Landkarte
Dhulikhel 2 Tarke Ghyang

Namobuddha नमोबुद्ध (Nepal)

Buddhist Prayer Flags in Namobuddha, near Dhulikhel (Kathmandu valley, Nepal)

Gebetsfahnen (Dharcho) flattern im Wind

Jataka story of the Bodhisattva and the Tigress, stonecarving in Namobuddha, near Dhulikhel (Kathmandu valley, Nepal)

Der Bodhisattva und die Tigerin

Thrangu Tashi Yangtse Gompa Buddhist monastery in Namobuddha, near Dhulikhel (Kathmandu valley, Nepal)

Das Kloster Thrangu Tashi Yangtse Gompa

Liebe Birgit,

knapp 20 km von Dhuli­khel ent­fernt liegt Namo­buddha, einer der wich­tigsten bud­dhisti­schen Kult­orte des Kath­mandu-Tales. Und das kam so:

Einst, als Brahma­datta zu Bena­res re­gierte (wenn Dir diese Ein­lei­tung nichts sagt, dann schau bei Sarnath nach) wurde der Bodhi­sattva (der spätere Buddha) als Mann im heu­ti­gen Namo­buddha gebo­ren. Eines Tages ging er durch einen Wald und traf eine Tigerin, die ihn fres­sen wollte. Er bat um sein Leben, aber die Tigerin er­klärte ihm, daß ihre fünf Jungen hun­gern müßten und daß sie daher zur Jagd ge­zwun­gen sei. Der weise Bodhi­sattva er­kannte die Logik und opferte sich frei­wil­lig, als leuch­ten­des Exempel des den Mahayana-Buddhismus domi­nierenden Prinzips vom „Mit­gefühl mit allen leben­den Wesen“.

Diese Jataka-Erzäh­lung ist ziem­lich berühmt, und daher ist Namo­buddha ein wich­tiger bud­dhisti­scher Wall­fahrts­ort, der beson­ders zu Feier­tagen von vielen nepali­schen Bud­dhisten be­sucht wird. Meinen Besuch legte ich daher auf den Tag nach Voll­mond, in der leisen Hoff­nung, daß viel­leicht ein minderes bud­dhisti­sches Fest an­ste­hen könnte. Ich wurde nicht enttäuscht.

Prayer Hall in Thrangu Tashi Yangtse Buddhist monastery in Namobuddha, near Dhulikhel (Kathmandu valley, Nepal)

Die Gebets- und Meditationshalle in einer Pause

Puja ceremony in Thrangu Tashi Yangtse Buddhist monastery in Namobuddha, near Dhulikhel (Kathmandu valley, Nepal)

Das verbotene Photo in der Gebetshalle

Nepali/Sherpa Food: Rice with dried dates and spicy marinated boiled egg

Sherpa-Reis mit Datteln und gekochtem Ei

Von Bane­pa fahren täg­lich ein paar Bus­se über Dhuli­khel nach Namo­buddha; leider waren deren Ab­fahrts­zeiten nicht zu re­cher­chieren, und so setzte ich mich um acht Uhr einfach an den Straßen­rand und wartete. Einige Busse fuhren vorbei, aber ich bekam immer nur ein „Nein, nicht diesen“ von den wenig hilf­reichen An­wesen­den bzw. dem Bus­personal zu hören. Schließ­lich konnte ich mit einem privat ge­charter­ten Bus mit­fahren, in dem ca. 20 Sherpa-Frauen saßen; eine davon, die in New York Umwelt­wissen­schaf­ten stu­diert, er­klärte mir, daß heute der Fasten­monat zu Ende ginge, in dem man sich nur vege­tarisch ernährt; des­halb hätten sich die in Kath­mandu an­säs­sigen Damen früh­morgens nach Bauddha auf­gemacht, den Tag werde man in Namo­buddha ver­bringen, und abends würde es dann nach Swayam­bhu gehen. Die Zeit verging wie im Flug, als sie mir von ihrer Heimat im Everest-Gebiet, ihrer zweiten Heimat in der Haupt­stadt und ihrem Studium in den USA erzählte. Zwischen­durch hielt der Bus, um den Damen Zeit zu einem Früh­stück zu lassen; es gab einen buttrig–süßen Reis mit Dattel­stück­chen und einem pikant mari­nierten hart­gekochten Ei.

