Landkarte
Ampara Siehe auch Kandy 1 ff sowie Mysore 2 und Kandy 5, Kandy 6 Galle

Kandy 4 මහනුවර/கண்டி (Sri Lanka)

Fire-Dancers of the Dalada Perahera, Kandy, HillCountry (Sri Lanka)

Am Anfang der Dalada Perahera kommen Feuerakrobaten

Elephants and Musicians/Dancers of the Dalada Perahera, Kandy, HillCountry (Sri Lanka)

Großer Elefantenumzug: Zwei Elefanten der Dalada Perahera, dazwischen Musikanten und Tänzer

Vishnu Elephants leaving the Temple of the Sacred Tooth Relic for the Esala Perahera, Kandy, HillCountry (Sri Lanka)

Die blau beleuchteten Vishnu-Elefanten der Esala Perahera verlassen den Zahntempel (Dalada Maligawa)

Elephants dedicated to Hindu God Kataragama at the Esala Perahera, Kandy, HillCountry (Sri Lanka)

Elefanten aus dem Kataragama-Kontingent der Esala Perahera

Nighttime Esala Perahera: Procession of illuminated Pattini elephants in Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Esala Perahera: Elefanten der Göttin Pattini

Nighttime Esala Perahera: Procession of illuminated Vishnu elephants in Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Esala Perahera: Nächtliche Elefanten aus dem Vishnu Devalaya

Daytime Esala Perahera: Procession of Elephants from Kataragama Devalaya in Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Esala Perahera: Elefanten aus dem Kataragama-Tempel bei Tag

Liebe Birgit,

wie sich die Bil­der doch glei­chen! Vor knapp ei­nem Jahr ha­be ich in My­sore einem gi­gan­ti­schen Dasara-Fest bei­ge­wohnt; und nun ist das zu anderer Jahres­zeit freund­lich–schläf­rige Kandy von einem ähn­lichen Virus befallen. Aller­dings handelt es sich hier min­destens um eine In­fektion mal Zehn, denn an zehn auf­einander­folgenden Nächten ist hier der Elefant los. Am elften Tag gibt es dann ein Spektakel bei Tages­licht, das im wahrsten Sinne des Wortes alles Vorige in den Schat­ten stellt. Nach zwei­einhalb Jahren Süd­asien muß ich sagen: Das ist ein Höhe­punkt, wie es noch keinen gab.

Die Rede ist natür­lich von der be­rühm­ten Perahera, die hier in Kandy jedes Jahr in den letzten zehn Tagen vor dem August-Voll­mond be­gangen wird. Eine Pera­hera ist ein Umzug mit Tänzern, Akro­baten und Ele­fanten; die Kandy Perahera ist angeblich eine Fusion aus zwei älteren Um­zügen, der buddhisti­schen Dalada Perahera und der hin­duisti­schen Esala Perahera, und daher be­sonders prächtig. Jede der beiden Namen für die Teil-Peraheras dient heute auch als Be­zeich­nung des ganzen Schau­spiels; trotz­dem haben sich die Teile eine gewisse In­dividuali­tät bewahrt und sind auch heute noch gut unter­scheidbar.

Die Esala Perahera besteht selbst aus vier Teilen, die den vier kleinen buddhisti­schen Tempeln mit ihren hin­duisti­schen Schutz­göttern zu­geordnet sind: Vom Natha Devale mit der Themen­farbe Gelb und dem Vishnu Devale mit seinen blauen Blüten habe ich Dir ja schon berich­tet; die an­de­ren bei­den sind klei­ner, näm­lich der Katara­gama Devale (rot) und der Pattini Devale, dessen Ele­fanten dunkel­rot oder purpurn be­klei­det und weiß be­leuch­tet sind.

