Landkarte
Sriranga­patnam Sravana­belagola

Belur ಬೇಲೂರು und Halebid ಹಳೆಬೀಡು (Karnataka)

Stonecarving on the northern side of Chennakeshava Devalaya (Hindu Krishna Temple) in Belur (Karnataka, South India)

Figurengalerie auf der Nordseite des Chennakeshava Devalaya in Belur

Ravana raising the Kailash mountain (including Shiva and Parvati), at Chennakeshava Devalaya Temple, Belur, Karnataka (South India)

Der Dämon Ravana hebt den Berg Kailash mitsamt Shiva und Parvati hoch

East Gate of Chenna-keshava Devalaya Temple, Belur, Karnataka (South India)

Der Osteingang zum Chennakeshava Devalaya in Belur

Female figure at Chennakeshava Devalaya Temple, Belur, Karnataka (South India)

Kesses Höschen!

Female figures at Chenna-keshava Devalaya Temple, Belur, Karnataka (South India)

Frauenfiguren im Südostbereich des Chennakeshava Devalaya

Liebe Birgit,

in der Zwischen­zeit habe ich mich nach Belur auf­gemacht, einer Klein­stadt drei Bus­stunden nord­westlich von Mysore. Man traut es die­sem Kaff kaum zu, daß es im 10. und 11. Jahr­hundert die Haupt­stadt des Hoysala-Reiches war, das etwa die Aus­dehnung des heutigen Bundes­staates Karnataka hatte und einen wesent­lichen Macht­faktor in Süd­indien darstellte.

Aus jener Zeit hat in Beluru nur der Chenna­keshava-Tempel über­lebt, aber dieser Tempel­komplex würde selbst einen län­geren An­fahrts­weg recht­ferti­gen. Zu­sam­men mit einigen wei­teren, klei­neren Tem­peln der­selben Epoche steht er in einem um­mauer­ten Hof, den man durch ein mäch­ti­ges, von einem jün­geren Gopuram ge­kröntes Tor be­tritt. Di­eser Tempel­komplex ist aber keine archäo­logi­sche Zone, son­dern in vollem spiri­tuellen Be­trieb; folg­lich drän­gen sich Touristen und Gläubige gleicher­maßen in den viel­säuli­gen Hal­len, und die ganze Besich­ti­gung muß bar­fuß er­folgen.

Der Haupt­tempel, Chenna­keshava Deva­laya, ist ein auf einer viel­zackigen Platt­form er­rich­teter Flach­bau von re­lativ un­spektaku­lärer Archi­tek­tur, was aber von den heraus­ragen­den Ver­zierun­gen auf der Außen­seite spie­lend wieder wett­gemacht wird. Die drei Ein­gänge sind mit wunder­bar fein gear­beiteten Orna­menten ver­ziert, und ent­lang der Außen­seite findet man das halbe hin­duisti­sche Pan­theon dar­gestellt, wobei das Schwer­gewicht klar bei Vishnu liegt. In diesem Punkt er­in­nert der Chenna­keshava-Tem­pel ganz klar an den aus der glei­chen Epoche stam­menden Tempel in Soma­natha­pura (man findet auch hier die be­rüch­tigten „Mais­kolben“, aller­dings ver­gleichs­weise selten).

Brahmin offering blessing at Chenna-keshava Devalaya Temple, Beluru, Karnataka (South India)

Brahmane vor dem Kultbild im Chennakeshava Devalaya

Narasingha Pillar at Chennakeshava Devalaya Temple, Belur, Karnataka (South India)

Detail auf der Narasingha-Säule (Größe ca. 10 cm)

Portal to Garbhagriha at Chennakeshava Devalaya Temple, Belur, Karnataka (South India)

Der Eingang zum Heiligtum des Chennakeshava Devalaya

Eine Rei­he von Frauen­figuren läuft um die öst­liche Hälfte des Tem­pels und zeigt Damen bei aller­hand all­täg­lichen Tätig­kei­ten, die von Käm­men bis Tan­zen reichen; erotis­che Szenen im engeren Sinn sind aber kaum dabei. Trotz­dem wird dieser Tem­pel oft mit dem zentral­indi­schen Khaju­raho ver­gli­chen; ein sol­cher Ver­gleich kann sich aber nur auf die wuch­tige Bilder­flut be­ziehen, nicht auf die Thematik der Abbil­dungen.

