Bemerkungen zur Umschrift

Reiseberichte bringen es mit sich, daß man über Dinge schreibt, für die es in der Muttersprache keinen passenden Ausdruck gibt. Entsprechend enthalten auch diese Seiten viele Wörter aus fremden, insbesondere aus indischen Sprachen. Diese unterscheiden sich in ihrem Lautvorrat ganz erheblich vom Deutschen. In den jeweiligen nativen Schriften ist das kein Problem, da es für jeden Laut ein entsprechendes Schriftzeichen gibt; will man aber die fremden Wörter in lateinischem Alphabet schreiben, dann ergibt sich das Problem, wie man diejenigen Laute handhabt, für die keine geeigneten Buchstaben zur Verfügung stehen.

Die konventionelle Vorgangsweise ist es, nach dem Ähnlichkeitsprinzip näherungsweise passende Buchstaben heranzuziehen. Oft gehen dabei wesentliche Unterschiede verloren, und daher halte ich nicht viel davon. Auf dieser Seite wähle ich einen exakteren Ansatz.

Indische Sprachen

Indische Wörter werden auf dieser Seite in einer privaten Transliteration geschrieben, die sich an IAST und ISO 15919 anlehnt. Diese Transliteration orientiert sich an der nativen Schreibung, so daß diese meist einfach rekonstruierbar ist (bei Kenntnis einiger sprachspezifischer Regeln sogar fast immer). In der Mehrzahl der Fälle ermöglich die Transliteration auch eine präzise Aussprache der indischen Wörter, da die meisten indischen Sprachen weitgehend phonetisch geschrieben werden. Allerdings sieht sie etwas ungewohnt aus und wird in manchen Fällen etwas kontraintuitiv gesprochen.

Die meisten Buchstaben haben näherungsweise den deutschen oder englischen Lautwert; die wichtigste Ausnahme dazu ist C, das wie TSCH zu sprechen ist. Die folgende Liste gibt eine genauere Beschreibung. Wem diese zu kompliziert vorkommt, der soll versuchsweise eine kompakte Ausspracheerläuterung für westeuropäische Sprachen entlang der Atlantikküste, also von Spanisch bis Norwegisch, aufzustellen, und sich dann über die einfachen Verhältnisse in Indien freuen.

