Der Hof des Hiranya Varna Mahavihar
Buddhistisches Ensemble in der Altstadt von Patan
Kleiner Teich
Speiseopfer (Puja) im Silbernen Tempel
Buddhistisches Ensemble in der Altstadt von Patan
Liebe Birgit,
da ich das letzte Mal schon so viel über Patan geschrieben habe, benutze ich die Gelegenheit, in meinem letzten Brief aus Nepal noch ein paar schöne Ecken dieser Stadt zu beschreiben; und beim Essen werde ich dann wieder ein bißchen ausländisch. Das hat zwei Gründe: Erstens ist das chinesische Essen in Kathmandu immer eine Verlockung, und zweitens kann man sich mit all den chinesischen Touristen hier wunderbar über das Essen unterhalten; genauer gesagt, ist das eine hervorragende Gelegenheit, mit den unzähligen Chinesinnen, die die Hotels und Straßen Thamels überfluten, ins Gespräch zu kommen. Übers Essen redet jeder Chinese gerne, und die Damen noch mehr.
Kleiner Teich
Und so war es vor ein paar Tagen eine sympathische Chinesin, mit der ich mich wieder einmal nach Patan aufmachte — besonders kostengünstig, weil wir dem Nepp der „Eintrittsgebühren“ durch geliehene Tickets sehr effizient entgehen konnten. Diese Preise werden nämlich auf den ganzen Innenstadtbereich erhoben, natürlich nur bei Ausländern und ohne Garantie, daß nicht später jede Hundehütte in der Stadt ein weiteres Ticket kostet.
Speiseopfer (Puja) im Silbernen Tempel
Über den Durbar Square will ich mich nach den ausführlichen Beschreibungen von vor drei Jahren nicht weiter verbreitern. Sowohl nördlich als auch südlich des Durbar Square finden sich sehr schöne Altstadtviertel mit stimmungsvollen Tempeln; mit zwei sehr verkehrsgünstig gelegenen Busbahnhöfen nördlich bzw. südlich des Stadtkerns läßt sich alles in einem sehr schönen Spaziergang erkunden.
Ein vielarmiger Avalokiteshwara im Hiranya Varna Mahavihar
Der Hof des Hiranya Varna Mahavihar
Am Nordende der Altstadt wird man zunächst einmal nach dem Ticket gefragt und spaziert dann nach erfolgreicher Absolvierung des Mantras Ich war gestern schon da durch pittoreske Innenhöfe, an den Ufern von ruhigen Wasserspeichern und entlang den Fassaden alter Tempel mehr oder minder ziellos dahin. Zwei Tempel stechen aus der Masse hervor: Der kleine aber unglaublich stimmungsvolle buddhistische Hiranya Varna Mahavihar und der prächtige, fünfstöckige Hindu-Tempel Kumbeshwor Mandir.
Der Hof des Hiranya Varna Mahavihar
Der Hiranya Varna Mahavihar („Silberner Tempel“) steht am Rande eines schönen, mit Buddha-Figuren, Chaityas und Gebetsmühlen geschmückten Hofs namens Kwabahal. Er besteht aus mehreren Räumen, die sich um einen kleinen Innenhof gruppieren; letzterer wiederum beherbergt einen Schrein (Swayambhu Chaitya), der von außen prachtvoll mit kleinen Statuen geschmückt ist (hineinsehen kann man leider nicht). Dazu kommen dann noch weitere Deko-Elemente wie halblebensgroße Elefanten mit Reitern oder dunkel verrußte und mit verharztem Butterfett bekleckerte Bronzeleuchten.
Der fünfstufige Turm des Kumbeshwar Mandir
Brautpaar im Kumbeshwar Mandir
Der Kumbeshwar Mandir ist dagegen ein Shiva-Tempelkomplex aus mehreren Gebäuden, die zum Zeitpunkt meines Besuches mit heiratswilligen Paaren gefüllt waren. Heirat ist in Südasien ja immer etwas sehr Ernstes und wird entsprechend sorgfältig begangen; das unangenehme Gefühl, daß man hier dem Verkauf eines willenlosen Mädchens zusehen muß, braucht sich allerdings hier nicht einzustellen, da die Newar-Damen heute überwiegend selbstbestimmt heiraten. Zur Entspannung kann man auch einen großen Shivalingam im Raum unter den fünf Pagodendächern bewundern.
Brautpaar im Kumbeshwar Mandir
Bockshornklee-Suppe
Läuft man weiter ungefähr nach Süden, so kommt man erst auf den Swath Tole, einen relativ großen Platz mit drei Vishnu- bzw. Krishna-Tempeln und einer Menge Souvenirläden. Gleich dahinter beginnt der überwältigende Durbar Square; ihn zu durchqueren dauert Stunden, zumindest wenn man wie ich veranlagt ist und eine Kamera dabeihat. Südlich des Durbar Square betritt man wieder ein Altstadtviertel mit eingesprenkelten Tempeln, darunter den Rato Machendranath Mandir und seinen schräg gegenüber liegenden Zwilling, den Minanath-Tempel; der Kultwagen des Rato Machendranath , von dem ich letztens ausführlich berichtet habe, stand bereits deutlich rückgebaut davor.
Bockshornklee-Suppe
Bambuscurry
水煮鱼, in Wasser gekochter Fisch
Bockshornklee-Suppe
Auch nach so vielen Monaten in Nepal bekommt man immer wieder etwas Neues zum Essen; bei meinem Besuch in Patan speisten wir außer Choila (womit man sogar bei den hyperkritischen Chinesen beschränkt punkten kann) auch eine Suppe aus Bockshornkleekeimlingen: Die gelblich nach Curcuma schimmernde Suppe bot ein dickes Sediment aus diesem ungewöhnlichen, leicht bitter schmeckenden Gemüse, war aber sonst einigermaßen mild gehalten. Da man sich in Nepal wohl nicht vor EHEC fürchten muß, haben wir es sehr genossen. Ein anderer Neuzugang im Photoalbum war Tama, ein suppiger Curry aus Kichererbsen, Kartoffeln und eingelegten Bambussprossen, die dem ganzen eine appetitliche Säure spendierten.
