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Galle
ගාල්ල/
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Der Fort-Bezirk von Galle wirkt kolonial, authentisch und sehr ruhig.

Der Uhrturm ist das Wahrzeichen von Galle

Abends sammeln sich die Massen am Flag Rock

Der Leuchtturm von Galle

Die Insignien der holländischen Ostindiengesellschaft (Vereenigde Oostindische Compagnie) sind überall in Galle zu finden
Galle ist ein Hafenort an der Südwestspitze Sri Lankas und ohne jeden Zweifel der Ort mit dem ausgeprägtesten kolonial–
Wenn ich „wir“ schreibe, dann meine ich damit außer meiner Wenigkeit noch Caro, eine Berliner Freundin, die mich zweieinhalb Wochen lang in Sri Lanka zu begleiten gedenkt. Nach über einem Jahr allein sind meine sozialen Fähigkeiten merklich verkümmert, aber bisher trägt Caro meine Marotten mit sagenhafter Gelassenheit — offenbar lenkt sie das interessante Land von meinen vielen Unzulänglichkeiten erfolgreich ab.
Nach einem problemlosen Treffen im Dir bereits wohlbekannten Negombo machten wir rasch nach Galle auf, und dort hatte ich Gelegenheit, Caros phantastische Fähigkeiten zum Handeln zu bewundern: Die zwei Zimmer im New Old Dutch House, einem in kolonialem Stil errichteten Neubau mit für mich ganz exotischem Luxus-Faktor, bekamen wir zu einem Preis, der zwar über meinem gewöhnlichen Budgetrahmen liegt, aber gemessen am Gebotenen geradezu lächerlich niedrig ist. Mit zwei Dienstboten, die uns (und besonders Caro) jeden Wunsch von den Lippen ablasen, einem hauseigenen Wi-Fi und dem superfreundlichen Besitzer war somit die Grundlage zu einer erfolgreichen Erkundung der Südwestküste gelegt.
Der sehenswerte Teil von Galle liegt innerhalb der vollständig erhaltenen holländischen Befestigungsanlage gleich am Ozean und wird einfach Fort genannt. Er besteht aus einer erprobt tsunami-festen Mauer, ein paar Grünflächen und einigen gepflasterten Straßen voller historischer Bauten, die — wenn sie nicht gerade Kirchen sind — heute als Hotels, Cafés, Galerien oder Souvenirbuden genutzt werden. In den letzten eineinhalb Jahrzehnten muß hier eine beträchtliche Gentrifizierung stattgefunden haben, denn von meinem Besuch 1995 habe ich das Fort noch als wesentlich verfallener und weniger poliert in Erinnerung.
Der wuchtige Turm der anglikanischen Kirche ist von vielen Stellen im Fort gut zu sehen
Der Innenhof der Historical Mansion
Wappen in der reformierten holländischen Kirche
Die Mauer der Historical Mansion besteht aus abgebautem Korallenriff
Der Uhrturm über dem Haupteingang und der breite Turm der anglikanischen Kirche prägen die Skyline. Die reformierte holländische Kirche bietet einen sehr schönen Innenraum mit prunkvollen Grabsteinen, die in den Fußboden eingelassen sind und mit den Familienwappen der Bestatteten geschmückt sind — häufig findet man auch Totenköpfe und gekreuzte Knochen. Sonst gibt es nur wenige wirkliche Sehenswürdigkeiten, und so spaziert man durch die ruhigen Gassen oder lustwandelt auf den seeseitigen Mauern, wo man recht farbenfrohe Sonnenuntergänge bewundern kann, an Bewölkung herrscht nämlich wegen der Monsunzeit überhaupt kein Mangel.
Einen Besuch lohnt jedoch ein in Privatbesitz befindliches holländisches Wohnhaus, das als Historical Mansion bekannt ist. Es gehört einem srilankanischen Kunstsammler, der die Räume mit seiner umfangreichen Kollektion kolonialer Kunstschätze gefüllt hat und nebenbei auch einen Juwelen- und Souvenirshop betreibt; das Personal ist sehr freundlich und übt auf die Besucher keinerlei Kaufdruck aus, stattdessen bewundert man die holländischen Porzellanpuppen aus dem 18. Jahrhundert, sieht den Juwelieren beim Schleifen und Einfassen der lokalen Edelsteine zu oder erholt sich im idyllischen Innenhof, der mit einen funktionsfähigen Ziehbrunnen aufwarten kann.
Von Galle kann man eine Anzahl verschiedener Orte entlang der West- und Südküste erreichen. Am Weg nach Norden (also Richtung Colombo) passiert man zuerst den Badeort Hikkaduwa, an dem wir allerdings nicht mehr gemacht haben, als uns in einer Kneipe an der Hauptstraße einen fast wohlschmeckenden Kaffee zu gönnen.
Der Buddha des Tsunami Honganji Viharaya
Photosammlung im Tsunami-Museum
Ruine an der Landstraße