Vokale
entsprechen etwa dem Deutschen. Nordindische Langvokale (Ā,Ī,Ū) sind mit dem Makron markiert, während E und O immer lang sind und daher unmarkiert bleiben. Südindische Sprachen haben auch kurzes E und O, die ich als Ĕ und Ŏ wiedergebe (Nordindisch verwendet Ê und Ô für kurzes E bzw. O in englischen Fremdwörtern wie coffee).
Kurzes A
ist oft sehr schwach zu sprechen, etwa wie E in unbetonten deutschen Silben (Maurer); in den Sprachen der Bengali-Gruppe klingt es dagegen wie ein sehr offenes O. Alle nordindischen Sprachen haben die Tendenz, Kurz-A in gewissen Wortpositionen zu unterdrücken (typischerweise am Wortende und vor langen Silben); in solchen Fällen ist das Kurz-A in meiner Umschrift ebenfalls weggelassen, um die Aussprache zu erleichtern. In südindischen Sprachen (und auch im Sanskrit) ist Kurz-A dagegen eindeutig.
In manchen Fällen bedeutet das, daß die native Scheibweise aus der Umschrift nicht ohne weiteres erschlossen werden kann: Aus der Umschrift Dvārkā ist es nicht ableitbar, daß die geschriebene Form Dvārakā lautet, da die hypothetischen Schriftformen **Dvārkā, **Davārkā oder **Davārakā gleich ausgesprochen und von mir daher gleich wiedergegeben würden (die Erklärung für die richtige Schreibweise Dvārakā ist natürlich historisch).
Silbisches R
kommt nur im Sanskrit vor und damit auch in vielen Fremdwörtern, besonders in den Feldern Religion, Philosophie und Mythologie. Es wird als R̥ geschrieben (R mit darunter­stehendem Ring) und etwa wie in kroatisch Krk gesprochen. Die lange Version dieses Vokals R̥̄ ist selbst im Sanskrit extrem selten.
Diphthonge
sind ein schwieriges Kapitel: Es gibt Vokalzeichen für die alten Sanskrit-Diphthonge AI und AU, die aber nur in den südindischen Sprachen so wie erwartet klingen (dann werden sie in traditioneller Umschrift oft als Y wiedergegeben, etwa Mysore für korrekt Maisuru). Als Ausnahme spricht man AI in srilankanischem Tamil als EI (wie z.B. englisch late). In den meisten nordindischen Sprachen stehen diese Buchstaben aber für einan ganz anderen Laut, nämlich ein offenes E bzw. O (oder so ähnlich). Buchstaben­kombinationen wie AY, AĪ oder ĀĪ haben dafür in Nordindien einen Lautwert wie deutsch AI (seltener gibt es auch ĀŪ und AŪ). Nepali fällt hier ein bißchen aus dem Rahmen, weil die Vokalbuchstaben AI und AU typischerweise wie Deutsch AI und OU gesprochen werden.
Aspirierte Laute
werden mit mehr Luft im Auslaut gesprochen, so als ob dem fraglichen Laut ein H unmittelbar folgt. Deshalb werden sie einfach als Digraphen mit H geschrieben: KH,GH,CH,JH,ṬH,ḌH,TH,DH,PH,BH sowie (nur in wenigen Sprachen) ṚH. In manchen nordindischen Sprachen ist PH zu F verschoben und wird dann von mir in der Umschrift auch so geschrieben. Deutschsprachige haben üblicherweise ein Problem, die Aspirierung bei stimmlosen Plosiven (K,C,T,P) zu unterdrücken, und können umgekehrt die stimmhaften Plosive (G,J,D,B) nur schlecht mit Hauch aussprechen.
Palatale
sind C,CH,J,JH sowie das marginale Ñ. C spricht man wie englisch ch (church), und J ist das stimmhafte Pendent dazu (joy). CH und JH (selten) sind die aspirierten Varianten davon.
Retroflexe
werden mit einem darunterstehenden Punkt markiert: Ṭ,ṬH,Ḍ,ḌH,Ṛ,ṚH,Ṇ,Ḷ. Diese Laute sprechen sich fast gleich wie ihre unmarkierten (alveolaren) Pendents aus, jedoch soll die Zunge etwas zurückgebogen werden, so daß die Zungenspitze im rechten Winkel auf dem Gaumen trifft.
Nasale
sind Laute, bei denen der Luftstrom über die Nase entweicht. M und N sind wie im Deutschen zu sprechen, Ṅ entspricht dem N in Ring (anders zu sprechen als Rind!), Ñ dem Nasal in spanisch Señor und Ṇ ist ein retroflexes N. In den meisten indischen Sprachen kommen Ṅ und Ñ nur sehr eingeschränkt vor. Außerdem gibt es noch Zeichen für allgemeine Nasalierung, das ich mäßig konsistent als Ṁ (bezieht sich auf den vorangehenden Vokal) oder Ṃ (bezieht sich auf den folgenden Konsonanten) wiedergebe.
Sibilanten
fallen in den nordindischen Sprachen oft zusammen: Ṣ (retroflex) und Ś (palatal) werden nur selten unterscheiden (üblich ist eine palatale Aussprache für beide, entsprechend dem deutschen SCH), und in manchen Sprachen sind Ś,Ṣ,S bereits zu einem einzigen Sibilanten zusammengefallen, der dann wie S klingt (im Bengalischen aber wie SCH). Dazu gibt es Ausnahmen: Im Assamesischen (und auch im Oriya) steht Ṣ oft für einen Laut wie in deutsch Bach. Auf jeden Fall sind diese Laute immer stimmlos.
Der Visarga
kommt in den modernen indischen Sprachen kaum vor; man findet ihn jedoch oft in Sanskit-Mantras wie dem berühmten Om namah Shivaya „Ehre für Shiva“. Er wird als h mit darunterstehendem Punkt (ḥ) wiedergegeben und bezeichnet einen behauchten Vokal. In srilankanischem Tamil schreibt man den Visarga als unabhängiges Zeichen vor einen Konsonanten, um bei englischen Fremdwörtern Frikativierung anzuzeigen, z. B. sah ich einmal auf einem Werbeplakat für ein Kosmetikprodukt ḥpeṣal voṣ für englisch facial wash.
Persische und arabische Sonderlaute
spielen vor allem in den Sprachen des Nordwestens eine Rolle: F,Z,Ġ,Ḫ,Q. Dabei ist F wie im Deutschen zu sprechen, und Z ist ein stimmhaftes S. Seltener findet man Ḫ (entspricht deutschem CH in Bach) oder sein stimmhaftes Pendent Ġ (wie holländisch G). Das arabische Q ist ein sehr tief im Rachen gesprochenes K. Viele Sprecher ersetzen sie durch die nativen Laute PH,J,G,KH,K. Nicht alle nordindischen Schriften haben Buchstaben für alle diese Laute (und wo sie existieren, werden sie nicht immer konsequent verwendet). Das erklärt Doppelformen wie Makbara bzw. Maqbara „Grabmal“; in solchen Fällen bevorzuge ich meist die lokal offizielle Form, außer bei einigen weitverbreiteten Ausdrücken wie Mogul.
Arabische emphatische Konsonanten
werden bei mir mit einem darübergestellten Punkt gekennzeichnet: Ṫ,Ḋ,Ṡ,Ż. Sie sind zwar im Urdu-Alphabet enthalten, werden aber in der Aussprache nicht von T,D,S,Z (bzw. J) unterschieden. Ich verwende sie nur bei lokalen Eigennamen in Kashmir und in wenigen Worten mit starker islamischer Konnotation (z. B. Sultan oder Sufi), nicht aber in Alltagsworten wie masala (im Urdu auch masala geschrieben). Dasselbe gilt für das pharyngeale H, von mir als Ḣ geschrieben (z. B. in Muhammad). Andere arabische Sonderlaute treten in indischen Wörten nur sehr selten auf (siehe unten).
Die dravidischen Laute
Ṉ,Ḻ,Ṟ sind schwer auszusprechen und kommen als eigene Buchstaben nur noch im Tamil sowie teilweise im Malayalam vor. Ḻ wird, vor allem im Malayalam, auch oft als zh wiedergegeben (es ist ein retroflexer Approximant); die anderen beiden klingen weitgehend wie N bzw. R, aber die Zunge soll an die Zähne (nicht den Zahngrund) stoßen.
Stimmhaftigkeit und Behauchung
sind in dravidischen Sprachen nichtphonemisch, also nur durch die Wortumgebung festgelegt: T,TH,D,DH sind nur ein Phonem. Theoretisch könnte man die Buchstabenanzahl zum Schreiben dravidischer Sprachen daher beträchtlich reduzieren (um den Preis von Komplikationen bei Sanskrit-Fremdwörtern). Nur Tamil geht diesen Weg konsequent; in der Umschrift habe ich mich daher je nach Aussprache zwischen K/G, C/J/S, Ṭ/Ḍ, T/D und P/B zu entscheiden. Das ist nicht immer offensichtlich: In Kāñjipuram (geschrieben als Kāñcipuram) müßte nach Tamil-Ausspracheregel sowohl das C als auch das P stimmhaft gesprochen werden; weil aber pur „Stadt“ ein Sanskrit-Lehnwort ist, setzt es die dravidische Lautregel außer Kraft und wird zumindest hochsprachlich stimmlos artikuliert.

