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Birendranagar (Surkhet) वीरेन्द्रनगर (सुर्खेत) (Nepal) |

Nepalesen sind immer freundlich

Haus einer Chaudhari-Familie
die Stadt Birendranagar wird von allen außer ihren Bewohnern Surkhet genannt, dabei steht letzteres eigentlich für der Bezirk, dessen Verwaltungszentrum sie ist. Wie auch immer: Birendranagar ist eine überschaubare und freundliche Stadt, gelegen auf

Weizenernte

Weizenverarbeitung

Raus aus meinem Kornfeld!
Die Gebirge Westnepals werden von einer Anzahl von Bergvölkern bewohnt, die rein äußerlich sehr an die Ethnien in ostnepalischen Gebirgsdörfern wie Hile erinnern: Sie sind bunt gekleidet und sprechen sino–tibetische Sprachen, die Frauen tragen in den wettergegerbten Gesichtern schweren Goldschmuck, und ihre Religion datiert noch aus vorhinduistischen Zeiten. Die größten derartige Gruppe bilden die Magar, von denen später noch mehr zu berichten ist. In den Städten wohnen natürlich auch indischsprachige Nepali wie die Chhetri, die oft die nicht–traditionelle Berufe ausüben und daher im Schnitt einen höheren Lebensstandard als die vorwiegend mit Landwirtschaft beschäftigte autochthone Bevölkerung erreichen. Dazu kommen noch die agrarischen Chaudhari, eine im Terai autochthone Tharu-
Wenn man hier mit aller Gewalt von Sehenswürdigkeiten berichten wollte, dann könnte man höchstens den Bulbule Tal erwähnen, einen kleinen See am Südrand der Stadt, nahe dem Busbahnhof; an den Weiher schließt ein kleiner aber sehr hübscher Park an, dessen romantische Atmosphäre von frisch Verliebten geschätzt wird. Spannender ist es jedoch, einfach umherzuwandern und auf einer der vielen Ausfallstraßen spazierenzugehen. Sehr rasch verläßt man dabei das fast urbane Zentrum und findet sich in einer sehr dörflichen Umgebung wieder: Man sieht dann goldgelbe Weizenfelder, die ganz traditionell per Hand beerntet werden; die typischen Magar-Häuser mit Flachdach, rotem Lehmverputz und gepflegtem Blumengarten (dazu später mehr); Wasserbüffel und Rinder, die sich nur mit Mühe von den kornreichen Feldern fernhalten lassen; und natürlich viele buntgekleidete Menschen, die umherflanieren oder im Schatten sitzend warten, bis die Hitze etwas nachläßt.
Zweig mit Rhododendron-Blüten
Rhododendron-Blüten
Rhododendron-Baum
Ein sehr schöner Ausflug führt in das zwei Busstunden entfernte Gurase, zumindest wenn man es schafft, einen der wenigen täglichen Busse zu erwischen. Die Straße führt Richtung Norden, in die Nachbarprovinz Dailekh, und erklimmt zügig die steilen Hügel, wobei sie erst Laub- und dann Nadelwälder durchquert. Später besteht die Umgebung nur noch aus alpinen Wiesen, die teilweise zu terrassierten Feldern umgearbeitet sind; allerdings ist die Bevölkerungsdichte viel niedriger als in den Bergprovinzen des Ostens, und daher fährt man kilometerlang durch ziemlich unberührte Natur. Zuletzt stellen sich wieder sehr lockere Wälder ein, aber aus einer ganz besonderen Baumart, deren knorrige Exemplare dicht mit Moosen und anderen Epiphyten (darunter auch Orchideen) bewachsen sind: Es handelt sich um eine Rhododendron-Art (Rh. arboreum), die auf Nepali Guras heißt und die meinem Ausflugziel den Namen gegeben hat.
Besonders auf dem letzten Streckenabschnitt zwischen Ratanangla und Gurase führt die Straße durch fast reine Rhododendron-
Gurase ist ein Dorf, das sich etwa
Unglaublich aber wahr: Schwarzer Pfeffer
Auch Echsen lieben Sonnentage
Blühender Currybaum
Auch Birendranagar bot mir einige botanische Überraschungen: An erster Stelle ist hier der Currystrauch zu erwähnen. Dieses in Indien so essentielle Gewürz habe ich in Nepal noch nie bemerkt, und ich dachte, es wachse hier einfach nicht; deshalb war ich umso mehr überrascht, daß überall in der Stadt wilde Currysträucher die Straßenränder besiedeln (auch sie stehen gerade in Blüte, und die Kamera schnauft); die Einheimischen wissen aber auch hier nichts mit dem aromatischen Laub anzufangen. Um die Freude zu komplettieren, fand ich in einigen Hausgärten sogar indische Lorbeerbäume, deren Blüten ich noch nie zuvor gesehen hatte (die Bäume habe ich Dir ja bereits aus Ilam beschrieben).
Die größte Überraschung stand mir aber noch bevor: Während ich auf der Straße ein kleines Exemplar von Heiligem Basilikum ablichtete, winkte mich eine Frau zu ihrem Gartentor. Zwar sprach sie kein Wort Englisch, aber es war klar, was sie meinte: Bei mir gibt es schönere Blumen, warum willst du dich mit diesem lausigen Unkraut abplagen? Nicht ganz überzeugt folgte ich ihr. Die umfangreiche Rosensammlung ließ mich kalt, weniger so die Zitronenblüte, aber schließlich zeigte sie mir ihren größten Schatz: Eine Pfefferranke! Ich hätte es nicht geglaubt, wenn ich es nicht selbst gesehen hätte: Es handelte sich wirklich um Schwarzen Pfeffer, der sich einen Mangobaum hinaufwand und dabei reichlich grüne Früchte trug. Von Pfeffer im Himalaya wußte die Gewürzliteratur bis dahin nichts, und es war mir eine große Freude, der Blumenhexe zum Abschied einen vergammelten Umorok zu schenken, der in einem Seitenfach der Phototasche spontan mumifiziert war.
Schweinerei Phase 1: Hier wird unter vollem Feuereinsatz gegrillt
Schweinerei Phase 2: Einfach nur sauguuut!
Gundruk-Suppe
Beim Essen macht Birendranagar eine deutlich bessere Figur als das zuletzt besuchte Narayangarh: Das ist vor allem den Magar zu danken, die dem Einerlei aus Dal Bhat und Chow Mein etwas innovative Seiten abgewinnen können, beispielsweise durch Fleisch- und Fischcurries und besonders durch Gundruk, den ich allerdings nur auf besondere Anfrage bekam. In einer winzigen Magar-
Die Magar hegen zum Schwein ein ähnlich intensives Verhältnis wie ihre östlichen Kollegen, die Rai und Limbu. An vielen Orten in der Stadt bekommt man eine Variante des Grillspießes Sekuwa, aber nicht mit Büffel oder Lamm, sondern mit abwechslend fettem und magerem Schweinefleisch, das chilireich mariniert und dann unter infernalischen Bedingungen mit Holzkohlengrill und Ventillator gegart wird. Serviert wird das ganze mit Puffreis (Bhuja), einem nicht aufregenden Chutny aus Tomaten, das im besten Fall mit Timur aufgewertet wird, und manchmal rohem Gemüse, wie Rettich mit gehackten Korianderblättern. Als bekennender Schweinefan sage ich: Besser geht es nicht mehr.
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