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Kandy 3
මහනුවර/
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Teegarten mit Nelkenbaum

Junge Zimttriebe sind rot gefärbt
ich bin immer noch in Kandy, und das hat mehrere Gründe. Zunächst ist es einfach schön und angenehm hier in der Stadt des Zahnes und im freundlichen Pink House. Zweitens aber hat es mich massiv gewurmt, daß der letztes Mal beschriebene Ausflug zu den Gewürzgärten bei Matale nördlich von hier so ein Rohrkrepierer wurde; daher habe ich mir etwas Besseres einfallen lassen.

Die Nelkenfrucht (Mutternelke)

Langer Koriander

Sehr unreifer Pfeffer

Auch rund um den Wasserfall stehen Nelkenbäume
Mit neuen Informationen ausgerüstet machte ich mich auf den Weg Richtung Elkaduwa, ein Dorf, das man von Kandy nur umständlich nach Umsteigen und langem Warten in Wattegama erreicht. Die Anfahrt durch die wenig besiedelten Berge des Knuckles Range zeigte mir schon, daß die Fahrt ein Erfolg würde, denn die Straße führte durch riesige Bestände von Nelkenbäumen, und durch die offenen (oder eher: nicht vorhandenen) Fenster des Busses wehte ein wahrnehmbarer Nelkenduft in den Fahrgastraum. Bereits drei Kilometer vor Elkaduva hieß es dann aussteigen, denn dort zweigt der Weg zu den Hunas Falls ab.
Die Hunas Falls sind eine kleine Serie von Wasserfällen bescheidener Impressivität: Wasser fließt einfach über eine schräge, steile Gesteinsplatte und hüpft über deren Unebenheiten. Aber der Weg dorthin erfüllt alle meine Wünsche, denn er bietet Tee und Gewürze; über ersteren kann ich wohl in absehbarer Zeit mehr schreiben, deshalb jetzt nur zu den letzteren: Nelken dominierten, aber vereinzelt traf ich auch auf Muskatbäume, und Zimt wird offenbar seit einigen Jahren aufgeforstet, denn davon traf ich nur auf junge Bäume, die eher wie strauchartiges Gestrüpp wirkten. Gelegentlich wand sich eine Pfefferpflanze oder sogar eine Vanilleranke einen Stamm empor. Viele Ruderalstellen waren übrigens mit Langem Koriander bewachsen, von dem ich Dir schon letztes Mal ein paar Worte geschrieben hatte; offenbar kennt und nutzt ihn niemand hier (bei dieser Gelegenheit fällt mir auf, daß ich auch noch nie Korianderkraut geschmeckt habe, das scheint man hier nicht zu mögen).
Die Muskatpfirsiche waren alle noch unreif und daher geschlossen, und die Pfefferbeeren glänzten in jugendlichen Blaßgrün . Andererseits waren die Nelken schon weit fortgeschritten und näherten sich der Reife; allerdings hilft das nicht viel, weil man von denen ja bekanntlich Blütenknospen erntet und die reifen Früchte, entfernt hagebuttenartig aussehende Beeren, trotz ihres schönen Aromas zu nicht viel zu gebrauchen sind (außer, man will neue Bäume züchten; deshalb heißen sie auch „Mutternelken“).

Ein Riesenhörnchen (Dandu Lena, Ratufa macroura) sitzt im Geäst eines Nelkenbaumes

