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Index für Gewürze auf Koreanisch

  




Das koreanische Schriftsystem gehört zu den elegantesten und am rationalsten konstruierten Schriften der Welt. Es besteht aus einer großen Anzahl von Silbenzeichen (hangul), die auf ziemlich durchsichtige Weise aus Buchstaben (jamo) aufgebaut sind. Die jamo wiederum folgen dem sogenannten Feature-Prinzip, da sie die verschiedenen Merkmale eines Lautes wie Artikulationspunkt (palatal, koronal, labial etc.) und Artikulationsart (stimmlos/stimmhaft, Plosiv/Nasal, etc.) graphisch wiedergeben.

Die Konstruktionsweise der Konsonanten ist ziemlich transparent (wenngleich mit einer auffälligen Unregelmäßigkeit). Für jeden Artikulationspunkt gibt es eine Grundform, die das Aussehen der Sprachwerkzeuge (Zunge, Gaumen, Lippen) ikonisch wiedergibt. Koreanisch hat keinen Kontrast zwischen stimmlos und stimmhaft, sondern unterscheidet einfache, gespannte und behauchte Konsonanten, wobei die einfachen je nach Umgebung im Wort stimmhaft oder stimmlos gesprochen werden, die anderen beiden Reihen aber immer stimmlos; am Wortende (oder in Nachbarschaft zu einem stimmlosen Konsonanten) fallen alle drei Reihen zusammen. Immer stimmhaft sind die drei Nasale sowie der koronale Dauerlaut, der je nach seinen Nachbarlauten an europäisches L oder R erinnert (und auch manchmal als N gesprochen wird).

Konsonantentyp
Artikulationspunkt und Ikonik
Leer einfach gespannt aspiriert Nasal Liquida
Velare Plosive (Zungengrund biegt sich aufwärts zum Gaumen) G ㄱ (k/g/ng) GG ㄲ (kk)/K ㅋ (k’)
Palatale Affrikatae (Zungenmitte berührt den [eingezeichneten] Gaumen) J ㅈ (ch/j) JJ ㅉ (cch)C ㅊ (ch’)
Sibilanten (Zungenmitte nähert sich dem [nicht eingezeichneten] Gaumen) S ㅅ (s/t)SS ㅆ (ss/t)
Koronal (Zungenspitze berührt Zahngrund) D ㄷ (t/d)DD ㄸ (tt)T ㅌ (t’)N ㄴ (n/l)R/L ㄹ (r/l/n)
Labial (geschlossene Lippen) B ㅂ (p/b/m)BB ㅃ (pp)P ㅍ (p’)M ㅁn (m)
Glottal (Gurgel-Querschnitt) (leer) ㅇ(ʿ ㆆ)H ㅎ (h)NG ㅇ (ng)

Abgesehen von der Verdopplung für die gespannten Laute (die aber eine junge Innovation ist) wird die Ikonik nicht ganz konsequent gehandhabt. Die behauchten Laute haben gewöhnlich einen Strich mehr als die einfachen (P hat aber einen Strich auf einem vereinfachten B), und ein langer horizontaler Strich an der Oberseite kennzeichnet in der Regel Verschlußlaute. Die Zuordnung von S zu den Palatalen widerspricht der modernen Systematik (zumindest, wenn man die heutige Aussprache zugrundelegt).

Die Glottalreihe erscheint am wenigsten motiviert. Der Leerkonsonant (für vokalisch anlautende Siben) wird heute mit demselben Zeichen wie der velare Nasal NG geschrieben, allerdings ist die ursprüngliche Form des Leerkonsonanten ein simpler Kreis, und für NG ein Kreis mit nach oben angeschlossenem Vertikalstrich; in den meisten modernen Fonts sind die Zeichen aber ununterscheidbar (das ist kein Nachteil, weil NG nur am Silbenende stehen kann). Der einfache glottale Plosiv existiert in der heutigen Sprache und Orthographie nicht mehr.