Nighttime Dalada Perahera: Elephant with red robe and bluish-white lights in Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Dalada Perahera: Geschmückter Elefant

Nighttime Dalada Perahera: Elephant carrying the Sacred Tooth Relic in Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Dalada Perahera: Die Zahnreliquie in der Nacht

Daytime Dalada Perahera: Elephant carrying the Sacred Tooth Relic in Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Dalada Perahera: Der Elefant mit der Zahnreliquie bei Tag

Der zweite Teil des Um­zugs ist die bud­dhisti­sche Dalada Perahera; sie ist größer und be­steht aus ca. achtzig Ele­fanten, die bunt be­klei­det und in einem grellen, sehr kalten Weiß be­leuchtet sind; als Höhe­punkt wird die Zahn­reliquie aus dem Dalada Maligawa auf den Rücken eines riesigen Ele­fanten gepackt und dem Volk gezeigt. Zu­mindest war das ur­sprüng­lich so, aber heute verläßt der Heilige Zahn aus Sicher­heits­gründen niemals seine Auf­enthalts­ort (von dem übri­gens nie­mand genau weiß, wo er liegt); statt­dessen wird eine „spirituell gleich­wertige“ Kopie ver­wendet, was aber der Ver­ehrung durch die Massen keinen Abbruch tut: Aus Respekt vor der heiligen Reliquie stehen alle auf, sobald letzte Elefant des Zuges mit seinem riesigen Aufbau entlang­geschritten kommt. Dieser Elefant berührt übrigens nicht den Boden, da vor ihm ein Teppich ausgerollt wird.

Die Ele­fanten sind über­wiegend Arbeits­tiere im Privat­besitz, die von ihren Be­sitzern zur Perahera geführt werden. Im Lauf der zehn Tage kom­men immer mehr Ele­fanten nach Kandy, und in diesem Jahr waren es angeb­lich am Schluß volle 160 Dick­häuter — ich muß zu­geben, daß ich mit dem Zählen über­fordert war. Ein Arbeits­elefant und sein Ele­fanten­führer (Athgowwa) sind übri­gens in Sri Lanka meist ein lebens­langer Team und ein­ander emotional ent­sprechend ver­bunden; trotz­dem frage ich mich, wie ele­fanten­gerecht dieses Spektakel mit viel Lärm, Licht und Feuer sein kann. Zur Sicher­heit sind die Elefanten mit schweren Eisen­ketten an schnel­len Schrit­ten gehindert, und sie werden von gelb ge­kleide­ten Wäch­tern mit spitzen Eisen­haken be­gleitet; manche werden auch ge­ritten. Ich habe aber nie ge­sehen, daß ein Elefant mit Gewalt diszipli­niert worden wäre; statt­dessen redeten die Wächter ihnen zu und streichel­ten ihnen das Maul.