Namobuddha ist kein Dorf, sondern be­steht eigentlich nur aus zwei Kult­stätten: Der große, neue und etwas protzige Kloster­komplex Thrangu Tashi Yang­tse thront auf einer Hügel­spitze, und etwas tie­fer liegt der Schau­platz des Tiger-Dramas mit einem wesent­lich älte­ren Stup und einigen Tee­stuben. Der Sherpa-Bus lud mich am Kloster­komplex aus, in des­sen großer Medi­tations­halle eine mit laut­starken Trom­mel­schlagen und Trom­peten­blasen beglei­tete Puja zelebriert wurde. Diese Medi­tations­halle ist die pracht­vollste, die ich je ge­se­hen habe, und wirkt gerade­zu doppelt barock, nämlich durch den raf­finier­ten Licht­einfall und durch die opu­lente Dekora­tion: Reich mit Wimpeln, Freschi und Statuen ge­schmückt, bietet sie Platz für Hun­derte von Betern. Leider nervte wieder einmal ein Photo­verbot, aber ich konnte trotz­dem ein Bild schießen, wobei der Lärm der Trom­peten das Klacken des Spiegels zu­ver­lässig über­tönte (dafür gab es dann auch eine fette Dona­tion, Du weißt ja, Karma und so).

Monk driving Buddhist prayer mills in Namobuddha, near Dhulikhel (Kathmandu valley, Nepal)

Rotieren für ein besseres Karma

Monk sacrificing Buddhist prayer flags in Namobuddha, near Dhulikhel (Kathmandu valley, Nepal)

Der Mönch schreibt die Namen der Spender auf die Gebetsfahnen

Buddhist shrine in Namobuddha, near Dhulikhel (Kathmandu valley, Nepal)

Butterlampen im Schrein der Tigerin

Der Kloster­komplex bie­tet noch wei­tere Hal­len, Unter­künfte für zahl­reiche Mön­che und Non­nen, Se­minar­räume für reli­giösen Unter­richt und eini­ge klei­nere Schrei­ne; wan­dert man wei­ter nach Westen, dann kommt man zu einem duf­tenden Pinien­wald, des­sen Bäu­me unter Mas­sen von Gebets­fahnen fast ver­schwin­den. Zwei klei­nere Schrei­ne stel­len die Le­gende vom Bodhi­sattva und der Tigerin bild­lich dar, und bei beiden herrsch­te feier­tags­bedingt heftiger kultischer Betrieb: Mönche rezi­tieren unter freiem Himmel vor einer Hand­voll Zuseher, Gläubige tragen hunderte Butter­lampen in kleine Schreine oder legen weiße Be­grüßungs­schals (Khada) vor Kult­bildern nieder, aroma­tischer Zy­pressen­rauch steigt von Feuer­stellen auf, Gebets­fahnen werden entrollt und mit den Namen der Opfern­den besch­riftet, und lange Galerien von Gebets­trommeln werden von den Händen der Gläubigen in Rotation versetzt.

Da Süd­asiaten ja be­vor­zugt in Grup­pen rei­sen, fin­det man auch über­all pick­nicken­de Pil­ger, die ir­gend­wo auf dem Weg oder der Wiese ein Tisch­tuch aus­breiten, sich drauf­setzen und die mit­gebrach­ten Im­bisse ver­nich­ten. Mit einigen plau­derte ich etwas; Die meisten stellten sich als Tibeter oder An­ge­höri­ge ver­wand­ter Eth­nien (z. B. Sherpa oder Tamang) heraus, aber einige waren auch Newar; ich habe Dich ja schon mehr­mals darauf hin­ge­wiesen, daß die meisten Newar mehr Hindus als Bud­dhisten sind, aber bei einer Minder­heit ist es umgekehrt.

