
◀ Matale & Nalanda Gedige | Siehe auch Kandy 1 ff sowie Mysore 2 und Kandy 4, Kandy 5 | Haputale ▶ |
Kandy 6
මහනුවර/
|

Maha Randoly Perahera in Kandy: Elefanten aus dem Zahntempel

Der Zahntempel wird für das Fest beleuchtet

Der Elefant mit der Zahnreliquie schreitet auf einem Teppich

Elefanten und Tänzer aus dem Zahntempel
vor vier Jahren habe ich Dir aus Kandy von dem phantastischen Elefantenfest Esala Perahera bzw. Dalada Perahera berichtet. Und jetzt bin ich wieder dort und schwelge in einer gepflegten Jahresdosis von traditionellem Tanz, bunt bekleideten Rüsselträgern und ohrwurmartiger Musik (Hörprobe).
Zur Auffrischung: Bei diesem zehntägigem Fest geht vordergründig darum, die Heilige Zahnreliquie (Dalada) öffentlich zu zeigen und dem Volk zur Verehrung anzubieten. Dabei handelt es sich um einen Eckzahn des Buddha, der irgendwann im vierten Jahrhundert nach Sri Lanka gebracht wurde und danach verschiedenen Königen (unter anderem in Polonnaruwa, Gampola, Sri Jayawardhanapura Kotte) als göttliches Symbol zur Legitimierung ihrer Herrschaft diente. Zuletzt landete er in Kandy und mußte im unruhigen 16. und 17. Jahrhundert vor den Portugiesen versteckt werden. 1660 konnten ihn die Portugiesen trotzdem erbeuten, und sie lehnten sogar ein enormes Lösegeldangebot aus Burma zur Rückgabe der heiligen Reliquie ab. Ein Jahr später wurde der Zahn in Form einer einer öffentlichen Zeremonie in Goa zu Pulver zermahlen, verbrannt und in den Mandowi-Fluß gekippt. Die religiöse Feinfühligkeit der Portugiesen ist ja legendär, und ähnliche Szenen spielten sich auch andernorts ab.

Vishnu-Elefanten

Kataragama-Elefanten
Damit könnte die Geschichte des Zahnes zu Ende sein, aber hundert Jahre später unter dem König Kirti Sri Rajasingha wurde der Zahn wieder „gefunden“ — angeblich hatten die Portugiesen den falschen mitgenommen. Das traf sich ziemlich gut, denn die Könige von Kandy standen zu dieser Zeit gerade im Konflikt mit den Engländern und konnten ein spirituelles Symbol für ihren Herrschaftsanspruch gut gebrauchen. Damals wurde der Zahntempel (Dalada Maligawa) als Teil des Palastkomplexes erbaut, und der (neue) Zahn verblieb dort, bis er während des Bürgerkrieges an einen geheimgehaltenen Ort verlegt wurde. Seither beherbergt der Zahntempel nur noch eine „spirituell äquivalente Kopie“.
Nun gibt es überall in Sri Lanka die Tradition, einmal im Jahr (meist zum Beginn der Regenzeit) ein großes Fest mit nächtlichen Elefantenprozessionen (Perahera) abzuhalten; das stammt wohl noch aus hinduistischer Zeit und wird in ähnlicher Form auch in Südindien, vor allem Kerala, praktiziert. In Kandy wurde nun der Zahn in dieses Fest integriert, und das war die einzige Gelegenheit für die gewöhnlichen Bürger, dieser Reliquie nahezukommen.

