Landkarte
Dambulla Siehe auch Jaffna Mihintale

Mannar මන්නාරම/மன்னார் (Sri Lanka)

Fishermen's Harbour in Mannar, Northern Province, Sri Lanka

Der Fischerhafen von Mannar

Dutch Fort in Mannar, Northern Province, Sri Lanka

Das holländische Fort liegt direkt am Meer

Dutch Fort in Mannar, Northern Province, Sri Lanka

Gebäude im Fort-Gelände

Causeway leading to Mannar, Northern Province, Sri Lanka

Die Insel Mannar erreicht man über eine Dammstraße (causeway)

Seagulls practising flight in Mannar, Northern Province, Sri Lanka

Zwischen der Dammstraße und dem Fort zeigen die Möwen ihre Flugkünste

Liebe Birgit,

nicht viele Sri-Lanka-Touris­ten kom­men nach Man­nar. Wer aber ein­mal hier ge­wesen ist, der ver­steht auch, warum: Hier ist man schon ziem­lich am Ende der Welt, wenn nicht sogar schon einen Schritt weiter.

Mannar liegt auf der Insel Puliyan­tivu, die nur durch eine flache, bei Ebbe trocken­fallen­de Man­groven­land­schaft von der Nord­west­küste Sri Lankas ge­trennt ist. Die Insel wirkt daher fast wie eine Halb­insel, die ver­sucht, den Weg nach Indien wenigstens zu einem kleinen Teil zu über­brücken; und tat­säch­lich sagt die Legende, daß hier einmal eine Brücke stand, aber dazu später. Wie für die Nord­provinz („Tamilen­land“) üb­lich, besteht die Land­schaft nur aus pfannen­flachen Sand­böden, die im Vergleich mit dem Rest des Landes nur geringe Frucht­bar­keit zeigen. Selbst die Kokos­palmen fühlen sich hier nicht ganz wohl und er­reichen nur geringe Höhe oder sehen sonst­wie mager aus; häufiger sieht man die viel weniger nütz­lichen Palmyra-Palmen. Die Be­wohner Mannars sind Tamilen und gehen größten­teils der Fischerei nach.

Die Stadt Mannar liegt am Ost­ende der Insel, also un­mittel­bar dort, wo die Damm­straße auf die Insel trifft. Es handelt sich um eine Klein­stadt ohne be­son­de­ren urbanen Charme, ohne er­kenn­bare touristi­sche Infra­struktur und mit einem aus­gepräg­ten Mangel an Sehens­würdig­keiten. Das einzige, was man sich an­sehen kann, ist das hollän­di­sche Fort, das direkt am Wasser liegt und ziem­lich gut er­halten ist: Die meisten Gebäude haben zwar keine Dächer mehr, aber die Kirche zeigt noch schön erhaltene Grab- und Gedenk­steine, und an­geb­lich war die Anlage bis vor wenigen Jahren noch von der sri­lankani­schen Armee besetzt, die auf diese Art die Damm­straße vor An­schlä­gen der LTTE sichern wollte. Wenn das wahr ist, dann fühle ich (ganz un­typisch für mich) einen An­flug von Mit­gefühl mit den Soldaten, die in diesen Bruch­buden hausen mußten — viel­leicht konnten sie ja bei den über­all herum­wuseln­den Chamä­leons einen Kurs „Tarn­tech­nik für Fort­geschrit­tene“ belegen.

Adansonia digitata: Baobab tree in Mannar, Northern Province, Sri Lanka

Baobab-Baum in der Stadt

Adansonia digitata: Baobab tree in near the road between Mannar and Pesalai, Northern Province, Sri Lanka

Baobab-Baum in der Natur

LTTE (Liberation Tigers of Tamil Eelam) office in Mannar, Northern Province, Sri Lanka

Die LTTE hat trotz ihrer Rechtschreibschwäche überlebt!

