Landkarte
Sravanabelagola Hampi

Udupi ಉಡುಪಿ (Karnataka)

Gopuram of Krishna Matha Devasthana Temple (Krishna Mutt), Udupi, Karnataka (India)

Detail aus dem Gopuram des Krishna Matha

Chariots in front of Krishna Matha Devasthana Temple (Krishna Mutt), Udupi, Karnataka (India)

Tempelwagen (Ratha) vor dem Krishna Matha

Liebe Birgit,

Udupi liegt am südlichen Küsten­abschnitt Karna­takas. Von Sravana­belagola mußte ich zuerst mit dem Bus nach Channa­raya­patna, von dort weiter in die Distrikt­hauptstadt Hassan und schließlich per Nacht­bus weiter nach Mangalore, von wo aus es immer noch eine Stunde Bus­fahrt bis nach Udupi ist. Etwas übermüdet langte ich um halb sechs Uhr morgens an und fand kein offenes Hotel. Was tun?

Anderswo wäre das vielleicht ein Problem, aber in Udupi kann man immer etwas tun: Nämlich essen. Nach einem spektakulären Frühstück (mehr davon später) fand ich schließlich ein überdurchschnittlich komfortables Hotel (einziger Minuspunkt: Die 24-Stunden-Regel, auf die man immer dann trifft, wenn man früh am Morgen ankommt) und konnte mich daran machen, die herausragend wenigen Sehenswürdigkeiten Udupis abzuklappern.

Eigentlich gibt es nur eine ein­zige: Den großen Tempel Sri Krishna Devara Matha, der auf Englisch meist etwas über­raschend „Krishna Mutt“ genannt wird. Er liegt in einem kleinen Tempel­bezirk nur wenige Geh­minuten vom Bus­bahnhof. Aller­dings betritt man ihn nicht durch das große Gopuram, sondern durch einen kleinen Seiten­eingang. Der Weg führt dann etwas ver­schlungen durch eine schöne, holzgetäfelte Halle zu einem aufwendig geschmückten Kultbild Krishnas, das dem Betrachter jedoch den Rücken zuwendet; das Gesicht kann man nur von außen sehen, indem man durch ein Fenster nahe dem Gopuram linst. Als Grund für dieses einzigartige Arrangement wird angegeben, daß der immer schon etwas sozialliberal veranlagte Krishna sein Gesicht auch den Frauen und Niedrigkastigen zuwenden wollte, die den Tempel früher nicht betreten durften; deshalb habe sich das Kultbild wunderhaft über Nacht gedreht.

Oil Fire sacrifice in Mahatobhāra Madananteshvara Devasthana (Shiva Temple), Udupi, Karnataka (India)

Gläubiger beim Ölopfer

Inside Mahatobhāra Madananteshvara Devasthana (Shiva Temple), Udupi, Karnataka (India)

Schlangestehen vor dem inneren Heiligtum des Madananteshvara-Tempels

Nahe dem Krishna Matha stehen wei­tere Tempel, darunter der ebenfalls recht atmo­sphärische Shiva-Tempel Mahato­bhara Sri Madanant­eshvara Deva­sthana, der ebenfalls viele Holzelemente beinhaltet und daher ein bißchen an Tempel im Himalaya erinnert. Man kann durch den offenen, von einer Galerie umgebenen Innenhof spazieren und den Pilgern dabei zusehen, wie sie als Opfergabe Öl ins Feuer gießen.

German Bazar (bag shop) in Udupi, Karnataka (India)

Warum heißt der Taschenladen Jarman Bazar? Sind Taschen etwa typisch Deutsch, und mir wäre das nie aufgefallen?

Hier entlang der Küste hat die National­sprache Karnatakas, das Kannada, nur wenige Mutter­sprachler. Statt­dessen sprechen die Menschen vor allem Tulu, eine Minder­heit auch Konkani. Tulu ist dravidisch und daher mit Kannada (und noch enger mit Malayalam) verwandt, aber durch jahrhundertelange selb­ständige Ent­wicklung davon getrennt. Leider hat die Sprache nur eine sehr geringe literarische Tradition, und diese kam mit der voll­ständigen Aufgabe ihrer eigenen Schrift vor 100 Jahren zum Er­lie­gen. Heute ist es ein fast voll­ständig münd­liches Idiom ohne of­fiziel­le Unter­stützung, auch wenn eine Gruppe von Aktivisten das ändern will und sogar die Bildung eines neuen Bundes­staates Tulu Nadu anstrebt.

Mein Wunsch, Namen von Gewürzen in Tulu zu sam­meln, stieß daher auf beträcht­liche Schwierig­keiten, da niemand daran gewöhnt ist, Tulu zu schreiben. Nach einem freund­lichen Hinweis durch einen Konkani-sprechenden Reisebüro-Unter­nehmer machte ich mich dann ans MGM-College auf, wo ein Institut für lokale Kultur und Sprache existiert. Dort, so meinte der freundliche ältere Herr, würde man mir bestimmt helfen können. Das glaubte ich zwar auch, aber die Frage war doch, wie man auf einen in den akademischen Betrieb hineinplatzenden Touri reagieren würde.

