
◀ Ampara | Siehe auch Kandy 1 ff sowie Mysore 2 und Kandy 5, Kandy 6 | Galle ▶ |
Kandy 4
මහනුවර/
|

Am Anfang der Dalada Perahera kommen Feuerakrobaten

Großer Elefantenumzug: Zwei Elefanten der Dalada Perahera, dazwischen Musikanten und Tänzer

Die blau beleuchteten Vishnu-Elefanten der Esala Perahera verlassen den Zahntempel (Dalada Maligawa)

Elefanten aus dem Kataragama-Kontingent der Esala Perahera

Esala Perahera: Elefanten der Göttin Pattini

Esala Perahera: Nächtliche Elefanten aus dem Vishnu Devalaya

Esala Perahera: Elefanten aus dem Kataragama-Tempel bei Tag
wie sich die Bilder doch gleichen! Vor knapp einem Jahr habe ich in Mysore einem gigantischen Dasara-
Die Rede ist natürlich von der berühmten Perahera, die hier in Kandy jedes Jahr in den letzten zehn Tagen vor dem August-
Die Esala Perahera besteht selbst aus vier Teilen, die den vier kleinen buddhistischen Tempeln mit ihren hinduistischen Schutzgöttern zugeordnet sind: Vom Natha Devale mit der Themenfarbe Gelb und dem Vishnu Devale mit seinen blauen Blüten habe ich Dir ja schon berichtet; die anderen beiden sind kleiner, nämlich der Kataragama Devale (rot) und der Pattini Devale, dessen Elefanten dunkelrot oder purpurn bekleidet und weiß beleuchtet sind.
Dalada Perahera: Geschmückter Elefant
Dalada Perahera: Die Zahnreliquie in der Nacht
Dalada Perahera: Der Elefant mit der Zahnreliquie bei Tag
Der zweite Teil des Umzugs ist die buddhistische Dalada Perahera; sie ist größer und besteht aus ca. achtzig Elefanten, die bunt bekleidet und in einem grellen, sehr kalten Weiß beleuchtet sind; als Höhepunkt wird die Zahnreliquie aus dem Dalada Maligawa auf den Rücken eines riesigen Elefanten gepackt und dem Volk gezeigt. Zumindest war das ursprünglich so, aber heute verläßt der Heilige Zahn aus Sicherheitsgründen niemals seine Aufenthaltsort (von dem übrigens niemand genau weiß, wo er liegt); stattdessen wird eine „spirituell gleichwertige“ Kopie verwendet, was aber der Verehrung durch die Massen keinen Abbruch tut: Aus Respekt vor der heiligen Reliquie stehen alle auf, sobald letzte Elefant des Zuges mit seinem riesigen Aufbau entlanggeschritten kommt. Dieser Elefant berührt übrigens nicht den Boden, da vor ihm ein Teppich ausgerollt wird.
Die Elefanten sind überwiegend Arbeitstiere im Privatbesitz, die von ihren Besitzern zur Perahera geführt werden. Im Lauf der zehn Tage kommen immer mehr Elefanten nach Kandy, und in diesem Jahr waren es angeblich am Schluß volle 160 Dickhäuter — ich muß zugeben, daß ich mit dem Zählen überfordert war. Ein Arbeitselefant und sein Elefantenführer (Athgowwa) sind übrigens in Sri Lanka meist ein lebenslanger Team und einander emotional entsprechend verbunden; trotzdem frage ich mich, wie elefantengerecht dieses Spektakel mit viel Lärm, Licht und Feuer sein kann. Zur Sicherheit sind die Elefanten mit schweren Eisenketten an schnellen Schritten gehindert, und sie werden von gelb gekleideten Wächtern mit spitzen Eisenhaken begleitet; manche werden auch geritten. Ich habe aber nie gesehen, daß ein Elefant mit Gewalt diszipliniert worden wäre; stattdessen redeten die Wächter ihnen zu und streichelten ihnen das Maul.
