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Jumla जुम्ला (Nepal) |

Wohnhaus mit Brennholzvorrat

Holzbalkon im Marktviertel

Jumla liegt mäßig attraktiv in den Bergen
nach endlosen Mühen bin ich also letztlich doch Jumla angekommen, habe mein defektes Netzgerät für den Laptop provisorisch reparieren lassen und kann diese touristisch kaum bekannte Stadt erkunden. Die zentrale Frage ist: Hat sich der Aufwand gelohnt?
Jumla liegt in einem breiten Talkessel auf ca.
Die Stadt selbst besteht aus grauen Steinhäusern mit Holzelementen, vor allem Balkonen, und würde recht pittoresk wirken, wenn sie nicht so erbärmlich schmutzig wäre; Kloaken stauen sich am Straßenrand (wenn sie nicht gerade überlaufen und stinkenden Lehm auf die Straßen spülen), Kinder urinieren öffentlich auf den mit Steinen grob gepflasterten Fußwegen, Bewohner kübeln Küchenabfälle aus dem ersten Stock auf die Straße, und von Müllabfuhr hat man bestimmt noch nichts gehört. Das rasche Wachstum der Stadt seit der Öffnung des Karnali-Highway hat Jumla bestimmt nicht hübscher gemacht, auch wenn Neubauten glücklicherweise das Erscheinungsbild der traditionellen Steinhäuser zumindest imitieren.
Frauen beim Holzholen
Reisterrassen
Lokaler Reis (roh und gekocht)
Die Kuppel des Chandannath Mandir
Apfelblüten
Der Stadtkern ist ein einziges Marktviertel und durchaus sehenswert; man findet Dörfler mit Obstständen ebenso wie Handy-
Den freien Platz zwischen der Stadt und dem Tila-Fluß bedecken die bereits beschriebenen Gerstenfelder. Man kann durch die Felder zu einer Drahtseilbrücke spazieren und vom andren Ufer aus schöne Ausblicke auf die Stadt, den Chandan-Nath-Tempel und die Umgebung genießen; dabei sieht man buntgekleidete Dörfler und Frauen, die unglaubliche Lasten an Feuerholz kilometerweit von den Wäldern in ihre Häuser schleppen.
Trotz der großen Höhe wird in Jumla auch Reis angebaut; einmal bekam ich rötlichen, etwas mehligen Rundkornreis zu essen, von dem man mir sagte, er stamme aus lokaler Produktion. Dadurch aufmerksam geworden, konnte ich ihn auch am Markt finden, wo er in kleinen Portionen vermutlich wesentlich teurer als Importreis verkauft wird. Ein Spaziergang an die nordwestlich an die Stadt anschließenden Hänge brachte mich zu einigen Terrassen, in denen gerade Reissämlinge im Naßfeldanbau herangezogen werden; außerdem sieht man saubere Häuser mit großen Gärten, in denen auch Gewürzkräuter wie Koriander, Gartenkresse und Bockshornklee gedeihen. Die Menschen sind hier ganz und gar nicht an Touristen gewöhnt und wollen unbedingt plaudern; daß ich die Landessprache nicht spreche, verwundert sie so sehr, daß sie immer noch einmal nachfragen (natürlich alles auf Nepali, denn Englisch ist hier ein sehr seltenes Phänomen).
… werden die Hörner geblasen …
Buttertee für den Ausländer
Im buddhistischen Tempel …
… während draußen mechanisiert gebetet wird.
Ein unerwartet schönes Erlebnis hatte ich in einem kleinen buddhistischen Tempel (tibetisch Gompa, auf Nepali Gumba): Dort feierten tibetische Buddhisten ein mehrtägiges Fest, und zwar handelte es sich um die Minderheit der Mugumpa, einer der vielen kleinen tibetischen Clans, die es im Lauf der Jahrhunderte irgendwie nach Nepal verschlagen hat. Die Leute leben eigentlich im Mugu-
Einer der dort anwesenden Mönche hatte mehrere Jahre in Canada gelebt und sprach deshalb ausgezeichnet Englisch. Mit ihm unterhielt ich mich länger, während wir inmitten einer Gruppe von Gläubigen saßen, die unermüdlich die Gebetsmühlen drehten. Der karmische Gewinn durch die Gebetsmühlen sollte das Hauptereignis unterstützen: Die Gesänge, Meditationen und Zeremonien, die gleichzeitig im Tempel abliefen.
