Landkarte
Kandy 1 Siehe auch Periyar, Matale Kandy 3

Kandy 2 මහනුවර/கண்டி (Sri Lanka)

Cabbage Palm Avenue (Roystonea oleracea) in Peradeniya Royal Botanical Garden, near Kandy (Mahanuwara), Sri Lanka

Allee der Königspalmen

Jungle vegetation in Peradeniya Royal Botanical Garden, near Kandy (Mahanuwara), Sri Lanka

Dschungelatmosphäre

Lawn in Peradeniya Royal Botanical Garden, near Kandy (Mahanuwara), Sri Lanka

Wiese

Torch Ginger flower (Etlingera elatior) in Peradeniya Royal Botanical Garden, near Kandy (Mahanuwara), Sri Lanka

Fackelingwer, Etlingera elatior

Seychelle Palm Avenue (Double Coconut, Lodoicea maldivica) in Peradeniya Royal Botanical Garden, near Kandy (Mahanuwara), Sri Lanka

Die Allee der Doppelten Kokosnußpalmen

Coco de mer (Double Coconut, Lodoicea maldivica) fruits in Peradeniya Royal Botanical Garden, near Kandy (Mahanuwara), Sri Lanka

Doppelte Kokosnüsse

Liebe Birgit,

ich bin immer noch in Kandy und möchte Dir heute von einigen Aus­flügen in die Um­gebung berichten, bei denen ich meiner botani­schen Leiden­schaft in vollen Zügen frönen konnte. Denn rings um Kandy er­streckt sich nicht nur ein Gewürz­anbau­gebiet, son­dern man kann auch noch in das nur fünf Kilo­meter ent­fernte Peradeniya fahren, wo der meiner Meinung nach schönste botani­sche Garten Asiens lockt — über den Ein­tritts­preis schweige ich mich aus (zwanzig­mal das, was Ein­heimi­sche berap­pen).

Der Garten ist ebenso­sehr eine botani­sche Schatz­kiste wie ein grün–ästheti­scher Erholungs­ort. Einzelne Bezirke sind thema­tisch bepflanzt (Gewürz­garten, Ayur­veda-Garten, Palmen­sammlung), andere dagegen nach den Regeln der Garten­bau­kunst gestaltet, und so gibt es große Wiesen mit Blumen­beeten, mit bunt blü­hen­den Ranken über­spann­te Tor­bögen und als einzig­artige At­trak­tion mehrere Palmen­alleen, die mit ihrer enormen Höhe und Schlank­heit an gothische Kathe­dralen er­in­nern. Am schönsten sind be­stimmt die Royal Palm Avenue mit Roystonea regia und die Cabbage Palm Avenue mit R. oleracea, aber botanisch kann die Seychellen­palme (oder Coco de Mer) Lodoicea maldivica mehr punkten: Diese nur auf zwei Seychellen-Inseln vor­kommende Palmen­art produziert riesige Stein­früchte mit bis zu 40 kg; die Samen allein können 15 kg errei­chen. Halb­verweste, nicht mehr keim­fähige Früchte schafften es immer wieder, bis zu den Male­diven zu schwim­men und deren Ein­wohnern ein unlös­bares Rätsel aufzu­geben: Wachsen Bäume am Meeres­grund? Daher kannten auch euro­päische See­fahrer diese „Doppelten Kokos­nüsse“, lange bevor die Seychellen entdeckt wurden.

Fragrant Screw Pine Tree, Pandan (Pandanus amaryllifolius) in Peradeniya Royal Botanical Garden, near Kandy (Mahanuwara), Sri Lanka

Stützwurzeln und Triebe einer Pandanus-Palme

Strophantus preussii in Peradeniya Royal Botanical Garden, near Kandy (Mahanuwara), Sri Lanka

Herzliche Grüße von Strophantus preussii

Nutmeg flower (Myristica fragrans) in Peradeniya Royal Botanical Garden, near Kandy (Mahanuwara), Sri Lanka

Muskatblüte

African Calabash Nutmeg fruit (Monodora myristica) in Peradeniya Royal Botanical Garden, near Kandy (Mahanuwara), Sri Lanka

