Landkarte
Amritsar 2 Nicht zu verwechseln mit Mandu Maisuru

Mandi मण्डी (Himachal Pradesh)

Sunken Indira Market in the center of Mandi, Himachal Pradesh (India)

Der Indira Market im Zentrum von Mandi. Rechts erkennt man die zweistöckige Galerie rings um den Park.

Student in an Ashram, Mandi, Himachal Pradesh (India)

Schüler eines hinduistischen Ashram in der Umgebung.

Prachin Ekadash Rudra Mandir Temple (Eleven Shiva Temple), Inside, Mandi, Himachal Pradesh (India)

Innenraum des Elf-Shiva-Tempels mit Glocke, einer weißen Nandi-Statue und einigen Shiva-Bildern an der Wand

Shivalingam and Nandi bull at the banks of Beas river, Mandi, Himachal Pradesh (India)

Nandi und Shivalingam am Ufer des Beas

Bhootnath Mandir Temple, Mandi, Himachal Pradesh (India)

Innenraum des Bhutnath-Baba-Tempels

Prachin Ekadash Rudra Mandir Temple (Eleven Shiva Temple), Outside, Mandi, Himachal Pradesh (India)

Am Prachin Ekadash Rudra Mandir jault der Blindenhund

Liebe Birgit,

nun bin ich also doch er­staun­lich lange in Mandi geblie­ben, zumal unwetter­bedingt die geplante Weiter­reise nach Ladakh ohnehin ausfallen mußte. Mandi ist eine freund­liche Stadt in­mitten grüner Hügel und liegt am Ufer des Beas-Flusses, der an­geb­lich nach dem alten vedi­schen Weisen Vyasa benannt ist. In der Mitte der Stadt findet man etwa, was ich als den „idyl­lischsten Markt Indiens“ be­zeichnen würde: Ein tiefer­gelegter Park mit einem strah­lend weißen Uhr­turm in der Mitte, um­geben von einer zwei­stöckigen Galerie mit Markt­läden und Restaurants.

Angeblich stehen im Um­kreis von Mandi meh­rere hundert Tempel, von denen viele als „alt“ gelten; und an jeder Kreu­zung findet man Weg­weiser zu den berühm­teren davon. Die Archi­tektur folgt durchwegs dem nord­indi­schen Para­digma aus einer Vor­halle und dem Heilig­tum direkt unter dem hohen Tempel­turm; in einigen Fällen, z. B. beim Tarna-Tempel, ist die Vorhalle weg­gelassen. Andere be­stechen da­gegen mit einer ausge­bauten und erwei­terten Vor­halle, die dann schon fast wie ein Kirchen­schiff wirkt. Ein Bei­spiel dazu ist der Prachin Eka­dash Rudra Mandir, dessen Halle ja auch Platz für die namens­gebenden elf alten Bilder von Shiva bieten muß (Rudra ist der alte vedische Name dieses Gottes). Viele Tempel sind bunt bemalt und wirken gerade­zu psyche­delisch, wie zum Bei­spiel der Baba Bootnath Mandir ganz in der Innenstadt.

Walkway around Tarna Mandir (Kali Temple) in Mandi, Himachal Pradesh (India)

Gang rund um den Tarna Mandir

Sanctum of Tarna Mandir Temple with three-headed Kali Idol in Mandi, Himachal Pradesh (India)

Der Kultraum (Garbhagriha) des Tarna Mandir mit einer dreiköpfigen Kali-Statue

Tarna Mandir (Kali Temple) in Mandi, Himachal Pradesh (India)

