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Hampi ಹಂಪೆ (Karnataka) |
Ruinen am Flußufer
Das Wasserheiligtum Pushkarini
Landschaft mit Ruine
als letzte Destination in Karnataka habe ich mir Hampe ausgesucht, eines jener Dir mittlerweile wohl schon gut bekannten „Travellerparadiese“. Und tatsächlich: Dieses Dorf, in dem gegenwärtig wohl mehr Touristen als Einheimische leben, hat schon seine angenehmen Seiten. Vor allem aber interessante.
Auch wenn man es dem winzigen Dorf mit seinen gerade mal 1000 Einwohnern nicht ansieht, so steht es doch genau am Platz von Vijayanagara, der glanzvollen Hauptstadt eines fast ganz Südindien umspannenden Reiches. Noch im 15. Jahrhundert zeigten sich viele Besucher (darunter auch Europäer) beeindruckt von der Pracht der reichen Stadt Vijayanagara, deren Geschichte allerdings nach einer militärischen Niederlage 1565 ziemlich plötzlich endet. Und aus der Weltstadt wurde über Nacht ein Dorf, das seine Kühe im Schatten der Ruinen von monumentalen Tempeln grasen ließ. Und das blieb so, bis die Touristen kamen.
Hampe, das sich im lokalen Dialekt „Hampi“ spricht und das daher auch oft so geschrieben wird, besteht aus einer
Narasimha-Statue
Innenraum im Hazar Ramachandra Devalaya
Der Aufenthalt in Hampe begann äußerst unangenehm: Bereits auf der Anreise war mir aufgefallen, daß die kleinen blutsaugenden Insekten, die mich im Hotelzimmer in Udupi regelmäßig angeknabbert hatten, offenbar meine eigenen waren; jedenfalls reisten sie in riesigen Familienverbänden innerhalb meines Rucksackes mit mir durch Indien. Diese “bedbugs” loszuwerden, war gar nicht so einfach, und ob es mir mit einer Mischung aus Heißwasser, Sonnenlicht und Insektizid wirklich gelungen ist, alles von Rucksack bis Schlafsack zuverlässig und nachhaltig zu debuggen, wird sich in den nächsten Wochen weisen (Schauder, Grusel). Photos von den Mistviechern erspare ich Dir, es reicht, darauf hinzuweisen, daß sie schwer gepanzert und ziemlich unzerstörbar sind, wenn man sie nicht ganz gezielt mit viel Druck zwischen den Fingern — naja, manchmal hält sich die Realität nicht an die Regeln des guten Geschmacks.
Glücklicherweise hatte ich mit dem dynamischen Bruder–
Eine Touristengruppe am Weg zum Achutaraya Devalaya
Das Gopuram des Virupaksha Devalaya, gesehen in der Abenddämmerung vom Hemakuta-Hügel
Innerhalb des Virupaksha-Tempels gibt Lakshmi ihren Segen
Was kann man sich in einer Woche Hampe alles ansehen? Nun, eindeutig mehr, als in eine Woche paßt. Es gibt hier Ruinen ohne Ende, darunter einige mit hohem archäologischen Wert, die entsprechend stark besucht und vom ASI zu den üblichen Touristenfallen ausgebaut sind. Einige alte Tempel sind auch noch in Betrieb, allen voran der Virupaksha Devalaya mitten im Ort. Außerdem kann man auch einfach durch die von rötlichen Granitblöcken geprägte und mit Ruinen gesprenkelte Landschaft spazieren oder die stille Atmosphäre im Fluß Tungabhadra genießen — nur baden soll man darin nicht, zumindest warnen davor viele Schilder, die zur gesteigerten Eindringlichkeit mit naiven Zeichnungen von bösartig dreinblickenden Krokodilen geschmückt sind. Irgendwie ist Hampe eine Kreuzung aus Siam Reap in Kambodscha und und Göreme in der Türkei: Überall stehen halbzerfallene Tempel im Angkor-
Der Virupaksha Devalaya ist angeblich noch älter als Vijayanagara und in einem typisch südindischen Stil errichtet. Das riesige Gopuram ist wohl das einige Objekt in Hampe, das eine Kokospalme überragt, und dahinter schließen mehrere Höfe und Hallen an. In einem davon lebt Lakshmi, die Tempelelefantin mit einer Vorliebe für Bananen. Selbige kann man am Tempeleingang kaufen und dann dem Dickhäuter einzeln in den Rüssel stopfen; Lakshmi ist jedoch ganz distinguierte Dame und schält die Bananen mit dem beweglichen „Finger“ am Rüsselende, ehe sie sich die Dinger in den Mund stopft. Füttert man sie statt mit der Banane mit Kleingeld, dann wirft sie es ihrem Halterteam zu und erteilt mit dem Rüssel einen Segensgeste. Verwechslungen zwischen diesen beiden Betriebsmoden scheinen nicht vorzukommen.