Fremdsprachigen Bezeichnungen werden grundsätzlich in der jeweils passenden Lokalsprache wiedergegeben, z. B. Amdavad für die Hauptstadt des Gujarat (nicht die Hindi-Form Ahmadabad). Allerdings gibt es dazu einige (eher willkürliche) Ausnahmen, insbesondere wurden viele Bezeichnungen von Speisen in ihrer Form normiert.

So verwende ich für die bekannten südindischen Frühstücksklöße durchgehend die Hindi-Form Idli (gleichlautend auch in Marathi und Telugu); dagegen Malayalam Iddli und Tamil und Kannada Idli. Ähnlich auch Goā (Hindi) statt Goy (Konkani) Andererseits unterscheide ich, auch aus kulinarischen Gründen, zwischen Biryani (nordindische Form) und Biriyani (südindische Form).

Die traditionelle Umschrift, die Sie in anderen Quellen fast zu 100% finden werden, läßt die diakritischen Zeichen weg (z. B. werden Ā und A beide als A wiedergegeben, oder Ḍ und D beide als D) und schreibt für systematisch C immer CH (für systematisch CH sind traditionell sowohl CH als auch CHH in Gebrauch); Ś und Ṣ können als S oder SH erscheinen, und für R̥ steht gewöhnlich RI (der Name des Gottes Kr̥ṣṇa lautet dann Krishna). Seltener findet man AA für Ā und EE für Ī. Die Nasalzeichen Ṃ und Ṁ können als N oder M erscheinen. In Südindien und Sri Lanka benutzt man oft die Konvention, systematisch T als TH und Ṭ als T zu schreiben (entsprechend auch D/Ḍ); das ist relativ eindeutig, da die behauchten Laute TH und DH ohnehin nicht vorkommen, obwohl in allen südlichen Alphabeten außer Tamil entsprechende Buchstaben existieren, die nur bei Entlehnungen aus dem Sanskrit geschrieben (aber gewöhnlich nicht behaucht gesprochen) werden.