Anastomus oscitans: Asian Openbill Storks in Mannar, Sri Lanka

Silberklaffschnabel-Störche am Abendhimmel

Die LTTE gibt es auch heute noch, und sie nennt sich nun Tamil Eelam Vidu­dalai Iyakam, die „Volks­Befreiungs­front des Tamilen­landes““. Sie hat sich also von einer mili­täri­schen Or­ganisa­tion zu einer politi­schen Partei ge­wandelt, obwohl der Unter­schied hier­zulande ge­rin­ger ist, als man denken würde (zu Wahl­zeiten hält man die Kon­kur­renz mit Ent­führun­gen und Er­pres­sun­gen klein). Ihren An­spruch, alle Tamilen des Nordens zu ver­treten, hat die LTTE längst ver­loren, und viele er­innern sich noch an die Schreckens­herr­schaft der letzten Jahre Bürger­krieg, als Kinder­solda­ten zwangs­rekru­tiert und politi­sche Op­ponen­ten (auch wenn sie Tamilen waren) reihen­weise er­mordet wurden.

Etwa einen Kilometer weiter nörd­lich des Fort findet man dann noch eine weitere At­trak­tion, näm­lich einen Baobab-Baum. An­geb­lich ist er vor­kolo­nial und wurde von einem Araber im 15. Jahr­hun­dert ge­pflanzt (ich hätte ja eher die Portu­giesen im Ver­dacht gehabt), und ein Schild weist stolz darauf hin, daß der Baum bei einer Höhe von sieben­einhalb Metern knapp zwanzig Meter Stamm­umfang mißt. Nicht ganz so dicke, aber ge­sünder aus­sehende Exemplare kann man ent­lang der Straße nach Pesalai ein paar Kilometer hinter Mannar sehen, aber so groß wie die, die ich in Mandu gesehen habe, ist keiner, dafür tragen sie aber grünes Laub, und ihre Äste ver­zweigen sich wie die Frisur von Cthulhu. Abends kann man dort Schwärme von Störchen sehen, die sich elegant von der Thermik durch den Himmel tragen lassen.

Street Donkeys in Mannar, Northern Province, Sri Lanka

Welche Eselei!

Peacock at Ketiswaram Koyin Hindu Temple near Mannar, Northern Province, Sri Lanka

Pfau am Gelände des Thiruketiswara Kovil

Catholic Cathedral in Mannar, Northern Province, Sri Lanka

Die katholische Kathedrale von Mannar

Christian streetside shrine in Mannar, Northern Province, Sri Lanka

Christlicher Schrein am Straßenrand

Eigent­lich war ich hier­her­gekom­men, um das hin­duisti­sche Dipa­wali-Fest zu sehen. Aber leider stellte sich heraus, daß die hiesi­gen Tamilen gar keine Hindus, sondern ganz über­wie­gend kat­holi­sche Christen sind. In der ganzen Stadt habe ich nur einen größe­ren Hindu-Tempel ge­sehen, aber auch dort gab es nur fünf Gläu­bige, die sich vom Brah­manen ein bißchen Segen zum Fest ab­holten. Dumm gelaufen, aber so kann es gehen, wenn man nicht im Inter­net nach­sieht, bevor man hin­fährt. Gleich nach der An­kunft be­merk­te ich, daß etwas nicht stimmte: Hier gibt es näm­lich keine Heili­gen Kühe, statt­dessen be­völkern Massen von Eseln die Straße (ob die Heilig™ sind, weiß ich aber nicht).

Nur ein paar Kilo­meter ent­fernt, am „Fest­land“, steht übri­gens einer der größten Hindu-Tempel des Landes, der Thiru­ketiswara Kovil. Das Riesen­ding wirkt recht ver­lassen in der grünen Land­schaft, aber man ist sich nicht zu blöde, für die Be­sucher eine Photo­graphier­verbot zu ver­hängen, und außer­dem kommt man nur mit nacktem Ober­körper hinein (als Mann, ver­steht sich). Vor dem Komplex tummel­ten sich haufen­weise Pfauen, die ge­legent­lich einen kurzen Flug hin­legten und dabei über­wälti­gend bunt glänzten und bei alle­dem wie rostige Kreis­sägen miauten.

