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Index für Gewürze in Japanischer Silbenschrift


Hinweis: Japanische Gewürznamen in der Kanji-Schrift stehen auch im Chinesischen Index.




Die japanische Schrift ist ein sehr ernsthafter Kandidat für den Titel das komplizierteste Schriftsystem der Galaxis. Es handelt sich nämlich um ein gemischtes System aus vier verschiedenen Schriften, die in schriftlichem Japanisch kombiniert auftreten – kombiniert sowohl nach Regeln als auch nach persönlichem Geschmack. Eine dieser vier ist die Lateinschrift, die auf Japanisch rōmaji [ローマ字] heißt und die vor allem aus stilistischen Gründen zum Einsatz kommt; sie ist aber auch der Standard zum Schreiben internationaler Abkürzungen. Natürlich gibt es verschiedene Umschriften; das von mir verwendete Hepburn-System markiert lange Vokale mit einem Makron, das man in Japan (in freier Wildbahn) so gut wie nie findet. Die Konsonanten sprechen sich dabei ungefähr so wie im Englischen aus, und die Vokale so, wie man es naiverweise erwarten würde.

Der schwierigste Teil des Bündels sind zweifellos die chinesischen Logogramme (kanji [漢字, かんじ, カンジ] deren Verwendung vielen komplizierten Regeln (und noch mehr Ausnahmen) unterworfen ist. Grundsätzlich kann ein kanji für seinen historischen chinesischen (aber ins moderne Japanische transponierten) Lautwert oder für seine chinesische Bedeutung stehen. Ein Beispiel dazu ist das chinesische Zeichen mit der Bedeutung Gras, Kraut und der modernen chinesischen Aussprache cǎo. Im Japanischen steht es entweder für das nativ japanische Wort kusa Kraut oder für die phonetische Silbe (das japanische Äquivalent zu dem chinesischen cǎo). So findet man dieses Zeichen in kusa-mochi [草餅] mit Beifußkraut gewürzte Süßspeise oder in der japanischen Beichnung für Süßholz, kanzō [甘草]. Der Wechsel von zu im zweiten Beispiel ist durch das vorstehende n bedingt und ein reguläres Merkmal der japanischen Wortbildung. Oft folgt die Verwendung der kanji aber auch überhaupt keinen erkennbaren Regeln. Zwei weitere kurze Erläuterungen und weitere Beispiele dazu finden Sie bei Sichuanpfeffer und Wasabi.

AIUEO

A a

I i

U u

E e

O o
K
KA ka

KI ki

KU ku

KE ke

KO ko
G
GA ga

GI gi

GU gu

GE ge

GO go
S
SA sa

SI shi

SU su

SE se

SO so
Z
ZA za

ZI ji

ZU zu

ZE ze

ZO zo
T
TA ta

TI chi

TU tsu

TE te

TO to
D
DA da

DI ji

DU ju

DE de

DO do
N
NA na

NI ni

NU nu

NE ne

NO no

N n
H
HA ha

HI hi

HU fu

HE he

HO ho
B
BA ba

BI bi

BU bu

BE be

BO bo
P
PA pa

PI pi

PU pu

PE pe

PO po
M
MA ma

MI mi

MU mu

ME me

MO mo
R
RA ra

RI ri

RU ru

RE re

RO ro
Y
YA ya

YU yu

YO yo
W
WA wa

WI i

WE e

WO o
V
VU vu

Dazu hat Japa­nisch noch zwei Silben­schriften, die als kana bekannt sind. Beide können eigentlich beliebige japanische Texte re­präsentieren, aber trotzdem sind nur in kana geschrie­bene Dokumente sehr selten; normaler­weise schreibt man mit ihnen nur, was sich mit den kanji nicht aus­drücken läßt. Sie sind also Hilfs­schriften.

Die zwei Silben­schriften heißen hira­gana [平仮名, ひらがな, ヒラガナ] und kata­kana [片仮名, かたかな, カタカナ]. Grund­sätzlich verwendet man die Hira­gana für alle grammati­schen Endungen und diverse Partikel, und sie können anstelle der kanji ver­wendet werden, wenn der Schreiber dies wünscht. Bei manchen Worten ist das sogar allgemein üblich, weil viele kanji selten (oder im Verband schwer verständlich) sind und sich nur Menschen mit guter Bildung erschließen. Kata­kana nimmt man dann für alles andere, insbesondere Elemente, die der Sprache fremd sind: Unangepaßte Fremdwörter, Neologismen, fremdsprachige Namen und Zitate aus Fremdsprachen. Außerdem verwendet man sie zur Hervorhebung, sowohl in laufendem Text als auch besonders in Überschriften. Die einem so komplexen System innewohnende Freiheit ermöglich ganz spezielle stilistische Effekte.

