Landkarte
Fikkal Siehe auch Nuwara Eliya Kathmandu

Janakpur जनकपुर (Nepal)

Interior of Janaki Mandir Temple, Janakpur, Nepal

Innenraum des Janaki Mandir

Rama Janaki Vivaha Mandapa, Janakpur, Nepal

Der Hochzeitstempel Rama Janaki Vivaha Mandapa

Janaki Mandir Temple, Janakpur, Nepal

Janaki Mandir in Janakpur

Bazar area in front of Janaki Mandir Temple, Janakpur, Nepal

Religiöser Basar vor dem Tempel

Liebe Birgit,

mit Janak­pur besuche ich nun die erste größere Stadt in Nepal. Die 1-Lakh-Ansied­lung liegt im Tarai, nur ein paar Kilo­meter von der indi­schen Grenze ent­fernt, und ist ein bei Indern und Nepalesen gleicher­maßen be­liebter Wall­fahrts­ort. Hier soll näml­ich Sita (eine In­karnation der Göttin Lakshmi) geboren sein, von deren Aben­teuern das Epos Rama­yana berichtet.

Hier die Hand­lung in Kurz­form: Sita, die schönste Frau der Welt, wird ihrem Gatten Rama (dem größten Helden der Welt) ent­führt und nach Sri Lanka ver­schleppt, und zwar von Ravana, natür­lich der böseste Dämon der Welt. Rama ist aber eine In­karna­tion Vishnus und nur des­halb in die Welt gekom­men, um Ravana zu be­siegen. Folg­lich trom­melt er eine Armee zu­sam­men, und mit Unter­stützung des Affen­generals Hanuman (dem loyalsten Krieger der Welt) nimmt er den Kampf auf und be­freit Sita. Nach ihrem Adoptiv­vater Janaka, dem König des Reiches Mithila, wird Sita auch Janaki genannt.

Ein riesiger weißer Marmor­tempel, der Janaki Mandir, steht in der Mitte der ver­winkel­ten Alt­stadt. Er wurde erst im 20. Jahr­hundert er­richtet, und zwar im Raj­puten-Stil, wes­wegen er von außen wie ein Palast in Raja­sthan wirkt. Im Innen­hof des weißen Gebäude­karrees steht dann der eigent­liche Tempel mit dem er­staun­lich klei­nen Heilig­tum und eini­gen Statuen von Sita und ihrem Adoptiv­vater. Gleich an­schließend findet man einen zweiten Tempel namens Rama Janaki Vivaha Mandapa mit den für den Newar-Stil typi­schen Pagoden­dächern, der an­geb­lich den Ort markiert, an dem Rama und Sita sich der­einstens ver­mählten. Über­all in der Stadt stößt man auf heilige Seen, die offen­bar her­vor­ragende Lebens­bedingun­gen für Moskitos bieten.

Hindu festival, Janakpur (Nepal)

Ständig trifft man auf religiöse Prozessionen

Mithila girl, Janakpur (Nepal)

Mithila-Mädchen

Die Blut­sauger sind aber das klei­ne­re Pro­blem, denn die Hitze über­trifft alles, was ich in Süd­indien er­lebt habe. Knapp vor Sonnen­aufgang hat es im Hotel­zimmer trotz der offenen Fenster satte 37 Grad, und bei Tag wird die 45-Grad-Marke schon mal über­troffen. Ich bin am ganzen Körper mit Hitze­pusteln übersät, die jetzt langsam abheilen, nach­dem mir ein hilf­reicher Nepali emp­fohlen hatte, mich mehrmals täglich einzu­pudern. Obwohl seit einem Monat Monsun herrschen sollte, regnet es nur spora­disch, und die heiße Jahres­zeit ist sozu­sagen einer super­heißen gewichen.

Die Men­schen hier ge­hören einer eth­nischen Minder­heit, den Mithila, an und haben nicht Nepali, sondern Maithili zur Mutter­sprache. Leider spielt das Maithili in Schule und offiziel­lem Schrift­verkehr keine Rolle, und bei meinem Ver­such, Gewürz­namen in Maithili zu recher­chieren, stieß ich auf weit­gehendes Unver­ständnis, denn die Sprache wird kaum je­mals ge­schrie­ben. Un­glaublich, daß Maithili bis ins 19. Jahr­hundert eine Literatur­sprache mit eigenem Alpha­bet war, das dann aller­dings unter die Domi­nanz von Hindi bzw. Nepali geriet und heute nur noch als länd­licher Dialekt in Nepal und Bihar besteht.

