Landkarte
Pokhara Siehe auch Modhera, Mysore und Changu Narayan Lumbini

Tansen तानसेन (Nepal)

Siddharta Highway between Pokhara and Tansen, Nepal

Die Fahrt über den Siddhartha-Highway.

View from Tansen to the Mahabharat Himalaya Range (Nepal)

Trüber Ausblick von Tansen

Liebe Birgit,

es ist mir endlich gelungen, aus dem faden Pokhara zu fliehen, und mich nach inter­essan­teren und vor allem nepali­scheren Gegenden aufzu­machen. Eine gut vier­stündige Fahrt über den Siddhartha-Highway brachte mich durch ein bewaldetes, aber wild zer­klüftetes Gebirge mit engen Flußtälern, durch die sich eine serpentinen­reiche Straße quälen muß. Das sah toll aus, war aber auch eine echte Bean­spruchung der Magen­nerven. Daß sich die mit­reisenden Nepali rund im mich hemmungs­los ihrer Reise­krankheit hingaben, verbesserte natürlich den Zustand meines Magens nicht wirklich.

Dieses Gebirge ist eigentlich noch gar nicht der echte Himalaya, sondern ein Vorgebirge, das auch Mahabharat-Kette oder Kleiner Himalaja genannt wird; es liegt zwischen der Tarai-Tiefebene und dem Hohen Himalaya. Die letzten Destinationen waren alle in den Tälern zwischen den beiden Gebirgen angesiedelt. Nirgendwo habe ich die Mahabharat-Kette allerdings so eindrucksvoll erlebt wie hier am Siddhartha-Highway, der das Gebirge in Nord–Süd-Richtung durchquert.

Nach zwei­maligem Um­steigen kam ich schließ­lich in Tansen an, einer tradi­tionellen Newar-Klein­stadt im Gebirge. Den Grundplan der Stadt kannte ich bereits aus Gorkha: Am unteren Rand liegt der Bus­bahnhof mit der assozi­ierten Verkehrs­hölle, aber darüber ebbt der Verkehr rasch ab. Die eigentliche Innen­stadt liegt höher am Hang und ist theoretisch verkehrs­frei, aber es gibt genügend Ausnahme­regelungen, so daß man dann doch alle paar Minuten einem Auto begegnet.

Amar Nayayan Mandir (Vishnu Temple) in Tansen, Nepal

Der Amar Narayan Mandir

Stone-carved figures at Amar Nayayan Mandir (Vishnu Temple) in Tansen, Nepal

Figuren im Amar Narayan Mandir

Traffic sign (no traffic allowed) in Tansen, Nepal

Man muß nicht Nepali können, um dieses Schild zu verstehen.

Die Innen­stadt be­steht aus labyrinth­artigen, ver­schlun­genen Wegen mit hohem Ver­irrungs­potential, auch wenn ihr Durch­messer nur ein paar hundert Meter beträgt. Die Straßen sind mit groben Steinen gepflastert und von mehr­stöckigen Newar-Häusern mit den typischen Holz­balkonen gesäumt, auch wenn ein Großteil davon bereits Stahlbeton-Neubauten weichen mußte. Ein paar Tempel stehen auch herum, und bei klarerem Wetter könnte man die Fernsicht bewundern.

Der schönste Tempel des Ortes ist zweifel­los der Amar-Narayan-Tempel; amara heißt im Sanskrit „unsterblich“, und narayana läßt sich als „der im Wasser wohnt“ inter­pretieren; es ist ein schöpfe­rischer Aspekt Vishnus, der be­sonders mit dem Menschen befaßt ist und der oft als Paar Nara–​Narayana auf­taucht (im Sanskrit bedeutet nara „Mensch“ und naara „Wasser“). Die Freund­schaft zwischen dem Gott Narayana und dem symbolischen Menschen Nara ist das Thema vieler in das Mahabharata-Epos eingestreuten Erzählungen, die Krishna (selbst eine Inkarnation Vishnus) seinem menschlichen Freund Arjuna zur Belehrung vorträgt.

Der drei­stöckige Amar-​Narayan-Tempel liegt auf einem Hang und zeigt reinen Newar-Stil; er bietet einen phäno­menalen Anblick, besonders, wenn man eines der nahe­gelegenen Wohn­häuser erklimmt und von diesem erhöhten Stand­punkt aus die Strom­leitungen aus dem Bild hinaus­perspektiviert. Als ich ihn das erste Mal besuchte, war gerade eine Hochzeits­vorbereitung im Gange, aber da eine Stunde später der Bräutigam immer noch unverändert im Wagen saß und von der Braut nichts zu sehen war, gab ich das Warten auf.