Der Tarna-Tempel hat keine Vorhalle

Zweimal ha­be ich es hier er­lebt, daß ein Tem­pel von einer Brahma­nin be­wirt­schaf­tet wurde, was (wenn es re­präsen­tativ wäre) Mandi gewisser­maßen zu einem femi­nisti­schen Zentrum des Sub­konti­nents machen würde. Das geschah im Siddha Ganapati Mandir mit seiner eigen­willigen, etwas amorph wirkenden Ganesha-Statue und in dem un­gleich attrak­tive­ren Tarna Mandir, der auf einem Hügel liegt und der Kali ge­weiht ist. Im wunder­schönen holz­verklei­de­ten und mit Gold be­malten Innen­raum steht ein merk­würdiges Kult­bild, das Kali mit drei Köpfen und eher bovinen Gesichts­zügen dar­stellt. Dafür zieren unzäh­lige andere Göttin­nen die Außen­seite des Tem­pels, wo sie in einem farben­frohen und etwas naïven Stil aufgemalt er­glänzen. Eine weitere inter­essante Damen­bekannt­schaft war die Poli­zistin, die im Bootnath-Tempel crowd man­age­ment be­treibt und auf­paßt, daß es zu keiner Massen­panik kommt; ich habe den Tempel bei mehreren Be­suchen klarer­weise immer nur weit­gehend leer erlebt.

Advocates for hire, in Mandi, Himachal Pradesh (India)

Advokaten zum Anheuern

Shiva's bull Nandi inside Panch Vaktra Mahadev Mandir in Mandi, Himachal Pradesh (India)

Nandi mit Hüterjungem im Panch Vaktra Mahadeva Mandir

Bereits in Nepal habe ich darauf hinge­wiesen, daß im Himalaya über­wie­gend Shiva-Ver­ehrung prakti­ziert wird; das ist hier in Indien nicht viel anders. Ent­sprechend ist fast jeder Tempel dem Zer­störer und Er­neuerer in einer seiner zahl­reichen Mani­festa­tionen gewidmet. Das erkennt man auch an dem Bullen Nandi, der meistens vor dem Tempel mit direktem Blick auf den Ein­gang steht, manch­mal auch im Tempel gleich vor dem Heilig­tum. Hier in Mandi steht fast immer noch eine kleine mensch­liche Figur hinter dem Rind und hält sich an dessen Schwanz fest.

Bei mei­ner Suche nach im­mer mehr Tem­peln in Mandi landete ich schließ­lich vor Gericht, naja, genauer gesagt im Innen­hof des Gerichts­gebäudes. Dort saß unter einem schatten­spenden­den Flach­dach eine Hundert­schaft unter­beschäf­tig­ter Juristen in unbe­stimm­ter Er­wartung irgend­welcher Klienten; be­waffnet waren sie mit den branchen­üblichen Werk­zeugen, das heißt mit einem Akten­stapel und einer mechani­schen Schreib­maschine. Gegebenen­falls würde sich ein Klient am Weg zu seiner Ver­handlung einen Anwalt mit­nehmen, oder das Gericht würde ihm einen zu­weisen. Advocates as a Service.

Padmasambhava (Guru Rimpoche) statue at Rewalsar, near Mandi, Himachal Pradesh (India)

Padmasambhava (Guru Rimpoche)

Gurudwara (Sikh Temple) at Rewalsar, near Mandi, Himachal Pradesh (India)

Blick in den (leider geschlossenen) Gurduara

Buddhist temples and monastries in Rewalsar, near Mandi, Himachal Pradesh (India)

Buddhistische Tempel in Riwalsar

Das schön­ste, was man in Mandi machen kann, ist es, sich in den Bus nach Riwalsar (ko­mischer­weise auf Englisch meist Rewalsar ge­schrieben) zu setzen und eine Stunde lang auf einer land­schaftlich an­sprechen­den Route in dieses Dorf zu fahren. Der winzig kleine Rewalsar-See ist Hindus, Bud­dhisten und Sikhs gleicher­maßen heilig, wobei jedoch die Bud­dhisten eindeutg das Orts­bild domi­nieren: Einer lokalen Legende nach wurde aus diesem See Padma­sambhava geboren, der später Tibet zum Bud­dhis­mus be­kehrte und der vielen als be­deutend­ste bud­dhisti­sche Figur nach dem Buddha selbst gilt (aller­dings verlegen die meisten histori­schen Quellen seine Herkunft nach Pakistan).