Natha-Elefant

Ein Teil des Umzugs für Pattini, im Vordergrund Kavadi-Tänzer

Am Anfang kommen die Feuerakrobaten
Die moderne Kandy Perahera besteht daher aus zwei Teilen: Die Dalada Perahera mit ca. 50 bunt gekleideten und grell weiß beleuchteten Elefanten wird vom Zahntempel organisiert, und die etwa gleich großen Esala Perahera, die noch ein bißchen von ihrem hinduistischen Erbe zeigt und ihren Ausgang von vier kleineren Tempeln nimmt: Dem Natha Devale (gelb), Vishnu Devale (blau), Kataragama Devalaya (rot) und Pattini Devale (dunkelrot gekleidet, weiß beleuchtet). Diese vier Tempel sind nach hinduistischen Schutzgöttern benannt. Natha ist unklarer Herkunft (manche sagen, es stecke in Wahrheit ein Bodhisattva dahinter), Kataragama ist ein Sohn Shivas (in Südindien auch unter Namen wie Murugan oder Kartikeyan bekannt und dem Kriegsgott Skanda gleichgesetzt), und Pattini ist die tamilische Göttin Kannaki Amman, eigentlich eine Menschenfrau aus einem in Madurai spielenden Epos, die wegen ihrer Tugend (sie bestrafte den Justizmord an ihrem Mann) unter die Götter gezählt wird.
In den ersten fünf Nächten (Kumbal Perahera) sammeln sich die Elefanten der vier Devalayas, und ab der sechsten stoßen die Dalada-
Ich war erst am Tag der Maha Randoli Perahera nach Kandy gekommen und sah diese von einem Balkon in der Yatinuwara Veediya an mir vorbeiziehen (teuer aber schön). Da ich beim letzten Mal hauptsächlich über die nächtlichen Peraheras geschrieben habe, soll dieser Brief nun vor allem dem abschließenden Tagesumzug gewidmet sein — soviel ich weiß, gibt es eine solche Daval Perahera oder Daytime Perahera nur hier in Kandy.
Diese Elefantengruppe ist die letzte der Maha Randoly Perahera; ihr Heimattempel ist der Pattini Devale.
Daval Perahera: Kataragama-Elefant und Pfauentänzer
Tänzer für Natha
Dieses schmerzhafte Ritual gehört zu Kataragama
Natha-Elefanten
Die Nacht-
Die beiden Peraheras marschieren getrennt durch Kandy; den Weg der Dalada Perahera konnte ich nicht eruieren, aber die Esala Perahera kommt aus Westen (Richtung Peradeniya) zum Uhrturm im Stadtzentrum, läuft dann ein kurzes Stück auf der Dalada Vidiya, biegt noch vor dem See nördlich in die Kotugodelle Vidiya ein und vereinigt sich irgendwo mit der Dalada Perahera; danach prozediert der ganze Zug südwärts auf der Senanayaka Vidiya bis zum Zahntempel und umrundet diesen zweimal im Uhrzeigersinn. Damit Du mit den Straßennamen nicht ganz durcheinanderkommst, habe ich auf der Seite links unten einen Stadtplan eingebaut.
Ein frisches Ersatzbattalion Pattini-Tänzerinnen zieht durchs Marktviertel
Am Ende des Zuges werkelt der Putztrupp
Trommler und Elefant aus dem Pattini-Tempel
Und so sah ich die Daval Perahera fünfmal: Zuerst beim Uhrturm, am Anfang der Dalada Vidiya, und dann in der Kotugodella Vidiya etwa auf Höhe der Kreuzung mit der Colombo Street. Mein letzter Beobachtungspunkt war dort, wo die Verlängerung der Senanayaka Vidiya auf das Seeufer trifft: Die vereinigte Perahera kam direkt auf mich zu, bog ca.
Der Umzug besteht durchaus nicht nur aus Elefanten. Ganz zu Anfang der Dalada Perahera kommen überschallknallende Peitschenschwinger und (nur in der Nacht) Feuerakrobaten sowie Fahnenträger. Zwischen den Elefanten tummeln sich Tänzer in zahllosen Kostümen, Musikanten, Trommler, Fahnenträger und in der Esala auch Gruppen, die den besonderen Charakter der jeweiligen Gottheit widerspiegeln: So laufen im Kontingent des kriegerischen Kataragama Tänzer mit, die Gefangene darstellen und mit Haken im Rücken an die Sieger gebunden sind, und andere tanzen den Pfauentanz, weil Kataragama gewohnheitsmäßig auf einem Pfau reitet. Die Göttin Pattini läßt sich von Tänzerinnen verehren, während die Beschäftigung von Frauen für die männlichen Götter wohl etwas unschicklich wäre.