Coconut palms at Malpe Beach, near Udupi, Karnataka (India)

Der Strand von Malpe

MGM college, Udupi, Karnataka, India

Das MGM College hat etwas Britisch-Gepflegtes an sich

Um es ganz schnell zu sagen: Sehr positiv. Der Instituts­chef verwies mich an den Mann, der das sechs­bändige Tulu-Lexikon heraus­gegeben hatte, und dieser widmete mir zwei Stunden seiner Zeit, um mich in das für Tulu gebrauchte modifizierte Kannada-Alphabet einzuweisen und mir ca. 40 Gewürze zu übersetzen, wobei er (kulinarisch offenbar nicht allzu firm) gelegentlich mit anderen Anwesenden darüber diskutierte, was denn jetzt eigentlich so genau der Unterschied zwischen Chili und Pfeffer sei. Anschließend zeigte man mir noch voller Stolz eine lange Reihe von DVDs mit Film­aufnahmen von Tulu-Volks­festen, Rezitationen traditioneller (rein mündilcher) Epen oder Puppen­spielen. Auf meine Frage, wie er die Halt­barkeit der Daten­träger garantieren wolle, blickte mich der Archivar an, als ob ich vom Mond käme, und meinte, sie hätten natürlich gold­beschichtete Spezial-Rohlinge, nicht irgendso einen Kram vom lokalen Bazar.

Da Udupi an der Küste liegt, bietet sich auch ein Strand­besuch an — ich bin ja seit Dwarka nicht mehr an den Ozean gekom­men. Der Strand von Malpe, nur fünf Kilometer von Udupi, ist über­raschend hübsch, wenn­gleich etwas steril. Die vielen Kokos­palmen spenden etwas Schatten, während man den indischen Inlands­touristen beim Naß­werden zusieht (denn „Schwim­men“ kann man das ja beim besten Willen nicht nennen). Zahlreiche Stände an der Zufahrts­straße bieten frit­tierten Fisch an, der einfach mit einem Pulver aus Gewürzen und Mehl bestäubt und ins heiße Öl geworfen wird. Trotz der sehr einfachen Zu­berei­tung schmeckt das ganz ordentlich.

South Indian Food: Upittu (Karanataka semolina dumpling)

Krümeliger Upitu

South Indian Food: Upittu (Karanataka semolina dumpling)

Klebriger Upitu

Und an die­ser Stelle ver­lassen wir die nicht vor­handenen Sehens­würdig­keiten und wenden uns den kalori­schen Attrak­tionen Udupis zu. Bereits an meinem ersten Tag machte ich Bekannt­schaft mit Upitu, einem Weizengrieß­knödel, der im Wasser schwimmend gekocht wird. Die Grieß­masse kann locker und krümelig sein oder fein und eher klebrig, aber auf jeden Fall werden Curry­blätter, geröstete Hülsen­früchte, Senf­samen und Zwiebeln oder andere kleinere Geschmacks­bomben in den Teig einge­arbeitet. Diesen sehr sättigenden Kloß verspeist man dann mit einer kleinen Schüssel Sambar oder einem Kokosnuß-Chutney.

South Indian Food: Avalakki mixed with Upittu

Knuspriges Avalakki und weicher Upitu

Indian Food: Large-grain rice variety from Udupi (Karnataka)

Großkörniger Reis aus Udupi

South Indian food: Avalakki (fried flattened rice)

Avalakki (geröstete Reisflocken)

Erheblich eigen­williger schmeckt Avalakki, eine Art Früh­stücks-Cerealie aus flach­gepreßten Reis­körnern (die sind mir ja bereits äußerst prominent in der Newari-Küche des Kath­mandu-Tales begegnet). Die Körner werden gold­braun angebraten und mit grob­kristallinem Zucker, Chili, Curry­blättern und was auch immer zur Hand ist abge­schmeckt. Das Süß–Scharfe daran hat mir dabei wesent­lich besser als in Gujarat gemundet, wo mich ja genau dieselbe Kombination oft in die Verzweif­lung getrieben hat. Durch das Frit­tieren sind die Reis­körner ziemlich knusprig (um nicht zu sagen: steinhart), weswegen man sie gerne mit dem teigig–weichen Upitu mischt.

Die übli­chen Meals, die nicht wesent­lich anders schmecken als anders­wo in Karna­taka, kann ich über­gehen; aller­dings kommen natürlich lokale Gemüse zum Einsatz, wie z. B. eine winzige Gurkenart, die einen erfreulich knackigen Curry abgab. Auch das Masala Dosa überraschte mit einer über­durchschnitt­lich pikanten, etwas flüssigen Füllung. Leider nur einmal bekam ich einen speziellen und, wie man mir versicherte, für Udupi typischen Reis serviert: Dieser bestand aus ungewöhnlich großen, dicken Körnern, die nur unvollständig geschält und daher noch mit Resten einer rötlichen Membran bedeckt war. Die Körner hatte überhaupt keine Neigung, aneinander zu kleben, und erwiesen sich beim Zerbeißen als merkwürdig elastisch; das gab ein Mundgefühl, wie ich es von keinem anderen Reis kenne.


Sravanabelagola Hampi

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