Bereits aus mehreren Kilo­metern Ent­fernung kann man die riesige Padma­sambhava-Statue sehen, die von tibeti­schen Bud­dhisten in den letzten Jahren er­richtet wurde; sie ist bereits fertig­gestellt und erglänzt bei Sonnen­licht in sattem Gold, während der Kloster­komplex rund­herum noch weit von der Voll­endung ent­fernt zu sein scheint. Einige andere Klöster im Dorf sind dagegen bereits in Betrieb und bieten, wie das so üblich ist, auch Kurse für Aus­länder an, wes­halb sich eine winzige „alter­native Traveller­szene“ ent­wickeln konnte. Die Sikhs sind mit einem blaß­blauen Gurduara vertreten, der an Guru Gobind Singh erinnert, den zehnten und vor­letzten Guru (der elfte, letzte und bis heute aktuelle Guru ist ja be­kannt­lich das Heilige Buch, der Sri Guru Granth Sahib, der von den zehn mensch­lichen Gurus suk­zessive ver­faßt worden war).

Indian Food: Murgh Tandoori (Tandoori chicken)

Tanduri-Huhn

Indian Food: Mild Chicken Curry

Milder Hühnercurry

Birds taking home inside of restaurant, in Mandi, Himachal Pradesh (India)

Wirtshausvögel

Indian Food: Bottle Gourd Curry (Ghiya Tamatar)

Geschmorter Flaschenkürbis

Mandi ist kei­ne kuli­narische „heiße Num­mer“. Im Markt­bereich gibt es einen Hau­fen eher schlech­te Restau­rants (mit ge­wis­sem pro­vinziel­lem Chique-Faktor) und einige ganz billige Dhabas mit einfacher Punjabi-Küche. Die Hygiene in diesen Läden ist selbst für indische Verhält­nisse unter­durch­schnitt­lich: Alles, was sechs Beine hat, krabbelt über Boden und manchmal auch Tisch, und in einem Laden haben doch tat­sächlich zwei Schwalben­familien Nester unter die Decke geklebt. Zwar kann man in Indien manchmal schmud­delig und sehr gut essen, aber hier leidet die Küche unter einer gewissen Phantasie­losig­keit, wie man sie im Gebirge leider oft antrifft.

Somit be­kommt man mit Dal, Alu Matar und Rajma die für den Nord­westen typi­sche Aus­wahl an Hülsen­früchten, in je nach La­den deut­lich wech­seln­der Quali­tät. Das Dal be­steht hier übri­gens aus kleinen, unge­schälten braunen Linsen und hat mehr kernige Kon­sistenz als anders­wo. Saisons­bedingt sind als frische Gemüse haupt­sächlich Okras, Karfiol, Auber­ginen und Kar­tof­feln er­hält­lich. Ins­gesamt ergibt das solide Küche, die leider jeg­licher lokaler Be­sonder­heit ermangelt.

Richtig gut fand ich jedoch den Flaschen­kürbis, auf Hindi Ghiya ge­nannt. In ei­nem mei­ner be­vor­zugten Restau­rantoide wird oft, aber lei­der nicht täg­lich, ein Curry Ghiya Tamatar an­geboten, der aus fast noch knackigen Flaschen­kürbis­stück­chen in einer mit Ingwer und Kreuz­kümmel ge­würzten, recht fruch­tigen Tomaten­flüssig­keit besteht. Daneben konnte auch noch ein er­staun­lich fett­armer Hühner­curry be­stehen, der sehr mild (fast wie euro­päi­sche ge­schmorte Hühner­stücke) und ganz über­wiegend nach Bräunungs­aromen schmeckte. Wer allerdings den Zauber­spruch Hari Mirch be­herrscht, der be­kommt wenig­sten ein paar grüne Chilies zum Knab­bern dazu, die den un­mittel­baren Schärfe­bedarf ab­decken können.


Amritsar 2 Maisuru

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