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Amdavad 2 અમદાવાદ (Gujarat) |

Die Große Moschee (Jami Masjid) in Amdavad

Die Balkone der Rani Sipri Masjid

Das Steinfenster Sidi Saiyad ni Jali

Zum Vergleich: Links Säule mit islamischen Motiven aus der Jami Masjid von Amdavad; rechts Säule des Vishvanatha-Tempels in Khajuraho mit Hindu-Dekoration.

Die „Schwingenden Minarette“ der Sidi Basheer Masjid
Amdavad (in Hindi: Ahmadabad, auf Englisch auch Ahmedabad), die gefühlte Hauptstadt von Gujarat, ist eine lärmende, verkehrsverseuchte und schmutzige Großstadt, wie es in Indien gar nicht wenige gibt. Entsprechend hat Amdavad bei Touristen einen schlechten Ruf. Ich finde diese Stadt jedoch auch angenehm, entspannend und höchst sehenswert. Auch nach dem „heißen Empfang“, den mir die Stadt bei diesem Besuch bereitet hat und von dem ich letztes Mal berichtet habe, bleibt diese Einschätzung bestehen.
Zunächst einmal hat Amdavad einen relativ kompakten alten Kern mit zahlreichen interessanten Gebäuden, die sich in einem Areal von kaum mehr als
In diesem Kern findet man vor allem eine Anzahl von Moscheen, die zu den besten Beispielen des indo–
Die Freitagsmoschee (Jami Masjid) wird zu den schönsten Moscheen des Subkontinents gezählt. Die Verzierungen am Portal sehen wirklich fast wie in einem Hindu-
Der Abgang zum Stufenbrunnen Dada Hari Waw
Balustrade im Lichtschacht
Der Lichtschacht im Dada Hari Waw
Das interessanteste Bauwerk ist jedoch ein Brunnen, genauer gesagt, ein Stufenbrunnen. Dieser Brunnentyp ist im ganzen Nordwesten verbreitet, aber besonders hier in Gujarat gibt es wunderschöne Exemplare. Bekanntlich bauen die Inder ja gerne Stufen (Ghats) an Fluß- oder Seeufern, damit der Wasserspiegel immer in Reichweite ist; ein Stufenbrunnen funktioniert nach demselben Prinzip.
Der Dada Hari Waw ist der schönste Stufenbrunnen, den ich in Indien kenne. Er ist fünf Stockwerke tief in die Erde gebaut: Vom Eingang führt eine Treppe in die Tiefe, und alle paar Meter sind mehrfach durchbrochene Zwischendecken eingezogen, die die von Säulen getragenen Stockwerke bilden. Die Spalten in den Decken erlauben es dem Licht, auch noch die unterste Etage passabel zu erleuchten; dafür muß, wer die Haupttreppe verläßt, aber auch ziemlich herumbalancieren, um nicht abzustürzen.
Am hinteren Ende durchbricht ein achteckiger Schacht alle Stockwerke in schön gearbeiteten steinernen Balustraden. Dieser Teil des Brunnens ist am hellsten, und offenbar hielten sich hier auch die Damen auf, für die der Brunnen im 16. Jahrhundert gebaut worden war: Knapp über dem Wasser, im Schatten und verborgen vor den Blicken anderer, das muß für eine muslimische Dame ja geradezu herrlich verlockend gewesen sein. Zwei enge Wendeltreppen rechts und links vom achteckigen Schacht erlauben es, rasch zwischen den Etagen zu wechseln, ohne vorher zur Haupttreppe vorzuturnen.
Die Wagen (Tajiya) werden beim Moharam-Fest durch die Straßen gezogen, um auch jenen Gläubigen, die nicht nach Kerbala reisen können, einen symbolischen Besuch beim Grab Alis zu ermöglichen.
Was macht diese Frauenfigur auf einem schiitischen Fest?
Obwohl die Muslime in Amdavad nur eine Minderheit sind, prägen sie doch das Stadtbild mehr als die Hindus und Jains. Zufällig geriet ich in das muslimische Fest Muharram, das hier Moharam genannt wird: Die Schiiten führen dabei unzählige wie Miniatur-Moscheen oder -Mausoleen gestaltete Wagen durch die Straßen, um an den Tod Husseins (des Sohnes von Ali) in der Schacht von Kerbala zu erinnern. Die Wagen (Tajiya) sehen ein bißchen so aus wie bei einem orientalisch angehauchten Faschingsumzug, und zu meinem Erstaunen trugen sie alle feinsäuberlich eine Registrierungsplakette mit einer von der Stadtverwaltung vergebenen laufenden Nummer. Eigentlich sollte das ein rein schiitisches Fest sein, aber die Sunniten (und manchmal auch die Hindus) feiern gerne mit.
Durch die Trommelmusik und die Gesangschöre wirkte der Umzug ziemlich hinduistisch, zumal manche Wagen sogar mit menschlichen Figuren geschmückt waren, die hinduistischen Göttinnen zum Verwechseln ähnlich sahen; die Beeinflussung des indischen Islam durch den Hinduismus ist eben nicht auf Architektur beschränkt. Gegen Abend mischten sich dann auch noch feuerspeiende Artisten unter das Publikum, und noch später kam es zu einer Schlägerei nahe meinem Hotel — das ist im Amdavad leider nichts Ungewöhnliches, und wenn es (wie auch diesmal) keine Tote gibt, dann verbucht man den Vorfall einfach unter „Ferner liefen…“.
Samosa mit Fleischfüllung
Biryani
Koch in einem Restaurant im islamischen Viertel
Tikka Masala
Besonders stark spürt man das muslimische Element in einem Marktviertel nur wenige Gehminuten von meinem Hotel, wo man allerlei Tiere lebendig oder tot kaufen kann (es riecht immer ein bißchen nach einer Mischung von Hühnerdreck und verwesendem Ziegenschädel) und wo auch eine Anzahl von muslimischen Non-
Außerdem bekommt man Tanduri-Huhn, das allerdings nicht im Tandur, sondern über Holzkohle gegrillt wurde, und das als Grundlage für einen als „Biryani“ bezeichneten gebratenen Reis dient oder das mit etwas Schmorflüssigkeit irgendeines Hühnercurries zu jener eigenartigen Speise aufgebraten wird, die man als „Tikka Masala“ bezeichnet und die nicht aus Indien, sondern aus Birmingham stammt, wo sie von Betreibern indischer Restaurants erfunden und später nach Indien reimportiert wurde.
Auf den Straßen rund um das Marktviertel wimmelt es von verschiedenen Essensangeboten, von Samosa bis Biryani. Die Samosa werden hier aus Blätterteig gemacht und mit Fleisch gefüllt — nirgendwo sonst in Indien habe ich Fleischsamosa gegessen, wie man sie in deutschen Indien-
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