Die obige Tabelle zeigt auch mögliche Transkriptionen im System von McCune–Reischauer, das außerhalb Koreas am gebräuchlichsten ist. Welche dieser Alternativen zu wählen ist, hängt von der lautlichen Umgebung ab: Die einfachen Plosive werden z. B. stimmhaft gesprochen und entsprechend als g/j/d/b transkribiert, wenn sie im Wortinneren nur an Vokale oder N, M bzw. L/R stoßen, oder S wird in stimmlosem Umfeld als t gesprochen und transkribiert. Besonders unübersichtlich ist das Verhalten jenes Buchstaben, den der Unicode-Standard am Silbenanfang R und am Silbenende L nennt und der nach ziemlich unsystematischen Regeln als r, l oder n wiedergegeben wird (manchmal ist er auch stumm). Ohne Kenntnis der Sprache läßt sich die McCune–Reischauer-Transkription nur teilweise anwenden.

Alle diese Konsonanten können sowohl am Silbenanfang wie am Silbenende auftreten, mit Ausnahme der gespannten JJ, DD und BB. Die koreanische Silbenstruktur ist aber (C)V((C)C) und erlaubt am Silbenende auch Konsonantencluster, die allerdings nur dann voll gesprochen werden, wenn die nächste Silbe vokalisch anlautet. Zum Schreiben der silbenfinalen Konsonantencluster benötigt man weitere Zeichen, die sich auf sehr durchsichtige Weise aus den Grundformen zusammensetzen:

G ㄱJ ㅈS ㅅT ㅌB ㅂP ㅍM ㅁH ㅎ
G ㄱ GS ㄳ
N ㄴ NJ ㄵ NH ㄶ
L ㄹLG ㄺ LS ㄽLT ㄾLB ㄼLP ㄿLM ㄻLH ㅀ
B ㅂ BS ㅄ

Auch die Vokalzeichen sind systematisch zusammengesetzt, wobei es nur sechs Grundformen gibt. Allerdings leidet die Systematik darunter, daß viele der Vokale ihre Aussprache seit Einführung der Schrift verändert haben, und daß die ehemalige Vokalharmonie (hell/dunkel) in der Sprache heute nicht mehr stark ausgeprägt ist. Der Kern eines Vokalzeichens ist ein langer Strich, der für (ehemals) hohe Vokale (O, U, EU) horizontal und für (ehemals) tiefe Vokale (A, EO, I) vertikal gezogen wird. Jene Vokale, denen ein Y vorangehen kann, erhalten einen kurzen Querstrich, der bei hellen Vokalen (A, O) nach oben oder rechts, bei dunklen (U, EO) nach unter oder links gerichtet ist; I gilt weder als hell noch dunkel und benötigt auch keinen Querstrich, da kein YI existiert. Die dahinterstehende Symbolik ist aus dem chinesischen yin/yang-Konzept abgeleitet.

Ein vorangehendes Y (Jotierung) wird durch Verdoppelung des Querstrichs angezeigt, ein vorangehendes W (Labialisierung) durch das Voranstellen von O oder U (je nach Harmonieklasse). Zuletzt gibt es auch noch (ehemalige) Diphthonge mit I, für die das Vokalzeichen rechts mit einem Vertikalstrich für I aufgerüstet wird; allerdings erkennt man an der heutigen Aussprache meist keine I-Komponente mehr. Die folgende Tabelle zeigt alle Vokale und ihre Transkriptionen nach McCune–Reischauer.

Helle VokalklasseDunkle VokalklasseNeutrale
Klasse
EinfachLabialisiert (O)Jotiert (Y)EinfachLabialisiert (U)Jotiert (Y)
Ur­sprüng­lich
hohe oder
mittlere
Vokale
(hori­zontal)
EinfachO ㅗ (o)YO ㅛ (yo)U ㅜ (u)YU ㅠ (yu)
Di­phthongOE ㅚ (oe)WI ㅟ (wi)
EinfachEU ㅡ (ŭ)
Di­phthongYI ㅢ (ŭi)
Ur­sprüng­lich
tiefe
Vokale
(verti­kal)
EinfachA ㅏ (a)WA ㅘ (wa)YA ㅑ (ya)EO ㅓ (ŏ)WEO ㅝ (wŏ)YEO ㅕ (yŏ)
Di­phthongAE ㅐ (ae)WAE ㅙ (wae)YAE ㅒ (yae)E ㅔ (e)WE ㅞ (we)YE ㅖ (ye)
I ㅣ (i)

