Landkarte

Manipur মণিপুর / ꯃꯅꯤꯄꯨꯔ

Manipur ist eines der un­bekann­testen Gebiete Indiens. Das Land war seit der Un­abhängg­keit für Aus­länder kaum zu betreten. Obwohl die Praxis der Vergabe von Permits in den letzten in den letzten Jahren zu­nehmend libera­ler wurde, wurde ich von der Öff­nung des Gebietes Anfang 2011 völlig über­rascht und erfuhr auch erst viel zu spät davon.

Nach der Unabhängigkeit Indiens 1947 trat das damalige Königreich Manipur freiwillig der indischen Union bei, aber die Beziehung zwischen Imphal und Delhi kühlten in der Folge rasch ab: 1949 wurde der Maharaja abgesetzt, und das Land erlebte eine Besetzung durch die indische Armee und und eine darauffolgende zentrale Verwaltung als Unionsterritorium. Mit einigen Jahren Verspätung bildete sich eine Separatisten­bewegung, die mit Terror­anschlägen und organisierter Kriminalität (das opiumreiche Burma liegt ja nahe) sehr unangenehm auffiel; die Folge war noch mehr Oppression und die daraus resultiernde Radikalisierung.

Die Bevölkerungsmehrheit wird von den Meitei gestellt, einem Volk mit überwiegend hinduistischem Glauben und sino–tibetscher Sprache; ungefähr ein Drittel der Einwohner sind allerdings ethnische Nagas und fast vollständig Christen. Daher sind in der Verwaltung zwei Sprachen, Manipuri und Englisch, ko-offiziell; Manipuri ist seit 2003 eine offizielle Sprache der Indischen Union und wurde bis in allerjüngste Vergangenheit im bengalischen Alphabet geschrieben, aber in Manipur wird neuerdings das alte Meitei-Mayek-Alphabet stark propagiert (es wurde erst 2009 in den Unicode-Standard aufgenommen und leidet folglich an einer richtig miesen Unterstützung am Computer).

Noch 2010 erklärte mir ein Manipuri, das Land wäre zu gefährlich für Besuche, selbst wenn ich ein Permit erlangen könnte (was damals als äußerst schwierig galt). Anfang 2011 fiel die Reisebeschränkung plötzlich weg. Nun steht das faszinierende Land mit seinen südostasiatischen Bewohnern und einem durchaus an Thailand oder Kambodscha erinnernden Look&Feel bis auf weiteres westlichen Besuchern offen. Allerdings ist Manipur wirklich unsicher: Ich wurde mehrmals in (auch gewalttätige) Zwischenfälle verwickelt, was jedoch weniger der Politik als dem Alkohol (und vielleicht dem Frust über die harte Oppression durch die indische Armee) geschuldet war.


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