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Mysore 2 ಮೈಸೂರು (Karnataka) |

Wartende Menge viele Stunden vor dem Höhepunkt

Schulmädchen in Polizeiuniform verrichten eine Art Ordnungsdienst

Bei Dasara wollen alle etwas sehen.
in meinem ersten Brief aus Maisuru habe ich ja bereits angedeutet, daß sich hier etwas zusammenbraut; und zwar ein veritabler Wirbelsturm, der auf den Namen Dasara hört.
Dieses Hindu-
Obwohl das Fest in ganz Indien bekannt ist, so werden seine mythologischen Hintergründe lokal unterschiedlich begründet. Hier in Mysore feiert man natürlich der Sieg Durgas über den Asura Mahisha. Anderswo mögen zwar andere Erscheinungsformen Parvatis im Vordergrund stehen, aber im Kern handelt es sich einfach um ein Fruchtbarkeitsfest, bei dem auch immer bestimmte Pflanzen eine Rolle spielen. In Mysore wurden Hauseingänge und Fahrzeuge mit Wassermelonen, Bananenblättern oder Mangozweigen geschmückt, und an einer Motorriksha fand ich sogar ein attraktives und potentiell schmackhaftes Gehänge aus Limetten und Chilies baumeln. In meinem bevorzugten Internet-
Der beleuchtete Palast
Inder beim Photographieren
Bereits zehn Tage vor dem krönenden Finale beginnen die Vorarbeiten: Der Park rund um den Palast des Maharajas wird allabendlich geöffnet, und tausende Besucher schießen Bilder ihrer Familienangehörigen und Freunde vor dem Hintergrund eines mit 1 Lakh Glühbirnen beleuchteten Palastes (was unsere EU-Klimahüter wohl dazu sagen würden?). Zu gewöhnlichen Tagen wird der Palast nur mit Flutlicht illuminiert, aber jetzt wirkt er durch Abertausende von leuchtenden Punkten wie eine zu ungeheurer Größe gewachsene persische Miniaturenmalerei. Überall werden Tribünen aufgebaut, denn am letzten Tag wollen zehntausende Zuschauer die gewaltige Prozession erleben, die hier ihren Ausgang nimmt und dann zu einem kleinen Tempel namens Banni Mandapa zieht.
Und dann kommt endlich der Große Tag™. Da ich es nicht geschafft habe, mir ein Ticket für einen Tribünenplatz zu sichern, mache ich mich auf Empfehlung eines Einheimischen um 11 Uhr zu einem Platz gleich vor dem Palasttor auf, von wo ich – so steht zu vermuten — einen guten Blick auf das vorbeiziehende Spektakel haben werde. Natürlich ist man bei so etwas nie allein: Tausende Inder haben sich mit der für die Nation typischen Geduld bereits am Straßenrand, auf den umgebenden Mauern, auf Bäumen und Dächern von abgestellten Bussen niedergelassen und harren der Ereignisse. Beim Frühstück habe ich zwei japanische Traveller getroffen, die sich mir anschließen, aber um halb zwei wird es ihnen zu lang und zu eng: Sie bitten die massiv im Einsatz stehende Polizei um Hilfe, wie sie in ihr Hotel kommen können, steigen über die Palisaden und werden irgendwie zu einem Ausgang eskortiert.
Eine Viertelstunde später beginnt die Prozession mit zwei Fahnenträgern, die die Flagge des ehemaligen Fürstenstaates um den Kreisverkehr tragen, und nochmals eine halbe Stunde später prozedieren vier bunt geschmückte Elefanten denselben Weg. In Indien muß man eben Geduld haben.
Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits aus meiner unbequemen Position inmitten eines drängelnden Menschenhaufens am Straßenrand erlöst: Die Polizei hatte mich einfach aufgefordert, über den Zaun zu steigen und mich an der Innenseite der Absperrung hinzusetzen. Später wurde es an dieser Stelle recht ungeheuer, da die Menge in Raserei verfiel und aggressiv gegen den Zaun drückte — die Polizei mußte die Absperrungen verstärken, und ich wurde erneut fortgeschickt. So nahm ich innerlich grinsend auf einer Tribüne Platz und erfuhr daß (a) ein Tribünenplatz
… aber selbst zeremonielle Elefanten haben Stoffwechsel.
Der Elefant ist reich geschmückt …
Nun aber geht es Schlag auf Schlag. Ähnlich wie bei einem Faschingsumzug ziehen insgesamt 30 Wagen vorbei, von denen jeder eine Sehenswürdigkeit oder ein Heiligtum in Karnataka darstellt. Zwischen den Wagen laufen bunt gekleidete Tänzer und Musikanten, die aus verschiedenen Teilen Indiens kommen und die kulturelle Vielfalt repräsentieren. Viele sind bollywoodreif geschminkt und stellen Götter oder Dämonen dar, andere wirbeln riesige Banner umher oder gehen auf meterhohen Stelzen. Ein riesiges Batallion von Schulmädchen stürzt sich mit krummen Schwertern ins Gefecht, während muskulöse Trommler einen Riesenwirbel veranstalten oder grünlich–
Ein weiterer Elefant mit goldenem Stirnschmuck zieht einen Wagen voller Musikanten vobei und leitet somit den Höhepunkt ein; ihm folgt eine Ehrenwache hoch zu Roß (darunter auch der Bürgermeister). Plötzlich ist der ganze Platz mit einer Hundertschaft recht europäisch anmutender Blasmusikanten geflutet, und dahinter kommen endlich jene drei Dickhäuter, die den Höhepunkt der Veranstaltung markieren.
Der mittlere dieser Elefanten ist ein echter Riese: Das Tier ist schon über 60 Jahre alt und trägt jedes Jahr die um die
Bisi Bele Bath, serviert mit Bundi und Kokosnußsauce
Pulivagare Rice Bath, sauer–scharfer Tamarindenreis
Bisi Bele Bath mit gekochter Erdnuß
Auch kulinarisch kann ich heute von etwas Besonderem berichten: Die Karnataka-
Es gibt auch trockene Reisgerichte mit kleingehacktem Gemüse aber ohne Hülsenfrüchte-
Beef Fry
Kebab aus gehacktem Rind
Unter den Hindus ist hier Vegetarismus die Norm. Wer zur Abwechslung wieder einmal etwas Fleisch haben möchte, der wird im muslimischen Viertel, vor allem der Marktstraße Meena Bazar fündig: Dort werden sogar Kühe eßfertig angeboten. Das Beef Fry bestand aus Tandoori-
Hier gibt es noch viel mehr zu sehen, und deshalb kommt auch mein nächster Brief aus der Nähe: Aus dem nahegelegenen Dorf Somnathpur, wo ein besonders herausragender Tempel steht.
P.S.: Ein ähnliches aber noch bombastischeres Fest habe ich später in Kandy im Bergland von Sri Lanka erlebt, und eine nordindische Version des Dasara-Festes in Rajgir. Ein zweites Mal in Kandy gibt es dann auch mehr Photos bei Tageslicht.
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