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Aizawl (Mizoram) |

Panorama von Aizawl, aufgenommen von der sehenswerten Freilufttoilette des Marktgebäudes

Die presbyterianische Kirche in Chanmari ist selbst für Mizo-Verhältnisse außerordentlich protzig

Presbyterianische Kirche in Ramhlun
nun bin ich also in Aizawl, der Hauptstadt von Mizoram. Mizoram ist der letzte der Bundesstaaten an der indisch–
Aizawl ist eine britische Ansiedlung und zieht sich ewig lang auf einem Rücken dahin, wie viele andere hill stations. Hier ist es zwar nicht sehr hoch (
Überall in der Stadt wird Schwein über dem Feuer getrocknet und geräuchert (Vawksa Rep)
Mizo-Marktfrauen beim Mittagsimbiß
Die Mizo sind mit den Naga und und vielen burmesischen Völkern (vor allem den Chin) verwandt. Mit Indern haben sie ethnisch, linguistisch, historisch und kulturell so gut wie nichts gemeinsam, weshalb sie sich als „indische Staatsbürger” irgendwie verloren und verlassen vorkommen. Das von Mizo bewohnte Gebiet erstreckt sich auch ein Stück nach Bangladesh (dort heißen sie Lushai) und tief nach Burma. Viele der in Aizawl ansässigen Mizo sind aus Burma zugezogen, und deshalb sieht man in der Stadt auch vereinzelt burmesische Schriftzeichen. Die Mizo sind in verschiedene Stämme gespalten, sprechen aber alle weitgehend dieselbe Sprache (aus dem Kuki–Chin-
Mizorams Bildungssystem ist noch eine Spur effizienter als das von Nagaland; und das will etwas heißen. Der ländliche Bundesstaat erfreut sich einer enormen Alphabetisierungsrate (jüngste Zahlen sprechen von 90%), Englisch-
Aufgebrezelte junge Mizo-Damen
Zawngṭah (Parkia javanica)
So waren die Dörfer zur Zeit der Kopfjagden dekoriert
Kawhtebel (Semecarpus subpanduriformis)
Die Mizo-
Zu sehen gibt es in Aizawl eigentlich nichts, nur das State Museum muß erwähnt werden. Dort kann man historische Gebrauchs- und Kultgegenstände der Mizo und anderer Stämme Mizorams bewundern, und einige Gemälde geben einen Eindruck von dem Aussehen der Dörfer. Die Mizo waren, wie auch die Naga, Kopfjäger und sammelten die Köpfe der erschlagenen Feinde (oder Nachbarn) auf Trophäenbäumen im Dorfzentrum. Von einem fast echten Mizo-
Purunzung
Geräucherte Ratte (Sazu Rep) aus den Wäldern
Am höchsten Punkt Aizawls liegt das Zentrum rund um den Hotelbezirk Zarkawt, das Millenium-
Im Oberstock des Marktgebäudes stehen einige extrem gemütliche und liebenswerte Kneipen zur Auswahl, wo man die zuvor theoretisch am Markt besichtigten Exponate einer praktischen Überprüfung unterziehen kann. Mizo-Essen ist generell sehr fettarm und besteht oft nur aus in Brühe gekochtem Gemüse. Für den Geschmack sorgen fermentierte Zutaten und viel Chili und Ingwer, außerdem noch einige Kräuter, allen voran Langer Koriander und Koriander. Auch das exotische Würzkraut Elsholtzia blanda (Lengser) habe ich gefunden; es riecht intensiv nach Zitronen (die gibt es hier übrigens auch), und ich habe es ja schon in den Briefen aus Nagaland und Manipur beschrieben. Ein weiterer alter Bekannter sind die bartartigen Wurzeln einer lokalen Knoblauchart, die Purunzung heißt und die mir auch bereits in Manipur begegnet war.
Mizo-Mahlzeiten sind vielfältig. Im Uhrzeigersinn: Sa Um Bawl, Kichererbsen, Schweinefleisch, Rettich-Püree, Kohlblätter und Rindsuppe, im Zentrum gebratener Reis mit einem Klecks Chaw Ṭani oben rechts.
