Markt in Pettah, dem Marktviertel von Kolamba
Koloniale Architektur in Colombo Fort
Das altehrwürde Kaufhaus Cargills, im Hintergrund das WTC
Markt in Pettah, dem Marktviertel von Colombo
Liebe Birgit,
unter den asiatischen Hauptstädten gibt es ganz verschiedene. Eine liebe ich (Kathmandu); manche habe ich als geradezu erholsam in Erinnerung (Phnom Penh); andere nerven zwar, sind aber dafür kunsthistorische Schatzkisten (Bangkok); andere nerven so sehr, daß man lieber auf Kunst und Historie verzichtet (Delhi); und wieder andere erinnern an das Domizil des Höllenfürsten (Jakarta). Colombo, die Quasi-Hauptstadt von Sri Lanka, fällt so irgendwie in die Mitte.
Koloniale Architektur in Colombo Fort
Auf der Plusseite ist Colombo relativ kompakt: Col–1 ist der historische Stadtkern und heißt auf Englisch Fort und auf Singhalesisch Kotuva; er grenzt an das lebhafte Marktviertel Col–11 Pitakotuva (Englisch Pettah), und diese beiden Bezirke sind auch die einzigen von touristischem Interesse. Ein effizientes Stadtbussystem und notfalls die Eisenbahn bringen einen zügig in die weiter südlich liegenden Geschäfts-, Verwaltungs- und Wohnbezirke, zumal der Straßenverkehr eigentlich ganz gemütlich ist. Andererseits gibt es wirklich nicht viel anzusehen.
Das altehrwürde Kaufhaus Cargills, im Hintergrund das WTC
Die Berittene Polizei …
Von Negombo fahren regelmäßig Busse in eineinhalb Stunden die 40 km nach Pettah, und dann ist man auch schon mitten im wuseligen Marktviertel. Zehn Gehminuten weiter liegt der Hauptbahnhof (Colombo Fort), und dahinter schließt das historische Fort an. Eine namensgebende Befestigungsanlage gibt es zwar nicht mehr, aber man sieht eine Anzahl sehr gepflegter Kolonialbauten wie z. B. das 1844 gegründete Kaufhaus Cargills.
Die Berittene Polizei …
… hat es manchmal schwer.
Die Punchi Borella Junction: Hier geht’s zur Ausländerpolizei
Buddha-Statue im Seema Malakaya
Die Berittene Polizei …
Dazu kommen noch der ikonische Uhrturm in der Chatham Street (dem man noch gut seine ursprüngliche Bedeutung als Leuchtturm ansieht) und als besonderes Plus sogar Berittene Polizei, die gelegentlich alle Mühe hat, die Pferde im lauten Autoverkehr unter Kontrolle zu halten (einen Abwurf habe ich aber nicht beobachtet). Diese Berittenen bewachen vor allem die Fußgängerübergänge, und das ist eigentlich ganz überflüssig, denn die Autofahrer bremsen wirklich, sobald ein Fußgänger auf die Straße tritt — das ist selbst für mich Langzeit-Asienreisenden ein Novum.
Auf der anderen Seite findet man in Colombo Fort auch moderne Architektur, jedenfalls in ihrer srilankanischen Approximation; besonders bekannt sind die Twin Towers des World Trade Center, deren einziger architektonische Vorzug gegenüber dem New Yorker Original natürlich darin besteht, daß sie noch existieren. Die West- und Nordseiten des Bezirks werden vom Ozean begrenzt und beherbergen eine große, für Außenstehende gesperrte Hafenanlage. Überhaupt sind die Sicherheitsmaßnahmen extrem und schon fast etwas gruselig; daß der Krieg vorbei ist, will man entweder nicht wahrhaben oder nicht glauben.
Die Punchi Borella Junction: Hier geht’s zur Ausländerpolizei
Bei meinem Versuch, mein Visum verlängern zu lassen, stieß ich auf ein unangenehmes Problem: Das Department of Immigration residiert nämlich nicht, wie im Reiseführer angegeben, in Bambalapitiya, sondern ist offenbar schon vor einiger Zeit nach Maradana emigriert. Für diejenigen in einer ähnlich mißlichen Lage sei angemerkt, daß man von Pitakotuva mit Bus 103 bis an die Punchi Borella Junction fährt und dann vom Bodhi-Baum ein paar Schritt nach Osten gehen muß. Mich hat das einen Tag gekostet, denn Ämter sind nicht auf Langschläfer wie mich eingerichtet: Als mir im fernen Bambalapitiya mein Scheitern bewußt wurde, war es bereits früher Nachmittag und, wie ich annahm, zu spät für eine aufwendige Weiterreise in einen anderen Stadtteil und einen nicht minder aufwendigen Amtsweg. Wie recht ich mit dieser Intuition hatte, wurde mir am nächsten Tag bewußt, als der Verwaltungsakt unglaubliche drei Stunden verschlang.