Sonst gibt es in Mannar nicht viel zu sehen, aber wenn es ein­mal nicht regnet, dann kann man durch die ruhi­gen Straßen voller bunt blühen­der Pflanzen schlendern, die be­merkens­wert gut er­hal­tene koloniale Archi­tektur be­wundern, die in medi­terra­nem Stil gebaute große Kirche be­sich­tigen und darauf warten, daß man irgend­wann einmal einen Bus irgend­wohin findet. Eine Option dazu ist die Straße, die von Mannar knapp an der Nordküste entlang über Pesalai nach Talai­mannar führt, einem Dorf im Nord­westen der Insel. Dort endet auch die Eisen­bahn­linie aus Colombo, und zwar auf einem riesigen Pier (Turai), von wo bis in die Acht­ziger Waren nach Indien ver­schifft bzw. von dort im­por­tiert wurden. Die Bahn ist in­zwischen wieder instand­gesetzt, und es gibt einen täglichen Personen­zug nach Colombo (der Bahn­hof von Mannar liegt aber extrem un­günstig 3 km südlich der Stadt).

Lighthouse and fishermen's beach in Talaimannar, near Mannar, Northern Province, Sri Lanka

Das Fischerdorf Talaimannar mit dem Leuchtturm

Fisherboat in Talaimannar, Mannar Island, Northern province (Sri Lanka)

Ein Fischerboot kämpft sich durch die Wellen

Fishermen in Talaimannar, Mannar Island, Northern province (Sri Lanka)

Die Fischer laden ihren Fang aus

Lighthouse in Talaimannar, Mannar Island, Northern province (Sri Lanka)

Der Leuchtturm von Talaimannar

The old rusty pier in Talaimannar, Mannar Island, Northern province (Sri Lanka)

Der alte Pier mit verrosteten Eisenbahnschienen

Von Talai­mannar sind es nur noch nach ca. 25 km nach Indien: Würde der Meeres­spiegel nur um ein paar 10 m fal­len, so könn­te man von hier trocke­nen Fußes bis zu indi­schen Insel Pamban knapp vor dem Fest­land von Tamil Nadu spa­zieren, denn eine schmale, größten­teils knapp unter der Meeres­ober­fläche ver­laufen­de Sand­bank ver­bindet die beiden Länder. Einige kleine un­bewohn­te Ko­rallen­riffe ent­lang der „Brücke“ ragen sogar aus dem Wasser heraus; bizarrer­weise ist eines davon zwischen Indien und Sri Lanka auf­geteilt, so daß die beiden Länder eine 50 m lange „Land­grenze“ miteinander haben.

Diese „Fast-Land­brücke“ wird auf Deutsch meist Adams­brücke ge­nannt, hier heißt sie aber Rama Setu, die „Brücke Ramas“. Im Epos Rama­yana wird be­rich­tet, daß Hanuman im Auf­trag seines Herrn Rama hier eine Brücke er­baute, über die die Armee Ramas dann nach Sri Lanka marschieren konnte. Die Legende be­hauptet, die heutige unter­seeische Struk­tur sei ein ver­sun­kener Rest dieser alten Kon­struk­tion, und der Hindu-Tempel von Irame­shuvaram (be­kann­ter in der nord­indi­schen Form des Namens, Rameshwar) auf der indischen Seite der „Brücke“ ist ein geschäftiges Pilger­zentrum, aber auf der sri­lankani­schen Seite gibt es so etwas leider nicht.

