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Tura (Meghalaya) |

Der Nordosten Indiens ist christlich!

Tura wirkt stellenweise wirklich schäbig
der idiotische Streik in Nepal hängt mir immer noch nach. Deshalb kam ich knapp zwei Wochen später als geplant nach Indien, und verpaßte die Weihnachtsfeiertage, die ich eigentlich hier, im christlich geprägten Nordosten Indiens, verbringen wollte. Außerdem ist mein Visum trotz aller Tricks zu kurz geraten, und langsam frage ich mich, wozu ich es mir denn antue, in ein Land zu reisen, in dem man mich gar nicht haben möchte. Vielleicht sollte ich mein Geld ja lieber in Pakistan ausgeben, nur um die Inder zu ärgern.
Meine erste Station ist Tura, eine Kleinstadt ganz im Westen des wolkenträchtigen Bundesstaates Meghalaya. Anders als der Ostteil, wo auch die Hauptstadt Shillong liegt, ist West-Meghalaya nur schlecht entwickelt. Die Bewohner dieser Hügel gehören dem Garo-
Bambusstaude
Mann beim Glätten von Bambus
Saft fließt aus dem Kautschuk-Baum
Leider gibt es aber einen Unterschied zwischen den beiden Ethnien: Während die Khasi ihren way of life erfolgreich in der indischen Gegenwart verteidigen, erleiden die Garo das alte Adivasi-
In Tura gibt es eine beträchtliche Garo-
Die Hügel hier unterscheiden sich sehr stark vom Himalaya, und zwar nicht nur wegen ihrer Höhe (Tura erreicht gerade einmal
Garo-Stall oder Speicher
Fette Schweinerei!
Garo-Wohnhaus
Die Garo leben typischerweise in Bambushäusern, die sich zu kleinen Dörfern gruppieren. Die Wände aus geflochtenem Bambus sehen reichlich windig aus; viel mehr Sorgfalt verwendet man auf den Bau der Dächer, wohl wegen der heftigen Niederschläge im langen Monsun (Mai bis Oktober). Meistens sind diese Dächer heute aus Wellblech, aber vereinzelt trifft man noch Häuser mit dem altertümlichen mehrlagigen und daher wasserdichten Strohdach. Manche Gebäude stehen auf Holzstelzen; dabei handelt es sich um die rattensicher gebauten Vorratsräume, und manchmal sieht man auch einen kleinen Hühnerstall in dieser Bauart. Als Ausländer wird man wie ein Außerirdischer bestaunt, denn die West Garo Hills sind vom Tourismus definitiv noch nicht entdeckt worden.
Bei meinen Exkursionen in die Dörfer fielen mir auch fette schwarze Schweine auf, die überall herumdösen; beim Gedanken an ein Wiedersehen in den Kneipen von Tura lief mir das Wasser im Mund zusammen. Ähnlich wie auch die Khasi betrachten die Garo das Schwein als Grundnahrungsmittel, aber leider kann sich die Qualität der Garo Hotels in Tura nicht mit der der Khasi-
Schweine-Innereien mit Soda (Khapa)
Schweinebauch
Rindfleisch
Das dort erhältliche Essen ist vor allem eines: Sehr simpel. Es besteht vor allem aus in Wasser mit verschiedenen Zutaten gekochtem Schweinebauch, daneben noch Fisch, Huhn oder Rind in ähnlich schnörkellosen Zubereitungen. Viele davon werden mit etwas Speisesoda gekocht, was einen etwas dumpfen Geschmack verursacht; solche Speisen heißen Khapa. Das Gewürzrepertoire besteht vor allem aus Chili, Ingwer, Curcuma und Knoblauch und ist damit ähnlich beschränkt wie bei vielen anderen Ethnien des Nordostens. Fischaromen habe ich nicht gefunden, aber man hat mir gesagt, daß im Haushalt ein Trockenfisch namens Nakham häufig zum Einsatz kommt und zu pikanten Beilagen verarbeitet wird.
Die Schweinezubereitungen sind am vielfältgsten. Man findet fast immer den Bauch, der in Wasser mit ein paar grünen Blättern oder zusammen mit einem nahrhaften Gemüse wie Taro-
Fleisch-Pickle
Klebreis
Zum Essen wird Reis gegessen. In den meisten Garo Hotels wurde einfach Reis im Topf gekocht und manchmal noch heiß in Bananenblätter verpackt, was eine angenehme, krautige Note bewirkt. Allerdings haben die Garo reistechnisch eine in Südasien (soweit ich weiß) einzigartige Besonderheit zu bieten, nämlich den Klebreis, der hier Minil heißt. Diese aromatische und extrem klebrige Reissorte kenne ich sonst nur aus Thailand und Indonesien, wo er vor allem zu Süßspeisen verarbietet wird, hier wird er aber einfach als erheblich schmackhaftere Alternative zum Essen serviert. Klebreis wird zwar auch im Topf gekocht, aber immer in Bananenblätter portioniert und verkauft. Das Blatt dient gleichzeitig als Verpackung für den Reis und als Teller beim Essen.
Am letzten Tag machte ich mich zum Chandmari-
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