Der In­nen­raum wird Säulen ge­tragen; die meisten sind bauchig und glatt poliert, aber eine sticht hervor. Diese so­ge­nannte „Nara­singha-Säule“ aus schwar­zem Stein ist näm­lich un­glaub­lich detail­reich mit win­zigen Figuren ge­schmückt. Der Tempel hat nur ein Heilig­tum auf der West­seite, des­sen Portal von enormer Meister­schaft in der Stein­metz­kunst zeugt. Darin steht eine große Statue von Krishna, und einige Brah­manen mit nack­tem Ober­körper, Brahmanen­schnur (Yagno­pavita) und einer rot–weißen Stirn­markie­rung (Tilaka) spen­den davor den Segen für die Gläu­bigen. Stän­dig sieht man auch kleine Grup­pen von Brah­manen mit irgend­welchen Opfer­gaben quer über den Tempel­hof laufen.

Preparing Krishna for Darshan, at Kappe Chennigaraya Devalaya Temple, Belur, Karnataka (India)

… und danach mit Farbpulver bestäubt und eingekleidet.

Preparing Krishna for Darshan, at Kappe Chenniga-raya Devalaya Temple, Beluru, Karnataka (India)

Krishna wird mit Milch gewaschen …

In einem Neben­tempel, dem Kappe Chenniga­raya Deva­laya, hatte ich auch die seltene Gelegen­heit, einem Gott bei der Morgen­toilette zuzu­sehen. Nach hinduisti­scher Vor­stellung sind die Kult­statuen in den Heilg­tümern im Prinzip nur tote Materie; ihre Ver­ehrungs­würdig­keit erhalten sie da­durch, daß die jew­eilige Gottheit durch brahma­nische Zere­monien für kurze Zeit in die Statue hinein­mani­festiert wird. Dazu müs­sen die Statuen vor­be­reitet, Opfer­gaben ge­spendet und duf­tendes Räucher­werk ver­brannt wer­den, aber der wich­tigste Schritt sind die Mantras aus dem Sama-Veda, die von den Brahmanen rezitiert werden. Diese Kult­handlungen sind jedoch selten öffentlich, meist bekommt man nur die fertige, mit der Gott­heit erfüllte Statue zu sehen. Im Kappe-Chenniga­raya-Tempel konnte ich jedoch sehen, wie eine Statue Krishnas mit Milch gewaschen, mit Farb­pulver be­schmiert und zuletzt mit einer Blumen­girlande behängt wurde — all das begleitet von lauter Musik, wobei sich zu den in Indien üblichen Trom­meln auch noch ein im­provi­sieren­des Saxo­phon gesellte.

South Gate to Hoysaleshwara Devalaya Temple, Halebidu, Karnataka (India)

Herrliche Frauenstatuen bewachen die Eingänge zum Hoysaleshwara Devalaya (hier das Südtor)

Nandi Mandapam in front of Eastern Gate of Hoysaleshwara Devalaya Temple, Halebidu, Karnataka (India)

Säulenhalle vor einem der beiden Osteingänge des Hoysaleshwara Devalaya

Narasingha fights Hiranyakasipu, at Hoysaleshwara Devalaya Temple, Halebidu, Karnataka (India)

Narasimha zerfleischt den Hiranyakashipu auf der Nordseite des Hoysaleshwar-Tempels

Knapp 20 km weiter gibt es dann noch mehr Tempel­kunst: Hale­bid war Belurs Vor­gänger als Haupt­stadt des Hoysala-Reiches. Der Hoysal­eshwara Deva­laya gilt als Meister­stück der Tempel­bau­kunst: Es ist ein Doppel­tempel mit zwei paral­lelen, in üb­licher Ost–West-Aus­rich­tung ge­bauten Shiva-Tempeln, deren Tempel­hallen zu einer in Nord–Süd-Richtung lang­gezogenen Halle ver­schmolzen sind. Folg­lich gibt es zwei Ost­eingänge, je­weils be­wacht von einer großen Mandi-Statue in je einem exter­nen Mandapa, und zwei weitere, größere Ein­gänge an der Nord- und Süd­seite. Die beiden Tempel­hälften sind dabei weit­gehend bau­gleich. In den beiden Sancta steht je ein Shiva-Lingam, und der süd­liche war gerade in Be­trieb, als ich den Tem­pel be­such­te. Die Außen­seite be­sticht durch die mittler­weile schon gewohnte Viel­falt an pracht­vollen Götter­darstellungen.