Die jamo-Buchstaben-Zeichen werden zu Silbenzeichen (hangul) kombiniert. Die Anzahl der möglichen hangul ist gewaltig: Eine Silbe besteht aus einem von 19 verschiedenen Eingangskonsonanten (der Leerkonsonant ist dabei mitgezählt), einem von 21 Vokalen und einem von 27 möglichen Endkonsonanten (bei offenen Silben wird kein Endkonsonant geschriebenn, was die Anzahl der Möglichkeiten auf 28 erhöht). Diese Vielfalt läßt sich aber wegen des systematischen Konstruktionsprinzips einfach relativ beherrschen.

hangulheadvoweltail
A A
BA B A
BEU B EU
BAS B A S
BES B E S
BEUS B EU S
BYUS B YU S
BYIS B YI S
BWAES 봿 B WAE S
BWEOS B WEO S
BWEOBS B WEO BS
BBWEOBS BB WEO BS

Die drei Komponenten der Silbe nehmen weitgehend fixe Plätze innerhalb des quadratischen hangul ein: Der Anfangskonsonant beginnt in der linken oberen Ecke, der Endkonsonant kommt an der unteren Kante des Quadrats zu liegen, und der Vokal wird je nach seiner eigenen Form in die rechte obere Ecke (bei vertikalen Vokalen wie EO ㅓ) oder ins vertikal mittlere Drittel (bei horizontalen Vokalen wie O ㅗ) geschrieben. Komplexe Vokale wie WE ㅞ umschließen den Anfangskonsonanten von rechts und unten. Diese Regeln garantieren die quadratische Gestalt der hangul, was sie mit chinesischen Schriftzeichen (hanzi) optisch kompatibel macht; tatsächlich enthalten koreanische Texte traditionellerweise auch chinesische Logogramme, allerdings kommt man im modernen Korea zunehmend davon ab und verwendet nur noch hangul.

Fehlt der auslautende Konsonant, dann wird er einfach nicht geschrieben, und die verbleibenden zwei jamo dehnen sich etwas aus, um den ganzen Platz auszufüllen. Ein fehlender Eingangskonsonant wird dagegen durch einen Nullkonsonanten ausgedrückt, der wie ein kleiner Kreis aussieht. Daher enthalten hangul immer mindestens zwei jamo, selbst wenn die Silbe nur aus einem Vokal besteht. Die Zeichen für silbenfinale Konsonentencluster werden so eng wie nötig geschrieben, da sie nicht mehr Platz als ein einfacher Endkonsonant bekommen.

Die koreanische Rechtschreibung war ursprünglich phonetisch; durch einige Reformen und die Sprachentwicklung seit der Einführung der Hangul im 15. Jahrhundert hat sie heute überwiegend (morpho)phonemischen Charakter, spiegelt also eher die Wortwurzeln als die Aussprache wieder; das ist grib vergleichbar mit der englischen Rechtschreibung, aber wesentlich durchsichtiger. Die Aussprache aus der Schreibung abzuleiten, ist daher für jemanden, der kein Koreanisch kann, nur in den Grundzügen möglich. Trotz dieses Schönheitsfehlers ist die hangul-Schrift ein echtes Meisterwerk und weltweit das einzige wissenschaftliche Schreibsystem von nennenswerter Verbreitung.

Die hangul kann man mit gutem Recht elegant nennen, aber ihre Handhabung im Unicode-Standard verdient das Prädikat aufgeblasen. Koreanische Schriftzeichen sind auf mindestens fünf Bereiche verteilt, von denen die folgeden drei am wichtigsten sind:

