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Mihintale
මිහින්තලේ/
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Ausblick vom oberen Ende der Großen Treppe in Mihintale. Der Ziegelbau rechts im Vordergrund ist der Kanthaka Chaityaya, knapp am Horizont sieht man vier Dagobas von Anuradhapura (zwei weiß, zwei braun und kaum zu sehen).

Ruinen eines Klosters am Beginn des Weges, mit einem Mondstein (Sandakada Pahana) an der Basis der Stufen

Der Kanthaka Chaityaya ist eine der ältesten erhaltenen Dagobas von Sri Lanka
Mihintale (manchmal auch Mihintalaya genannt) gehört zu den prachtvollsten, zugleich aber am wenigsten besuchten Sehenswürdigkeiten des „Kulturellen Dreiecks“. Dabei ist diese Anlage landschaftlich wunderschön gelegen, ganz eng mit der Frühgeschichte des Buddhismus in Sri Lanka verwoben und daher von großer historischer Bedeutung; als Draufgabe bietet Mihintale noch eine Legende, in der ein Mangobaum die tragende Rolle spielt.
Im dritten Jahrhundert

Die Große Treppe (Piyageta Pela) hat 1840 Stufen…

… und wem das nicht reicht, der findet weitere Herausforderungen am viel längeren Weg zum Aeth Vehera

Das Treffen zwischen König und Arhat unter dem Mangobaum
M: “Was ist das für ein Baum, unter dem wir hier stehen?“ — K: „Es ist ein Mangobaum.“ — M: „Gibt es noch weitere Mangobäume hier?“ — K: „Ja, einige.“ — M: „Stehen hier auch Bäume, die keine Mangobäume sind?“ — K: „Ja, viele.“ — M: „Und gibt es hier, außer den weiteren Mangobäumen und den Bäumen, die keine Mangos sind, auch noch andere Bäume?“
König Devanampiya Tissa war kein Dummkopf. Er ging nicht in die Falle, mit „Nein“ zu antworten, sondern gab die korrekte Antwort — und das, obwohl er nicht den Vorteil hatte, die Frage notfalls dreimal lesen zu können. Mahinda erachtete ihn als würdig, hielt ihm eine lange Predigt und bekehrte den König schließlich zum Buddhismus. Somit wurde Anuradhapura das erste buddhistische Königreich der Insel und die Keimzelle des zukünftigen buddhistischen Sri Lanka. Zumindest, wenn man die Geschichte glauben will.
Mihintale liegt ein paar Kilometer östlich der großen Stadt Anuradhapura, schon ziemlich knapp an der Nordgrenze des Singhalesengebietes. Die Nördliche Tiefebene ist hier noch flacher als weiter südlich, denn die Granitfelsen, die dort immer wieder aus der Ebene ragen und ihre Eintönigkeit unterbrechen, sind hier nur selten zu finden. Mihintale hat eine Gruppe solcher Felsen, und in südlicher Richtung stehen noch ein paar weit entfernte, aber sonst sieht man nur eine flache Landschaft aus Dschungel, Seen und Feldern. Auf genau dieser Felsengruppe soll das Treffen von Mahinda mit Devanampiya Tissa stattgefunden haben, und seither gilt der Platz als heilig. In den darauffolgenden Jahrhunderten wurden hier immer wieder neue Tempel und Klöster errichtet, die später wieder verlassen wurden. Einige haben impressive Ruinen hinterlassen, andere sind heute vollrestauriert.

Der nördliche Vahalkada des Kanthaka Chaityaya ist mit Elefanten geschmückt

Opfertisch am Kanthaka Chaityaya
Von der Ortschaft, die nur aus ein paar Häusern an einer Straßenkreuzung besteht, erreicht man das Tempelgelände durch einen Park, in dem auch die Ruinen eines antiken Krankenhauses stehen. Außerdem kommt man am Archäologischen Museum vorbei, das ein paar Fundstücke von den Ausgrabungen präsentiert. Dann wandert man eine breite Steintreppe aufwärts; man kann aber auch auf einem schmalen Pfad zum zum Kanthaka Chaityaya aufsteigen, einem der ältesten Stupas des ganzen Landes und mehr als zwei Jahrtausende alt. Die Anlage ist sehr gut erhalten bzw. restauriert: Der Ziegelbau steht auf einer steinernen Plattform, und schöne Reliefs und Steinstatuen verzieren die vier Opferplätze (Vahalkada) an den Kardinalpunkten. Ein Stupa ist bekanntlich ein gewöhnlich rundes Bauwerk, das durch seine perfekte Form das erleuchtete Bewußtsein des Buddha symbolisieren soll; hier in Sri Lanka werden diese Konstruktionen meist Dagoba genannt, und im Rest dieses Briefes werde ich daher diesen Namen verwenden.