Dieser vier Absätze lange Überblick über die japanischen Schreibkonventionen ist natürlich extrem verkürzt und läßt viel Interessantes aus. Ich wende mich jetzt den Silbenschriften zu und gebe eine genauere technische Beschreibung, wie sie wirklich funktionieren. Als typographische Konvention schreibe ich die Unicode-Namen von Silbenzeichen mit Großbuchstaben und ihre Aussprache mit Kleinbuchstaben (auch in der Tabelle rechts); gelegentlich kommen auch die Symbole C und V vor, die für beliebige Konsonanten bzw. Vokale stehen.

Die beiden Kana-Systeme sind zueinander weitgehend isomorph, mit einer fast perfekten 1:1-Entsprechung zwischen Paaren von Zeichen. Daher gilt das meiste, was man über das eine System sagen kann, auch für das andere. Solange man keine exotischen Fremdwörter betrachtet, lassen sich die beiden Schriften leicht algorithmisch ineinander umwandeln, und man hat dabei wenig mehr zu tun, als Zeichen paarweise auszutauschen. Katakana bieten jedoch auch Zeichen oder Polygraphen für Lautkombinationen, die im Japanischen nicht auftreten und die in Hiragana gar nicht darstellt werden können. Da die Schriften weitgehend phonetisch sind, gibt beim Lesen und (meistens) Schreiben keine Zweideutigkeiten.

Das kana-Inventar besteht aus reinen Vokalzeichen und offenen Silben des Typs Konsonant+Vokal, CV. Die japanische Sprache hat 5 Vokale, A I U E und O, und acht grundlegende Konsonanten, nämlich K S T N H M Y R und (mit einigen Einschränkungen) W. Zeichen für stimmhafte Konsonanten G Z und D entstehen, indem man die stimmlosen Entsprechungen mit dem diakritischen Zeichen dakuten [濁点, だくてん, ダクテン] kombiniert. Außerdem gelten B und P als Varianten von H, aus dem sie mit den diakritischen Zeichen dakuten bzw. handakuten [半濁点, はんだくてん, ハンダクテン] entstehen. Mit den abgeleiteten Konsonanten entsteht so ein Gitter aus 5×15 Elementen; allerdings fallen ein paar obsolete Zeichen weg (in Hiragana sind das YI, YE and WU), und es gibt weitere Zeichen für das silbische N (sehr häufig) und für die eher seltene Silbe VU.

Die meisten Sprachen könnte man mit so einem Zeichenvorrat überhaupt nicht schreiben, da ja keine Zeichen für Konsonantencluster existieren. Das Japanische hat aber keine solchen außer dem ts, das als historische Kuriosität nur in der Silbe tsu auftritt. Ein typisches japanisches Wort besteht daher aus einer Abfolge von abwechselnd Konsonanten und Vokalen (Vokalhäufungen kommen allerdings recht oft vor). Die japanische Phonetik erlaubt nur drei Phänomene, die entfernt wie Konsonantencluster aussehen:

Gemination (Verdoppelung eines Konsonanten)
Das zeigt man durch eine kleinere Version des TU-Kana an, das unmittelbar vor die Silbe geschrieben wird, die mit dem zu verdoppelnden Konsonanten beginnt. N und M können so nicht verdoppelt werden.
Silbisches N (ein N bildet ohne weitere Laute ein Silbe)
Es gibt ein eigenes Kana-Zeichen für dieses spezielle N, dessen genaue Aussprache von der Umgebung im Wort abhängt. So assimiliert es sich an Verschlußlaute oder M, und wird am Wortende als velarer Nasal ausgesprochen. Dieses Zeichen liegt (als einziges) außerhalb der gewöhnlichen kana-Tabelle. Übrigens ist der Ausdruck Silbe in diesem Absatz nicht ganz korrekt eingesetzt, eigentlich sollte es Mora heißen (das werde ich jetzt aber nicht erklären).
Palatalisierung (Y-Laut verbindet sich mit einem Konsonanten)
Silben der Form CYV kommen im Japanischen vor. Man schreibt sie mit zwei kana, nämlich zuerst CI, gefolgt von einer verkleinerten Version von YV. Zum Beispiel würde KYO als as KI plus kleines YO geschrieben werden. Das funktioniert nur mit den Vokalen A O U, und Ausnahmen zu dieser Regel stehen weiter unten.

Es gibt einige Unregelmäßigkeiten im System, die meist von Lautverschiebungen herrühren: Einige kana sind zwar Bestandteil des regelmäßigen Silbengitters, haben aber eine unerwartete Aussprache. Die folgende Liste nennt alle diese Ausnahmen bei den verbreiteten Zeichen.

