Landkarte
Kandy 4 Kandy 5

Galle ගාල්ල/காலி (Sri Lanka)

View onto Galle ort (Sri Lanka), showing All Saints Church

Der Fort-Bezirk von Galle wirkt kolonial, authentisch und sehr ruhig.

Dutch Clock-Tower in Galle Fort, South-Western Sri Lanka

Der Uhrturm ist das Wahrzeichen von Galle

Flag Rock in Galle Fort, South-Western Sri Lanka

Abends sammeln sich die Massen am Flag Rock

Lighthouse in Galle Fort, South-Western Sri Lanka

Der Leuchtturm von Galle

Historical Coin with VOC insignia, in Historical Mansion in Galle, South-Western Sri Lanka

Die Insignien der holländischen Ostindien­gesellschaft (Vereenigde Oost­indische Compagnie) sind überall in Galle zu finden

Liebe Birgit,

Galle ist ein Hafen­ort an der Südwest­spitze Sri Lankas und ohne jeden Zweifel der Ort mit dem aus­gepräg­testen kolonial–histori­schen Am­biente auf der ganzen Insel; vor einigen Mo­naten hörte ich eine be­geisterte Touristin sogar „Es ist wie Prag!“ schwär­men, und wenn das eine Tschechin sagt, dann muß es wohl wahr sein. Und wir beide finden das auch so.

Wenn ich „wir“ schreibe, dann meine ich damit außer meiner Wenig­keit noch Caro, eine Ber­liner Freundin, die mich zwei­einhalb Wochen lang in Sri Lanka zu be­gleiten gedenkt. Nach über einem Jahr allein sind meine sozialen Fähig­keiten merk­lich ver­kümmert, aber bisher trägt Caro meine Marot­ten mit sagen­hafter Gelassen­heit — offen­bar lenkt sie das inter­essante Land von meinen vielen Un­zulänglich­keiten erfolg­reich ab.

Nach ei­nem problem­losen Tref­fen im Dir bereits wohl­bekann­ten Negom­bo mach­ten wir rasch nach Galle auf, und dort hatte ich Ge­legen­heit, Caros phan­tasti­sche Fähig­keiten zum Handeln zu be­wundern: Die zwei Zimmer im New Old Dutch House, einem in kolonia­lem Stil errichteten Neu­bau mit für mich ganz exotischem Luxus-Faktor, bekamen wir zu einem Preis, der zwar über meinem ge­wöhn­lichen Budget­rahmen liegt, aber ge­mes­sen am Gebo­tenen geradezu lächer­lich niedrig ist. Mit zwei Dienst­boten, die uns (und besonders Caro) jeden Wunsch von den Lip­pen ab­lasen, einem haus­eigenen Wi-Fi und dem super­freund­lichen Besitzer war somit die Grund­lage zu einer erfolg­reichen Er­kundung der Südwest­küste gelegt.

Der se­hens­werte Teil von Galle liegt inner­halb der voll­ständig er­hal­tenen holländi­schen Be­festi­gungs­anlage gleich am Ozean und wird einfach Fort genannt. Er be­steht aus einer er­probt tsunami-festen Mauer, ein paar Grün­flächen und einigen ge­pflaster­ten Straßen voller histori­scher Bauten, die — wenn sie nicht gerade Kirchen sind — heute als Hotels, Cafés, Galerien oder Souvenir­buden genutzt werden. In den letzten ein­einhalb Jahr­zehnten muß hier eine beträcht­liche Gentri­fizierung statt­gefunden haben, denn von meinem Besuch 1995 habe ich das Fort noch als wesent­lich ver­fallener und weniger poliert in Erinnerung.

Anglican Church Tower in Galle, South-Western Sri Lanka

Der wuchtige Turm der anglikanischen Kirche ist von vielen Stellen im Fort gut zu sehen

Inner Courtyard in Historical Mansion in Galle, South-Western Sri Lanka

Der Innenhof der Historical Mansion

Family heralic sign in Reformed Dutch Church in Galle, South-Western Sri Lanka

Wappen in der reformierten holländischen Kirche

Wall built from tropical reef materian in Historical Mansion in Galle, South-Western Sri Lanka

Die Mauer der Historical Mansion besteht aus abgebautem Korallenriff

Der Uhr­turm über dem Haupt­eingang und der breite Turm der angli­kani­schen Kirche prägen die Sky­line. Die re­for­mierte holländi­sche Kirche bietet einen sehr schönen Innen­raum mit prunk­vollen Grab­steinen, die in den Fuß­boden ein­ge­lassen sind und mit den Familien­wappen der Bestat­teten ge­schmückt sind — häufig findet man auch Toten­köpfe und gekreuzte Knochen. Sonst gibt es nur wenige wirk­liche Sehens­würdig­keiten, und so spaziert man durch die ruhigen Gassen oder lust­wandelt auf den see­seitigen Mauern, wo man recht farben­frohe Sonnen­untergänge bewundern kann, an Be­wölkung herrscht nämlich wegen der Monsun­zeit überhaupt kein Mangel.