Buddha-Statue im Seema Malakaya
Die Punchi Borella Junction: Hier geht’s zur Ausländerpolizei
Buriyani
Die YMCA-Kantine
Buddha-Statue im Seema Malakaya
Immerhin brachte mich das nutzlose Herumfahren zum kleinen Beira-See, dessen zwei winzige Inseln einen thailändisch–buddhistischen Tempelkomplex tragen. Dieser Seema Malakaya war ein äußerst friedvoller und entspannender Ort mit einem Holzpavillon und zahlreichen Buddha-Statuen rund um einen heiligen Bodhi-Baum, nur gestört vom Lärm des nahegelegenen Hubschrauber-Landeplatzes, von dem alle paar Minuten ein Regierungs-Helikopter aufstieg.
Buriyani
Damit können wir die Sehenswürdigkeiten der Stadt auch schon abhaken und zum Eßbaren weiterschreiten. Tatsächlich hat man dazu gar nicht weit zu gehen, denn Pettah ist natürlich gerammelt voll mit kleinen Restaurants, die in Qualität und Preis etwa dem entsprechen, was ich aus Negombo gewöhnt bin. Manche haben sich aber auch auf aufwendigere Speisen spezialisiert, und dabei ist vor allem Buriyani zu erwähnen, die srilankanische Inkarnation von Biriyani. Mit dem Original kann er nicht ganz mithalten, weil der lokale Rundkornreis und vor allem die völlge Abwesenheit von Gewürzen kein rechtes Biriyani-Erlebnis aufkommen lassen; stattdessen wird der Reis mit Lebensmittelfarbe, Butter und Milch zu perfekt körniger Konsistenz gekocht und dann mit angebratenen Zwiebelringen und knusprig frittierten Curryblättern dekoriert. Aber er schmeckt schon ganz OK, und wir werden ja sehen, ob sich nicht anderswo stärker aromatisierte Varianten auftreiben lassen.
Die YMCA-Kantine
Mango-Curry
The Devil I know
Die YMCA-Kantine
In Colombo Fort ist es ums Essen anders bestellt, da hier die hochpreisigen Angebote dominieren. Eine erfreuliche Ausnahme dazu ist das Restaurant der YMCA, die auch das einzige erschwingliche Hotel im Stadtzentrum betreibt. Die YMCA-Kantine ist ein Raum mit angestaubt–nostalgischem Ambiente; zwar herrscht bei den Speisen Selbstbedienung, aber einige dienstbare Geister liefern unaufdringlichen Service bei den Getränken; nur mit dem Wegräumen sind sie viel zu schnell. Man bekommt sehr gutes Rice and Curry, aber auch sogenannte „chinesische“ Speisen. Überraschenderweise wirbt dieser christliche Laden am Eingang mit dem ganz unchristlichen Qualitätsmerkmal halal.
The Devil I know
Geschmorte Jackfruit
Ich entschied mich für Reis mit vier Gemüsecurries, darunter einem ausgesprochen angenehmen aus reifen Mangos, plus dem sogenannten Devilled Chicken, einem scharfen Huhn, wie ich ich bereits vor sechzehn Jahren dort (und nur dort) gegessen hatte; es scheint sich um eine Spezialität aus der srilankanisch–chinesischen Küche zu handeln. Das Teufelshuhn (das übrigens auf singhalesisch nicht viel anders, nämlich Chikan Deval, heißt) kam in einer zinnoberroten Sauce und war wirklich diabolisch scharf, zugleich aber so süß, daß ich unwillkürlich an die thailändische sirupöse Chili–Zucker-Sauce dachte, die man in Thailand zu Gegrilltem verwendet. Dieses Crossover hat funktioniert.
Geschmorte Jackfruit
Thunfisch pikant–sauer
Geschmorte Jackfruit
Am nächsten Tag wollte die erfolgreiche Visums-Verlängerung natürlich bei der YMCA gefeiert werden. Ich verzehrte genußvoll große Stücke von in Kokosmilch geschmorter Jackfuit, deren graubraune Farbe mich an die jawanische Spezialität Nasi Gudek erinnerte. Der dazu gewählte Thunfisch war noch dunkler, geradezu porphyrfarben, und schmeckte intensiv sauer; diese Kombination ist aber nicht etwa auf Tamarindenmark zurückzuführen, sondern auf ein für Sri Lanka spezifisches Säuerungsmittel namens Goraka; es handelt sich um getrocknete Früchte eines mit Mangosteens verwandten Baumes, und davon werde ich vielleicht später nochmals mehr erzählen. Der Fisch punktete auch mit Ajowankörnern, die das charaktervolle Aroma des Thunfisches perfekt begleiteten.
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