Dalada Perahera: The Temple of the SacredTooth Relic, Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Dalada Perahera: Locals waiting for the procession, Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Dalada Perahera: Tourists waiting for the procession, Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Dalada Perahera: Fire artists, Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Dalada Perahera: Fire artists, Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Dalada Perahera: Fire artists, Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Dalada Perahera: Fire artists, Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Dalada Perahera: Musicians, Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Dalada Perahera: Ceremonial Elephant, Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Dalada Perahera: Ceremonial Elephant, Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Dalada Perahera: Musicians, Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Dalada Perahera: Disk Jugglers, Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Dalada Perahera: Ceremonial Elephant, Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Dalada Perahera: Ceremonial Elephant, Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Dalada Perahera: Tusker carrying the Sacred Tooth Relic, Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Dalada Perahera: Tusker carrying the Sacred Tooth Relic, Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Esala Perahera: Elephants from Natha Devalaya, Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Esala Perahera: Female-dressed Kavadi dancer from Natha Devalaya, Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Esala Perahera: Elephants from Natha Devalaya, Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Esala Perahera: Elephants from Vishnu Devalaya, Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Esala Perahera: Elephants from Vishnu Devalaya, Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Esala Perahera: Elephants from Vishnu Devalaya, Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Esala Perahera, Peacock (Mount of Kataragama), Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Esala Perahera: Elephants from Kataragama Devalaya, Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Esala Perahera: Elephants from Kataragama Devalaya, Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Esala Perahera: Elephants from Kataragama Devalaya, Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Esala Perahera: Elephants from Pattini Devalaya, Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Esala Perahera: Elephants from Pattini Devalaya, Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Esala Perahera: Elephants from Pattini Devalaya, Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Die Elefanten kom­men ein­zeln oder in Zweier­grup­pen; nur am Ende jeder Teil­prozes­sion gibt es eine Tri­ade, wobei der mitt­lere Ele­fant, meist ein über­durch­schnitt­lich großer Tusker, eine be­leuch­tete Kanzel trägt. Als Tusker be­zeich­net man die­jenigen Ele­fanten­bullen, die von außen sichtbare Stoß­zähne tragen; das ist bei der sri­lankani­schen Sub­spezies Elephas maximus maximus nur bei einer kleinen Minder­heit von knapp 10% der Fall, und diese Tiere gelten als beson­ders ver­ehrungs­würdig. Der Grund für die Selten­heit von Zahn­trägern ist nicht bekannt, aber mög­licher­weise spielt die Bejagung für den Elfenbein­handel eine Rolle, wo­durch Zahn­losigkeit zum Selek­tions­vorteil wurde.

Zwischen den Ele­fanten tummeln sich meist Musikan­ten und Tänzer, manch­mal auch andere Akro­baten. Beein­druckend fand ich die Teller­werfer, die ihre diskus­artigen Teller an langen elasti­schen Stäben balan­cieren, 10 m hoch in die Luft schleu­dern und sicher auf­fangen. In der Esala werden auch einige Szenen der Hindu-Mytho­logie nach­gespielt, Götter fühen Dämonen an durch die Haut ge­zoge­nen Haken durch die Menge, und in jenem Teil, der dem auf einem Pfau reiten­den Katara­gama gewidmet ist, schwingen Kinder tausende Pfauen­federn. All das ist Männer­sache; nur die Göttin Pattini be­schäftigt auch ein paar tanzende Mädchen. Die Tänzer, sehr häufig Kinder, werden von den Laden­besitzern auf der Strecke immer wieder gratis mit süßen Getränken versorgt.

Die nächt­lichen Pro­zessionen werden von Fackel­trägern begleitet, die an langen Stielen Metall­körbe mit porösen, mit Kokos­öl ge­tränk­ten Kokos­schalen tragen. Beim Ver­bren­nen ergibt das ein durch­aus ange­nehmes Grill­aroma. Am An­fang der Pro­zession er­schei­nen Feuer­akroba­ten: Die erste Gruppe schwingt an langen Schnüren bren­nende Watte­bäusche um den Kopf, was ein bißchen wie ein geo­zentri­sches Modell des Sonnen­systems wirkt. In der zweiten Gruppe han­tieren die Männer mit feurigen Reifen, während sie Menschen­pyramiden bilden oder auf hohen Stelzen umher­stolzieren. Es ist ein­fach un­glaub­lich, was man da alles zu Gesicht bekommt.

Ich bin am Tag 9 abends nach Kandy ge­kom­men und machte mich so­gleich nach dem Ein­checken im Pink House in Rich­tung Innen­stadt auf den Weg; leider war bereits alles ab­ge­sperrt, und so konnte ich den Umzug nur aus der Ferne sehen, wie er vor dem Queen’s Hotel ent­lang der Dalada Veediya dahin­proze­dierte. Am nächsten Tag machte ich es besser und be­sorgte mir einen Platz am Straßen­rand, von dem aus ich nahe Blicke auf den Umzug werfen konnte.