Namobuddha stupa in Namobudha, near Dhulikhel (Kathmandu valley, Nepal)

Der Namobuddha Stupa

Tibetan Buddhist Monks in in Namobuddha, near Dhulikhel (Kathmandu valley, Nepal)

Gruppe diskutierender Mönche

Ein mit Ge­bets­fahnen ge­schmück­ter Wald­pfad führt dann zum Namo­buddha Stup, einem grell­weißen Bau­werk, das auf allen Seiten von Ge­bets­trommeln flan­kiert ist; eine riesige Trommel, die einmal pro Um­lauf an eine Glocke schlägt, befindet sich in einem Ge­bäude gleich da­neben. Ich wollte sie an­trei­ben (der Buddha hat ja wegen des Photos viel­leicht noch eine karmische Rech­nung mit mir offen), aber sie ro­tierte so schnell, daß ich ihr mit meiner miesen Kon­dition gar nicht schnell genug folgen konnte und sie nur ab­bremste. Da blieb ich dann doch besser bei einer Butter­leuchte: Pyromanie fällt ja gewisser­maßen in mein Metier, als Chemiker.

In Namo­buddha ist man kaum auf Tou­risten im en­geren Sinn ein­ge­rich­tet; die paar Aus­länder, die ich heute ge­se­hen habe, waren alle mehr oder minder ernst­hafte Stu­denten des Bud­dhis­mus und nahmen an den Feier­lich­keiten aktiv teil. Daher gibt es auch kaum Unter­künfte für Kurz­zeit­gäste (ich habe nur neben dem Stupa ein Guest House gesehen), und Souvenir­läden scheinen voll­ständig zu fehlen. Wer also Bud­dhis­mus jenseits von tibeti­schen Klang­schalen im Hun­derter­pack, Gebets­mühlen als Schlüs­sel­anhänger und CDs mit dem Ava­lokit­eshvara Mantra (Hörprobe) er­leben will, der wird in Namo­buddha mehr Freude haben als an den zu­ge­gebener­maßen kunst­historisch wert­volleren aber eben auch über­laufe­neren Stätten nahe Kathmandu.

Nepali Food: Dal, Vegetable and Maize (Corn) porridge (Makai)

Dalbhat“ mit Mais (Makai) statt Reis (Bhat)

Nepali Food: Corn (Maize) Porridge (Makai)

Maisknödel

Von den Spei­sen des Tages habe ich nicht viel zu berich­ten, außer dem be­reits er­wähnten Sherpa-Reis mit Trocken­früchten. Dafür kann ich aus Dhuli­khel einen inter­essan­ten Nach­trag bringen, nämlich Mais. Eines Morgens sah ich in meiner Dalbhat-Kneipe die Be­sitze­rin ihr Gemüse nicht mit Reis, sondern mit einer Polenta-ähn­lichen, gelb­lichen, körnig–kompak­ten Masse ver­speisen. Auf längeres Betteln hin bekam ich das­selbe. Es handelt sich wirklich im eine Art von dickem Mais­brei aus grob ge­schrote­ten Körnern. Mais­felder sieht man übrigens um und in Dhuli­khel über­all, es ist un­ver­ständ­lich, warum man den Mais in den Restau­rants nur so selten antrifft.

Dieser Brief bildet auch eine Art Ein­stim­mung für das nächst­wöchige Unter­nehmen: Ich will in des Sherpa-Gebiet nörd­lich von Kath­mandu vor­dringen. Das ist mittler­weile sogar per Bus möglich sein, und das will ich mir nicht entgehen lassen. Und Mais gibt es dort auch.


Dhulikhel 2 Tarke Ghyang

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