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Monsunwetter im Mondlicht: Nächtlicher Blick von Kasar Devi über das nebelverhangene Tal

Holzhäuser im Marktviertel von Almora

Obst- und Gemüsestand

Sonnenuntergang in Kasar Devi
nun bin ich schon viel zu lange in Kasar Devi geblieben, dem charmanten Bergdorf mit Hippie-
Ich mußte einige Male in die Stadt fahren, und zwar aus wenig erfreulichem Grund: Eine Spannungsspitze hatte mir das Netzgerät für den Laptop zerschossen. Das erste Ersatzgerät (indische Fabrikation) hielt auch nur einen Tag; nun habe ich ein chinesisches Modell, das sich nur mit ein bißchen Bastelei an meine etwas exotische Laptop-
Eine Reihe kleiner Nebenschreine des Sonnentempels
In der richtigen Perspektive wirken selbst Zwerge wie Riesen
Der Sonnentempel Surya Mandir in Katarmal
Empfehlenswerter ist ein Ausflug zum Sonnentempel Surya Mandir nahe dem Dorf Katarmal; trotz der geringen Entfernung (man kann ihn von Kasar Devi in westlicher Richtung sogar sehen) erreicht man ihn nur umständlich über Almora mit dem Sammeljeep Richtung Ranikhet. Vom kleinen Dorf Kosi muß man dann noch eine halbe Stunde duch einen Wald von Chir-
Verglichen mit den bereits ausführlich beschriebenen Sonnentempeln in Konark und Modhera ist dieser wesentlich simpler: Er besteht aus einem großen Haupttempel mit einer schönen Skulptur des Sonnengottes Surya auf seinem von sieben Pferden gezogenen Wagen. Das wuchtige Hauptgebäude ist schon etwas verfallen, aber davor stehen ca. 40 kleine Nebentempel, die der ASI neu aufgemauert hat. Jeder einzelne davon besteht aus einem von einem symbolischen Lotus gekrönten Turm mit einem fast immer westseitigen „Zugang“. Ich schreibe das unter Anführungszeichen, weil diese Tempelchen zum Großteil winzig klein sind und die „Eingänge“ oft gerade mal bis zur Kniehöhe reichen; daher hat man fast den Eindruck, durch eine Modellbaulandschaft zu spazieren. Ursprünglich waren viele Tempel mit Skulpturen oder Reliefarbeiten verziert, aber was davon nicht gestohlen und abtransportiert ist, findet sich heute im Nationalmuseum in Delhi. Kultstatuen sucht man aus demselben Grund vergebens.
Der Haupttempel Jageshwar Mahadev Mandir
Der Eingang zum Haupttempel wird von Schutzgöttern bewacht
Himalaya-
Der Dandeshwar Mandir
Noch spektakulärer ist die Tempelgruppe des Jageshwar Mandir. Man erreicht ihn, indem man etwa
In Jageshwar selbst findet man eine kleine und sympathische Szene aus ein paar Guest Houses, Restaurants und dem riesigen Tempelkomplex, der bis ins 7. Jahrhundert zurückreicht. Jageshwar behauptet, einer von jenen zwölf Plätzen in Indien zu sein, an denen Shiva in Form des Jyotirlinagm verehrt wird,
Das Prachtstück des Komplexes ist der Haupttempel, in dem neben Kultbildern von Shiva und Parvati auch der berühmte Shivalingam steht (er ist übrigens ganz winzig), flackernd beleuchtet von einer Flamme, die sich von reinem Ghee nährt und die seit Erbauung des Tempels nie erloschen ist, wie mir der Brahmane versicherte. Neidisch bis verärgert vergleiche ich diese Akhanda Jyoti („ungebrochene Flamme“) mit der unzuverlässigen Stromversorgung in Kasar Devi. In enger Nachbarschaft zum Hauptgebäude stehen ca. 120 Nebentempel unterschiedlicher Größe, die meisten wie beim Surya Mandir leer und ohne Kultbild.
