Landkarte
Kandy 2 Siehe auch Periyar, Kandy 5 Nuwara Eliya

Kandy 3 මහනුවර/கண்டி (Sri Lanka)

Tea garden with clove tree in Elkaduva (Hunas Falls, Knuckels Range), near Kandy, Sri Lanka

Teegarten mit Nelkenbaum

Cinnamom sprout (Cinnamomum zeylanicum/verum) in Elkaduva (Hunas Falls, Knuckels Range), near Kandy, Sri Lanka

Junge Zimttriebe sind rot gefärbt

Liebe Birgit,

ich bin immer noch in Kandy, und das hat mehrere Gründe. Zu­nächst ist es einfach schön und an­ge­nehm hier in der Stadt des Zahnes und im freund­lichen Pink House. Zweitens aber hat es mich massiv gewurmt, daß der letztes Mal beschrie­bene Ausflug zu den Gewürz­gärten bei Matale nörd­lich von hier so ein Rohr­krepierer wurde; daher habe ich mir etwas Besseres einfallen lassen.

Mother of Clove (Syzygium aromaticum, clove fruit) in Elkaduva (Hunas Falls, Knuckels Range), near Kandy, Sri Lanka

Die Nelkenfrucht (Mutternelke)

Long Coriander (Eryngium foetidum) in Elkaduva (Hunas Falls, Knuckels Range), near Kandy, Sri Lanka

Langer Koriander

Immature pepper infrutescence at Hunas Falls in Elkaduva (Knuckels Range), near Kandy, Sri Lanka

Sehr unreifer Pfeffer

Hunas Falls in Elkaduva (Knuckels Range), near Kandy, Sri Lanka

Auch rund um den Wasserfall stehen Nelkenbäume

Mit neuen Informa­tionen aus­ge­rüstet machte ich mich auf den Weg Rich­tung Elka­duwa, ein Dorf, das man von Kandy nur um­ständ­lich nach Um­steigen und langem Warten in Watte­gama erreicht. Die An­fahrt durch die wenig be­siedel­ten Berge des Knuckles Range zeigte mir schon, daß die Fahrt ein Er­folg würde, denn die Straße führte durch riesige Be­stände von Nelken­bäumen, und durch die offenen (oder eher: nicht vor­hande­nen) Fenster des Busses wehte ein wahr­nehm­barer Nelken­duft in den Fahrgast­raum. Bereits drei Kilo­meter vor Elkaduva hieß es dann aus­stei­gen, denn dort zweigt der Weg zu den Hunas Falls ab.

Die Hunas Falls sind eine kleine Serie von Wasser­fällen beschei­dener Impres­sivität: Wasser fließt einfach über eine schräge, steile Ge­steins­platte und hüpft über deren Un­eben­hei­ten. Aber der Weg dorthin er­füllt alle meine Wün­sche, denn er bietet Tee und Gewürze; über erste­ren kann ich wohl in abseh­barer Zeit mehr schrei­ben, des­halb jetzt nur zu den letz­teren: Nelken domi­nierten, aber ver­einzelt traf ich auch auf Muskat­bäume, und Zimt wird offenbar seit einigen Jahren aufge­forstet, denn davon traf ich nur auf junge Bäume, die eher wie strauch­artiges Gestrüpp wirkten. Ge­legent­lich wand sich eine Pfeffer­pflanze oder sogar eine Vanille­ranke einen Stamm empor. Viele Ru­deral­stellen waren übri­gens mit Langem Koriander be­wach­sen, von dem ich Dir schon letztes Mal ein paar Worte ge­schrie­ben hatte; offen­bar kennt und nutzt ihn nie­mand hier (bei dieser Ge­legen­heit fällt mir auf, daß ich auch noch nie Koriander­kraut geschmeckt habe, das scheint man hier nicht zu mögen).