红烧排骨, rotgekochtes Huhn mit Kartoffeln
干锅鸡, trockenes Huhn im Topf
石锅茶菇鸡, Huhn mit Pilzen
红烧排骨, rotgekochtes Huhn mit Kartoffeln
水煮鱼, in Wasser gekochter Fisch
石锅茶菇鸡, Huhn mit Pilzen
干锅鸡, trockenes Huhn im Topf
Trotzdem habe ich in Kathmandu mehr chinesisch als Newar gegessen, und natürlich meist im Chengdu Hotel 成都宾馆. Auf Empfehlung einer Chinesin hatte ich auch einen anderen Laden namens Chongqing Wei 重庆味 („Der Geschmack von Chongqing“, einer Stadt, die für den Feuertopf berühmt ist) versucht. Dort werkelt und brutzelt überraschenderweise ein Nepali; trotz einiger Treffer war es mir aber doch zu glutamatlastig, und Tee gibt es auch keinen (nur lauwarmes Wasser).
水煮鱼, in Wasser gekochter Fisch
红烧排骨, rotgekochtes Huhn mit Kartoffeln
水煮鱼, in Wasser gekochter Fisch
Von „in Wasser gekochtem Fleisch“ habe ich ja schon genug geschwärmt; deshalb heute mal ein Bild von in Wasser gekochtem Fisch Shuizhu Yu 水煮鱼. Anders als in der Schweine- oder Rindervariante kommt hier die Bohnen–Chili-Paste Doubanjiang 豆瓣酱 nicht zum Einsatz, und daher ist die Kochflüssigkeit ziemlich klar, wenngleich durch Unmengen getrockneter Chilies rötlich gefärbt; statt Fermentationsaromen dominiert der Sichuanpfeffer, und das in Massen, die die Zunge zum Vibrieren bringen. Wer dagegen den Geschmack fermentierter Bohnen liebt, sollte Hongshao Paigu 红烧排骨 versuchen, denn der Koch betreibt das Rotschmoren nach Sichuan-Art mit Doubanjiang, nicht mit Sojasauce.
干锅鸡, trockenes Huhn im Topf
石锅茶菇鸡, Huhn mit Pilzen
干煸肥肠, trockener Schweinedarm
干锅鸡, trockenes Huhn im Topf
Manche Hühnergerichte werden in einem beheizbaren Topf serviert, was wohl mehr ästhetischen als funktionalen Motiven folgt. Ganguo Ji 干锅鸡 „trocken im Topf gebratenes Huhn“ besteht aus Hühnerfleisch, Chili und viel Öl, aber keinem Wasser („trocken“); es schmeckt sehr gut, aber noch mehr beeindruckt hat mich das Shiguo Chagu Ji 石锅茶菇鸡, mit weniger Chili aber dafür langstieligen Pilzen, die dem Gericht einen guten Geschmack und eine interessante Textur verleihen.
干煸肥肠, trockener Schweinedarm
夫妻肺片, alles vom Schwein
干煸肥肠, trockener Schweinedarm
Chinesen essen bekanntlich alles — und so kam ich zu Ganbian Feichang 干煸肥肠, trocken gebratenem Schweinedarm, der sich als ziemlich fett aber sehr charaktervoll herausstellte. Ganz überwältigend gut schmeckt mir Fu Qi Feipian 夫妻肺片, das ist ein kaltes Gericht aus Schweinemagen, Lunge und Muskelfleisch mit einem sehr pikanten Dressing aus aromatischem Öl und Erdnüssen; während mir Büffelmagen zu gummiartig ist, hat der Schweinemagen eine traumhafte Konsistenz. Die Chinesin war verwundert, als ich das Gericht als „Salat“ bezeichnete; ihrer Meinung nach ist das ein ganz gewöhnliches Hauptgericht, nur eben kalt.
虎皮青椒, grüne Tigerhaut-Paprika
干煸四季豆, trockene Bohnschoten
虎皮青椒, grüne Tigerhaut-Paprika
Wenn es etwas gibt, was ich an der chinesischen Küche zu kritisieren habe, dann, daß es nur wenige vernünftige Gemüsegerichte gibt. Das Chengdu Hotel hat zwar eine Anzahl pikanter kalter Gemüsespeisen (hier protestierten die Mädels nicht über meine Wortwahl „Salat“), aber nur wenige vegetarische Hauptgerichte, von denen ich die meisten bereits bei meinem letzten Besuch aufgezählt habe. Diesmal kamen noch die „Tigerhaut-Paprika“ Hupi Qingjiao 虎皮青椒 hinzu, das sind ganz leicht scharfe grüne Spitzpaprika, die erst angebraten werden, bis die Haut Blasen bildet (aber keine orangen und schwarzen Streifen), und danach werden sie mit Sojasauce und dem aromatischen schwarzen Essig abgelöscht. Sie schmecken gut, eignen sich wegen der starken Säure aber nicht besonders als Beilage. Besser in dieser Hinsicht sind die trocken gebratenen Bohnschoten Ganbian Siji Dou 干煸四季豆: Mit ausreichend Chili und Sichuanpfeffer, daß sie Spaß machen, aber trotzdem mild genug, daß sie zu fast allem passen, was mit Sauce kommt.
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