Landkarte
Bandipur und Gorkha Siehe auch Pokhara 2, Jomsom Road ff, Mysore 2, Nalanda, Hampi Tansen

Pokhara पोखरा (Nepal)

Pokhara/Nepal: Countryside mith Annapurna massive Himalaya mountain range

Landschaft um Pokhara, im Hintergrund die Annapurna

Pokhara/Nepal: Island in Fewa Tal lake

Ein Blick zur Insel auf dem Fewa Tal, am Horizont die Friedenspagode.

Pokhara/Nepal: Barahi Mandir Hindu temple on an Island in Fewa Tal lake

Der Barahi-Tempel

Pokhara/Nepal: Machapuchare Himalaya mountain

Der Machapuchare verfehlt nur ganz knapp die 7000 m

Liebe Birgit,  

heute ist mein letzter Tag in Pokhara. Das ist der bei Touristen unbe­stritten belieb­teste Ort Nepals, aber ich be­trachte ihn mit gemisch­ten Gefühlen.

Die Viertel­millionen­stadt liegt auf knapp 900 m See­höhe am Rande eines Sees namens Fewa Tal, der sich kilo­meter­weit als West­grenze Pokharas von Norden nach Süden zieht. Es gibt eine Ufer­promenade, die eigent­lich nur von Hotels, Re­staurants, Reise­agenturen, Internet-Cafés und Super­märkten (man bekommt sogar Schweizer Schoko­lade!) gesäumt ist. Dieses “Lake­side” geht nach einigen Kilo­metern in “Dam­side” über, wo am Süd­ende der Fewa Tal mit einem Damm aufge­staut ist, um die Touri-Kneipen mit Elektri­zität zu versorgen und wo weitere Hotels jene beher­bergen, für die in Lake­side kein Platz mehr ist.

Nepal gilt ja vieler­orts als Negativ­beispiel, als ein Land, das sich einem un­ge­steuer­ten, un­gebrem­sten Tourismus geöffnet habe und das dabei seine kultu­relle Identität und sein öko­logi­sches Gleich­gewicht riskiere. Des­halb hat ja auch der Fast-Nach­bar Bhutan ein ganz anderes Tourismus­konzept ent­wickelt, bei dem nur wenige Reisende zu­gelas­sen und diese dann aus­genom­men und ge­gängelt werden, alles natür­lich zur Scho­nung von Tradi­tion und Um­welt. In Kath­mandu hat man trotz der Touristen­massen überhaupt nicht den Ein­druck, der Tourismus bedrohe irgend­etwas authentisch Nepalisches — hier in Pokhara kann ich die Befürch­tungen aber eher verstehen.

Die Beliebt­heit Pokharas gründet sich auf die Nähe zum Anna­purna-Massiv, das man von hier fast zu Fuß er­rei­chen kann. Der populäre Anna­purna Circuit Trek umrundet den Berg zwar nur zu drei Vierteln, benötigt aber doch ungefähr drei Wochen. Je nach Geld­beutel und Am­bition kann man allein mit Ruck­sack und Gas­kocher, mit einem Sherpa-Führer oder auch als de-luxe-Variante mit einer Karawane von Trägern (inclusive mobiler Küche und Toi­letten­zelt) auf­brechen. Für Fuß­faulere gibt es auch kürzere Routen wie den Jomsom Trek. An­geb­lich wären die Stapel aus weg­gewor­fenen Plastik-Wasser­flaschen und Toi­letten­papier schon fast ebenso hoch wie der Himalaja, wenn sie nicht alljährlich von Frei­willigen beseitigt würden..

An meinen ersten Tagen hatte ich mit Nebel und Regen zu kämpfen und konnte keinen Blick auf die Himalaya-Riesen erhaschen, aber seit drei Tagen ist das Wetter brauch­bar, auch wenn die Berge natür­lich ab zehn Uhr morgens in den Wolken ver­schwinden. Bei Schlecht­wetter ist Pokhara schlicht und ergrei­fend ein Alp­traum: Kultu­relle Sehens­würdig­keiten gibt es kaum, der Weg zur Alt­stadt ist weit und un­dokumen­tiert, und das Preis­niveau liegt weit über dem Kathmandus. Besonders bei den Internet-Cafés scheint es ein Lakeside-Kartell zu geben, das idioti­sche Hoch­preise fordert und sich darauf verläßt, daß niemand drei Viertel­stunden marschiert, um aus dem Ghetto raus­zukommen und zu nepalischen Preisen zu surfen; dafür bieten allerdings einige Restau­rants ein Gratis-WLAN an.