Mandapa im Vittala-Tempel
Der berühmte steinerne Tempelwagen im Vitthala Devalaya
Unter den archäologischen Sehenswürdigkeiten ist der Vitthala Devalaya die bedeutsamste. Dieser ziemlich große und vergleichsweise gut erhaltene Komplex steht etwa zwanzig Gehminuten vom Dorf entfernt, wobei man je nach Route entweder am idyllischen Fluß entlang oder durch ein ausgedehntes Ruinenfeld ankommt. Der Vittala-Tempel steht auf einem ummauerten Gelände mit dem Haupteingang nach Osten und besteht aus einem ungefähr zentralen Gebäude aus Halle und Heiligtum und mehreren kleineren Säulenhallen zum Tanzen und für Hochzeiten. In manchen dieser Mandapas sind die Säulen wirklich sehr schön gearbeitet und mit verschiedenen mythologischen Figuren geschmückt; andere sind dagegen recht plain. Das unbestrittene Prachtstück des Tempels ist jedoch ein Tempelwagen (Ratha) aus Stein in der Mitte des Komplexes — dieses wunderschöne Stück Steinmetzkunst ist karnatakaweit auf vielen Abbildungen zu sehen, mit denen die KTDC (Karnataka Tourism Development Corporation) für die Kunstschätze des Landes wirbt.
Elegant serviert auf der Dachterrasse des Guest House
Unerwartete Schärfebombe: Kimchi Manduguk
Indische nouvelle cuisine: Junge Kartoffeln in pikanter Curry-Sauce
Wie immer in einem „Travellerparadies“ ist das Essen nicht besonders indisch; das Problem verschärft sich erheblich durch die geringe Größe von Hampi, da es kaum eine Essens-
Schuld an diesem frohen Erlebnis war Bhavani, die de-
Die europäische Begeisterung für ausländisches Essen ist historisch und geograpisch eher eine Ausnahme; die meisten Leute essen bevorzugt das, was sie „mit der Muttermilch aufgenommen“ haben. Folglich wird ein indischer Koch die Spaghetti kaum jemals al dente bekommen, oder gar zu Sardellen oder Parmesan als Würzung greifen. Bhavani ist jedoch eine echte Ausnahme: Ihr indisches Essen ist ziemlich gut (wenn man nur beim Chili hartnäckig ist), und außerdem kann sie gut koreanisch und italienisch. Natürlich ist sie strikte Vegetarierin, was die Auswahl etwas einschränkt, aber innerhalb dieses Limits lieferte sie eine fabelhafte Performance ab.
Gnocchi al Pomodoro
Pasta Aglio Olio Peperoncino
Bhavani an der Nudelmaschine
Ich mußte grinsen, als ich auf der Speisekarte einige koreanische Speisen (sogar in koreanischer Schreibung) fand, und fragte Bhavani ganz unschuldig, wo sie denn das Kim-Chi hernehmen wolle. Das mache sie selbst, erklärte sie mir, und auf meinen zweifelnden Gesichtsausdruck zeigte sie mir ein großes Einweckglas voll zinnoberrotem Kraut-und-Karotten-
Solcherart mutig geworden, beschloß ich, auch den italienischen Nudelgerichten eine Chance zu geben. Fatte a mano ist hier ernst gemeint: Bhavani bereitet den Teig selbst und jagt ihn durch eine echte Nudelmaschine. Die resultierenden fettucine wurden dann aglio olio e peperoncini zubereitet: Olivenöl (importiert aus den Abruzzen, wenn ich das Schild richtig interpretiere), Knoblauch und etwas überraschend grüne indische Chilies, das ganze noch bestreut mit getrocknetem Oregano. Ich war richtig baff, und vergaß ganz auf meine übliche Spöttelei über den angeblich „ungenießbaren Touristenfraß“.
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