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Matale
මාතලේ/
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Turmlandschaft des Sri Mutumariamman Koyil in Matale

Die Hindu-Göttin Sarasvati thront auf der Spitze des Turms des Sri Mutumariamman Koyil in Matale
ich bin wieder einmal in Sri Lanka und residiere in meiner dortigen Lieblingsstadt Kandy. Heute berichte ich von Sehenswürdigkeiten aus der Umgebung von Matale, einer Stadt, die am halben Weg nach Dambulla ungefähr
In der Stadt Matale kann man sich eigentlich nicht viel ansehen. Die Ausnahme dazu ist ein quietschbunt angemalter Hindu-Tempel namens Sri Mutumariamman Koyil, auf dessen überhohem und überbuntem Tempelturm als ungewöhnliche Wahl Sarasvati mit ihrer Laute thront. Zwei hölzerne Kultwagen (Ratha) stehen vor dem Tempel, und angeblich findet hier im März ein Wagenfest statt. Die Farbintensität des ganzen Tempels ist so ungeheuerlich, daß hinterher selbst die tropische srilankanische Natur bestenfalls pastellgrün wirkt.

Vorbau zu einem Höhlentempel im Aluviharaya nahe Matale

Liegender Buddha im ersten Höhlentempel des Aluviharaya
Interessanter ist das buddistische Höhlenkloster Aluvihare, das

Gegen dieses Ungeziefer hilft kein DDT (aber vielleicht Beten)