Sri Lankan Food: Cuttlefish Curry

Tintenfisch-Curry

Sri Lankan Tamil food: Vegetable curries served in a restaurant

So werden tamilische Gemüsecurries serviert

Sri Lankan Tamil food: Soybean vegetable and Mor Milagay (Buttermilk Chili)

Sojabohnen-Granulat und Buttermilchchili

Monsoon in Mannar: The flooded Guest House

Das Guest House ist überflutet, und der Besitzer legt ein Nickerchen ein

Mit dem Weg­fall des Hafen­betrie­bes wurde aus Talai­mannar ein ver­schlafe­nes Fischer­dorf, und das ist es bis heute ge­blie­ben. An­geb­lich kann man an manchen Ta­gen den Leucht­turm von Irame­shuvaram am Hori­zont sehen, aber jetzt im Monsun ist das natürlich aus­sichts­los. Der alte Pier rostet fried­lich vor sich hin, erlaubt aber schöne Aus­blicke auf das winzige Dorf und den blitz­weißen Leucht­turm; am Strand laden die Fischer ihren Fang aus, und Frauen sind damit beschäftigt, die Fische zu schuppen und zu zer­schnei­den. Ein paar Palmen weiter ist das Dorf schon zu Ende.

Stichwort Monsun: Ich habe hier ziem­lich kalte Füße be­kom­men, als nach drei­tägi­gem Regen­fall mein Guest House gut 15 cm hoch ge­flutet war; einen Tag ver­brach­te ich ganz im Bett, weil das der einzige trockene Ort war, umge­ben von einem Ozean aus schlam­mi­ger Brühe. Anderen ging es nicht besser, und bei jedem Aus­flug über die Insel sieht man rie­si­ge Wasser­lachen oder gar halb­versun­kene Häuser. Die Nord­provinz hat wegen ihrer Sand­böden zwar den Ruf, eher trocken zu sein, aber heuer hat der Monsun ein­deutig gewonnen.

Das Es­sen in Mannar ist nicht auf­regend: Im „Stadt“­„zentrum“ stehen ein paar Knei­pen. Die meisten davon werden von Muslimen be­trie­ben und bieten im wesent­lichen sri­lankani­sche Standard-Kost, wobei der frische Tinten­fisch und auch die Shrimps eine lobende Er­wäh­nung verdienen.

Ein Laden, das Kamala Hotel, ser­viert aber echte vege­tari­sche tamili­sche Küche, mit täglich vier Gemüse­curries, gutem, extrem knoblauch­lastigem Rasam und sogar knusprigen Butter­milch­chilies, von denen ich ja bereits einmal berichtet habe und die mir in Sri Lanka noch nie unter­gekom­men sind. Die pikant ge­würz­ten Soja-Perlen oder -ringe schmeck­ten aus­gezeich­net und de­monstrie­ren, daß ein guter Koch auch aus einem eher ge­schmack­losen Aus­gangs­material etwas Köst­liches zaubern kann.


Dambulla Mihintale

Baobab, Brahmanen, Brahmāṇen, Colombo, Dīpavalī, Dipawali, Esel, Hanuman, Hanumān, indischer Subkontinent, Irameshuvaram, Irāmesuvaram, Kamala, Kamaḷā, Kŏḷaᵐba, kulinarische Reiseberichte, Mandu, Māṇḍū, Mannar, Maṉṉar, Maṉṉār, Mannars, Maṉṉārs, Pamban, Pāmbaṉ, Pesalai, Pesālai, Puliyantivu, Puḷiyantīvu, Rama, Rāma, Ramas, Rāmas, Rama Setu, Rāma Setu, Ramayana, Rāmāyaṇa, Rameshwar, Rāmeśvar, Rasam, Reisebriefe, Sri Lanka, Śrī Laṅkā, srilankanische, śrīlaṅkānische, srilankanischen, śrīlaṅkānischen, Sri Lankas, Śrī Laṅkās, Talaimannar, Talaimaṉṉār, Tamil Eelam Vidudalai Iyakam, Tamilen, Tamiḻen, Tamilenland, Tamiḻenland, Tamilenlandes“, Tamiḻenlandes, Tamiḻ Īḻ Viḍudalai Iyakkam, tamilische, tamiḻische, Tamil Nadu, Tamiḻ Nāḍu, Thiruketiswara Kovil, Tiruketīsvara Kovil, Turai, Tuṟai