Der Speisesaal (Refektorium) mit dem Trog für die Speisegaben

Naga Pokuna, gesehen vom Eth Vehera

Dieser stehende Löwe gab dem Sinha Pokuna den Namen
Wieder zurück zur Treppe erreicht man einen Parkplatz, wo man das Ticket kaufen muß und auch einige Ruinen sehen kann: Besonders beeindruckend ist das Kloster und dessen Versammlungsraum mit zwei langen Inschriften, die das Verhalten der Mönche regeln (10. Jahrhundert). Man sieht auch die Reste des Speisesaales mit einem langen steinernen Trog, an dem gespendete Nahrungsmittel in einer Art Buffet zur Verfügung gestellt wurde. Außerdem kann man noch die Becken einer Badeanlage sehen, die nach einer dort gefundenen, ehemals wasserspeienden Löwenstatue als Sinha Pokuna „Löwenbad“ bezeichnet wird. Zuletzt stehen überall kleine Ziegelstupas herum, viele davon mit verschiedenem Grünzeug überwachsen.
Von dort geht es dann steil bergauf, weil man ja auf die Spitze des Felsens klettern muß; dieser Aufgang ist als prachtvolle Repräsentationstreppe (Piyageta Pela) angelegt und wird von zwei Reihen aus Frangipani-
Ambasthala Dagoba, im Hintergrund die Mahaseya Dagoba
Die Statue des Königs Devanampiya Tissa, im Hintergrund ein Bodhi-Baum
Kurz bevor man auf dem offiziellen Weg den Gipfel erreicht, muß man seine Schuhe abgeben, und dann mit Socken oder barfuß durch die monsunbedingt schlammige Landschaft hüpfen. Hat man aber auch diese Hürde genommen, dann steht man staunend auf einem flachen Plateau mit atemberaubenden Anblicken in jeder Richtung.
Im Zentrum markiert die etwas birnenförmige Ambasthala Dagoba den Platz, an dem das berühmte Treffen zwischen dem Arhat und dem König stattgefunden hat; sie ist umgeben von einem Ring von Säulen, die vielleicht einmal ein Dach getragen haben, und an der Ostseite sieht man eine Statue von Devanampiya Tissa Raja, der andächtig den Belehrungen lauscht.
Am Gipfel des Aradhana Gala
Die Buddha-Statue steht auf einem Felsen knapp über dem Plateau
Der Aufstieg auf den Aradhana Gala
Auf einem Felsen nördlich davon leuchtet ein schneeweißer Buddha, und westlich thront auf dem höchsten Punkt der Felsengruppe die riesige, blendend weiße Mahaseya Dagoba. Zuletzt gibt es noch einen steilen Felsen auf der Westseite des Plateaus, den Aradhana Gala, wo sich die Mönche zur Meditation zurückzogen; der Aufstieg über verwitterte, in den Stein geschlagene Stufen ist, besonders in Socken, halsbrecherisch, wird aber durch ein Eisengeländer beträchtlich entschärft, und die Ausblicke auf die grün überwucherte Ebene sind überwältigend. Einige Bodhi-
Die Ambastala Dagoba ist angeblich die erste Dagoba, die in Sri Lanka jemals gebaut wurde, aber die heute sichtbare Konstruktion ist wohl viel jünger. Das tut der Wirkung aber keinen Abbruch; eine Masse von singhalesischen Pilgern umrundet andächtig das Bauwerk, in dem sich (leider für den Buddhismus hier gar nicht ungewöhnlich) religiöse und nationalistische Ambitionen treffen. Der Aufstieg zur Mahaseya Dagoba belohnt mit weiteren umwerfenden Ausblicken, und außerdem kommt man dabei an einer Nische im Felsen vorbei, in dem ein Diorama den König, den Mönch und den Mangobaum zeigt.
Schmetterling am Weg zum Et Vehera
Ein halbzahmes Riesenhörnchen (Dandu Lena, Ratufa macroura)
Den mit Abstand besten Ausblick hat man aber vom Et Vehera, das man auf einem langen, anstrengenden Weg vom Parkplatz erreicht. Von dem eigentlichen Klostergebäude ist zwar außer einem Stupa nichts mehr zu sehen, aber dafür kann man dort in vollständiger Einsamkeit auf die von tropischem Grün überwucherte Ebene blicken und sieht den Mahaseya Dagoba in überirdischem Weiß leuchten. Auf dem Weg wurde ich von zahllosen bunten Schmetterlingen umflattert, von denen sich aber nur einer (und nicht nicht der bunteste) zu einer Photosession hergab. Halbzahmes wildlife gibt es auch auf der Haupttreppe, und zwar außer verspielten Affen auch putzige Riesenhörnchen, die sich von den Besuchern sogar streicheln lassen.
Der Blick auf das Heiligtum von Mihintale, gesehen vom Et Vehera (in der Mitte die Mahaseya Dagoba, rechts der Aradhana Gala)
Curry aus roten Linsen mit Senfsamen, Pandanusblättern und frischen und getrockneten Chilies
Curry aus gelben Spalterbsen mit Curryblättern
Vom Essen in Mihintale kann ich nichts berichten, da ich nach der Ankunft am Morgen nur ein schnelles Frühstück aus Appa und Linsencurry gegessen habe und nach der Besichtigung sofort wieder weitergefahren bin (es gibt hier keine Unterkünfte). Linsencurry wird in Indien allgemein Dal genannt, und dieses Wort verstehen auch die Singhalesen, aber eigentlich heißt es hier Parippu. Darunter versteht man die roten Linsen selbst (manchmal auch die gelben Spalterbsen), und die daraus hergestellten halbflüssigen Curries.
Parippu mundet mir viel besser als indisches Dal, weil es mit Kokosmilch gekocht ist und daher einerseits viel nahrhafter ist (manchmal ist es so fett, daß sich das Kokosöl beim Kochen von der Linsenmasse trennt) und andererseits wunderbar crèmig schmeckt. Als Würzung kommen grüne Chilies, geröstete Senfsamen und natürlich Curry- und Pandanusblätter in Betracht; manchmal werden sie auch mit rotem Chiliöl übergossen, ähnlich wie indisches Dal Tarka.
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