Erschwerend kommt hinzu, daß einige Minderheitensprachen des Nordostens prinzipiell in Lateinalphabet geschrieben werden, sich aber an die traditionelle nichtwissenschaftliche Umschrift halten. Das ist z. B. bei Mizo der Fall. Natürlich halte ich mich dann an die offizielle Lateinschrift und schreibe notgedrungen CH und CHH, wo ich bei indischen Wörtern C und CH verwenden würde. Im Mizo wird das Sonderzeichen Ṭ (T mit Punkt darunter) verwendet, es bezeichnet aber keinen Retroflex (gibt es im Mizo nicht) sondern ein tr. Das ist schlimm und verwirrend, aber auch nicht schlimmer als die unterschiedliche Bedeutung von Ü um Deutschen und Spanischen.

Viele Ortsbezeichnungen haben unsystematische, historisch gewachsene Transkriptionen: Lucknow für Lakhnau ist ein herausragendes Beispiel, daneben auch Kalkutta für Kalkata (entsprechend der bengalischen Aussprache heute offiziell Kolkata geschrieben), Kutch für Kachchh oder Mysore für Maisuru. Ich sehe keinen Grund, diese historischen Merkwürdigkeiten weiter zu propagieren, und hoffe, sie sterben bald aus. Tatsächlich werden es weniger: Kipling schrieb noch Oodeypore für Udaipur, und das macht heute nun niemand mehr.

Problematisch ist auch das übliche Jaipur (für Jaypur), da dieses „AI“ wie der deutsche Diphthong zu sprechen ist, ganz anders als in Jaisalmer, wo das AI für den Einzel­buchstaben AI des Hindi-Alphabets steht und entsprechend der obigen Regel wie Ä klingt.

Sonderfälle: Assamesisch und Bengalisch

Generischer
Buchstabe
Aussprache
Bengalisch
Aussprache
Assamesisch
AÔÔ,O
ĪII
ŪUU
C;CHC;CHS
J;JHJ;JHZ
Ṭ;ṬH;Ḍ;ḌHṬ;ṬH;Ḍ;ḌHT;TH;D;DH
N
ŚS,ŚX,S
ŚX,S
SS,ŚX,S
YJZ
YY

In diesen Sprachen korrespondiert die Aussprache schlecht zur Schrift. Die nebenstehende Tabelle gibt einen groben Überblick; dabei haben die Buchstaben in der zweiten und dritten Spalte die im vorherigen Abschnitt besprochenen Lautwerte, und zusätzlich bedeuten Ô ein offenes O (es ersetzt das sost übliche Kurz-A) und X das CH im deutschen Wort Bach. Allerdings gelten diese Regeln nur ungefähr; ganz besonders bei Konsonantenclustern können sich große Unregelmäßigkeiten ergeben.

Mein Umschrift orientiert sich an der Schreibung; lediglich assamesisches J gebe ich als Z wieder, weil dies auch der Praxis vieler nordwestindischen Sprachen entspricht, Z als J mit einem (oft weggelassenen) diakritischen Zeichen zu schreiben. Da der Anusvara immer für den velaren Nasal steht, gebe ich ihn als Ṅ wieder; der Chandrabindu, der in vielen Schriften mehr oder minder austauschbar mit dem Anusvara verwendet wird, dient dagegen seinem ursprünglichen Zweck als Nasalierungszeichen für Vokale, und ich schreibe ihn wie üblich als Ṁ.

Insgesamt ist die Aussprache assamesischer oder bengalischer Wörter aus meiner Umschrift genauso gut zu erschließen wie aus der Schreibung im nativen Alphabet (also im schlimmsten Fall gar nicht). Für Bezeichnungen in diesen beiden Sprachen geben ich daher beim ersten Auftreten zusätzlich eine Aussprachehilfe an, in der die Buchstaben die sonst bei mir übliche Bedeutung tragen (plus X und Ô für den velaren Frikativ bzw. offenes O).

