
◀ Changu Narayan Mandir | Siehe auch Pashupatinath, Narayangadh, Nainital, Muktinath | Varanasi 2 ▶ |
Varanasi वाराणसी (Uttar Pradesh) |

Badeszene am Dr. Rajendra Prasad Ghat

Die Ghats sind am Morgen gut besucht

Die Ghats von Varanasi

Brahmanen beim morgendlichen Bad in der Ganga
viele halten es für die indischste aller indischen Stätten, für das spirituelle Herz des Landes: Varanasi, die heilige Stadt an den Ufern der Ganga. Fast jeder hat schon einmal von den berühmten Verbrennungs-
Die Balance zwischen Religiosität und Kommerz ist nicht ganz unproblematisch: Tourismus, und zwar vor allem der inländische, ist ein bedeutender Wirtschaftszweig, ohne den die Stadtpflege wohl gar nicht mehr möglich wäre. Auch wenn das Zentrum rund um das Dasashwamedh-Ghat schon einen ziemlichen Rummelplatzeindruck macht, so sind andere Orte nur von indischer Tradition erfüllt; besonders die pittoreske Altstadt hat sich seit meinem ersten Besuch 1995 kaum verändert und wird vorwiegend von zwei Spezies bevölkert: Indern und Heiligen Kühen.
Holzvorräte und Tempel am Verbrennungsghat (Manikarnika Ghat)
Qualmende Scheiterhäufen am Manikarnika Ghat
Sadhu am Dr. Rajendra Prasad Ghat
Varanasi, in älteren Texten auch Benares und in noch älteren Kashi genannt, ist ein einziges, riesiges Shiva-
Der größte Verbrennungsplatz in Varanasi liegt am Manikarnika Ghat in unmittelbarer Nähe zu meiner Unterkunft. Dort wird 24 Stunden am Tag verbrannt, wobei das teure Holz gewissenhaft abgewogen und zum Kilopreis verkauft wird. Nach Errichtung des Scheiterhaufens holt der Brahmane Feuer von einer Ewigen Flamme in einem Tempel und steckt den Haufen in Brand. Die Asche landet in der Ganga (und verschärft deren ökologische Krise), und einzelne unverbrannte Holzstücke werden von den Angehörigen mitgenommen, um im heimatlichen Familienherd zeremoniell verbrannt zu werden. Das alles läuft in einer faszinierenden Ruhe und Würde ab.
… und Rauch …
… am Flußufer.
Abends am Dashasvamedh Ghat: Feuer …
Weniger ruhige Szenen spielen sich dagegen am Zentrum der Ghats ab. Das Hauptghat heißt Dashasvamedh Ghat oder „Zehnpferdeopfer-
Diese Agni Puja gehört (nach dem Manikarnika Ghat) zum Beeindruckendsten, was man Varanasi sehen kann. Eine lange Reihe von Tänzern führt, begleitet von ohrenbetäubender Musik, synchrone Bewegungen aus und schwingt dabei Räucherstäbchen, Fackeln, brennende Lingams und qualmende Weihrauchkessel durch die Luft. Das ganze findet unmittelbar am Ufer statt, und man kann es nach Belieben vom Festland oder vom Boot beobachten. Die Ruderboote auf dem Fluß, die bunt gekleideten und effektvoll beleuchteten Tänzer und die atemlos staunenden Massen auf den Stufen ergeben eine unvergeßliche Atmosphäre.
… selbst am Tag Danach ist es noch überall bunt.
Niemand kann Holi entkommen, …
Wie es der Zufall will, wurde ich hier auch Zeuge des indischen Frühlingsfestes Holi, das ich nun schon zum dritten Mal erlebe (nämlich nach Khajurāho und Bhopal). Das Fest erinnert an einen bösen Dämon namens Hiranyakashipu (das ist der, der später von Vishnu in Form des Löwenmenschen-
Die praktische Ausführung dieser Feier ist allerdings befremdlich: Zu Holi beschmieren sich Inder nämlich gegenseitig mit Farbpulver oder Farbpaste, und das Fest nimmt oft eine etwas rüpelhafte Note an; nicht selten werden Farbbomben aus dem zweiten Stock auf ahnungslose Passanten geworfen. Erstaunlich ist jedoch, wie sehr Inder diese Farborgien genießen und sich in aller Öffentlichkeit verfärben lassen und dann polychrom aber stolz die Straßen entlangwandeln. Auch Business-Männer gehobenerer Klasse geben sich diesem Sport völlig ungeniert hin. Eine genauere Beschreibung des Festes gibt es später einmal.