S-Reihe
Das Zeichen SI spricht sich shi aus, und eine hypothetische Sprechsilbe si ist daher in kana nicht darstellbar. Die Kombinationen aus SI plus kleinem YA YU YO stehen für sha shu sho. Es gibt kein she.
Z-Reihe
Ziemlich analog zur S-Reihe: ZI hat den Lautwert ji, und die Digraphen aus ZI mit den kleinen YA YU YO bedeuten ja ju jo. Ein je existiert nicht.
T-Reihe
Die Zeichen TI and TU haben den Lautwert chi bzw. tsu. Wie oben sind die Sprechsilben ti und tu in der Schrift nicht darstellbar (sie treten aber in japanischen Wörtern ohnehin nicht auf). Die Kombination aus TI mit kleinen YA YU YO wird als cha chu cho gesprochen. Eine Silbe che kann es nicht geben.
D-Reihe
Ziemlich ähnlich zur T-Reihe: DI liest sich als ji und DU als ju. Diese Zeichen DI und DU werden selten verwendet, weil man ji üblicherweise als ZI schreibt, und ju als ZI plus kleinem YU (wenn Sie jetzt verwirrt sind, dann bitte bei der Z-Reihe oben nachlesen). Die Zeichen sind aber nicht obsolet, da die Rechtschreibung sie in einzelnen Fällen verlangt. Die Kombinationen aus DI mit kleinen YA YU YO sollte den Lautwert ja ju jo ergeben, aber das ist ein eher theoretisches Konstrukt; in der Praxis werden diese Silben immer mit ZI plus kleinem YV geschrieben.
H-Reihe
HU spricht man als fu. Der Laut f kommt in keiner anderen Silbe vor.
W-Reihe
Diese Reihe ist unvollständig: Nur WA ist wirklich üblich. Hiragana hat auch WI WE und WO (Aussprache als reiner Vokal), und Katakana hat das selten verwendete WO (gesprochen o), und obsolete Zeichen für den Rest. In Fremdwörtern wie englisch water wird die Silbe wo mit U plus einem kleinen O dargestellt.

Die oben als unmöglich bezeichneten Silben lassen sich trotzdem, und zwar nur in Katakana, mit speziellen Digraphen schreiben, wobei verkleinerte Versionen der Vokalzeichen zum Einsatz kommen. Diese kleinen Vokale ersetzen den Vokal des vorangehenden Katakana. Solche Kombinationen sind jedoch sehr ungewöhnlich und werden in alltäglicher Schreibung nicht einmal für Fremdwörter verwendet, sondern sie dienen als akademische Hilfsmittel, um fremde Lautkombinationen genauer aufzeichnen zu können. In diesem Index finden sich nur ein paar Beispiele dazu.

Fremdwörter werden normalerweise vollständig dem japanischen Lautsystem angepaßt, so daß sie ohne spezielle Sonderzeichen geschrieben werden können. Eine fremde Silbe che würde wahrscheinlich eher cho gesprochen und daher mit TI plus kleinem YO geschrieben, statt mit dem exotischen Digraphen TI plus kleinem E. Unjapanische Konsonantencluster werden durch Einfügen eines Vokals (meist u) gesprengt, was dann so lustige Wörter wie das bekannte deutschstämmige Fremdwort arubaito [アルバイト] Teilzeitarbeit oder den Gewürznamen ōrusupaisu ergibt (wollen Sie raten? Das originale Wort ist Englisch, und natürlich gilt R=L).

Im Japanischen gibt es auch lange Vokale, die man als CV gefolgt von einem Vokalzeichen V schreibt. (Die meisten Fälle von langem o entstanden aus einem alten Diphthong ou und werden folglich als CO plus U geschrieben.) Diese Regel gilt für japanische Wörter, gleichgültig ob in Hiragana oder Katakana, aber Fremdwörter in Katakana verwenden ein nachgestelltes Längenzeichen, das wie ein langer horizontaler Strich aussieht (in der traditionellen vertikalen Schreibrichtung ist auch das Längenzeichen vertikal).

Der Unicode-Standard codiert jedes Kana als eigenen Codepoint, obwohl manche auch in das Kana des grundlegenden Konsonanten und ein kombinierendes dakuten (oder handakuten) kanonisch zerlegt werden können. Die kleinen Versionen haben auch ihren eigenen Codepoint. Daher bietet die Schrift keine besonderen Probleme beim Rendern. Eine Subtilität ist jedoch bei der Verwendung von Schriften mit fixer Zeichenbreite zu beachten: Jedes Kana benötigt die doppelte Zeichenbreite. Halb-breite Kana sind auch im Coderaum zu finden, werden aber selten verwendet; umgekehrt gibt es aber Lateinzeichen mit doppelter Breite, die man verwenden sollte, wenn man japanische und lateinische Zeichen in einem Kontext ohne Proportionalschrift mischen möchte.



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