Die Mus­kat­pfirsiche waren alle noch unreif und daher ge­schlos­sen, und die Pfeffer­beeren glänzten in jugend­lichen Blaß­grün . An­derer­seits waren die Nelken schon weit fort­ge­schritten und näherten sich der Reife; allerdings hilft das nicht viel, weil man von denen ja bekanntlich Blüten­knospen erntet und die reifen Früchte, entfernt hage­butten­artig aus­sehende Beeren, trotz ihres schönen Aromas zu nicht viel zu gebrauchen sind (außer, man will neue Bäume züchten; deshalb heißen sie auch „Mutternelken“).

Ratufa macroura, Grizzled giant squirrel (Dandulena) seen at Hunas Falls, near Kandy, Sri Lanka

Ein Riesenhörnchen (Dandu Lena, Ratufa macroura) sitzt im Geäst eines Nelkenbaumes

Monkey in tea estate in Elkaduwa (Hunas Falls, Knuckels Range), near Kandy, Sri Lanka

Der Teegartenphilosoph kratzt sich hinterm Ohr

Tea flower (Camellia sinensis) in Elkaduwa (Hunas Falls, Knuckels Range), near Kandy, Sri Lanka

Teeblüte

Den gan­zen Weg lang war ich so gut wie allein, denn diese Wan­de­rung steht nicht im be­kann­ten lonely-planet-Reise­führer (ich kenne sie aber noch von meinem ersten Be­such, bei dem mir ein deutsches Qualitäts­produkt den Weg ge­wie­sen hatte). So hatte ich die Gewürz­plantagen für mich und konnte mich hem­mungs­los dem Photo­graphie­ren und Er­kunden hin­geben. Besonders fas­zinie­rend fand ich das Riesen­hörnchen, ein 70 cm großes Tier (zwei Drittel davon sind aller­dings Schwanz), das agil von Zweig zu Zweig hüpfte. Die ein­zigen anderen Lebe­wesen waren Affen, die die Plantagen horden­weise unsicher machen und jede Menge possier­licher Spiel­chen auf­führten. Ich konnte mich des Ge­dankens nicht er­wehren, daß sie ein sehr gutes Karma an­gesam­melt haben müssen, um sich eine Geburt an einem so duften Ort zu verdienen.

An den Hunas Falls fiel ich dann selbst aus allen Wolken, weil man mir dort ernst­haft 100 Ru ab­ver­langte, daß ich mich dem Wasser­fall nähern durfte (Einge­borene zahlen ein Drittel); die typi­sche Klientel für diese Abzocke sind wohl die Gäste aus dem nahen Luxus­hotel, das sich auf Flitter­wöchner speziali­siert hat und dessen Lage mitten im Tea and Spice Estate wohl selbst für Sri Lanka außerordentlich romantisch ist.

Double-headed Eagle at Kataragama Devale at Embekke near Kandy, Sri Lanka

Der srilankaische Doppeladler im Embekke-Tempel

Kataragama Devale at Embekke near Kandy, Sri Lanka

Der Embekke Devale

Ein wei­te­rer Aus­flug kom­bi­niert Na­tur und Kul­tur. In der Um­ge­bung von Kandy ste­hen näm­lich ei­ni­ge Tem­pel aus der Epoche des „König­reiches von Gampola“, die alle etwa aus der Mitte des 14. Jahr­hunderts stam­men sollen. Ähnlich den kleinen Devales in der Stadt fassen auch sie hin­duisti­sche mit bud­dhisti­schen Motiven zusam­men und er­in­nern folglich an eine bes­sere Zeit, in der die ver­schie­denen Volks­gruppen konflikt­frei mit­einander auskamen.

