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Kandy
මහනුවර/
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Bodhi-Baum beim Vishnu Devale

Ein Waran sonnt sich am Seeufer

Heiliges Kandi: Mönch vor dem Eingang zum Kloster Malwatu Maha Viharaya
mittlerweile bin ich im srilankanischen Bergland, das allgemein als Hill Country bezeichnet wird. Als ersten Ort habe ich mir dabei das kulturelle Zentrum Kandi ausgesucht; dieser Name, der auf Englisch Kandy geschrieben wird, ist übrigens tamilisch, und die Sinhala-
Kandy ist ein kulturell und spirituell wichtiger Ort: Hier konnte sich eine einheimische Bevölkerung erfolgreich gegen die portugiesische und holländische Militärmacht behaupten (lediglich bei den Briten war dann Schluß mit der Freiheit), hier stehen aber auch die bedeutendsten Tempel und Klöster des Landes, die natürlich auch einen poltischen Machtfaktor darstellen. Die Einheimischen sind stolz auf ihre Geschichte und halten lokale Traditionen sehr hoch; die bedeutendste davon ist der große Umzug mit Artisten und Elefanten (Perahera), der alljährlich im August begangen wird und zu dem ich wieder zurückzukommen plane.
Zwar ist Kandy mit ca. einem Lakshiya Einwohnern alles nur kein kein ruhiges Dorf, und das Stadtzentrum ist sogar richtig laut und verkehrsverseucht; aber östlich davon schließt ein ruhiger, vom letzten König angelegter See an, an dem man allerhand kriechendes und fliegendes Wildlife finden kann. Südlich des Sees gibt es einen kleinen Hotelbezirk, und wie vor 16 Jahren wohne ich im Pink House, einer reizenden wenngleich etwas rückständigen Familienunterkunft; es wird von einer liebenswürdigen älteren Dame und ihren Töchtern geführt und besticht durch sein freundliches Ambiente und den ruhigen Hinterhof mit Garten.
… wird abends effektvoll beleuchtet.
Der Dalada Maligawa (Zahntempel) …
Der größte Tempel der Stadt ist der Sri Dalada Maligava, der „Tempel der Heiligen Zahnreliquie“, den ich aber lieber kurz und respektarm als „Zahntempel“ bezeichnen will; er liegt am Nordufer des Sees. Dort wird, wenn man es glauben will, ein Zahn des Buddha aufbewahrt, der von seinem Scheiterhaufen in Kushinagar gerettet und unter etlichen Wirrungen nach Sri Lanka transportiert wurde. Mit ihrer bekannten religiösen Einfühlsamkeit zerstörten die Portugiesen den Zahn, aber später wurde behauptet, daß man ihnen eine Kopie untergeschoben hätte; der echte Zahn sei gerettet worden und dient nun als eine Art nationales Heiligtum. Die Könige von Kandy betrachteten ihn auch als Symbol ihrer Herrscherautorität und so ist es zu verstehen, daß der Zahntempel praktisch Teil des Palastkomplexes ist.
Leider ist der Zahntempel durch ein absolut horrendes Eintrittsgeld gesichert (das natürlich nur Ausländer zu bezahlen haben), und so habe ich beschlossen, mir die Besichtigung für später aufzuheben. In Kandy gibt es auch sonst genug zu sehen; an erster Stelle stehen dabei die vier Tempelkomplexe (Devale), in denen man sehr schön sehen kann, wie sehr auf der Insel Buddhismus und Hinduismus ineinanderfließen: Die hinduistischen Götter, so heißt es, seien zum Buddhismus konvertiert und beschützen nun Sri Lanka vor all seinen Feinden (Vergleiche zu den tibetischen „Schutzgöttern“, in Wahrheit Überbleibsel der vorbuddhistischen Bön-Religion, drängen sich auf). Drei der Tempel stehen in Nachbarschaft zum Dalada Maligawa, den vierten (Kataragama Devalaya) findet man in der Kotugodella Vidiya im Stadtkern.