Kedareshwar Devalaya Temple at Halebidu, Karnataka (India)

Der Kedareshwar-Tempel

Nur ein paar hun­dert Meter vom ge­schäf­tigen Hoysal­eshwara-Tempel ent­fernt kann man noch drei klei­nere Jain-Tempel be­wun­dern, die zwar von außen eher fade wirken, die aber im Inneren die üblichen Fines­sen, von Säulen über Kuppeln bis zu großen Tirthan­kara-Fi­gu­ren zei­gen. Sehr we­nige Be­sucher ver­irren sich hier­her. Über diese Tem­pel will ich aber jetzt nicht mehr schrei­ben, da sich der nächste Brief ganz ex­klusiv mit Jain-Heilig­tümern be­fas­sen wird.

Einen kur­zen Spazier­gang wei­ter, ent­lang an einem Feld voll blü­hen­der Ingwer-Pflan­zen, steht dann der letzte Hoysala-Tempel von Hale­bidu, der Kedar­eshwara Deva­laya. Die­ses etwas klei­nere Ge­bäude liegt in­mit­ten einer kleinen Grün­fläche und war nur außen zu­gäng­lich; die Pracht der Figuren mußte sich nicht hinter dem bereits Ge­sehe­nen ver­stecken. Vor dem Tempel konnte ich eine Gruppe Frauen be­obach­ten, die das Gras mähten — mit Scheren. So etwas ist nur in einem Billig­lohn­land wie Indien denkbar.

South Indian Food: Uddina Vada

Gewöhnliche Uddina Vada

South Indian Food: Maddur Vada

Maddur Vada

Indian Food: Rava Idli (Karnataka)

Rava Idli

Die kuli­narische Szene in Belur ist recht be­grenzt, und in Hale­bidu ist sie sogar rich­tig mies (zu­mindest war das mein Ein­druck beim ein­tägigen Be­such). Was man immer bekommt, sind Idli, vor allem in der Weizen­grieß-Vari­ante (Rava Idli). Als be­son­deres İ-Tüpfel­chen wird die Dämpf­form vor dem Ein­tragen des Teiges manch­mal mit einer Tomaten­scheibe oder etwas Koriander­grün be­legt — das gibt dann einen an­geneh­men, frischen Ge­schmack. Auf der Minus­seite sind die Rava Idli recht trocken. Fermen­tierte Idli aus Reis und Bohnen schmecken mir besser, sind aber tags­über kaum zu bekommen.

Oft erhält man zu den Idli noch mehr oder min­der un­auf­ge­for­dert einen wei­teren süd­indi­schen Snack ser­viert: Vada. Davon gibt es eine große An­zahl; ihr Teig be­steht grund­sätzlich aus Hülsen­früchten, und sie werden nicht gedämpft sondern frittiert, was sie recht fettig macht. Der Grund­typus wird durch die ring­förmigen Uddina Vade re­präsen­tiert, die aus urad dal bestehen und eine fluf­fige bis gummi­artige Kon­sistenz auf­weisen. Nach Mei­nung der Koch­buch­autoren sollten Uddina Vade nicht beson­ders fet­tig sein, weil beim Frit­tieren Wasser­dampf aus dem Teig ent­weicht, der das Fett am Ein­dringen hin­dern sollte; aber meiner Erfah­rung nach ist das Graue Theo­rie™. Wahr­schein­lich werden die Vada des­halb gerne mit Idli kom­biniert, weil letz­tere ganz fett­frei und daher pur viel zu gesund sind.

Von den zwiebel­halti­gen Masala Vade habe ich Dir ja bereits aus Somnath­pur be­rich­tet. Eine sehr trockene, schon fast schwie­rig zu kau­ende Vari­ante ist Maddur Vada: Diese dün­nen, brüchi­gen Fladen be­stehen aus sehr grob struktu­rier­tem Teig, in dem noch halbe Spalt­erbsen (toor dal) sicht­bar sind, ganz zu schwei­gen von den Zwiebel- und Chili­stücken, die durch das Frit­tieren oft ganz dunkel ge­färbt sind.

Gallery of stonecarved gods at Hoysaleshwara Devalaya Hindu Temple, Halebid (Karnataka, South India)

Galerie von Göttern am westlichen Ende der Südfassade des Hoysal­eshwara Deva­laya in Halebid. Zweiter von links ist der vierköpfige Brahma.


Sriranga­patnam Sravana­belagola

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