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Wasserbecken hinter dem Govindaji Mandir

Steinidole auf den Stufen zum Bijoi Govindaji Mandir

Der Sri Sri Govindaji Mandir ist der wichtigste Vishnu-Tempel von Imphal

Die zwei Kuppeln des Bijoi Govindaji Mandir
ich bin immer noch im exotischen und von Indien maximal verschiedenen Imphal. Eigentlich gibt es gar nicht so viel zu sehen, aber die Möglichkeit, dieses so lange verschlossene Land etwas genauer kennenzulernen, will ich mir natürlich nicht entgehen lassen.
Die Meitei sind zu fast 90% Hindus und hängen der Vaishnava-
Der wichtigste Tempel ist der Sri Sri Govindaji Mandir, der ursprünglich am Palastgelände lag, aber vor 100 Jahren in einen Neubau „spirituell transferiert“ wurde; Govinda, der „Herr der Kuhhirten“, ist ja ein häufiger Beiname Krishnas. An der Südseite des Hauptgebäudes mit den zwei weißen Kuppeln liegt ein kleiner heiliger Teich. Einen weiteren, den Bijoi Govindaji Mandir, findet man einen Kilometer westlich des Marktes; er überraschte mich mit zwei Steinidolen, die mit Lotusblüten geschmückt waren. Beide Tempel hinterlassen keinen allzugroßen Eindruck, ganz besonders, wenn sie verschlossen bleiben.
Ibudhou Pakhangba mit Dame
Der Ibudhou Pakhangbagi Shanglen
Am Gelände des Kangla-
Soldatenfriedhof
Eine der drei Markthallen
Unter den wenigen weiteren Sehenswürdigkeiten ist eigentlich nur der Soldatenfriedhof mit Kriegsdenkmal zu erwähnen; er sieht dem in Kohima naturgemäß sehr ähnlich und wirkt äußerst gepflegt. Die meisten Grabsteine sind mit einem Kreuz geschmückt, und manche tragen auch persönliche Abschiedsworte an den Gefallenen; bei “Known to all as Buffalo Bill” konnte ich mich eines Schmunzelns nicht erwehren.
Zurück zum Eßbaren: Die exotische Küche dieses Ortes läßt mich nicht los, obwohl ich mir eigentlich sicher bin, daß sie mir Binnenländer etwas zu fischig ist. Autochthone Küche bekommt man, wie so oft, am besten in der Umgebung des Marktes, und die beste Adresse war die kleine „Cafeteria“ im Obergeschoß des Purana Bazar; das ist die nordwestliche der drei riesigen, schweinsrosa gefärbten Markthallen am Kwairamband Nupi Keithel, die in ihrem Stil an einen etwas aus dem Leim gegangenen nepalischen Tempel erinnern.
Brennend scharfe Iromba aus verschiedenem Gemüse mit Umorok
Iromba mit Korianderblättern und Chamäleonwurzel
Rindfleischcurry gehört zu den wenigen Dingen, die man in der Caféteria nicht bekommt
In einem überraschend kleinen und meist leeren Lokal bekommt man dort schmackhafte Manipuri-Speisen, die zumeist frisch zubereitet werden und entsprechend lange dauern; nur einige wenige Dauerbrenner wie Iromba und Kangsoi sind ständig verfügbar. Mir ist es ein Rätsel, warum sich nicht mehr Besucher dieser sehr wuseligen Markthalle hierherverirren, aber angeblich sind diese Hallen noch ganz neu, und deshalb hat sich das Angebot wohl noch nicht ganz herumgesprochen. Ich komme jedenfalls fast täglich hierher und lasse mir von der äußerst charmanten jungen Dame namens Jagaddhatri, die hier die Kundenbetreuung führt, ein Menü zusammenstellen; ihr Englisch ist blütenrein (sie hat in Südinden studiert), und bald will sie zu ihrem zukünftigen Gatten nach Nepal ziehen — natürlich eine Liebesheirat. Die Eltern haben eigentlich gar keine Freude mit dem fremden Land, aber die Meitei-Mädchen lassen sich in Liebesdingen nicht viel dreinreden.
Und so machen sie mir jeden Tag irgendein Gemüse, das man auch sonstwo in Nordindien essen könnnte, wie zum Beispiel Alu Gobhi, also eigentlich „Kartoffeln mit Karfiol“; aber statt Karfiol kam Broccoli zum Einsatz, den man sonst in Indien selten sieht, und das ganze war schwerst kreuzkümmellastig. Jeden Tag gibt es eine andere Variante von Iromba, dem bekannten Gemüsegericht mit der intensiven Note von fermentiertem Fisch (Ngari). Es wird aus allerlei verschiedenem Gemüse bereitet: Kartoffeln, Bohnen, aber auch den Samen von Parkia javanica, die gerade Saison haben; am besten schmeckte mir natürlich die Version, die nur aus fermentierten Fisch mit grünen Chilies bestand und die damit einen ganz starken Würzsaucen-
Eine Anzahl verschiedener Fischcurries aus frittiertem oder auch nur geköcheltem Fisch habe ich auch schon durch, wobei die meisten von der Konsistenz her weniger an einen indischen Curry als eher an eine sehr gehaltvolle mediterrane Fischsuppe erinnern und auch nur milde gewürzt sind; aber der Umorok liegt ja immer bereit.
Fischcurry
Ragout aus Baumpilzen (Kangla Uyen)
Geschmorter Bambus (Wa)
Aber interessanter sind die Sachen, die man anderswo in Indien nicht bekommen könnte. Dazu zählt zuerst einmal Bambus, der mir in Form eines würzigen Schmorgerichts aus angenehm zähen Streifen serviert wurde; durch die Fermentation schmeckte er leicht säuerlich. Des absoluten Star an Exotik, einen kakerlakenartig wirkenden riesengroßen Käfer mit grünlichem Rückenpanzer und fiesem Gesichtsausdruck, habe ich aber zur großen Verwunderung der Damen ausgeschlagen und mir stattdessen einen Baumpilz gewünscht — ja, richtig, ein zähes, auf Bäumen wild wachsendes Zeug namens Schizophyllum commune (Spaltblättling). Der getrocknete Fruchtkörper wird in Salzwasser gewässert, wodurch er gleichzeitig gesäubert wird; danach werden die bräunlichen, elastischen Stücke zu einer Art Ragout verkocht. Es schmeckte etws pilzig und modrig, aber nicht schlecht. Dieser Pilz wächst übrigens weltweit, aber bei uns käme niemand auf den Gedanken, ihn essen zu wollen.
Mogulisches Murg Korma
Trockengarnelen mit frittierten Lauchblättern (Khajing)
Fermentierte Sojabohnen (Hawaijar) mit Umorok
Die aus fermentierten Sojabohnen und Umorok, dem superscharfen Lokalchili, bereitete Sauce Hawaijar schmeckt so unindisch wie nur möglich, findet aber (wie bereits berichtet) durchaus Parallelen in anderen Nordost-
Einmal überraschte mich diese Traumfrau sogar mit eine klassisch nordindischen Schmorgericht mogulischer Prägung, nämlich einem Hühner-
Wenn man einmal etwas anderes essen will, kann man sich im Ima Keithel eine ähnliche, aber wesentlich einfachere Küche in rustikalem Ambiente gönnen, im Moslem-
P.S.: Die botanische Identität von Kangla Uyen war ursprünglich falsch als Flechte angegeben; diesen Fehler habe ich erst 2014 entdeckt und korrigiert.
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