Die Elefanten kommen einzeln oder in Zweiergruppen; nur am Ende jeder Teilprozession gibt es eine Triade, wobei der mittlere Elefant, meist ein überdurchschnittlich großer Tusker, eine beleuchtete Kanzel trägt. Als Tusker bezeichnet man diejenigen Elefantenbullen, die von außen sichtbare Stoßzähne tragen; das ist bei der srilankanischen Subspezies Elephas maximus maximus nur bei einer kleinen Minderheit von knapp 10% der Fall, und diese Tiere gelten als besonders verehrungswürdig. Der Grund für die Seltenheit von Zahnträgern ist nicht bekannt, aber möglicherweise spielt die Bejagung für den Elfenbeinhandel eine Rolle, wodurch Zahnlosigkeit zum Selektionsvorteil wurde.
Zwischen den Elefanten tummeln sich meist Musikanten und Tänzer, manchmal auch andere Akrobaten. Beeindruckend fand ich die Tellerwerfer, die ihre diskusartigen Teller an langen elastischen Stäben balancieren,
Die nächtlichen Prozessionen werden von Fackelträgern begleitet, die an langen Stielen Metallkörbe mit porösen, mit Kokosöl getränkten Kokosschalen tragen. Beim Verbrennen ergibt das ein durchaus angenehmes Grillaroma. Am Anfang der Prozession erscheinen Feuerakrobaten: Die erste Gruppe schwingt an langen Schnüren brennende Wattebäusche um den Kopf, was ein bißchen wie ein geozentrisches Modell des Sonnensystems wirkt. In der zweiten Gruppe hantieren die Männer mit feurigen Reifen, während sie Menschenpyramiden bilden oder auf hohen Stelzen umherstolzieren. Es ist einfach unglaublich, was man da alles zu Gesicht bekommt.
Ich bin am Tag 9 abends nach Kandy gekommen und machte mich sogleich nach dem Einchecken im Pink House in Richtung Innenstadt auf den Weg; leider war bereits alles abgesperrt, und so konnte ich den Umzug nur aus der Ferne sehen, wie er vor dem Queen’s Hotel entlang der Dalada Veediya dahinprozedierte. Am nächsten Tag machte ich es besser und besorgte mir einen Platz am Straßenrand, von dem aus ich nahe Blicke auf den Umzug werfen konnte.
Dabei kommt es auf präzise Planung an: Die Einheimischen beginnen bereits um 8 Uhr morgens, die besten Plätze zu reservieren; dann verbringen sie den ganzen Tag damit, ihren halben Quadratmeter gegen den Rest der Welt zu verteidigen. Wer nicht so viel Sitzfleisch hat, der muß sich einen Platz kaufen, wobei speziell Ausländern Mondpreise abverlangt werden. Ich bekam meinen Platz an der Yatinuwara Veediya um ein volles Tagesbudget und konnte mich glücklich schätzen (andere bezahlten das Fünffache), aber dafür mußte ich ab fünf Uhr den wackeligen Plastikhocker übernehmen und bewachen; lächerliche vier Stunden später ging der Tanz los. Ab fünf wird übrigens die ganze Innenstadt abgeriegelt, und niemand außer Besitzern von offiziellen Tickets kommt mehr rein (raus darf natürlich jeder). Ein riesiges Polizeiaufgebot wacht darüber, daß alle brav sitzen bleiben, daß niemand zu sehr drängelt und daß vor allem niemand auf die Straße läuft.
Mit dem großen Umzug in der Nacht von Tag 10 ist die Sache eigentlich zu Ende, aber Tag 11 bietet das aus meiner Sicht größte Highlight: Die Daytime Perahera, bei der alle Regeln etwas gelockert sind. Man kann sich freier bewegen, der Andrang ist deutlich geringer und man darf die Elefanten an ihren vielen Haltepunkten sogar mit Bananen, Ananas oder Kokosnüssen füttern. Die unglaubliche Pracht dieser Veranstaltung wird einem erst klar, wenn man auf der lichtdurchfluteten Straße hunderte Meter weit in ein einziges Gewimmel von Elefanten, Tänzern und Zusehern blickt.
Die Tages-
Die Daytime Perahera ist einfach nur traumhaft.
P.S.: Einen Monat später konnte ich einer kleineren Perahera beiwohnen, die in einem kleinen Dorf nahe Kandy abgehalten wurde. Und volle vier Jahre später kam ich nochmals zu einer Perahera in Kandy; dort gibt es auch einige Videos des Festes.
◀ Ampara
Galle ▶