Painted house Mithila-style, Kuva near Janakpur (Nepal)

Bemaltes Haus in Kuva

Painted house Mithila-style, Uddha  near Janakpur (Nepal)

Besonders schönes Haus in Uddhi

Painted house with elephant motive Mithila-style, Kuva near Janakpur (Nepal)

Plötzlich schrieen die Kinder Hāttī und schleppten mich zu diesem Haus

Die Mithila-Dörfer rund um Janak­pur lohnen einen Besuch. Die Häuser sind mit Male­reien, oft Pflanzen- oder Tier­darstel­lungen, ge­schmückt, die aus­schließlich von Frauen ge­schaffen werden. Im nur einen Kilo­meter ent­fern­ten Dorf Kuva kam ich gerade recht zur Vor­berei­tung eines Tempel­festes, zu dem im Tempel­hof kräf­tig auf­gekocht wurde. Dabei konnte ich sehen, wie in einer riesi­gen Pfanne erst ein paar Hand­voll Kreuz­kümmel, danach eine halbe Heu­gabel indi­scher Lorbeer­blätter und zu­letzt Zwiebel und Knob­lauch an­gebra­ten wurden, ehe ein paar Kilo­gramm Kartof­feln dazu­kamen und weich­gedünstet wurden. Das schmeckte wahr­schein­lich besser als alles in den Restau­rants in Janakpur.

Nepal railways train Janakpur-Jaynagar

Nepal Railways erlaubt auch Fahrradmitnahme

Nepal railways train Janakpur-Jaynagar

Man sitzt, wo man Platz findet …

Nepal railways train Janakpur-Jaynagar

… notfalls eben auch am Dach.

Nepal railways train Janakpur-Jaynagar

Voll, voller, Nepal

Eine beson­dere Sehens­würdig­keit ist der Zug, der drei­mal täg­lich auf 76-cm-Schmal­spur­gleisen von Janak­pur nach Jay­nagar in Bihar ver­kehrt. Diese nur 30 km lange Bahn­verbin­dung ist die ein­zige Eisen­bahn­linie Nepals, und ihr ana­chro­nisti­scher Cha­rak­ter steht in un­sag­barem Gegen­satz zur mo­der­nen Eisen­bahn-Infra­struktur Indiens: Die ur­alten, mit rohen Holz­pritschen möblier­ten Wag­gons, an deren Außen­seiten Fahr­räder aufge­hängt sind und die bis zu den Tritt­brettern und Dächern proppen­voll mit Passa­gieren gefüllt sind, er­in­nern wirk­lich an das klas­sische Indien­bild, wie man es von in der Kolonial­zeit spie­lenden Filmen kennt. Die Leute sitzen sogar auf den Tritt­brettern und zwischen den Schein­werfern der Diesel­loks, wenn sie dort einen Platz er­gattern können. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich mich für die Erste Klasse ent­schieden, wo zumin­dest kein so brutales Ge­dränge herrscht.

Nach zwei­einhalb Stun­den Fahrt durch idyl­lische Reis­felder, die von keiner Straße durch­schnitten werden, er­reichte ich Khajuri, wo Aus­länder den Zug ver­lassen müs­sen, denn der Grenz­übertritt ist nur Indern und Nepale­sen ge­stat­tet. Ich mußte also auf den Zug zurück warten, denn Khajuri ist ein Bahn­hof im Reis­feld, daher ohne Straßen­anbin­dung, aber dafür mit einer Menge Imbiß­buden für die war­ten­den Pas­sa­giere. Den lan­gen Auf­enthalt (der durch eine zwei­stündige Ver­spä­tung des Rück­zuges be­trächt­lich ver­längert wurde) nutzte ich zu einem Spazier­gang durch das Mithila-Dorf Uddha und zu einer Be­sichti­gung des nahen aber of­fen­bar ver­las­senen Bahn-Betriebs­geländes, wo eigent­lich wunder­schöne alte Dampf­lokomotiven traurig vor sich hinrosten. Schade!

Nepali food: Potato curry at temple festival (Kuwa near Janakpur)

Kartoffelcurry beim Tempelfest in Kuva

Nepali food: Chicken curry

Hühnercurry

Beim Essen wieder­holte sich das Debakel der vergan­genen Wochen: Täg­lich Dal­bhat mit im­mer wieder ähn­lichen Gemüse­­curries, die allen­falls durch ein Mango-Pickle einen ge­schmack­lichen İ-Punkt erlangen. In meinem bevor­zugten Restau­rant gibt es immer­hin einen sehr wohl­schmecken­den Hühner­curry mit dicker, gehalt­voller Sauce. Die Gemüse­curries sind aber nur leicht gewürzt, und oft er­kennt man den aroma­tischen Finger­abdruck der Gewürz­mischung Panch Phoron. Diese für Nordost­indien, besonders Bengalen, typische Mischung be­steht aus fünf un­gemah­lenen Gewürzen, in der hiesigen Version sind das Bockshorn­klee, Kreuz­kümmel, Nigella, Fenchel und Ajowan. Sonst bekommt man die üb­lichen Snacks wie Pakora und Samosa auf der Straße, oder kann sich in den Süßig­keiten­läden an Ras Malai delektieren.

A propos Debakel: Als ich gestern ausge­checkt und mit allem Gepäck beladen bei den Verkaufs­schaltern für die Nacht­busse nach Kath­mandu auf­tauchte, eröffnete man mir, daß heute – wieder einmal – gestreikt wird. Ziemlich wütend marschierte ich ins Hotel zurück, wo mir der Manager aus Mit­leid 50 Ru auf den Zimmer­preis nach­ließ. Heute soll es aber wirklich weiter­gehen, und deshalb melde ich mich nächste Woche aus der Haupt­stadt Nepals, die unter anderem für ihre kuli­nari­schen Ver­lockungen bekannt ist.


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