Der Teegartenphilosoph kratzt sich hinterm Ohr

Teeblüte
Den ganzen Weg lang war ich so gut wie allein, denn diese Wanderung steht nicht im bekannten lonely-
An den Hunas Falls fiel ich dann selbst aus allen Wolken, weil man mir dort ernsthaft
Der srilankaische Doppeladler im Embekke-Tempel
Der Embekke Devale
Ein weiterer Ausflug kombiniert Natur und Kultur. In der Umgebung von Kandy stehen nämlich einige Tempel aus der Epoche des „Königreiches von Gampola“, die alle etwa aus der Mitte des 14. Jahrhunderts stammen sollen. Ähnlich den kleinen Devales in der Stadt fassen auch sie hinduistische mit buddhistischen Motiven zusammen und erinnern folglich an eine bessere Zeit, in der die verschiedenen Volksgruppen konfliktfrei miteinander auskamen.
Der Trip beginnt im zwölf Kilometer von Kandy entfernten Embekke, das man mit dem Bus Richtung Watadeniya in fast einer Stunde Fahrt erreicht. Dort steht der Tempel Sri Kataragama Maha-Devalaya mit einer wunderbaren hölzernen Vorhalle, deren 32 Holzsäulen mit schönen Schnitzereien verziert sind, darunter diverse Fabelwesen, aber auch Soldaten (sogar ein Portugiese ist dabei, was die Datierung etwas zweifelhaft erscheinen läßt) und die Wappen der verschiedenen zeitgenössischen Provinzen. Unter letzteren fand ich auch etwas, was mich stark an einen
Reichgeschmückter Kultraum mit Buddha-Statue im Lankatilaka-Tempel
Der Eingang zum Gadaladeniya-Tempel
Der Lankatilaka-Tempel
Der nur drei Kilometer entfernte Lankatilaka Viharaya ist dagegen ein wuchtiger, blaßblau verputzter Ziegelbau, der auf einem kleinen Granithügel errichtet ist. Der Westeingang führt zu einem kleinen Hindu-
Der dritte Tempel des Tages heißt Gadaladeniya Rajamaha Viharaya, und das dritte Baumaterial des Tages ist Stein. Mit seinen Löwen und Elefanten am Eingang wirkt das Tempeläußere sehr südindisch — zumindest, soweit man das sagen kann, denn der größte Teil ist unter einem potthäßlichen Baugerüst versteckt. Im Inneren gibt es nur einen buddhistischen Kultraum mit einer großen sitzenden Buddha-
Der Kochi Miris zeigt die typische frutescens-Blütenform
Reife Annatto-Kapseln
Der Nayimiris ist ein lehrbuchhafter chinense
Zwischen den Tempeln liegen jeweils ein paar Kilometer Wanderung durch Reisfelder, winzige quasi-
Außerdem traf ich auf ein Gewächs, das ich schon seit Jahren suche: Große, weich bestachelte Schalenstücke am Wegesrand ließen mich zunächst an Rambutan denken, aber bei genauer Untersuchung stellte ich fest, daß es sich um Annattofrüchte handelte. Sofort fragte ich die Umstehenden, wo denn der zugehörige Baum zu finden sei, und ein Junge führte mich schließlich einen Abhang hinunter, wo inmitten eines Teegartens ein wunderschöner Annattobaum voller leuchtendroter Kapseln und sogar mit einigen blaßvioletten Blüten stand. Ich war hin- und hergerissen und verschoß wegen der schlechten Lichtverhältnisse sofort eine Hundertschaft Photos (ich will nicht wissen, was sich die Leute von mir gedacht haben). Annatto ist ein süd- und mittelamerikanisches Färbemittel und Gewürz; die frischen Samen haben zusätzlich zu ihrer leuchtend karminroten Farbe auch noch echtes Aroma, während die bei uns erhältlichen getrockneten eigentlich nur noch zum Färben taugen.
Knoblauch-Curry
Bein fünften Versuch endlich einmal gesehen: Nelkenblüten
Ambarella-Curry
Die letzten Tage in Kandy wurden mir auch kulinarisch versüßt, oder besser gesagt verschärft. Im Pink House bemüht sich die Köchin, mir ständig neue Entzückenslaute zu entlocken. Am Abend nach der Tempeltour übertraf sie sich selbst mit einem Fruchtcurry aus Ambarella, einer Frucht, die wie eine kleine Mango aussieht und etwas weniger fruchtig, süß–
P.S.: Für alle, die gerne Pflanzen photographieren: Wer am Hunas Falls blühende Nelken sehen will, der muß Ende März bis Anfang April hinfahren.
P.P.S.: Im September war der Lankatilaka Viharaya Schauplatz einer sehenswerten Perahera, also eines nächtlichem Umzuges mit Tänzern, Musikanten und vielen geschmückten und beleuchteten Elefanten. Das habe ich mir natürlich nicht entgehen lassen.
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