Der tibetische Buddhismus ist eine Mysterienreligion, und viele Rituale werden Außenseitern oder allgemein Nichtklerikern gegenüber ungerne thematisiert; deshalb hatten die gewöhnlichen Gläubigen in dieser Phase keinen Zutritt. Ganz gegen meine Erwartung wurde ich aber mit Kamera eingeladen, den Tempel während der laufenden Zeremonie zu besuchen — zunächst mußte ich allerdings zur spirituellen Reinigung mit etwas geweihtem Wasser angespritzt werden, was der Mönch am Tempeleingang erledigte.
Danach durfte ich in den Tempel, dessen enger Innenraum mit Wimpeln und Butterskulpturen bunt geschmückt war. Am Rand saßen die Mönche und rezitierten (ein Lautsprecher übertrug das Gemurmel nach außen, wo das Fußvolk die Mühlen drehte). So eine buddhistische Puja läuft wie eine katholische Messe nach eine detaillierten Choreographie ab, in der jeder Teilnehmer (sei es der Lama, Mönch oder Novize) genau weiß, in welchem Moment sein Part beginnt. Das Gemurmel der rezitierenden Mönche, der Einsatz der Musikinstrumente (Schellen, Trompeten), die Kulthandlungen der höhergestellten Lamas und natürlich auch die Essens- oder Teepausen wirken chaotisch, sind es aber nicht. Stichwort Teepause: Es gab sehr guten tibetischen Buttertee, mit echter Yakbutter und entsprechend, ähh, pikant.
Auch in der Gundruk-Suppe schwimmen große Chilistücke
Momos mit Hanfpaste und eingeblendeten Hanfsamen
Dalbhat mit Schälchen von Dal, Sisno und Röstchili (ganz unten der Tee); Gundruk-Suppe in der Mitte des Tellers, darüber das übliche Tarkari mit Kartoffeln, darunter das Senfgemüse.
Beim Essen erwies sich Jumla als ein typischer Gebirgsort mit eher eingeschränkter Auswahl. Meine Stammkneipe wurde das Mountain Hotel am Rand des Marktes. Dort schmeckt es sehr gut, und die Dame des Hauses ist unglaublich nett; beim Abschied erließ sie mir sogar einen Teil der Rechnung. Außerdem erfreute sie mich außerhalb ihres regulären Angebots sogar mit täglichem Gundruk, der hier angeblich gar nicht üblich ist (sie stammt aus Surkhet und bezieht den Trockenkohl von dort).
Als besonderes Extra serviert dieser Laden ganz dunkel geröstete Chilies, die zum Essen oder (häufiger) zum Trinken dazugeknabbert werden und damit die gleiche konsumfördernde Funktion erfüllen wie salzige Erdnüsse bei uns. Die relativ großen, dünnwandigen und ziemlich aromatischen Chilies wurden dabei so hoch geröstet, wie ich es sonst nur in Südindien und Sri Lanka erlebt hatte, und dabei nahmen sie einen komplexen Geschmack an, der ein bißchen an hochprozentige Schokolade erinnerte.
Außerdem bekam ich ausgezeichnetes Dalbhāt, das noch mit einem hervorragenden Extra aufwarten konnte: Sisno, eine Wildgemüsesuppe aus einer lokalen Brennesselart, wird nur mild gewürzt und schmeckt daher ganz vergleichbar dem Brennesselspinat, auf den sich meine Großmuttter das ganze Jahr über freute (ich weniger, denn irgendjemand mußte das Grünzeug ja ernten). Sisno und Gundruk, so erklärte mir die freundliche Köchin, seien die Lieblingsspeisen aller Nepali. Eine weitere Spezialität war Hanfsauce — aber nicht aus den weiblichen Blüten, sondern aus den angenehm nussig schmeckenden Samen (Bhago), die hier in Jumla den Sesam vertreten. Hanf (Ganja) wächst hier übrigens auf Schritt und Tritt und bedeckt vor allem die Straßenböschungen mit einem dichten und der Jahreszeit entsprechend noch sehr niedrigen Grünteppich.
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