens „Amber“ ge­schrie­ben, aber das B darinnen ist eine Er­findung der Eng­länder. Das malerische Fort Amer liegt inmitten steiniger, dürr bewachsener Berge und dient auch gerne als romantische Kulisse für Hindi-Schnulzen. Zu diesem Anlaß habe ich mir in einem der großen Kino­pläste auch ein solches Bolly­wood-Produkt angesehen, man kriegt aber irgendwie Zahnweh von all dem süßen Kitsch; spannender als den Film fand ich das Verhalten des Publikums, das bei manchen offenbar besonders witzigen Szenen zu klatschen begann, ganz so als ob die Schauspieler physisch anwesend wären.

Desto we­niger kitschig, son­dern schon rich­tig em­pörend sind die Er­leb­nisse mit Ein­heimi­schen, die man auf der Straße trifft. Damit meine ich nicht die all­gegen­wär­tigen Sou­venir-Verkäufer und -Keiler, wie man sie ja auch anderswo findet. Jaypur hat nämlich ein ganz besonderes Ärgernis, und das sind die Edelstein­verkäufer. Die geben sich nämlich nicht mit ein paar Hundert Rupye Reibach zufrieden, sondern wollen einem die Birne weich­schwatzen, damit man für ein paar Lakh eine Groß­ladung roher Steine kauft, und nach Europa schmuggelt, wobei der angeb­liche Gewinn dann geteilt werden soll. Die Masche wird seit Jahr­zehnten praktiziert, und offenbar finden sich immer noch ein paar Dumme, die sich trotz vielfacher War­nungen auf ein solches Unter­nehmen ein­lassen; anders kann ich mir nicht erklären, daß man jeden Tag von ein paar krimi­nellen Ratna-Wallahs genervt wird.

Wholesale Chili Vendor in Jaipur, Rajasthan (India)

Chili-Großhändler

Indian Food: Tandoori Fish

Tandoori Fish

Vegetable markte and Chand Pol (West Gate) of Pink City, Jaypur, Rajasthan (India)

Gemüsemarkt am Westtor (Chand Pol) der Pink City

Auf den Ge­würz­bazaren fiel mir gleich auf, daß man neben dem üblichen ziegel­roten Chili­pulver auch ein hoch­rotes und wesent­lich milderes Produkt bekommen kann, das etwa mit mittel­scharfem ungari­schen Rosen­paprika vergleich­bar ist und als Deshi Mirch (also „Chili vom Land“, im Sinne von „ein­heimisch“) bezeichnet wird, um es von den aus ande­ren Bundes­staaten im­portieren Standard-Scharf­machern zu unter­scheiden. Auch der schwarze Cardamom ist sehr stark vertreten und dominiert sogar die hier übliche Version der Garam-​Masala-Mischung, die sonst überall grünen Cardamom bevorzugt.

Die Ver­pfle­gung in Jaipur fährt zwei ver­schie­dene Schie­nen: Zum einen gibt es durch die fürst­liche Ver­gan­gen­heit und mit ihrem vom Mogul-Stil be­ein­flußten Lebens­stil viel­fach sehr gute mogulische Küche, darunter ganz ausgezeichneten Biryani mit Schaf- oder Hühnerfleisch; die echten Spezialitäten der raja­sthani­schen Hindu-Küche schmecken dagegen eher rustikal und sind mitunter von über­raschender Schärfe. Die beiden Koch­stile sind auch räumlich getrennt, da die fleischlastige mogulisch inspirierte Küche von Moslems gepflegt wird, von denen die meisten vor dem Westtor der Pink City (Chandpol) ihre Restaurants betreiben. Neben dem Biryani (leider mit Lebens­mittel­farbe und nicht mit Safran) bekommt man dort auch diverse Schmor­gerichte (Korma) ver­schiedener Schärfe, die mit großzügigen Mengen ganzer Pfeffer­körner punkten können. Auch mit dem Lehm­ofen können die Jaipuris gut umgehen, und so bekommt man nicht nur knuspriges Fladenbrot wie Tanduri Roti und Naan, sondern auch tandoori chicken und sogar tandoori fish.

Indian Food: Masala Mirch (Chili Fry) from Jaipur, Rajasthan

Mirch Masala ist nichts für Schärfeempfindliche

Indian Food: Spinach Pakora with coriander seeds

Pakora mit ein paar grünen Spinatblättern und vielen Korianderkörnern

Ice Cream (Chocolate, Kewar, Saffron) eaten in Jaipur, Rajasthan, India

Eiscrème: Schokolade, Safran und Kewra

Chay Wallah in the Pink City of Jaipur, Rajasthan, India

Der Teehändler in der Altstadt

Die bil­ligsten Ver­pfle­gungs­stätten in der Pink City ser­vieren da­gegen Hindu-Spezia­litäten, z.B. Mirch Masala, das sind ein­fach grüne Chili­schoten, die not­dürftig ent­kernt und danach als Gemüse mit Zwiebel und einer Gewürz­paste in der Pfan­ne ge­schmort werden. Das hinter­läßt Ein­druck bei den Schweiß­drüsen! Auch andere Gemüse­gerichte haben durchaus Pepp; man findet das ganze En­semble der nord­indischen Gemüse, von Blumen­kohl bis zu Okra. Dagegen schmeckt das Dal etwas lasch, aber da bin ich wohl noch aus Jammu verwöhnt.

Nach all den schar­fen Spei­sen hatte ich dann Durst be­kom­men und ver­suchte, einen Tee­händler in der Alt­stadt davon zu über­zeugen, daß er mir fünf Gläser unge­zuckerten Schwarz­tee ver­kaufen solle — das ist in Indien nur wenig ein­facher, als es in Deutsch­land wäre, authentisches indisches Essen zu bekommen. Er besprach sich mit einem Passanten, der sich (in besserem Englisch) bei mir nach der Richtigkeit der Bestellung erkundigte und neugierig nachfragte, wo denn meine vier Freunde seien. Schließlich machte sich der Chay-Wallah an die Kocherei und zeigte mir mit verschmitzter Miene einen Sack voller Pfeffer­körner als optionale Zutat zum Tee; auf mein begeistertes Nicken hin mahlte er sie auf einer Steinplatte staubf­ein und ließ Wasser, Teeblätter und einen guten Teelöffel Pfeffer gemeinsam minuten­lang kochen. Die Folge war auch nach dem Abseihen ein ordentliches Sediment aus Pfefferpulver, das nach und nach weitere Schärfe abgab, so daß die letzte Tasse schon eher wie ein Pfeffer-Chutney schmeckte. Ich nahm mir vor, Stamm­kunde zu werden.

Sehr er­freulich ist die Aus­wahl an Eis­speziali­täten. Trotz der „kalten“ Jahres­zeit kann man hier tags­über schon mit 25 Grad rechnen, und da entwickle ich doch Lust auf ein Eis oder einen Shake. Man findet die auch aus Europa bekannten Eissorten, von Schokolade bis Black Currant, aber es gibt auch landes­typische Schleckereien: Safran–Pistazie gehört zu meinen Lieb­lingen, und ganz besonders toll finde ich Kewra. Das Eis bekommt man entweder pur in Tüten oder Bechern, oder auch als Shake gemischt mit einer offenbar mit einem Ver­dickungs­mittel cremiger gemachten Sahne; ein Shake mit zusätzlich schwim­mender Kugel Eis heißt Float, und das hat sich eindeutig als meine Lieblings­form erwiesen.


Shivkhori Bundi

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