Einen Be­such lohnt jedoch ein in Privat­besitz be­find­liches holländi­sches Wohn­haus, das als Histori­cal Mansion bekannt ist. Es gehört einem sri­lankani­schen Kunst­sammler, der die Räume mit seiner um­fang­reichen Kol­lektion kolo­nialer Kunst­schätze ge­füllt hat und neben­bei auch einen Juwelen- und Souvenir­shop betreibt; das Personal ist sehr freund­lich und übt auf die Be­sucher keinerlei Kauf­druck aus, statt­dessen bewundert man die holländi­schen Por­zellan­puppen aus dem 18. Jahr­hundert, sieht den Juwe­lieren beim Schleifen und Ein­fassen der lokalen Edel­steine zu oder erholt sich im idyl­lischen Innenhof, der mit einen funktions­fähigen Zieh­brunnen auf­warten kann.

Von Galle kann man eine An­zahl ver­schie­dener Orte ent­lang der West- und Süd­küste er­reichen. Am Weg nach Norden (also Rich­tung Colombo) passiert man zuerst den Bade­ort Hikka­duwa, an dem wir aller­dings nicht mehr gemacht haben, als uns in einer Kneipe an der Haupt­straße einen fast wohl­schmeckenden Kaffee zu gönnen.

Modern monumental Buddha Statue at Tsunami Honganji Viharaya in Telwatta, North of Galle, South-Western Sri Lanka

Der Buddha des Tsunami Honganji Viharaya

Tsunami PhotoMuseum in Telwatta, North of Galle, South-Western Sri Lanka

Photosammlung im Tsunami-Museum

Ruins along the Highway in Telwatta, North of Galle, South-Western Sri Lanka

Ruine an der Landstraße

Die Stra­ße führt dann weiter nord­wärts, immer ent­lang der Küste, und dabei pas­siert man einen jener Land­striche, die vom großen Tsunami 2004 schlimm mit­genom­men wurden: Bis zu diesem Zeit­punkt war die Straße dicht gesäumt mit Wohn­häusern gewesen, aber diese wurden alle vom Tsunami weg­gewaschen. Ver­einzelt stehen noch halbe Ruinen gespen­stisch in der Land­schaft, und wenn man die „Grün­flächen“ direkt an der Straße genauer unter­sucht, dann findet man Reste von Grund­mauern, Fuß­böden oder Stufen, die mittler­weile voll­ständig von Vege­tation bedeckt sind. Auf der See­seite haben einige Kokos­palmen die Wucht der Flut­welle überstanden, und an den leeren Stellen haben sich mittler­weile kleine aber dichte Bestände von Pandanus­palmen gebildet. Diese Schrauben­palme mit den wunderbar duftenden Blüten kennst Du ja schon von meiner Be­schrei­bung aus Gopal­pur; kommer­zielle Nutzung findet aber hier zwar nicht statt, aber die Blüten werden gerne als Opfer­gabe in die Tempel geschleppt.

Weiter nörd­lich, bei Telwatta, steht eine 10 m hohe Buddha-Statue an der Straße: Sie markiert die Stelle, an der Tsunami einen Personen­zug ge­troffen hatte, wobei 1500 Menschen ums Leben kamen (dar­unter auch viele Anrainer, die beim Zug Schutz vor dem Wasser gesucht hatten). Der Ort beher­bergt auch ein kleines Kloster, das seinen exoti­schen Namen Tsunami Honganji Viharaya japa­nischen Spendern ver­dankt. Nochmals einen Kilo­meter weiter nördlich trifft man auf ein privates Photo-Museum: In einem wieder­auf­ge­bauten Haus werden tausende tragi­sche Photos gezeigt, dazu naive Zeich­nungen von Kindern und Presse­berichte über die ver­schie­denen Tragödien, die sich an den Weih­nachts­tagen 2004 hier abge­spielt haben. Besonders traurig sind die Bilder mit Menschen, die den über­raschend trocken­gefallenen Strand neu­gierig unter­suchen; zehn Minuten später waren viele von ihnen nicht mehr am Leben.

Female Turtle in Turtle Hatchery Telwatta, north of  Galle, South-Western Sri Lanka

Ein mehrjähriges Weibchen

Newborn Turtle in Turtle Hatchery Telwatta, north of  Galle, South-Western Sri Lanka

Selbst junge Schildkröten können schnell und elegant schwimmen

Albino Turtle in Turtle Hatchery Telwatta, north of Galle, South-Western Sri Lanka

