Landkarte
Monaragala Siehe auch Rajgir Kandy 4

Ampara අම්පාර/அம்பாறை (Sri Lanka)

Urine stone at Biso Pokuna (Queen's Bath) at Galabedda, near Monaragala, South-Eastern Sri Lanka

Der Urinstein der Königinnen

Biso Pokuna (Queen's Bath, Ancient Swimming pool) at Galabedda, near Monaragala, South-Eastern Sri Lanka

Das „Bad der Königinnen“ (Biso Pokuna)

Liebe Birgit,

es gibt nicht viele Gründe, nach Ampara zu kommen. Zwar soll es auch hier eine Hand­voll alter Tempel in Ausflugs­entfer­nung geben, aber hinter denen bin ich dies­mal nicht her; statt­dessen er­warte­te ich eine Be­geg­nung der be­son­deren Art in einer modernen „Friedens­pagode“. Doch dazu später.

Ganz ohne Archäo­logie geht es aber auch in diesem Brief nicht zu, denn auf der An­fahrt hierher pas­siert man zwischen Monaragala und Siya­mbalan­duwa nahe dem Dorf Gala­bedda ein Art Swim­ming Pool, der als einziger Rest eines ehe­maligen Palastes aus dem 12. Jahr­hundert erhalten ist; angeblich plantschten hier die Kö­nigin­nen zu ihrem Ver­gnü­gen (und dem des Königs) herum. Dieses “Queen's Bath” (Biso Pokuna) ist vier­seitig sym­metrisch an­gelegt, und von jeder Seite führen Stufen in zwei Ebenen bis zum Wasser­becken. Nicht zu­letzt wegen der ruhigen Lage in einem Wald 100 m neben der Land­straße erinnert es ein bißchen an die schönen bali­nesi­schen Wasser-Heilig­tümer. Be­son­deres Inter­esse be­ansprucht der Urin­stein, eine Art Hock­klo, dessen Design sich in den letzten 800 Jahren nicht wesent­lich ge­ändert hat (Beweis-Photos aus meinen Hotel­zimmern auf Anfrage).

In Ampara angekommen, stellte ich fest, daß die Stadt zwar freundlich aber wirklich fast voll­kommen un­interes­sant ist. Gleich westlich vom „Stadt­zentrum“ mit einem Uhrturm, der nur zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigt, liegt ein mehrere Kilometer großer Wasser­speicher (Ampara Jalashaya), der vielen Vögeln Lebens­raum bietet und der an Ornitho­logie Interessierte zum Zwitschern bringen mag. Sonst gibt es exakt nichts zu sehen.

Buddha Statue at Peace Pagoda (Sama Chaitiya) near Ampara, Eastern Sri Lanka

Ein Buddha begrüßt Besucher der Friedens­pagode

Hindu idols in Tamil Manikapillairay Alayam Temple near Ampara, Eastern Sri Lanka

Hindu-Idole im Sri Manikkappillaiya Alayam

Folgt man an Süd­seite des Ampara Jala­shaya der Straße nach Inginiya­gala, so kommt man nach einem Kilo­meter zum Hindu-Tempel Sri Mani­kkappillaiya Alayam, mit einigen klei­nen Schrei­nen für Shiva, Parvati und Ganesha. Ob­wohl Ampara schon ziem­lich weit im Osten liegt und nur 20 km Luft­line von der Küste ent­fernt ist, leben hier fast aus­schließ­lich bud­dhisti­sche Singha­lesen; ent­sprechend kann sich der Tem­pel nur gerin­ger Besucher­frequenz erfreuen.

Nochmals zwei Kilo­meter weiter stößt man dann auf ein schnee­weißes Gebäude: Die Friedens­pagode oder Sama Chaitye. Diese ein­heitlich strahlend weißen Bau­werke stehen unter der Ägide einer japani­schen bud­dhisti­schen Sekte namens Nipponzan-Myohoji (日本山妙法寺), die 1917 ge­grün­det wurde und seit dem Zweiten Welt­krieg unter dem Ein­druck der Hiro­shima-Kata­strophe eine strikt pazi­fisti­sche reli­giöse Philo­sophie ent­wickelt hat. Mittler­weile gibt es welt­weit knapp hundert solche Friedens­pagoden, vor­wiegend in bud­dhisti­schen Ländern oder an Orten, die mit dem Leben des Buddha in Be­zie­hung stehen. Eine habe ich bereits in Pokhara ge­sehen, aber selbst in Wien kann man eine bewundern.