Die Straße führt dann weiter nordwärts, immer entlang der Küste, und dabei passiert man einen jener Landstriche, die vom großen Tsunami 2004 schlimm mitgenommen wurden: Bis zu diesem Zeitpunkt war die Straße dicht gesäumt mit Wohnhäusern gewesen, aber diese wurden alle vom Tsunami weggewaschen. Vereinzelt stehen noch halbe Ruinen gespenstisch in der Landschaft, und wenn man die „Grünflächen“ direkt an der Straße genauer untersucht, dann findet man Reste von Grundmauern, Fußböden oder Stufen, die mittlerweile vollständig von Vegetation bedeckt sind. Auf der Seeseite haben einige Kokospalmen die Wucht der Flutwelle überstanden, und an den leeren Stellen haben sich mittlerweile kleine aber dichte Bestände von Pandanuspalmen gebildet. Diese Schraubenpalme mit den wunderbar duftenden Blüten kennst Du ja schon von meiner Beschreibung aus Gopalpur; kommerzielle Nutzung findet aber hier zwar nicht statt, aber die Blüten werden gerne als Opfergabe in die Tempel geschleppt.
Weiter nördlich, bei Telwatta, steht eine
Ein mehrjähriges Weibchen
Selbst junge Schildkröten können schnell und elegant schwimmen
Albino-Schildkröte
Noch ein Stück weiter im Norden liegt der kleine Ort Kosgoda, wo man mehrere Turtle Hatcheries besuchen kann, die sich dem Schutz der Meeresschildkröten gewidmet haben: Fischer finden die Gelege der Schildkröten und bringen die Eier in die Hatcheries, wo sie erneut vergraben werden. Nach dem Schlüpfen verbleiben die Jungtiere drei Tage in einem Becken und werden dann zum Strand gefahren und ins Meer entlassen — damit werden die kleinen Schildkröten vor allen Gefahren bewahrt, die am Weg vom Gelege zum Ufer lauern. In der Theorie klingt das sehr nett, in der Praxis habe ich aber ernste Zweifel am Sinn dieser Initiativen: Die meisten Schlüpflinge erweisen sich nämlich als männlich, nur ein paar Prozent sind weiblich. Da nun aber Weibchen für den Erhalt bedrohter Arten wertvoller sind als Männchen, behalten die Hatcheries die Weibchen und lassen sie erst mit vier Jahren frei, um ihre Überlebenschancen zu verbessern.
Ob diese vermutlich lebensuntüchtigen Damen dann aber besonders viele Nachkommen haben werden, steht in den Sternen — ich würde es für vernünftiger halten, das Geschlechterverhältnis direkt zu beeinflussen. Schildkröteneier entwickeln sich je nach Temperatur zu weiblichen oder männlichen Jungtieren, und vermutlich ist es in den Hatcheries einfach wärmer als in den nahe an der Flutlinie angelegten natürlichen Nestern. Statt die paar weiblichen Tiere in viel zu kleinen Becken heranzuziehen, könnte sich hier eine Klima-
Allerdings muß ich zugeben, daß die wenige Tage alten Schildkröten wirklich süß aussehen und nicht nur Caro verzückten. Weniger entzückend fand ich die
Am Markt ist der Palmzucker gut verpackt
Vitaminbombe aus Kokosnüssen, Mango und Passionsfrüchten mit Joghurt und Palmzucker
Joghurt im Tongefäß und reife Mangos
Keine Sorge, ich werde desen Brief nicht mit einem Loblied auf Schildkrötensuppe beschließen — ich mag zwar ein walking stomach sein, aber bedrohte Tierarten stehen nicht auf meiner Speisekarte. Allerdings hinterließ Galle ein merkwürdig leeres Gefühl im Magen, denn wenig war dort besonders erinnernswert. Caro entwickelte zum Frühstück einen besonderen Appetit auf Bittara Roti oder Egg Roti, ein dünnes, gefaltetes Brot mit Ei-Fülle. In unserer Lieblingskneipe wurde zusätzlich noch etwas Seeni Sambol zwischen die Teigblätter verstrichen, was der Sache eine ganze Menge mehr Geschmack verlieh. Sonst kann man immer noch auf ein Schälchen Chili Paste ausweichen: Diese sehr wohlschmeckende Tischwürze beseht, wie bereits einmal erwähnt, aus getrockneten Chilies, Öl, Zucker und Knoblauch, und sie hat einen angehmen vollen Fermentationsgeschmack. Ich vermute, er geht auf irgendwelche Fisch- oder Garnelenprodukte zurück, aber Erkundigungen brachten mich leider nicht viel weiter.
Als alternatives kulinarisches Highlight leisteten wir uns abends einige Male Joghurt mit Früchten. Dazu kauften wir am Markt Joghurt, das in porösen Tongefäßen angeboten wird, wodurch es noch konzentrierter und cremiger wird. Dazu kamen dann Mangos, Passionsfrüchte und ein Granatapfel und als exotischer Pluspunkt Palmzucker, der hier Hakuru heißt und auch oft unter dem englischen Namen Jaggery bekannt ist. Die dunkelbraunen, etwas feuchten Klumpen schmecken wunderbar nach Karamel und passen auch sehr gut zum cremigen Joghurt, selbst ohne Früchte. Dieser Zucker wird gewonnen, indem man die Blütenstände der Kitul-Palme kappt und den austretenden Saft einkocht.
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