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Kohima 2 (Nagaland) |

Ein Haus der Konyak

Ein Haus der Phom

Das Touristendorf Kisama
wie bereits letztes Mal festgestellt, bietet die Stadt Kohima nicht allzuviele Sehenswürdigkeiten im traditionellen Sinn, auch wenn man viele Tage bei interessanten Gesprächen mit Nagas verbringen kann. Die Leute freuen sich ehrlich über jeden Besucher, der ihre jahrzehntelange Isolation beendet, und sie haben erstaunlich durchdachte und ausgegorene Ansichten zur aktuellen politischen Situation: Niemand ist allzu glücklich mit der Lage am Rand eines Riesenstaates mit ganz anderer Kultur, aber alle sind ernsthaft dafür, aus der Situation das Beste zu machen. Extremen Separatismus habe ich nirgendwo erlebt, und mit Burma oder China will man politisch auch nicht viel zu tun haben; außerdem heben alle die positive Entwicklung der letzten Jahre hervor. Dieser Pragmatismus hebt sich wohltuend vom Fanatismus vieler vor allem junger Kashmiri ab, die mir bei meinem letzten Besuch in Srinagar ganz offen erklärt haben, daß alles außer einem muslimischen und unabhängigen Kashmir langfristig unakzeptabel sei.
Tourismus scheint in den Zukunftsplänen eine große Rolle zu spielen. Inlandstouristen gehören schon seit vielen Jahren zum Alltag, aber auch Ausländer werden schon seit einigen Jahren immer häufiger gesehen. Mit der Öffnung des Landes sind leider nicht soviele Traveller wie erhofft herangeströmt — mich wundert das nicht, denn selbst die offizielle Webseite der Tourismusbehörde von Nagaland hat die Aufhebung der Permit-
Bereits vor Jahren hat man damit begonnen, sogenannte tourist villages zu bauen, gewissermaßen eine Kombination aus einem Themenpark und einem Freilichtmuseum. Eines davon mit Namen Kisama liegt nur ein paar Kilometer von Kohima entfernt und ist leicht per Sammeltaxi zu erreichen. Wegen der Weihnachtsferien war es vollkommen verlassen, aber man konnte zumindest durch die Anlage spazieren und die einzelnen Häuser besichtigen, die jeweils im Stile eines einzelnen Naga-Stammes errichtet sind.
Ein Haus der Pochury
Dieses besonders prächtige Haus gehört zum Stamm der Garo Nokpante
Mithun-Schädel am Chang-Haus
Ein Haus der Kachari Nohdrang
Wieviele dieser Stämme es nun genau gibt, scheint niemand zu wissen, aber es dürften allein in Indien ungefähr zwanzig sein. Ihre Sprachen sind dramatisch unterschiedlich — seit Tagen bin ich damit beschäftigt, Gewürznamen in verschiedenen Sprachen zu recherchieren, und daher kann ich die babylonische Sprachverwirrung am Beispiel von Chili illustrieren: Angami (das ist die in Kohima dominierende Sprache) chüsi, Ao mersü, Khezha tsüche, Lotha machi, Mao kosiisii, Rongmei ihansu und Tangkhul kasathei. Ich finde es wirklich ein kleines Wunder, daß alle diese unterschiedlichen Stämme sich als gemeinsame Nation begreifen können!
Die Naga-
Jedes Jahr Anfang Dezember ist Kisama Schauplatz des ausufernden Hornbill Festival, einer Art nationalen Festwoche mit angeblich sehr impressiven Veranstaltungen — leider habe ich es um ein paar Wochen verpaßt. Der Hornbill oder Nashornvogel ist das zweite Nationaltier und wird vor allem wegen seiner Federn geschätzt, die ähnlich wie bei manchen Prärie-
Weihnachtssterne und Weihnachtsbaum in der Union Baptist Church
So sieht ein echtes Angami-Haus aus
Wandert man auf der beschaulichen „Hauptstraße“ von Kisama ein paar Kilometer weiter, gelangt man in ein Dorf namens Kigwema, das sich auf einem Hang von der Straße abwärts erstreckt. Dort sieht man echte, alte Häuser der Angami Naga, die wirklich seit Jahrzehnten bewohnt sind. Die Blechdächer stammen angeblich noch aus dem Zweiten Weltkrieg, genauer gesagt aus Kriegsmaterial, das nach der Schlacht von Kohima zurückblieb und den Bewohnern von den Briten hinterlassen wurde. Zwischen den verwitterten Holzhäusern führen düster–
Zurück nach Kohima und zum Weihnachtsfest. Ich hatte in Erfahrung gebracht, daß die Baptist Union Church am Christtag einen englischen Gottesdienst anbietet, und tauchte dort punktlich um drei Uhr nachmittags auf — als erster. Eine Viertelstunde später waren knapp zehn Interessenten erschienen, die meisten davon junge Frauen ortsfremder Stämme, die in Kohima arbeiten oder studieren; in der riesigen Kirchenhalle wirkte das Häuflein geradezu jämmerlich verlassen. Der ebenfalls ziemlich junge Pfarrer und seine Frau geleiteten uns dann in einen kleinen Raum im Obergeschoß, wo wir zunächst ein bißchen plauderten; klarerweise waren alle sehr am ausländischen Gast interessiert, aber anders als oft unter Indern wirkte das „Verhör“ überhaupt nicht peinlich. Danach wurde gesungen und der Pfarrer hielt eine vom Beginn des Johannes-
Das Restaurant Chingtsuong
Bambus-Schwein
Schweinebauch mit Axuni, dazu würziges Gemüse
Weinachtsbüffet in der Union Baptist Church
Die Naga-
Als Tourist speist man am besten im Restaurant Chingtsuong, ganz knapp am Center Point von Kohima gelegen. Mit seiner liebevollen Dekoration aus Bambus und den zahlreichen Fellen, Panzern und Schnäbeln diverser nagaländischer Wildtiere wirkt es eher wie eine typische Touristenfalle, aber dieser Eindruck täuscht: Man bekommt dort im Wochenrhythmus verschiedene schmackhafte Gerichte der authentischen Naga-Küche: Fixpunkte sind Reis auf einem Bananenblatt, eine scharfe Sauce und die klare Einlegeflüssigkeit von Bambussprossen, und dazu kommt dann noch ein Hauptgericht vom Schwein, Fisch oder Huhn. Auf Vorbestellung werden auch besondere Spezialitäten zubereitet, und so kam ich in den Genuß eines Schweinebauches, der durch das langsame Garen in einem versiegelten Bambusstamm ganz besonders konzentriert schmeckte (Warnung: Riesenportion, am besten zwei Freunde mitbringen, und das Wort Cholesterin nicht einmal denken).
Wegen meines Interesses an der Naga-
Aus Angst, daß man mich nächstes Jahr vielleicht nicht mehr einreisen läßt, breche ich morgen nach Imphal auf; aber wenn alles gutgeht, komme ich in ca. 2 Wochen wieder nach Nagaland zurück.
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