Hangul Jamo U+1100 – U+11FF Combining Jamo (could be used for Korean text)
Hangul Compatibility Jamo U+3130 – U+318F Non-combining Jamo (hardly useful except for instruction)
Hangul Syllables U+AC00 – U+D7AF Precomposed syllables (normally used for Korean text)
Im Bereich Hangul Syllables tummeln sich erschreckende 11172 Silbenzeichen und verbrauchen damit ein Sechstel des ganzen Platzes in der BMP. Im Prinzip sind sie alle redundant, da man die Hangul ja auch on the fly aus den Jamo zusammensetzen kann, und dazu dienen die Jamo aus dem Bereich Hangul Jamo. Dort findet man getrennt Codepoints für Eingangskonsonanten, Vokale und Schlußkonsonanten. In einem wohlgeformten Input (auf Eingangskonsonanten folgen Vokale, auf Vokale folgen beliebige Konsonanten, und auf Schlußkonsonanten folgen Eingangskonsonanten) sollten sich die Codepoints exakt wie präkomponierte Hangul-Zeichen verhalten. In der Praxis funktioniert das aber nur recht selten wirklich zuverlässig, und außerdem vergößert diese Technik die Filegrößen auf das knapp Dreifache. Deshalb verwendet so gut wie jeder Hangul Syllables, aber man braucht die kombinationsfähigen Jamo für alle (historischen oder sonstwie obsoleten) Hangul-Zeichen, die in Unicode nicht explizit enthalten sind. Dabei ist es nützlich zu wissen, daß die Jamos nicht nur mit anderen Jamos automatisch zu Silbenzeichen verschmelzen, sondern daß ein Jamo für einen Enkonsonanten auch automatisch mit einem vorangehenden Hangul für eine offene Silbe kombiniert. Zuletzt gibt es noch einen Bereich Hangul Compatibility Jamo, in dem sozusagen Präsentationsformen enthalten sind, die sich also wie simple Buchstaben verhalten und nicht zum Aufbau von Hangul genutzt werden können. Man kann sie eigentlich für nichts gebrauchen, außer zum Erklären des Schreibsystems (wie in diesem Dokument); allerdings gab es in Korea tatsächlich einmal wenig populäre Bestrebungen, die Sprache mit linearen Jamo-Sequenzen (und ohne Hangul) zu schreiben.

Die folgende Tabelle zeigt ein paar Tricks mit Jamos und was Ihr System daraus macht. Die Buchstabenkette wird in der ersten Spalte mit Unicode-Namen beschrieben, in der zweiten mit Kompatibilitäts-Jamo und in der dritten mit echten kombinierenden Jamo geschrieben. Die vierte Spalte kommentiert, was Sie sehen sollten.

Jamo H-head + Jamo A + Jamo L-tail ㅎㅏㄹ 할 sollten zum Hangul HAL verschmelzen
Hangul HA + Jamo L-tail 하ㄹ 할
Jamo H-tail + Jamo A + Jamo L-tail ㅎㅏㄹ ᇂᅡᆯ diese illegale Sequenz sollte nicht einen Hangul HAL ergeben
Jamo H-head + Jamo A + Jamo LT-tail ㅎㅏㄾ 핥 sollten zum Hangul HALT verschmelzen
Hangul HA + Jamo LT-tail 하ㄾ 핥
Jamo H-head + Jamo A + Jamo L-tail + Jamo T-tail ㅎㅏㄹㅌ 할ᇀ diese illegale Sequenz sollte nicht einen Hangul HALT ergeben
Hangul HAL + Jamo T-tail 할ㅌ 할ᇀ
Jamo H-head + Jamo A + obsoleter Jamo LD-tail ㅎㅏㅪ 하ᇎ sollten einen obsoleten Hangul HALD ergeben, der wie eine Kreuzung aus HAL und HAD aussieht
Hangul HA + Jamo LD-tail 하ㅪ 하ᇎ
Jamo H-head + Jamo A + obsoleter Jamo LBS-tail ㅎㅏㅫ 하ᇓ sollten einen obsoleten Hangul HALBS ergeben, mit drei Jamo-Zeichen am unteren Rand. Vgl. HAL , HAB und HAS
Jamo empty-head + Jamo EU ㅇㅡ 으 sollten den Hangul EU ergeben
Jamo empty-head + obsoleter Jamo EUEU ㅇ   ᆖ ᄋᆖ sollten einen obsoleten Hangul ergeben, der wie EU mit doppeltem Horizontalstrich aussieht.



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