Der Haupttempel des Natha Devale
Buddha-Statuen im Natha Devale Mahabudu Madura
Der schönste davon ist der Sri Natha Devalaya, in dem eine mir nicht bekannte Gottheit namens Natha verehrt wird (das Wort bedeutet eigentlich nur „Beschützer“). Der für das Hochland typische Tempelstil hat seine Wurzeln offenbar in der tamilischen Architektur: Auf dem weitläufigen, sehr gepflegten Gelände stehen mehrere Nebentempel und der überraschend kleine Hauptschrein, an den eine offene Säulenhalle anschließt. Unter deren kunstvoll geschnitzten Holzsäulen treffen sich die Menschen zum Meditieren, Plaudern oder einfach Ausspannen und bieten der Gottheit Blumen- und Fruchtopfer dar. Mehrere Bodhi-
Schmetterlingswicken zu Füßen von Vishnu
Eingang zum Vishnu Devale
Gleich quer über die Straße steht der Sri Vishnu Mahadevale, in dem der hinduistische Hauptgott in einem buddhistischen Mäntelchen bewundert werden kann. Der Tempel liegt an einem Hang, und man muß einige Stufen emporsteigen, bis man zu einem Plateau mit einer hölzernen Tanz- und Musikhalle kommt; ein paar Stufen weiter oben erreicht man dann den kleinen Tempel, dessen Heiligtum mit einem Bild von Vishnu geschmückt ist; er reitet dabei auf einem sehr naturalistisch dargestellten Garuda, und entsprechend seiner blauen Hautfarbe bestehen die Blumenopfer hauptsächlich aus Blüten der Schmetterlingswicke (Clitoria ternatea), die hier Katarodu heißt; das ist übrigens auch eine kulinarische Pflanze, da man mit ihr in Thailand und Malaysia manchmal Speisen blau einfärbt.
Kleine Schreine im Selv Vinayagar Kovil
Curries sind eine ebenso bunte wie schmackhafte Angelegenheit.
Ganesha auf seiner Maus (Mushika)
Natürlich gibt es in Kandy auch einen schönen tamilischen Hindu-Tempel, den Sri Selva Vinayagar Kovil. Während das Gopuram und der Bauplan mit einer großen Halle und einem zentralen Heiligtum einen recht alten Eindruck machen, ist die Inneneinrichtung ganz neu und erglänzt in den sattesten Farben. Vinayagar ist ja ein Name für den elefantenköpfigen Gott Ganesha, aber in den kleinen Schreinen rund um das Hauptheiligtum ist das ganze Pantheon vertreten; man sieht auch eine jener vergleichsweise seltenen Darstellungen, die Ganesha auf seinem Reittier (einer Maus oder Ratte) zeigt.
Das Essen in Kandy entspricht den gehobenen Erwartungen: Im Stadtzentrum, nahe dem Uhrturm und dem Markt, findet man viele kleine Restaurants, die meist von Muslimen betrieben werden (deshalb gibt es am Freitag Versorgungsprobleme). Die sogenannten “Moors” (also Mauren) sind tamilisch sprechende Nachfahren arabischer Händler (wieder einmal eine Parallele zu Kerala, wo es eine analoge Gruppe namens Mappila gibt) und betrachten sich als selbständige Ethnie — bis vor einem Jahrhundert sprachen sie noch eine eigene arabisch–
Lauch-Curry
Schlangenkürbis-Curry
Die srilankanischen Curries bestehen aus den verschiedensten Gemüsen, manche mit langer und andere mit kurzer Kochzeit: Bananenblüten, Kartoffeln, Bohnschoten, Jackfruit, Brotfrucht, Gurken und Melonen aller Art, und was die freundliche Natur eben sonst noch so bietet. Sie werden immer mit Kokosnußmilch gekocht; trotzdem kann man sie keinesfalls mit den Thai-
Rindercurry
Fischcurry
Unter den nichtvegetarischen Curries macht mir der Beef Curry die meiste Freude. Zugegebenermaßen ist das Fleisch oft recht zäh, aber die lange Kochzeit kriegt den Bullen doch einigermaßen weich und schafft ein hervorragendes Aroma. Die Fischcurries sollte man auch nicht unterschätzen; am beliebtesten ist Thunfisch, und den bekommt man hier im Hochland erstaunlich frisch und wohlschmeckend zubereitet. Fleisch- und Fischcurries haben fast immer eine angenehm säuerliche Note, die dem nur in Sri Lanka gebräuchlichen Säuerungsmittel Goraka (Garcinia cambogia) geschuldet ist und die sich sehr gut mit dem intensiven Kreuzkümmelaroma verträgt.
Karotten-Curry
Ananas-Curry
Die besten Curries gibt es übrigens in meiner Unterkunft, dem Pink House. Auf Bestellung erhält man dort ein exzellentes Abendessen aus den exotischsten Gemüsen; alles wird Kokosmilch gekocht, aber die Vielfalt an Farben, Düften und Geschmäckern läßt keine Wünsche offen. Die Dame des Hauses kocht wie eine Göttin und hat mich bereits vor 16 Jahren mit ihrem Ananas-
Jackfruit-Curry
Brotfrucht-Curry
Fruchtcurries aus Ananas, Mango oder einer mit Mango verwandten Frucht namens Ambarella (Spondias dulcis) sind in Sr Lanka sehr beliebt und bestechen mit der wunderbaren Kombination aus tropisch–
Nächstes Mal berichte ich Dir noch mehr aus der Gegend; dann können wir uns auch einige der heute gegessenen Gemüse in nativer Form am Markt ansehen. Und viel später gibt es nochmals einen Update über die Curries im Pink House.
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