Landkarte
Tansen Siehe auch Bodhgaya, Sarnath und Kushinagar Kathmandu 3

Lumbini लुम्बिनी (Nepal)

Burmese Stupa in Buddhist Development Zone, Lumbini, Nepal

Burmesischer Stupa

Tibetan Temple (build by Tara Foundation, Germany) in Buddhist Development Zone, Lumbini, Nepal

Der von der deutschen Tara-Stiftung errichtete tibetische Tempel

Chinese Temple (Zhong hua si) in Buddhist Development Zone, Lumbini, Nepal

Zhonh hua si 中华寺 (Chinesischer Tempel)

Liebe Birgit,

sieht man von den National­parks ab, so ist Lumbini die wichtigste Sehens­würdigkeit im Tarai. Dieses Dorf liegt heute knapp an der indi­schen Grenze und ge­hörte vor zwei­einhalb­tausend Jahren zu dem König­reich von Kapila­vastu (heute ein Ruinen­feld ein paar Kilo­meter ent­fernt). Hier gebar der Legen­de nach die Königin von Kapila­vastu, Maya Devi, ihren Sohn, als sie auf einer Reise zu ihrem Vater von den Wehen überrascht wurde. Dieser Sohn war Siddharta Gautama, der einer der bedeu­tendsten Männer der Welt­geschichte werden sollte.

Der Rest ist all­gemein bekannt: Wie der junge Prinz zuerst ein welt­liches Leben führte, danach zum extremen Asketen wurde und beides nicht befriedi­gend fand. Schließ­lich versuchte er einen Mittleren Weg ohne Extreme, empfing im indischen Bodhgaya unter einem Feigen­baum medi­tierend die Erleuch­tung, predigte seine Lehre in Sarnath und stieg rasch zum einfluß­reichsten Guru im Indien seiner Zeit auf, bis er schließ­lich in Kushinagar starb. Ironischer­weise ist der indische Zweig des Buddhismus ausge­storben, und die Lehre des Erleuch­teten wird heute in Indien nur noch im Himalaya gepflegt, wo sie aus Tibet reimportiert wurde; ein paar Buddhisten gibt es auch an der burme­sischen Grenze.

Wer aller­dings in Lumbini ein zweites Rom, Jerusalem, Mekka oder auch Tirupati erwartet, der wird ent­täuscht werden. Der Ort ist nicht mehr als eine Straße mit ein paar Häusern rund­herum, und die vier Quadrat­kilometer große “Buddhist Develop­ment Zone” besteht über­wiegend aus schlammigen Wegen und grüner Vege­tation. Rund um einen künstlich angelegten Kanal stehen jedoch zahl­reiche Klöster und Tempel, die von buddhisti­schen Gemein­schaften aus verschiedenen buddhisti­schen Nationen im jeweiligen nationalen Stil errichtet wurden oder gerade gebaut werden. Fast alle bud­dhisti­schen Rich­tungen sind vertreten und bieten sporadisch buddhistische Kurse oder Lehr­gänge an; außer einigen Mönchen und Nonnen sowie einer Hand­voll Touristen sieht man jedoch niemanden.

Copy of Emerald Buddha (Bangkok, Thailand) in Buddhist Development Zone, Lumbini, Nepal

Nachgebauter Jadebuddha (Original in Bangkok)

Copy of One-Pillar-Pagoda (Chua Mot Cot, Hanoi, Vietnam) in Buddhist Development Zone, Lumbini, Nepal

Nachgebaute Einpfahlpagode (Original in Hanoi)

Temple of Indian Mahabodhi Society in Buddhist Development Zone, Lumbini, Nepal

Innenraum des Tempel der indischen Mahabodhi-Gesellschaft

Nicht alle Klöster sind für Touristen geöffnet, aber es macht natürlich Spaß, die Archi­tektur der halben buddhisti­schen Welt an einem einzigen Ort kon­zentriert mit dem Fahr­rad besuchen zu können. Nach drei Regen­tagen war das aller­dings ein reichlich schmutziges Ver­gnügen, und heute abend sah ich aus wie ein Wasser­büffel, und das Fahrrad sogar noch schlimmer.

Die Tempel­architektur lehnt sich meist an beson­ders ikoni­sche Heilig­tümer in den jeweili­gen Ländern an: Der (erst projek­tierte) kambo­dscha­nische Tempel ist von Eingangs­türmen mit Lotus­knospen wie in Angkor Wat umgeben, der burmesi­sche lehnt sich an die Shwedagon-Pagode in Yangon an, der sri­lankani­sche wiederum kombiniert die Architektur des Zahn­tempels in Kandy mit einem Ableger des heiligen Baums von Anuradha­pura, der chinesische würde hervor­ragend in die Verbotene Stadt passen, und der viet­namesi­sche kopiert die Einpfahl­pagode (Chua Mot Cot) aus Hanoi in einem wunder­schönen, von beton­gegos­senen und lebenden Kranichen be­völker­ten Garten. Das schafft ein bißchen Mini­mundus-Atmo­sphäre. Zu den noch fehlenden Ländern gehören Laos und die Mongolei, dafür haben jedoch einige euro­päische Länder pracht­volle Tempel bei­getragen, darunter auch Deutsch­land und Österreich.