Kalebassen-Muskat

Im Gewürz­garten kann man einige der in Sri Lanka ange­bauter Gewürz­pflanzen sehen, darunter Muskat, Nelken, Piment, Cardamom und weitere, aber per­verser­weise keinen Zimt (ob­wohl dieser ja en­demisch ist). Dort steht auch eine ausge­sprochen schöne Pandanus-Palme, deren duftende Blätter ein in Sri Lanka weit­verbrei­te­tes, sonst aber in ganz Süd­asien so gut wie unbe­kanntes Gewürz liefern; Du kennst es wohl eher von südost­asiati­schen Süß­speisen, die oft auch noch knallig grün ge­färbt werden. Erst­mals sah ich dort auch einen Kale­bassen-Muskat­baum, eines der ganz raren afrika­nischen Gewürze und im Handel so gut wie niemals er­hältlich. Gewürz­technisch ähnlich ergie­big war der ayur­vedische Heil­pflanzen-Garten, wo ver­schie­dene Heil- und Gift­pflanzen be­wundert werden können. Ich fand dort eine sehr schöne Popula­tion von Langem Koriander; diese distel­artig wir­ken­de und per­fekt nach Koriander­kraut riechende Pflanze habe ich zwar einige Male im nepali­schen Hima­laya ge­sehen, sie scheint aber in Süd­asien sonst nicht be­son­ders ge­bräuch­lich zu sein.

Weniger erfolg­reich verlief die Be­sichti­gung kom­mer­zieller Gewürz­gärten — davon gibt es einige auf der Straße nach Norden, ein paar Kilo­meter hinter Matale und ca. 25 km von Kandy entfernt. Das Problem ist, daß diese so­genann­ten „Gewürz­gärten“ in Wahr­heit reine Schau­betriebe sind und deshalb am ehesten einer Mischung aus schlecht­geführtem Museum und über­teuertem Souvenir­shop gleichen; die wirk­liche Pro­duktion läuft im weniger leicht zugäng­lichen Hinter­land. Ent­sprechend sah ich nicht be­son­ders viele inter­essan­te Pflanzen dort, und der zwangs­weise ver­ordnete, nicht allzu kompe­tente Guide nervte mich mit seiner Eile, die es nicht zu­ließ, wirk­lich gut aus­geleuch­tete Photos zu schießen. Was eine Be­lichtungs­reihe ist, kapieren die Leute in Süd­asien nirgendwo.

Garlic Vine (Mansoa alliacea, Cydista aequinoctialis, Pseudocalymma alliaceum) in Spice Garden near Matale, Sri Lanka

„Wilder Knoblauch“

Cinnamon fruits (Cinnamomum zeylanicum/verum) in Spice Garden near Matale, Sri Lanka

Unreife Zimtfrüchte

Immerhin standen ein paar Zimt­bäume da und schlo­ssen da­mit die Lücke aus dem Botani­schen Garten. In Sri Lanka wird Zimt schonend geerntet, indem man zwei­jährige Zweige kappt, die sehr dünne Rinde abschält, säubert und trocknet; dabei rollt sie sich ein, und durch Ineinander­stecken mehrerer Rinden­lappen entsteht dann die bekannte Zimt­stange. All das konnte man nicht sehen, nur ein Stück Stamm­borke heraus­brechen und daran riechen. Zur Zeit tragen die Bäume übrigens ihre Früchte, die (allerdings in wesent­lich unrei­ferem Stadium) als „Zimt­blüten“ ein relativ unbe­kanntes Gewürz ergeben. Der Guide zeigte mir auch eine enigma­tische Schling­pflanze, die er als “Wild Garlic” bezeich­nete und deren Blätter beim Zer­reiben wirk­lich ein authen­tisches Lauch­aroma entwickelten; eine kurze Internet-Recherche brachte dann etwas Klarheit, auch wenn ich immer noch nicht weiß, welcher der vielen wissen­schaft­lichen Namen der aktuelle ist (unter anderem Mansoa alliacea, Cydista aequi­noctialis, Pseudo­calymma alliaceum).

Vegetables at Municipal Market Kandy (Mahanuwara), Sri Lanka

Gemüse

Curry leaves (Murraya koenigii, Karapincha) and Pandan leaves (Pandanus amaryllifolius, Rampa) at Municipal Market Kandy (Mahanuwara), Sri Lanka

Curry- und Pandanusblätter

Fruits at Municipal Market Kandy (Mahanuwara), Sri Lanka

Obst

Jackfruit and Tahitian breadfruit at Municipal Market Kandy (Mahanuwara), Sri Lanka