Dabei kommt es auf präzise Pla­nung an: Die Ein­heimi­schen beginnen bereits um 8 Uhr mor­gens, die besten Plätze zu reser­vieren; dann ver­brin­gen sie den gan­zen Tag damit, ihren hal­ben Qua­drat­meter gegen den Rest der Welt zu ver­teidi­gen. Wer nicht so viel Sitz­fleisch hat, der muß sich einen Platz kau­fen, wo­bei spe­ziell Aus­ländern Mond­preise ab­ver­langt werden. Ich be­kam meinen Platz an der Yati­nuwara Veediya um ein volles Tages­budget und konnte mich glück­lich schätzen (andere be­zahl­ten das Fünf­fache), aber dafür muß­te ich ab fünf Uhr den wackeli­gen Plastik­hocker über­nehmen und be­wachen; lächer­liche vier Stunden später ging der Tanz los. Ab fünf wird übri­gens die ganze Innen­stadt ab­ge­riegelt, und nie­mand außer Be­sitzern von offi­ziel­len Tickets kommt mehr rein (raus darf natür­lich jeder). Ein riesi­ges Polizei­aufgebot wacht darüber, daß alle brav sitzen bleiben, daß nie­mand zu sehr drängelt und daß vor allem niemand auf die Straße läuft.

Mit dem großen Umzug in der Nacht von Tag 10 ist die Sache eigentlich zu Ende, aber Tag 11 bietet das aus meiner Sicht größte High­light: Die Day­time Pera­hera, bei der alle Regeln etwas gelockert sind. Man kann sich freier be­wegen, der Andrang ist deutlich geringer und man darf die Ele­fanten an ihren vielen Halte­punkten sogar mit Bananen, Ananas oder Kokos­nüssen füttern. Die un­glaub­liche Pracht dieser Ver­anstaltung wird einem erst klar, wenn man auf der licht­durch­fluteten Straße hun­derte Meter weit in ein ein­ziges Ge­wim­mel von Ele­fanten, Tänzern und Zusehern blickt.

Die Tages-Perahera oder Daval Perahera funktio­niert anders als die nächt­lichen Umzüge, da die Esala und die Dalada getrennt durch die Stadt laufen und sich erst knapp vor dem Dalada Maligawa vereinen. Das wußte ich natür­lich nicht, und ent­sprechend war ich ziemlich ent­täuscht, daß an meinem Be­ob­achtungs­platz an der Dalada Vidiya nach der farben­frohen Esala plötzlich Schluß war. Ich folgte den Massen zum Dalada Maligawa, erklomm eine Mauer am See­ufer und hatte un­verhofft einen perfekten Platz, um die vereinigte Perahera bei ihrem Weg die Senanaika Veediya herab genau auf meine Position heran­nahen zu sehen. Der gegen­über der letzten Nacht stark verkürzte Zug um­rundete den Tempel und kam dabei ganz knapp an meiner Posi­tion vorbei — wirk­lich ein un­glaub­liches Glück. Die Auf­forderun­gen der Polizei, von der Mauer herunter­zukom­men, igno­rierte ich hart­näckig (manch­mal spreche ich eben nur litau­isch), bis es mir zu blöd wurde und ich ein­fach nur mit den Schultern zuckte und (bestimmt eben­falls illegaler­weise) auf eine Tribüne kletterte, wo ich noch näher am Geschehen dran war. Es war einfach ein perfekter Tag, außer für die Kamera, die rekord­verdächtige 1200-mal den Verschluß öffnen mußte.

Daytime Perahera: Elefants of Dalada Perahera buddhist festival, Kandy, Hill Country, Sri Lanka

Die Daytime Perahera ist einfach nur traumhaft.

P.S.: Einen Monat später konnte ich einer kleineren Perahera beiwohnen, die in einem kleinen Dorf nahe Kandy abgehalten wurde. Und volle vier Jahre später kam ich nochmals zu einer Perahera in Kandy; dort gibt es auch einige Videos des Festes.


Ampara Galle

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