Beispiele: Der Fluß Ganges heißt in Bangladesh Padma [sprich: Pôdda]. Die Selbstbezeichnung der assamesischen Sprache lautet Assamiya [sprich: Ôxômiya]. Die Hauptstadt von Westbengalen ist Kalkata [sprich: Kôlkāta], früher auf Englisch Calcutta geschrieben und auf Deutsch bis heute oft sehr falsch ausgesprochen (es soll bestimmt kein U darin vorkommen).

Noch ein Sonderfall: Sinhala

Sinhala oder Singhalesisch ist die Sprache der Mehrheit in Sri Lanka. Obwohl sie aus der nordindischen Gruppe stammt, hat diese Sprache durch sehr langen Kontakt Elemente aus dravidischen Sprachen aufgenommen und in der Isolation einige phonetische Sonderwege beschritten.

Im Sinhala gibt es, wie in den dravidischen Sprachen, keine behauchten Laute; orthographisch sind sie jedoch in vielen Wörtern, vor allem Sanskrit-Entlehnungen, nach wie vor präsent und werden von mir entsprechend notiert; in dieser Hinsicht besteht kein Unterschied zur Mehrheit der dravidischen Sprachen Südindiens (lediglich Tamil schreibt hier phonetisch und nicht etymologisch). Außerdem kennt Sinhala kurze und lange Versionen von E und O, die ich genauso wie die entsprechenden dravidischen Laute handhabe: E und O sind lang, Ĕ und Ŏ dagegen kurz. Der Anusvara steht für einen velaren Nasal am Silbenende, und ich notiere ihn als Ṅ (z. B. im Wort Sinhala), ganz so wie im Bengalischen.

Sinhala hat jedoch einen zusätzlichen Vokal Æ (auch lang als Ǣ), der wie deutsches Ä sehr offen klingt. Er wird in traditioneller Umschrift als A, E oder anderswie wiedergegeben. Außerdem können die stimmhaften Verschlußlaute G, J, D, Ḍ und B auch mit einer leichten Nasalkomponente gesprochen werden („Pränasalierung“). Dieses phonetische Merkmal wird in der Schrift durch eine leicht variierte Form des Konsonantenzeichens ausgedrückt, manchmal (beim schnellen Schreiben) aber auch ignoriert. Ich schreibe dafür ein hochgestelltes N (ⁿ) oder M (ᵐ) vor den Verschlußlaut. Diese Zeichen haben leider eine gewisse Chance, vom Browser unsauber dargestellt zu werden: ⁿG, ⁿJ, ⁿḌ, ⁿD und ᵐB; Windows XP scheint beim hochgestellten m grundsätzlich zu versagen, und daher habe ich einen Trick eingebaut und ersetze es durch ein HTML-Superscript: mB (Erfahrungs­berichte mit höheren Windows-Versionen wären mir sehr willkommen).

Nicht-indische Namen und Begriffe

Die indische Umgangssprache hat auch viele Vokabeln aus dem Arabischen und Persischen aufgenommen, dazu kommen tibetische Wörter im Himalaya. Gelegentlich tauchen auch Wörter aus anderen Sprachen auf. Auch diese müssen in irgendeine Umschrift gegossen werden.

Die Sprachen des indischen Nordostens werden zumeist in lateinischer Schrift geschrieben; das macht das Erfinden einer komplizierten Umschrift unnötig. Manchmal verwenden diese offiziellen Alphabete ein paar Sonderzeichen, die ich dann einfach kommentarlos übernehme. An solchen Orten herrscht oft ein ziemliches sprachliches Mischmasch mit vielen indischen Eigennamen in der nicht-indischen Sprache; das gebe ich dann auch durch inkonsequente Umschrift wieder und schreibe manche Wörter auf indische und manche auf lokale Art.

Die Mizo-Sprache hat die verwirrendste Orthographie der Nordost-Sprachen; sie verwendet ein T mit Punkt darunter (Ṭ), das allerdings nicht retroflex sondern geflappt gesprochen wird, also ungefähr wie tr. Die Sprache hat viele behauchte Laute (PH, TH, KH, CHH, THL, ṬH, HM, HN, NGH, HR, HL), allerdings stehen LH und RH für glottalisierte Versionen von L bzw. R. Vokallänge und das komplizierte Tonsystem werden in der Orthographie nicht repräsentiert.