Der Trip be­ginnt im zwölf Kilo­meter von Kandy ent­fern­ten Em­bekke, das man mit dem Bus Rich­tung Wata­deniya in fast einer Stunde Fahrt er­reicht. Dort steht der Tempel Sri Katara­gama Maha-Deva­laya mit einer wunder­baren hölzer­nen Vor­halle, deren 32 Holz­säulen mit schönen Schnitze­reien ver­ziert sind, darunter diverse Fabel­wesen, aber auch Sol­daten (sogar ein Portu­giese ist dabei, was die Datie­rung etwas zweifel­haft er­scheinen läßt) und die Wappen der ver­schie­denen zeit­genössischen Provinzen. Unter letzteren fand ich auch etwas, was mich stark an einen k. u. k. Doppel­adler er­in­nerte. Im Haupt­heiligtum hängt ein auf Lein­wand gemaltes Bild des Hindu-Gottes Katara­gama, und in Neben­schreinen stehen psychede­lisch bunte Buddha-Statuen.

Buddha Statue in Lankatilaka Viharaya, near Kandy, Sri Lanka

Reichgeschmückter Kultraum mit Buddha-Statue im Lankatilaka-Tempel

Entrance to Gadaladeniya Devale Temple, near Kandy, Sri Lanka

Der Eingang zum Gadaladeniya-Tempel

Lankatilaka Viharaya, near Kandy, Sri Lanka

Der Lankatilaka-Tempel

Der nur drei Kilo­meter ent­fern­te Lanka­tila­ka Viha­raya ist da­ge­gen ein wuch­ti­ger, blaß­blau ver­putz­ter Ziegel­bau, der auf einem klei­nen Gra­nit­hügel er­rich­tet ist. Der West­eingang führt zu einem kleinen Hindu-Schrein mit einem textilen Vshnu-Bild, während der Ost­eingang in einen reich mit Frescen ge­schmück­ten Raum mit einer großen sitzen­den Buddha-Statue mündet. Letzterer ist wirk­lich heraus­ragend prächtig und stammt, so sagt man, eben­falls aus dem 14. Jahrhundert.

Der dritte Tem­pel des Tages heißt Gadala­deniya Rajamaha Viharaya, und das dritte Bau­material des Tages ist Stein. Mit seinen Löwen und Ele­fan­ten am Ein­gang wirkt das Tempel­äußere sehr süd­indisch — zu­min­dest, so­weit man das sagen kann, denn der größte Teil ist unter einem pott­häßli­chen Bau­gerüst ver­steckt. Im Inneren gibt es nur einen bud­dhisti­schen Kult­raum mit einer großen sitzenden Buddha-Statue, aber dem hin­duisti­schen Regional­gott Dadimunda kann zumindest in einem Neben­schrein ge­huldigt werden; wie immer ist der Hindu-Gott nicht durch eine Statue, sondern ein Gemälde auf Textil­träger re­präsen­tiert. Dazu kommen einige Seerosen­pfützen, eine Gruppe von Dagobas und ein Bodhi-Baum. Von diesem Tempel ist es nur noch 1 km bis nach Pilimatalawa an der Haupt­straße, wo man leicht einen Bus zurück findet.

Capsicum frutescens: Kochi Miris from Sri Lanka

Der Kochi Miris zeigt die typische frutescens-Blütenform

Bixa orellana: Ripe pods of Annatto (Achiote) tree

Reife Annatto-Kapseln

Capsicum chinense: Nayi Miris (Nai-Miris) from Sri Lanka

Der Nayimiris ist ein lehrbuchhafter chinense

Zwischen den Tem­peln liegen je­weils ein paar Kilo­meter Wan­de­rung durch Reis­felder, win­zi­ge quasi-dörf­liche An­sied­lungen und, man staune, Tee- und Gewürz­gärten. Die letz­te­ren wer­den von Muskat­bäumen domi­niert, dazu kom­men auch noch ein paar Gewürz­nelken­bäume und die all­gegen­wärti­gen Pfeffer­ranken. Das ist aber nicht alles: Ich konnte Pflanzen der beiden bereits am Markt gefundenen lokalen Chili­sorten begut­achten. Der Nayi Miris sieht in der Tat wie ein typi­scher Capsicum chinense aus, während der Kochi Miris mit seinen grün­lichen, steif auf­wärts ge­richte­ten Blüten zwar meine ursprüng­liche Ver­mu­tung be­stätig­te und zweifel­los zur Art Capsicum frutescens ge­hört; aber atypischer­weise stehen seine Früchte nicht auf­recht, sondern statistisch ver­teilt in alle Wind­richtun­gen. Das ver­lieh der Pflanze ein ausge­sprochen unge­kämmtes Aus­sehen (sie wirkte aber etwas kränk­lich, und viel­leicht er­klärt das die Anomalie).