Glastür zum Süßigkeiten-Shop Sri Rajbandhu
Bei Rajbandhu wird für Auge und Gaumen gesorgt
Lassiverkäufer
Wenn man vom Frühling spricht, so darf man sich darunter allerdings kein mildes Wetter vorstellen: Hier, in der nordindischen Tiefebene, ist es nämlich bereits ganz gehörig heiß. Bei dieser Hitze macht nichts mehr Spaß, als sich in der Altstadt einem Glas Lassi hinzugeben, wie es an jeder Ecke angeboten wird. Lassi schmeckt in Indien überall anders. Das wahrscheinlich beste habe ich in Amritsar getrunken, aber auch hier hat es in einer reichen Cremigkeit eher die Qualität eines Desserts als die eines Getränks. Man stellt es hier aus abgetropftem Joghurt ohne Zusatz von Wasser oder Eis her: Das Joghurt wird einfach mit Zucker und Geschmacksmittel gequirlt, bis es eine einigermaßen glatte, dicke Flüssigkeit ergibt, und meist werden noch Nüsse (vor allem Mandeln) hineingerührt. Serviert wird übrigens nicht im Glas, sondern in einem Tongefäß (Purva), das durch seine Porösität etwas kühlt und das nach dem Trinken einfach weggeworfen wird.
Und es kann auch süß weitergehen: Zum ersten Mal in Indien habe ich hier indische Süßigkeiten gefunden, die so gut schmecken, daß ich buchstäblich gar nicht aufhören kann, sie in mich hineinzustopfen. Dieses Wunder wurde durch einen Laden namens Sri Rajbandhu ermöglicht, den man am westlichen Rand der Altstadt finden kann. Dort werden die typisch indischen Süßigkeiten (von denen ich ja schon aus Orchha geschrieben habe) auf eine Art veredelt, die an die Kunst eines westlichen Praliniers erinnert: Aus den Rohmaterialien wie Grieß, eingekochter Milch und gemahlenen Mandeln entstehen unter Zuhilfenahme von Gewürzessenzen, Fruchtpasten und ganzen Mandeln oder Pistazien traumhaft wohlschmeckende „Pralinen“ mit komplexer Textur und vielfältigem Geschmack. Mit seiner kolonialen Einrichtung ist der angeblich 125 Jahre alte Traditionsladen selbst dann einen Besuch wert, wenn man nichts Süßes probieren möchte.
Amjeer Barfi
Kaju-Kasata
Badam Anjeer Katlet Roll
Pan Bahar
Badam Anjir Gujhiya
Malai Sandwich
Mewa Gujhia
Ras Madhuri
Magdal
Als Rohmaterial wird oft Khoya verwendet, das ist eine krümelige Masse aus eingekochter Milch; Mit Zucker und Aroma werden daraus die simplen, allgemein üblichen Pera, die zusätzlich mit gemahlenen Nüssen vermischten Barfi und die mit Khoya gefüllten Gujhiya. Bei Rajbandhu legt man noch eines darauf und schichtet
Bällchen aus Khoya oder dem ohne Einkochen ausgefällten „Käse“ Chhena kennt man auch anderswo: Ras Malai werden in einer cremigen, oft mit Safran gewürzten Milchsauce serviert und Ras Gulla in Sirup; hier gibt es auch eine Variante mit Safran in Sirup, die Raj Bhog heißt. Aber Raj Bandhu hat auch diese Rezepte phantasievoll perfektioniert und bietet Ras Madhuri, das sind große Bällchen in Sirup, die mit Safranfäden durchsetzt und mit Pistazien bestreut sind. Daß Safran, Käse und Pistazien dabei die Landesfarben orange–
Die wichtigsten Gewürze für Süßes sind in Indien Safran und Cardamom; ein- oder zweimal hatte ich auch einen leichten Rosengeruch in der Nase (etwa bei Amjeer Badam Gujhia, mit Feigen gefüllten Mandel-
Ein anderer Typ Süßigkeit verbarg sich hinter dem Namen Magdal: Eine unglaublich mollige Buttercreme mit Nüssen und kleinen Splittern aus gerösteten Linsen, die beim Verzehr ein wohliges Knuspergefühl hervorrufen. Nach langen, kostspieligen und hochkalorischen Testläufen hat sich Magdal als mein Lieblingsprodukt bei Rajbandhu erwiesen.
◀ Changu Narayan Mandir
Varanasi 2 ▶