Landkarte

Nagaland

Das Land der bis ins 20. Jahr­hundert als gefähr­liche Kopf­jäger ver­rufenen Nagas ist ziemlich anders als alles, was man sonst in Indien sehen kann. Die Nagas sind südost­asiatscher Herkunft und sozial in Clans und Stämme mit unter­einander nicht verständlichen Sprachen gegliedert; sie bewohnten pittoreske Dörfer im unzu­gänglichen Berg­land und hatten kaum Kontakt zur indischen Kultur. Das Siedlungs­gebiet der Nagas erstreckt sich auch auf die beiden indischen Nachbarstaaten, Manipur und Arunachal Pradesh, und auf Burma.

Der Anfang des 20. Jahrhunderts brachte dem Land einen enormen Modernisierungsschub, da die Nagas geschlossen zum Christentum übertraten und die alte, blutige Tradition der Kopfjagden aufgaben; stattdessen entwickelten sie ein stammesübergreifendes Nationalbewußtsein. Nach dem Ende der britischen Kolonialherrschaft führte das fast automatisch zum Konflikt mit der indischen Zentralregierung. Die Provinz wurde militärisch „befriedet“ und jahrzehntelang von der Außenwelt abgeschnitten. Im Lauf der Zeit entspannte sich die Lage sehr langsam, und mittlerweile gilt die Sicherheitslage in Nagaland als stabilber als im benachbarten Manipur.

Nagaland hat sich in den letzten Jahren erstaunlich entwickelt. Die Nagas wachsen heute ganz selbstverständlich mit Englisch auf (als regionale lingua franca dent zusätzlich noch Nagamesisch, eine auf Assamesisch basierende Kreolsprache, die keine Muttersprachler hat) und zeigen einen für Indien sehr untypischen Bildungshunger; die Alphabetisierung stieg im letzten Jahrzehnt um 10%. Frauen genießen in der Naga-Gesellschaft fast westliche Freiheiten und gehen oft einem eigenen Beruf nach. Männer und Frauen reden gerne mit Ausländern, und erweisen sich als interessante Gesprächspartner.

Urbane Zentren sucht man eher vergebens — nur Dimapur, am Rand des Staates noch in der Tiefebene gelegen, ist eine wirkliche Stadt. De Hauptstadt Kohima erweist sich als eine von britischer Anlage und unzählgen Baptisten-Kirchen geprägte hill station mit freundlicher Atmosphäre. Das bergige Hinterland der Provinz ist jedoch voller Naturschönheiten und uralter Dörfer mit den berühmten „Trophäenbäumen“, an denen seit 100 Jahren die Köpfe der abgeschlagegen Feinde hängen.


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