Persisch und Arabisch wurden bereits oben abgehandelt: Sie werden im wesentlichen wie indische Wörter behandelt, mit ein paar weiteren Sonderzeichen (die nicht in allen indischen Schriften repräsentiert sind). Diese Umschrift ist zwar rein indisch motiviert, erinnert aber sehr stark an den von der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft vorgeschlagenen Standard für Arabisch. Allerdings schreibe ich J statt Ğ, und weniger auffällig Ś statt Š; wo die DMG einen Punkt daruntersetzt, verwende ich einen Punkt über dem Buchstaben, um Verwechslung mit den Indischen Retroflexen (und dem Visarga) zu vorzubeugen. Für ayin verwende ich (wie die DMG) einen rechts offenen Halbkreis, der auf vielen Computersystemen Schwierigkeiten macht: ʿ z. B. im Personennamen Ali.

Tibetisch wird in traditioneller, nichtwissenschaftlicher Umschrift wiedergegeben (also sind grob gesprochen Konsonanten wie im Englischen und Vokale wie im Deutschen auszusprechen). Theoretisch könnte man mit einigen Bauchschmerzen die tibetische Schrift nach indischem Muster transliterieren, aber daraus resultieren Alpträume wie Spyan Ras Gazigas für Chenrezig. Das liegt daran, daß die tibetische Orthographie (anders als die meisten indischen) sehr historisch ist und eine sehr schlechte Korrespondenz zur Aussprache zeigt. In einigen Fällen schreibe ich tibetische Wörter phonetisch aber in nepalischer Art, wie das bei den Sherpa üblich ist; dann benutze ich das Sonderzeichen ĉ bzw. ĉh für den Laute ts bzw. tsh (letzteres ist als ts-h zu lesen, nicht wie deutsch tsch), und ĵ bzw. ĵh für die stimmhaften Varianten davon.

Sprachen Südostasiens sind in Ermangelung enes anwendbaren Standards in einer nichtwissenschaftlichen Transkription wiedergegeben. Die Ausnahme dazu ist Thai, da ich mich hier sicher genug fühle, eine Eigenbau-Transkription zu verwenden.

Für Chinesisch wird durchgehend das offiziellen Transkriptionssystem Hanyu Pinyin 漢語拼音 mit Tonzeichen verwendet, für Japanisch das weitverbreitete Hepburn-System (mit Makron für lange Vokale). Beide beherrsche ich gut genug, daß ich Fehler weitgehend ausschließen kann. Dagegen überfordert mich das McCune–Reischauer-System in den Details, und koreanische Namen sind daher zwar engangiert aber möglicherweise fehlerhaft geschrieben. Für diese drei Sprachen werden aber immer zusätzlich die Originalschreibweisen angegeben. Das ist für Chinesisch ohnehin überlebensnotwendig, und für die anderen beiden zumindest vorteilhaft.

Technischer Hinweis

Es ist eigentlich nicht empfehlenswert, ungebräuchliche Umschriften in Web-Dokumenten zu verwenden, da sie von Suchmaschinen nicht zur gewöhnlichen Umschrift konvertiert werden; folglich wären die Dokumente nicht gut auffindbar. Wer googelt schon nach Kr̥ṣṇa statt Krishna?

Als Ausweg verwende ich JavaScript. Die Dokumente enthalten alle Ausdrücke in konventioneller Umschrift, und nach dem Laden arbeitet sich ein Script durch den Text, um die notwendigen Ersetzungen für den Leser vorzunehmen. Das funktioniert erstaunlich gut, soferne die Internet-Verbindung schnell ist; bei langsamer Leitung wird das Dokument bereits während des Laden am Bildschirm dargestellt und erst nach Eintreffen des letzten Bits umgearbeitet. Daher kann es zu einem komischen Flackern kommen, wenn sich konventionelle und exakte Umschrift in der Buchstabenanzahl unterscheiden.

Leser mit abgeschaltetem JavaScript sehen notwendigerweise nur die konventionelle Umschrift und haben keine Möglichkeit, in den Genuß von mehr Exaktheit zu kommen (außer View Source, für Masochisten). Umgekehrt lassen sich alle Artikel auch bei eingeschaltetem JavaScript in der nichtwissenschftlichen Umschrift lesen, indem man dem URL ein ?transliteration=traditional anhängt; weiterführende Links werden dann automatisch angepaßt.