Außer­dem traf ich auf ein Ge­wächs, das ich schon seit Jahren suche: Große, weich be­stachel­te Schalen­stücke am Weges­rand ließen mich zu­nächst an Rambutan denken, aber bei genauer Unter­suchung stellte ich fest, daß es sich um Annatto­früchte han­delte. So­fort fragte ich die Um­stehen­den, wo denn der zu­gehö­rige Baum zu finden sei, und ein Junge führte mich schließ­lich einen Ab­hang hinunter, wo in­mitten eines Tee­gartens ein wunder­schöner Annatto­baum voller leuchtend­roter Kapseln und sogar mit einigen blaß­violetten Blüten stand. Ich war hin- und herge­rissen und ver­schoß wegen der schlech­ten Licht­verhältnisse so­fort eine Hundert­schaft Photos (ich will nicht wis­sen, was sich die Leute von mir gedacht haben). Annatto ist ein süd- und mittel­amerikani­sches Färbe­mittel und Gewürz; die frischen Samen haben zu­sätz­lich zu ihrer leuch­tend karmin­roten Farbe auch noch echtes Aroma, während die bei uns er­hält­lichen getrock­neten eigent­lich nur noch zum Färben taugen.

Sri Lankan Food: Garlick Curry in Coconut milk sauce

Knoblauch-Curry

Syzygium aromaticom: Clove flowers at Hunnasgiria, near Kandy, Sri Lanka

Bein fünften Versuch endlich einmal gesehen: Nelkenblüten

Sri Lankan Food: Ambarella (Spondias dulcis) Curry in Coconut milk sauce, eaten in Pink House (Tourist Guest House in Kandy)

Ambarella-Curry

Die letzten Tage in Kandy wur­den mir auch kuli­narisch ver­süßt, oder bes­ser ge­sagt ver­schärft. Im Pink House be­müht sich die Köchin, mir stän­dig neue Ent­zückens­laute zu ent­locken. Am Abend nach der Tempel­tour über­traf sie sich selbst mit einem Frucht­curry aus Ambarella, einer Frucht, die wie eine kleine Mango aus­sieht und etwas we­ni­ger fruch­tig, süß–sauer und mehlig schmeckt; die mit­samt dem Kern halbier­ten Früchte schwam­men in einer mit Chili­pulver, Senf­samen, Curry- und Pandanus­blättern ge­würz­ten Kokos­sauce. Noch exoti­scher schmeckte der zurück­haltend mit Curcuma und den beiden Blatt­gewürzen aromati­sierte Knoblauch­curry. Wer außer den geschmacks­versessenen Sri­lanka­nern käme schon auf den Gedanken, Knob­lauch als Gemüse zuzubereiten?

P.S.: Für alle, die ger­ne Pflan­zen photo­graphie­ren: Wer am Hunas Falls blü­hen­de Nelken sehen will, der muß Ende März bis Anfang April hin­fahren.

P.P.S.: Im Sep­tem­ber war der Lanka­tilaka Viha­raya Schau­platz einer sehens­werten Perahera, also eines nächt­lichem Um­zuges mit Tänzern, Musikanten und vielen ge­schmück­ten und be­leuch­teten Ele­fanten. Das habe ich mir natür­lich nicht ent­gehen lassen.


Kandy 2 Nuwara Eliya

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