Die Strapazen des tagelangen Festes und der langen Wanderung vom Fluß sind allen anzumerken. Deshalb werden die Tänzer regelmäßig mit energiereichen Softdrinks versorgt, und viele Passanten schieben den Elefanten bei den häufigen kurzen Pausen ein paar Bananen oder eine Kokosnuß zwischen die Zähne. Die Zuseher opfern auch viele Kokosnüsse, indem sie sie vor den Elefanten am Boden zerschmettern, und deshalb folgt dem Umzug ein städtischer Putztrupp, der die diversen Sauereien wegputzt (Elefanten können sehr großkalibrige Relikte hinterlassen).
Elefantenstau in der Senanayaka Vidiya
Der Beginn der Zuges vor seinem Eintreffen in den Zahntempel
Den großartigsten Anblick bietet der Zug, während er durch die Senanayaka Vidiya zum Zahntempel marschiert. Da die Straße schnurgerade verläuft, kann man von einem guten Beobachtungspunkt fast den ganzen Zug auf einmal sehen, wenn auch durch die Perspektive so dicht gedrängt, daß man auf den ersten Blick glauben könnte, hier wären Elefanten übereinander gestapelt wurden. Da man leider nicht immer Glück haben kann, schien in dieser Phase des Festes gerade mal keine Sonne, und die mit dem Tele geschossenen Photos bleiben daher ein bißchen kontrastarm.
Meine neue Kamera kann auch Videos aufnehmen, und weil das so schön ist, zeige ich Dir hier ein paar davon. Um die Netzwerkbelastung klein zu halten, werden Videos erst dann in den Browser geladen, wenn Du auf den Eintrag clickst. Wessen Browser mit HTML5 und WebM nichts anfangen kann, der hat natürlich Pech gehabt und muß einen Plugin installieren oder es mit einem Download und einem Standalone-Player versuchen (und ohne JavaScript wird es gleich gar nichts).
Die Perahera beginnt mit Feuerakrobaten und Fahnenträgern; danach zeigt das Video ab 0:44 einzelne Elefanten aus dem Zahntempel, ab 1:38 wird die Zahnreliquie vorbeigetragen. Ab 2:48 sieht man einen Natha-Elefanten, dahinter tanzen einige Tänzer im Kreis. Ganz zu Ende (3:28) kommt dann noch ein auf der Stelle tanzender Elefant aus dem Pattini Devalaya. Das Video konzentriert sich auf die Fahnenträger, Elefanten und Tänzer der Vishnu- und Kataragama- Das Video beginnt mit drei gelben Elefanten aus dem Natha Devalaya, danach kommen rote Elefanten und Musikanten für den Gott Kataragama (einige lassen sich mit süßen Softdrinks aufpäppeln), und ab 1:10 puscheln sich die Tänzerinnen der Göttin Pattini durch die mit Kokosnußmüll bedeckte Straße (bei 1:15 sieht man kurz eine Putzkraft); ganz zum Schluß, ab 1:27, treten die Pattini- Freihändige Videos mit dem Teleobjektiv sind ein Problem, wie ich jetzt weiß: Einzelne Sequenzen sind verzittert, und der Kontrast bleibt sehr mau, wenn nicht mal zufällig die Sonne scheint. Trotzdem ist das Video sehr beeindruckend: Man sieht die Dalada Perahera von den Peitschenknallern bis zum Elefanten mit der Zahnreliquie (2:10), danach kommen noch ein paar Elefanten aus den Devalayas, ein Trupp Tänzer mit Kavadi-Kopfschmuck und das Auto, das den Abschluß bildet (und notfalls zurückgebliebene Tänzer oder Elefanten aufsammelt). Der Elefant mit der Zahnreliquie bei seinem letzten Auftritt: Er schreitet auf seinem Teppich aus dem Haupttor des Dalada Maligawa; man kann auch gut sehen, wie der Teppich vor dem Elefanten abgelegt und hinterher wieder eingesammelt wird. Der Zahn bzw. sein Ersatz ist in einem dagobaähnlichen Behälter in der Kanzel versteckt. Danach zeigt das Video Teile der Vishnu- und Pattini- Ganz am Ende verlassen die Devale-Elefanten das Gelände des Zahntempels und machen sich zu ihren Heimattempeln auf. Die Erschöpfung ist allen Beteiligten anzumerken; der Pfauentanz für Kataragama ab 1:10 bleibt schwach, und die Pattini-
Die Kataragama-Elefanten schreiten durch die Kotugodelle Vidiya, im Hintergrund der Zahntempel
Der Elefant mit dem Zahn in der Senanayaka Vidiya. Er heißt übrigens Nadungamuwa Raja und hat einen eigenen Wikipedia-Eintrag.
Die Vishnu-Elefanten verlassen für dieses Jahr den Dalada Maligawa
◀ Matale & Nalanda Gedige
Haputale ▶