Ground between Peace Pagoda and Ampara Tank, near Ampara, Eastern Sri Lanka

Auf dieser Fläche zwischen der Pagode und dem Ampara Jalashaya hätten die Elefanten eigentlich aufmarschieren sollen

Wild elephants (Elephas maximus) at a distance, seen from Peace Pagide, near Ampara, Eastern Sri Lanka

Aus der Entfernung sind sogar Elefanten klein

Wild Elephant (Elephas maximus) Calf, seen from Peace Pagoda, near Ampara, Eastern Sri Lanka

Elefantenkalb

Wild Elephant (Elephas maximus) mother and calf, seen from Peace Pagoda, near Ampara, Eastern Sri Lanka

Elefantendame mit Kind

Peace Pagoda (Sama Chaitye), near Ampara, Eastern Sri Lanka

In der Dämmerung schimmert die Friedens­pagode unwirklich

Der blen­dend weiße Stupa mit einer rundum­führende Säulen­galerie wäre eigentlich keine lange Anfahrt wert, aber der Reise­führer erwähnt, daß die Pagode all­abendlich von wilden Ele­fanten besucht wird, die sich aus den Wald­gebieten an der Nord­seite des Ampara Jalashaya zu den schmack­hafteren Reis­feldern rund um Ampara aufmachen. Zwar leben die meisten der ge­schätzt 3000 wilden Elefanten des Landes in National­parks, aber es ist ein­fach nicht mög­lich, alle Elefanten­gebiete unter Natur­schutz zu stellen; das führt natür­lich zu Kon­flikten, denn wilde Elefanten sind, naja, eben wild, und es fallen auch immer wieder Men­schen ihrer Kraft zum Opfer. Teil­weise ver­sucht man, die Wande­rungen der Elefanten­herden mit Elektro­zäunen einzu­schrän­ken, aber lang­fristig sind die Tiere wohl zu schlau dafür.

Drei Tage habe ich in Ampara verbracht, und an allen drei Aben­den habe ich mein Glück an der Friedens­pagode versucht. Der Reise­führer meint opti­mistisch you are almost guaranteed to see wild elephants, aber das kann ich nicht bestätigen: An den ersten beiden Tagen hatte ich nur Pech, und die einzige Spur der Dick­häuter war ein un­mittel­bar vor der Pagode ange­brachtes Warn­schild Wild Elephants Crossing. Somit lauschte ich mäßig begeistert den Klängen der Hand­trommel, die ein japanischer Mönch in einem kleinen Tempel abseits der Pagode schlug, während eine kleine Gruppe interessierter Buddhisten schweigend meditierte.

Am dritten Tag sollte ich dann doch noch etwas zu sehen bekom­men: Knapp vor sechs Uhr tauchte eine Elefanten­mutter mit ihrem halb­wüchsigen Kalb auf, aller­dings leider in 2 km Ent­fernung. Die beiden Tiere wander­ten einige Minuten nahe am Ufer des Sees auf und ab, ehe sie sich wieder in den Dschungel verzogen. An einem Besuch der Friedens­pagode hatten sie wohl kein Inter­esse, und ich vermute, daß der ziemlich neu aus­sehende Elektro­zaun daran schuld ist, der sich kilometer­weit entlang des Seeufers dahinzieht.

Auch die Ver­pfle­gung in Ampara wird mir nicht in be­son­derer Er­in­ne­rung bleiben: Man be­kommt solides aber keines­falls auf­regen­des Rice and Curry, wobei aller­dings be­achtet werden muß, daß die kleinen Restau­rants am Bus­bahnhof zwischen sechs und sieben Uhr das Tages­werk als beendet ansehen; danach be­kommt man nur noch an zwei oder drei Orten ent­lang der Haupt­straße etwas Eßbares.