Jackfruit und Brotfrucht

Die botani­schen Exkur­sionen lassen sich dann in der großen Markt­halle von Kandi weiter fort­führen. Dort bekommt man eine un­glaub­lich farb­gewal­ti­ge Viel­falt an Obst ange­boten, staunt über die breite Aus­wahl an frischem Gemüse und kann sich von frischem und getrock­netem Fisch an­stin­ken lassen. Am aller­einfach­sten findet man jedoch die Tee- und Gewürz­stände: Dafür sorgen schon die zahl­losen Schlep­per, die den Touristen aroma­tische Souve­nirs auf­schwatzen wollen, darunter auch staub­fein gemah­lenen, leuch­tend gelben „Safran“, in Wahr­heit natürlich Curcuma. Einiges war mir neu: So konnte ich erst­mals Brot­früchte sehen. In zube­reiteter Form habe ich dieses eng mit Jack­fruits ver­wandte Gemüse ja schon im letzten Brief be­schrie­ben, und namentlich sind sie ohnehin jedem von Captain Bligh und der Meuterei auf der Bounty bekannt.

Ich staunte gehörig über die An­wesen­heit von eher südost­asiatischen Gewürzen wie Kaffern­limetten, Zitronen­gras und sogar Kleinem Galgant. Recht witzig fand ich die „Kom­binations­packung“ aus einem Bündel Curry­blättern, die mit einem Pandanus­blatt zusam­men­gebunden waren. Da hat man dann alles mit einem Griff zusammen, wie bei deutschem Suppengrün.

Kochi Miris (Capsicum frutescens) chili pepper at Municipal Market Kandy (Mahanuwara), Sri Lanka

Kochi Miris

Nayi-Miris (Nai-miris, Capsicum chinense) chili pepper at Municipal Market Kandy (Mahanuwara), Sri Lanka

Nayi Miris

Am mei­sten inter­essier­ten mich aber die lokalen Chili-Sorten, von denen sich zwei als bota­nisch be­mer­kens­wert ent­puppten: Der Nayi­miris ist ein echter Capsicum chinense (bereits der vierte, der mir auf meiner Reise begegnet ist) und schmeckt wirklich spekta­kulär scharf; seinen Namen „Schlangen­chili“ verdankt er offenbar der läng­lichen und vielfach gefal­teten Form, aber es gibt auch welche mit der klas­sischen Lampion­gestalt, die aben­teuer­liche Größen von 8 cm errei­chen. Etwas weniger auf­fällig ist ein kleiner, spitzer Chili, der mich sehr an den Kanthari aus Kerala erin­nert; um ihn ganz sicher als Capsicum frutescens zu identi­fizieren, müßte ich aller­dings auch die Pflanze sehen. Er ist hier als Kochi Miris bekannt, und das deutet sehr auf eine Herkunft aus dem kerali­schen Gewürz­hafen Kochi. In den Restau­rants fand ich nur den zweiteren, und zwar ganze Schoten mit­gekocht im Fisch­curry. Hmmm!

Durian (Durio zibethinus) fruit split open

… zumindest nicht, bevor man sie aufgebrochen hat.

Durian (Durio zibethinus) fruits at Municipal Market Kandy (Mahanuwara), Sri Lanka

Mit Durians ist nicht zu spaßen …

Als beson­deren Lecker­bissen gönnte ich mir am Markt ein nicht ganz billiges Ver­gnügen: Eine Durian. Über diese wunder­bare Frucht wird ja viel ge­schrie­ben und noch mehr ge­schwafelt. Oft wird sie durch „höl­lischen Geruch und himm­lischen Ge­schmack“ charakteri­siert, aber ich halte das für blanken Unfug: Sie riecht so wie sie schmeckt, nämlich über­wälti­gend inten­siv und fast be­täu­bend fruch­tig; der Fair­ness halber merke ich an, daß andere im Geruch fäkale, käsige oder lauchige Noten ent­deckt haben wollen. Man ißt nur das blaß­gelbe Gewebe rings um die großen Samen (einen fleischi­gen Aril­lus) mit einer Kon­sistenz, die irgend­wo zwischen Moza­rella und Mas­car­pone liegt. Aus Indo­nesien kenne ich die Durian eher als geschmacks­arm (sie spricht nur die Nase an, nicht die Zunge), aber die hier gekaufte erwies sich als über­raschend süß. Die Früchte können mehrere Kilo schwer werden, sehen aus wie ein gefähr­lich bestachel­ter Morgenstern (Marke „Schreck­licher Sven”) und haben eine stein­harte, stabile Schale; bedenkt man nun noch, daß Durio zibethinus bis zu 50 m hoch werden kann, dann ver­steht man, warum zur Ernte­saison niemand unter einem solchen Baum pick­nicken will (“kills an elephant”, wie mir einmal jemand erklärte).


Kandy 1 Kandy 3

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