Verzierter Tempelturm (Shikhar) im Jageshvar-Komplex
Relief an einem Nebentempel
Die Tempel bei Jageshwar glänzen, wie übrigens auch der Nanda Devi Mandir in Almora, mit einigen stilistischen Besonderheiten, die ich hier zum ersten Mal sehe: Sie sind mit schönen Flachreliefs geschmückt, die mir ganz unbekannte Motive zeigen, und der Shikhara trägt statt der üblichen Lotusknospe einen viereckige Holzaufbau. Letzteres erkläre ich mir als lokale Tradition im baumreichen Kumaon, aber bei den Reliefs (die mich im Stil etwas an die des Bayon in Kambodscha erinnern) könnte auch das ungewöhnliche Alter der Tempel eine Rolle spielen: Mit über tausend Jahren sind diese Bauten nämlich älter als fast alles, was man sonst in Nordindien zu sehen bekommt. Die geschützte Lage im unzugänglichen Gebirge hat es ihnen erspart, in den unzähligen Kriegen der letzten Jahrhunderte niedergebrannt oder als Steinbruch mißbraucht zu werden.
Zu den vielen Merkwürdigkeiten von Kasar Devi gehört, daß hier sowohl Ausländer als auch Inder urlauben — und das sogar in denselben Etablissements. Das ist ungewöhnlicher, als es auf den ersten Blick scheinen mag: Inder genießen ihre kurzen Urlaube exzessiv und wollen luxuriös verwöhnt werden, während der typische Indien-
Dal Tarka mit Koriander, Knoblauch und Chili
Aloo Methi
Bal Mithai
Folglich bekommt man in den Cafés und Restaurants von Kasar Devi neben der letztes Mal beschriebenen Touri-
Nach so langer Zeit in Nordindien wird es richtig schwer, etwas kulinarisch Neues zu beschreiben. In einer freundlich–
Junge Farn-Bätter (Nyuri oder Lingure)
Indische Kaiserlinge (Amanita hemibapha)
Gekochter Flaschenkürbis (Ghiya oder Loki)
Auch das Alu Methi, also Kartoffeln mit Bockshornkleeblättern, verdient lobende Erwähnung. Anders als in einer früheren Station verwendete der Koch getrocknete Blätter, und das schmeckt um Längen aromatischer und besser; dazu kamen noch ordentlich Kreuzkümmel und (auf Anfrage) grüner Chili. Einmal überredete ich den Koch zu einer Variante mit einem anderen Kraut, nämlich den getrockneten Blättern einer wilden Zwiebelart. Dieses Gewürz habe ich in Nepal als Jimbu mehrmals gesehen aber nie gegessen; hier heißt es Jambu. Es wird in Ghi angebraten und schmeckt sehr angenehm und unaufdringlich lauchig.
Um den etwas standardisierten Speisekarten zu entkommen, kann man auch am Markt in Almora Gemüse einkaufen und in der Kneipe zubereiten lassen. So kam ich nach langer Zeit wieder einmal zur gekochtem Flaschenkürbis (Ghiya, hier auch Loki genannt), ganz leicht und fettarm und damit ein erfreulicher Kontrast zum meist allzu schweren nordindischen Essen. Wesentlich exotischer waren Nyuri, junge, noch eingerollte Farnwedel, die in den Wäldern gesammelt und als Wildgemüse trocken in der Pfanne geschmort werden.
Noch viel spektakulärer war eine Mahlzeit, die mir im Rainbow Café kredenzt wurde: Etwas falsch als “magic mushrooms” angekündigt, handelte es sich um „Indische Kaiserlinge“, die ein Angestellter im Wald gefunden hatte. Der Kaiserling ist ein fast legendärer Speisepilz Südeuropas (Amanita caesarea) und hat hier im Himalaya einen engen Verwandten (A. hemibapha) mit ebenso perfekter Konsistenz und einem herrlichen Pilzaroma voller Obertöne von Wald und Wildnis.
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