Eine Variante der scharfen Tischwürze Chaw Ṭani
Zu einem vollen Mahl werden ein großer Teller gekochter Reis, mehrere gekochte Gemüse und dazu noch ein bis zwei scharfe Würzen gereicht. Sehr beliebt ist eine frisch hergestellte Mischung aus frischem Chili und Zwiebel, oft auch mit gehacktem Ingwer, die in jedem Restaurant etwas anders zubereitet wird und Chaw Ṭani heißt. Eine andere Würze bestand nur aus geraspeltem Ingwer, Chili und langem Koriander. Sehr exotisch schmeckte Sa Um Bawl, das ist mit Chili gewürztes fermentiertes Schweineschmalz; das fermentierte Schmalz (Sa Um) wird am Markt in kleinen Plastikbeuteln verkauft und schmeckt extrem durchdringend fischig bis urinig. Für diese Würzen wird oft ein extrem scharfer und beißender frutescens-
Suppe aus Pökel- und Räucherschwein mit Kohl
Grüne Bohnen mit Hühnerlunge
Im eigenen Fett gebratenes Schwein
Schweine sind überhaupt sehr beliebt. An vielen Orten in der Stadt bekommt man über dem Feuer getrocknetes und geräuchertes Schweinefleisch (Vawksa Rep) zu kaufen; es kann auch gepökelt sein und erinnert dann etwas an Kassler. Meist wird es von Privatpersonen gekauft und dann daheim gegessen; aber manchmal landet es auch in den Restaurants. So bekam ich einmal eine ungemein schmackhafte Brühe aus geräuchertem Schwein mit ein paar Senfkohlblättern. Fleischbrühe ist im „echten“ Indien ja weitgehend unbekannt und kommt kaum einmal zum Einsatz.
Auch das unbehandelte Schweinefleisch kann sich sehen lassen. Die übliche Servierform ist im eigenen Fett gebraten und verwöhnt den Gaumen mit intensiven Brat- und Röstaromen. Jeder Tropfen Fett und jede Faser Fleisch ist prall mit Geschmack gefüllt, wie man es nur von naturnah gehaltenen und abwechslungsreich ernährten Schweinen mit viel Auslauf und Lebensfreude erwarten kann. Nach den leicht enttäuschenden Schweinereien bei den Garo ist das die reinste Wohltat.
Rindfleisch wird dagegen lieber fettfrei in stark gewürzter Brühe gekocht (die Mizo nennen das übrigens “Curry”). Oft erhält man die Brühe getrennt als Beilage zum Reis. Hühner sind seltener zu bekommen: Bereits an meinem ersten Tag (aber später nie mehr) servierte man mir eine rätselhaftes Gericht aus gekochten Bohnen (Behliang) mit einer intensiv schmeckenden Paste (Artinyawt), die wie ich später erfuhr aus Chili und Hühnerlunge bestand.
Zawngṭah-Salat
Chhangban
Das Essen wird immer mit Reis gegessen. Manchmal bekommt man auch gebratenen Reis, der aber in großen Mengen zubereitet wird und dann lange auf Kunden wartet; deshalb kann er sich mit indonesischem Nasi Goreng keinesfalls messen. Es gibt auch Klebreis, der mit etwas Würzpulver bestreut auf den Stiegen des Marktviertels verkauft wird (Buaban). Alternativ kann man ihn auch als Chhangban konsumieren, das sind kleine Küchlein aus Klebreismehl, die schwimmend herausgebacken werden. Das ist übrigens das einzige frittierte Mizo-
Zuletzt erwähne ich noch die kalten, würzigen Gemüsespeisen, die ich mangels einer besseren Kategorie als „Salat“ bezeichnen würde. Der Star sind dabei die Zawngṭah-
Du kannst Dich freuen: Nächstes Mal geht es weiter mit der ungemein schmackhaften Mizo-Küche.
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