Fresco showing the slaying of Asura Mahisha at Bhagavatisthan Mandir (Durga Temple) in Tansen, Nepal

Durga erlegt den Mahischa (siehe dazu auch Modhera und Mysore)

Stray Pig (precursor for Pork Choila) in Tansen, Nepal

Vorstufe zu pork choila

Bhagavatisthan Mandir (Durga Temple) in Tansen, Nepal

Der Bhagavatisthan Mandir

Recht se­hens­wert ist auch der der Durga geweihte Bhagavati­sthan-Tempel mit einem ein­drucks­vollen Fresko, daß die viel­armige und löwen­reitende Göttin beim Kampf mit dem Dämonen Mahischa zeigt, den sie mit dem Trishul auf­spießt. Die Krieger­göttin Durga ist ja (ebenso wie Kali) ein Aspekt Parvatis, der Frau Shivas, dessen Dreizack sie sich extra für diesen Kampf aus­ge­borgt hat.

Die Umge­bung von Tansen besteht aus be­waldeten Hügeln, die bei bes­serem Wetter zum Spazieren­gehen einladen würden; ich hatte einen strah­lend blauen Tag, den ich für die Stadt­besichtigung nutzte, und danach war es immer wech­selnd bewölkt. Naja, alles kann man eben nicht haben, und ich bin zu­frieden genug.

Auch kuli­narisch bot Tansen einen freudi­gen Schock: Es gibt wieder Newar-Essen! Ich bekam Choila, sogar in einer Hühner­variante, die sehr schmack­haft wenn­gleich durch die Knochen irri­tierend knusprig war. Ange­blich gibt es auch Schweine-Choila, aber die habe ich nicht bekommen, obwohl min­destens ebenso­viele Borsten­tiere wie Heilige Kühe die Müll­häufen am Straßen­rand nach Eßbarem absuchen.

Nepali/Newari food: Chukauni (spicy youghurt)

Chukauni

Nepali/Newari food: Jhiniya (coloured noodles)

Jhimiyā am Markt …

Nepali/Newari food: Jhiniya (coloured noodles) fried in a pan

… und hier in der Pfanne.

Nepali/Newari food: Sukuti (air-dried buffalo meat, pastirma-type)

Sukuti

Nepali/Newari food: Chicken Choyela (Cold Chicken pieces marinated in a spicy chili/garlic paste)

Chicken choila

Sonst hat­te ich den übli­chen Salat aus gekoch­ten Kicher­erbsen, Erbsen oder Kar­toffeln, und als neue Newar-Speise lernte ich Chukauni kennen, einen pi­kanten Joghurt-Salat mit gekoch­ten Kar­toffeln. Das schmeckte recht ähnlich wie nord­indischer Raita, aber durch den groß­zügig beigefügten grünen Chili und die Zwiebel­ringe erfreulich bissig.

Das getrock­nete Büffel­fleisch Sukuti hatte ich ja bereits in Kath­mandu kennen­gelernt; hier wurde es auch eben­falls als Salat mit frischem Gemüse serviert und schmeckte ganz ausge­zeichnet. Das Fleisch wird in feine Streifen geschnitten und mit Gewürzen mariniert getrocknet, ähnlich wie türkisches Pastırma; es ist angeblich fast unbeschränkt haltbar.

Auf den Märk­ten der Stadt ent­deckte ich etwas, was zunächst einmal wie die üb­lichen zu Nestern geformten chinesi­schen Suppen­nudeln aussah; aller­dings waren diese Jhimiyā knallbunt gefärbt. Auf meine Frage, wozu denn das diene, erklärte man mir, daß sie nicht etwa gekocht, sondern frittiert und anschließend als Snack gegessen werden. In der Tat schmeckten sie ganz gut, ein bißchen knusprig wie Hummerchips, und paßten ganz gut zu Chicken-Choila, aber was hätte dazu nicht gepaßt?

Da das Wet­ter nicht so aussieht, als ob es in abseh­barer Zeit Fern­sicht erlauben würde, ziehe ich mich morgen nach Lumbini in die heiße Tarai-Ebene zurück. Dort, am Geburtsort des Buddha Shakyamuni, kann man internationales buddhistisches Flair genießen.


Pokhara Lumbini

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