Friendly mouse sharing my room in Lumbini, Nepal

Mitbewohner

Tropical firebugs in Lumbini, Nepal

Glühwürmchen (Junkiri) sind sehr schwer zu photographieren

Restaurant in Lumbini, Nepal

Bodenständiges Restaurant

Rural rice fields in Lumbini, Nepal

Ländliches Lumbini

Das Dorf Lum­bini hat eine äußerst ruhige und fast un­schein­bare Atmo­sphäre; nicht hier er­innert an einen reli­giösen Jahr­markt. Außer­halb des Tempel­parkes findet man nur eine Straße mit ein paar Hotels, Restau­rants und Internet-Cafés, und gleich dahinter erstrecken sich die Reis­felder mit ver­streuten Wohn­häusern, die oft nicht viel mehr als Stroh­hütten sind. Ich wohne etwas abseits, etwa zwei Kilo­meter vom Park­eingang entfernt, aber da man sowieso ein Fahr­rad braucht, ist das kein wirklicher Nachteil.

Der Guest­house-Besitzer, der mich am Bus­bahnhof abge­fangen hatte, ver­sicherte mir, daß ich im Zimmer nicht mit Kaker­laken zu rechnen hatte, und er behielt recht: Ich hatte einige Käfer und Frösche und sogar eine Maus im Zimmer, wobei letz­tere sich ihr Bleibe­recht da­durch erwarb, daß sie einen Käfer ver­tilgte. Bei soviel Wild­life trauere ich den nepalischen National­parks, die ich ja nicht besucht habe, keines­wegs nach, zumal beim nächt­lichen Heimweg auch noch Scharen von Glüh­würmchen ein richtiges Feuer­werk für mich veran­stalteten. Naja, es war ja auch Welt­tierschutz­tag, als ich hier ankam.

Meine Hoff­nung auf eine buddhis­tisch–inter­nationale kulinari­sche Szene wurde allerdings ent­täuscht: Zwar gibt es ein klei­nes Lokal im Tempel­park, des­sen bur­mesi­scher Be­sitzer mir cha­rakter­vollen Grün­tee aus Myan­mar kre­denzte, aber sonst hat man nur die Aus­wahl zwischen unter­irdischer pseudo-tibeti­scher Thukpa und labbriger Tiefkühl­pizza in einem hüb­schen Touristen­lokal, und authen­tischem Dalbhat in meh­reren Stroh­hütten am Park­eingang. Ziegen und Hühner laufen dort über den ge­stampf­ten Lehm­boden, während der Fern­seher Hindi-Serien in Über­laut­stärke zum besten gibt und ein bedenk­lich tiefer Ventil­lator wie ein Damokles-Schwert den Ge­danken an De­kapita­tion wachhält.

Nepalese Food: Home-made pickles and Cucumber salad

… mit Pickle und Gurkensalat.

Nepalese Food: Excellent Dal Bhat

Exzellentes Dalbhat

Vielleicht lag es ja auch an dem Hun­ger, der sich bei der stunden­langen Be­sich­ti­gung und dem be­schwer­lichen Fahrrad­fahren durch tiefen Schlamm aufgebaut hatte, aber das heutige Dalbhat war ein Hoch­genuß. Ge­dünstetes Senf­gemüse, ein Kartoffel–Bohn­schoten-Curry und die kanoni­sche Linsen­suppe wurden mit haus­gemach­ten Pickles, einem wunder­bar nach nepalischem Pfeffer schmeckenden Tomatenchutney und einem knackigem Gurken­salat mit einem pikanten Dressing kräftig auf­gewertet, und dazu leistete ich mir noch einen sowohl von der Fleisch­qualität als auch von der Würzung (mit Chili, den typischen Curry-Gewürzen und indi­schen Lorbeer­blättern) ganz über­durchschnitt­lichen Hühner­curry. Da ich auch noch liter­weise unge­zuckerten Schwarz­tee dazu­bekam, wird dieses Mahl mit drei goldenen Stupas prämiert.

Leider kann ich nicht länger bleiben, sondern muß morgen bereits einen Nachtbus nach Kathmandu nehmen. Ich weiß nicht so recht, wie lange die indische Botschaft zum Aus­stellen eines Visums braucht, und da ich nur noch gut zwei Wochen in Nepal bleiben kann, gehe ich lieber auf Nummer Sicher. Der nächste Brief kommt also wieder aus der Hauptstadt, von wo es ja auch genug zu berichten gibt.


Tansen Kathmandu 3

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