Albino-Schildkröte

Noch ein Stück weiter im Norden liegt der kleine Ort Kosgoda, wo man mehrere Turtle Hatcheries besuchen kann, die sich dem Schutz der Meeres­schild­kröten gewidmet haben: Fischer finden die Gelege der Schild­kröten und bringen die Eier in die Hatcheries, wo sie erneut ver­graben werden. Nach dem Schlüpfen ver­bleiben die Jung­tiere drei Tage in einem Becken und werden dann zum Strand gefahren und ins Meer ent­lassen — damit werden die kleinen Schild­kröten vor allen Gefahren bewahrt, die am Weg vom Gelege zum Ufer lauern. In der Theorie klingt das sehr nett, in der Praxis habe ich aber ernste Zweifel am Sinn dieser Ini­tiativen: Die meisten Schlüpf­linge erweisen sich nämlich als männ­lich, nur ein paar Prozent sind weib­lich. Da nun aber Weib­chen für den Erhalt bedrohter Arten wertvoller sind als Männ­chen, behalten die Hatcheries die Weib­chen und lassen sie erst mit vier Jahren frei, um ihre Über­lebens­chancen zu verbessern.

Ob diese vermut­lich lebens­untüchti­gen Damen dann aber besonders viele Nach­kommen haben werden, steht in den Sternen — ich würde es für ver­nünftiger halten, das Geschlechter­verhältnis direkt zu beein­flussen. Schild­kröten­eier ent­wickeln sich je nach Temperatur zu weiblichen oder männlichen Jung­tieren, und vermut­lich ist es in den Hatcheries einfach wärmer als in den nahe an der Flut­linie angelegten natür­lichen Nestern. Statt die paar weiblichen Tiere in viel zu kleinen Becken heran­zuziehen, könnte sich hier eine Klima-Anlage lohnen, mit der die Nester gekühlt und mehr Weibchen heran­gezüchtet werden könnten.

Allerdings muß ich zu­geben, daß die wenige Tage alten Schild­kröten wirk­lich süß aus­sehen und nicht nur Caro ver­zückten. Weniger ent­zückend fand ich die 500 Ru Ein­tritt, und die Tatsache, daß einige schwer ver­stümmelte oder kranke Tiere hier ihr trauriges Leben fristen, und das offen­bar schon seit Jahren. Eine merk­würdige und auch nicht ganz ast­reine Sehens­würdig­keit ist eine Albino-Schild­kröte, die man als besondere Attrak­tion dort fest­hält, weil sie angeb­lich so wert­voll sei, daß man sie der gefähr­lichen Natur nicht an­ver­trauen könne. Selbst wenn das stimmt, wäre doch eine bessere Lösung denkbar als Isolations­haft in einem 2×3 m großen Betonbecken.

Palm Sugar (Jaggery, Hakuru) on a market in Galle, South-Western Sri Lanka

Am Markt ist der Palmzucker gut verpackt

Happy Tourist Food: Coconut, Mango and Passion Fruit with Curd and Palm Sugar

Vitaminbombe aus Kokosnüssen, Mango und Passionsfrüchten mit Joghurt und Palmzucker

Sri Lankan Food: Curd in a clay vessel

Joghurt im Tongefäß und reife Mangos

Keine Sor­ge, ich werde desen Brief nicht mit einem Lob­lied auf Schild­kröten­suppe be­schlie­ßen — ich mag zwar ein walking stomach sein, aber bedrohte Tierarten stehen nicht auf meiner Speise­karte. Aller­dings hinterließ Galle ein merk­würdig leeres Gefühl im Magen, denn wenig war dort beson­ders er­innerns­wert. Caro entwickelte zum Früh­stück einen besonderen Ap­petit auf Bittara Roti oder Egg Roti, ein dünnes, ge­faltetes Brot mit Ei-Fülle. In unserer Lieblings­kneipe wurde zusätz­lich noch etwas Seeni Sambol zwischen die Teig­blätter ver­strichen, was der Sache eine ganze Menge mehr Geschmack verlieh. Sonst kann man immer noch auf ein Schäl­chen Chili Paste ausweichen: Diese sehr wohl­schmeckende Tisch­würze beseht, wie bereits einmal erwähnt, aus ge­trock­neten Chilies, Öl, Zucker und Knob­lauch, und sie hat einen angehmen vollen Fer­mentations­geschmack. Ich vermute, er geht auf irgendwelche Fisch- oder Garnelen­produkte zurück, aber Er­kundi­gungen brachten mich leider nicht viel weiter.

Als alter­natives kuli­narisches High­light leisteten wir uns abends einige Male Joghurt mit Früchten. Dazu kauften wir am Markt Joghurt, das in porösen Ton­gefäßen ange­boten wird, wodurch es noch kon­zentrier­ter und cremiger wird. Dazu kamen dann Mangos, Passions­früchte und ein Granat­apfel und als exoti­scher Plus­punkt Palm­zucker, der hier Hakuru heißt und auch oft unter dem engli­schen Namen Jaggery bekannt ist. Die dunkel­braunen, etwas feuchten Klumpen schmecken wunder­bar nach Karamel und passen auch sehr gut zum cremigen Joghurt, selbst ohne Früchte. Dieser Zucker wird gewonnen, indem man die Blütenstände der Kitul-Palme kappt und den austretenden Saft einkocht.


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