Hier geht es voll zur Sache

Die Hölle bietet auch dem botanisch Interessierten faszinierende Studienobjekte
Ganz anders dagegen sieht es in der zweiten Höhle auf, in der die Qualen der Verdammten im nächsten Leben in Form gruseliger Freschi an den Wänden festgehalten sind. Wer sich den Buddhismus immer als eine Kuschel-und-
Wessen ästhetische Vorlieben sich eher an Filmen wie “Bad Taste” oder “Braindead” orientieren, der findet im dritten Tempel seine volle Befriedigung: Denn dort werden keine theologischen, sondern echte Bestrafungen gezeigt, wie sie Sri Wikrama Rajasinha, der letzte König von Kandy, an seinen Untertanen praktizierte (zumindest ist das so, wenn ich den Menschen am Eingang richtig verstanden habe). Dabei handelt es sich nicht um Gemälde, sondern um lebensgroße und intensiv kolorierte Plastiken. An Blutrünstigkeit läßt das nichts zu wünschen übrig, und man fragt sich schon, was der arme Sünder, dem das Gehirn aus dem aufgeschnittenen Schädel quillt, so angestellt haben mag? Familiensilber geklaut oder gar in den königlichen Garten gepinkelt? Auf jeden Fall zeigt der Buddhismus in diesem Kloster nicht unbedingt seine friedlichste Seite.
Kubera sitzt bequem unter dem Giebel an der Südseite des Nalanda Gedige
Die steinernen Säulen des Mandapam vor dem Nalanda Gedige sind nur wenig verziert
Verwitterte Erotik
Der rätselhafte Tempel Nalanda Gedige (Südwestseite)
Fährt man mit dem Bus von Matale eine knappe Stunde weiter Richtung Süden, so kommt man an unzähligen gar nicht empfehlenswerten „Gewürzgärten“ vorbei. Nach einer guten halben Stunde, knapp vor Dambulla, trifft man dann auf einen der rätselhaftesten Tempel Sri Lankas, der allgemein als Gedige bekannt ist. Er trägt unverkennbar die architektonischen Merkmale der südindischen Pallava-Dynastie (von der ich die schönsten Tempel in Kanchipuram und Mamallapuram gesehen habe) und ist gänzlich aus grauem Granit erbaut. Das kleine, in die Höhe strebende Hauptgebäude erreicht man über ein ostseitig anschließendes Mandapam mit vielen Steinsäulen, die wohl einmal mit irgendetwas überdacht gewesen sein mögen; sie sind nur rudimentär mit Schnitzereien verziert.
Auf der Südseite des Giebels findet man eine Götterdarstellung (angeblich Kubera, der Hindu-
Man vermutet allgemein, daß der Tempel mehr als 1000 Jahre alt ist, aber die aktuelle Restauration stammt aus dem 19. Jahrhundert, als sich britische Archäologen des in Trümmern liegenden Tempels erbarmten. So ziemlich alles an diesem Gebäude, vom Erbauungsdatum, seinem Zweck bis zu seiner Vollständigkeit, ist also voller Fragezeichen. Das größte Rätsel ist freilich, warum niemand Eintrittsgeld verlangt — in diesem Land kostet doch auch sonst jede Hundehütte drei- bis vierstellig, und die Kubera-Statue hätte sich sogar für eine theologische Ver­brämung der Geldgier angeboten. ☹
Ich wohne natürlich nicht in Matale, sondern viel angenehmer in Kandy, im dem von mir so geschätzten Pink House, jener entzückend anachronistischen Familienherberge, von der ich Dir ja bereits mehrmals vorgeschwärmt habe. Man trifft hier immer nette Reisende aus allen Kontinenten, und die Option auf ein opulentes und spektakulär wohlschmeckendes Abendessen sollte man sich auch nicht entgehen lassen.
… und lassen sich kulinarisch verwöhnen.
Allabendlich finden sich im Pink House die Gäste ein …
Eva, die Matriarchin, die das Guest House seit nunmehr 35 Jahren leitet, ist nicht nur eine unglaublich nette Frau, sondern auch eine begnadete Köchin. Da ich nun zum ersten Mal im Winter das Land besuche, kann ich ein leicht verändertes Gemüseangebot nutzen — leider ist die Auswahl im Winter tendenziell eher kleiner. Da das Guest House jetzt in der Hochsaison ziemlich voll ist, kommt jeden Abend eine hungrige Truppe zusammen, die Evas kulinarische Ambitionen in höchste Sphären treibt.
Kichererbsen
Junge Kartoffeln
Blätter der Roten Bete
Soja-Preßkuchen
Kürbiscurry
Mango-Curry
Mehr als einmal habe ich schon die reichlich tumbe Bemerkung gehört, daß die srilankanische Küche nicht allzu toll wäre, weil es da ja „nur Curries“ gäbe. Bullfug! In Wahrheit können die geschickten Köchinnen des Landes die unglaublichsten und abwechslungsreichsten Leckereien aus den simpelsten Gemüsen zaubern, und daß alles hinterher “Curry” heißt, ist natürlich nur ein sprachliches und kein kulinarisches Phänomen.
Wenn ein Srilankaner von einem „Curry“ spricht, meint er meist etwas, was in Kokosmilch gekocht ist. Kokosnuß in verschiedenen Formen, vor allem aber als Milch (eigentlich eine Art gepreßter Extrakt), bildet einen Grundstein der Küche dieser Insel, aber durchaus nicht alle Speisen enthalten Kokosmilch. Die auf dieser Seite abgebildeten Kartoffeln und Kichererbsen waren gänzlich trocken, denn ähnlich wie die Chinesen legen auch die Srilankaner Wert auf abwechslungsreiches Mundgefühl. Besonders toll schmeckte übrigens der Soja-
Noch gesteigert gilt das für die Fruchtcurries, die man nur in Sri Lanka findet: Von Curries aus Ananas und der lokalen Frucht Amberella habe ich ja schon erzählt, und die dritte Vitaminbombe im Bunde ist Mango. Curries aus reifen, süßen Mangos schmecken unglaublich fruchtig und bestechen durch butterweiche Konsistenz; sie werden mit satt Chili und dazu gerösteten Senfsamen und den unvermeidlichen Curryblättern gewürzt.
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