Es bietet sich also an, einen kuli­nari­schen Beitrag „aus dem Archiv“ zu scheiben, und dazu wähle ich das Thema Rind­fleisch. Ich habe breits ein paar Male erwähnt, daß man in Sri Lanka fast über­all Rinder­curry be­kommt, denn Bud­dhisten essen bekannt­lich alles; das steht übrigens im Gegen­satz zu den Lehren des Buddha selbst, denn dieser meinte, eine vege­tari­sche Er­näh­rung sei ver­dienst­voll, und er wollte den Fleisch­genuß nur dann ge­stat­ten, wenn man das Tier nicht selbst ge­tötet oder die Schlach­tung in Auf­trag ge­geben hätte. In Sri Lanka er­nähren sich zwar die Mönche vege­ta­risch, aber in der breiten Bevölke­rung will es ihnen niemand nach­tun. Hat man einen Rinder­curry ge­gessen, dann weiß man auch, warum.

Sri Lankan Food: Beef Roast

Beef Roast

Sri Lankan Food: Beef Roast

Beef Roast

Sri Lankan Food: Beef Curry

Beef Curry

Die typische Fleisch­qualität eines süd­asiati­schen Rind­viehs ist etwa mit dem zu ver­gleichen, was man bei uns als Suppen­fleisch kaufen kann; daher braucht man eine beträcht­liche Koch­zeit, um den Ochsen weich­zukriegen. Dabei gehen die Sinha­lesen nicht so weit wie die Indo­nesier, die ihr Rendang mehrere Stunden in Kokos­milch schmoren und damit butter­zart hin­bekommen; statt­dessen kocht man etwa eine Stunde lang, was ein gut kau­bares aber noch wider­stands­fähiges Fleisch­stück ergibt. Die Würzung beruht auf einer extrem dunkel gerösteten Mischung aus Kreuz­kümmel, Koriander und Bockshorn­klee und natürlich kanoni­schen Mengen an Chili, sowohl als Pulver wie als grüne Schote. Es wird ja oft gesagt, daß die Aromen hoch­geröste­ter Ge­würze den typi­schen, „dunklen“ Geschmack der sri­lankani­schen Curries ausm­achen, aber in dieser ver­all­gemeiner­ten Form gilt das nur für Fleisch- und Hühner­curries, da bei Gemüsen oft frischere Ge­schmacks­noten be­vozugt werden.

Nur in mu­slimischen Restau­rants habe ich als Alter­native auch Beef Roast be­kom­men: Das sind recht scharf mari­nierte Fleisch­stücke oder -scheiben etwas bes­serer Qualität, die über echtem Feuer ge­grillt werden; man ser­viert sie staub­trocken. Ge­schmack­lich ist das ganz aus­gezeichnet, aber da sie oft stunden­lang auf Kunden warten müssen, können die Stücke recht aus­getrock­net auf dem Teller landen und sich als echte Heraus­forde­rung an die Kau­musku­la­tur er­wei­sen. Unter Beef Fry ver­steht man ähnlich mari­nier­tes Rind, das aber in der Pfanne mit wenig Öl und ein paar Zwiebeln trocken ge­braten wird.

Sri Lankan Food: Boiled and dry-fried beef

Beef Fry à la Ampara

Sri Lankan Food: Beef fry

Beef Fry

In den Re­stau­rants wird außer dem Curry oft auch Beef Gravy ange­boten. Idealer­weise sollte das die reine Schmor­flüssig­keit eines Beef Curry sein, die ehr­lich gesagt ohne­hin oft das beste daran ist. Hier in Ampara hat ein Restau­rant jedoch einen anderen Zugang gewählt und be­rei­tet ein­fach eine starke Rind­suppe, mit der dann eine brutzelnde Curry-Gewürz­mischung abge­löscht wird. Das schmeckt zwar etwas dünner als eine echte Curry-Flüssig­keit mit Kokos­milch, aber durch die lange Koch­zeit der Brühe auch sehr ab­gerun­det und aroma­tisch. Das aus­gekochte Rind­fleisch wird dann klein­geschnipselt und mit grünen Chilies, Zwiebeln und einer astro­nomi­schen Menge Pfeffer­körnern an­gebra­ten und als ein un­typi­sches aber sehr schmack­haftes Beef Fry verkauft.

Das Thema Elefanten ist mit dem durch­wachsenen Erfolg hier keineswegs ab­geschlos­sen; nächste Woche werde ich nämlich bestimmt welche zu Gesicht bekommen, und zwar wieder einmal in Kandy.


Monaragala Kandy 4

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