Pokhara/Nepal: Devi's Falls (Patale Chango) waterfall

Der Wasserfall Patale Chango (Devi’s Falls) hat keinen Abfluß

Pokhara/Nepal: Buddhist stupa in Tashi Ling Tibetan refugee village

Ein Stupa im tibetischen Flüchtlingsdorf Tashi Ling

Pokhara/Nepal: Villagers washing their clothes in a stream

Dörfler beim Wäschewaschen

Seit sich das Wetter ge­bes­sert hat, kann ich Pokhara aber doch einige posi­tive Seiten abge­winnen. Der 6993 m hohe Macha­puchare (“Fisch­schwanz”) erscheint wie eine perfekte, sehr steile Pyramide, da man den namen­gebenden zweiten Gipfel von hier nicht erkennen kann, und auch die weiter ent­fernte Annapurna I (8091 m, zehnt­höchster Gipfel) kann man ganz gut sehen, wenn die blendend weißen Gletscher mit dem tiefen Himmels­blau kontra­stieren. Ist man erst einmal um den See herum­gekommen, kann man durch friedliche Land­schaften spazieren und sogar einzelne Sehens­würdigkeiten besich­tigen, wie zum Beispiel ein tibeti­sches Flüchtlings­dorf mit einem ganz re­spektab­len Kloster, oder einen bizarren Wasser­fall ohne Abfluß: Der kleine Fluß stürzt sich in ein tiefes Loch und verschwindet dort im durch­löcherten Kalkstein.

Pokhara/Nepal: Young woman with Dashaim Tilaka

Erdbeergetortet? Nein, Dashain!

Ein hübscher Tempel namens Barahi Mandir liegt auf einer kleinen Insel vor Lake­side und wirkt wirkt viel zu nepalisch für die Umgebung aus touristen­kompatiblen Läden; er gehört zu irgendeiner lokalen See­göttin. Gestern war dort aller­dings Hoch­betrieb, weil zur Zeit das zwei­wöchige Dashain-Fest gefeiert wird, und viele Leute pilgerten zum Tempel, zündeten ein Räucher­stäbchen an und klebten danach sich und ihren Familien­mitgliedern eine rote Tikka auf die Stirn. Während dieser rote Punkt gewöhnlich nur aus Farb­pulver besteht, nimmt man zur Feier des Dashain eine Mischung aus roter Farbe, rohen Reis­körnern und zum Ver­kleben Bananen­mus und trägt dann stolz einen bis zu hand­teller­großen roten Fleck auf die Stirn. Das sieht dann ein bißchen so aus, als ob die Leute Kampf­sport mit einer zwei Meter großen Himbeere als Sparring­partner geübt hätten.

Das schlechte Preis–Leistungs-Verhältnis er­streckt sich auch auf die Restau­rants. Pizza, Steak (Import­rind, kein Büffel!) und Apfel­müsli sind leicht er­hält­lich, Momos auch, aber nepali­sches Dal­bhat kann schon schwieriger sein. Meine Hoff­nung, ich könnte hier den Touri-Status ein letztes Mal aus­nutzen und meine chines­ischen Höhen­flüge von Kath­mandu wieder­holen, scheiterte an der ziemlich müden Qualität der chinesi­schen Restau­rants in Pokhara. Statt­dessen wurde ich Stammgast im Natssul (낮술), einem WLAN-anbie­tenden koreani­schen Restau­rant mit attraktivem Gastgarten.

Korean Food in Nepal: Nepal: Kaktugi (spicy pickled radish cubes)

깍두기 Kaktugi

Korean Food in Nepal: Paechu Gimchi (spicy pickled cabbage)

배추김치 Baechu-Kimchi

Korean Food in Nepal: Mu Gimchi (spicy pickled radish juleinne)

무김치 Mu Kimchi

Korean Food in Nepal: Kam Jojorim (mild pickled radish julienne)

감자조림 Gam Jojo Rim

Korean Food in Nepal: Oi-Chi (pickled gherkin)

오이지 Oi-Ji

Korean Food in Nepal: Jang Atchi (pickled aubergine with garlic)

장아찌 Jang Ajji

Koreani­sche Küche ist näm­lich sehr gut, wenn­gleich in deutsch­sprachi­gen Landen kaum be­kannt. Sie liebt Knob­lauch, Chili und allerlei fer­men­tierte Aromen, einer­seits Soja­produk­te ver­schie­dener Art, anderer­seits aber auch sauer ver­gorene Gemüse, von denen natür­lich der schar­fe fer­men­tierte Kohl Kim­chi am be­kann­testen ist. Kim­chi ist so­zu­sagen Sauer­kraut mit viel Ingwer, Chili und Knob­lauch und gärt milch­sauer unter hef­tiger Geruchs­entwick­lung in großen Stein­gut­töpfen; ich habe auch auch schon ganz brauch­bar schmecken­des selbst ge­macht, nur mit China­kohl und Essig, ganz ohne Milchsäure­bakterien.

Saure und/oder pikante Gemüse­konserven sind in Korea aber nicht auf Kohl be­schränkt; davon gibt es noch viel mehr Sor­ten, viele scharf, fast alle sauer und alle sehr wohl­schmeckend. Im Koreani­schen kann das Wort Kimchi für ein be­lie­bi­ges Ge­müse­pickle stehen, wenn man von Kohl-Kimchi spricht, sagt man auch genauer Baechu-Kimchi (배추김치), denn das gleiche Rezept mit ge­stif­teltem Ret­tich heißt Mu-Kimchi (무김치); da­gegen ist Kakdugi (깍두기) ähnlich ein­gelegter Rettich in Würfel­form. Koreani­sche Namen im lateini­schen Alphabet sind übrigens eine Peini­gung, deshalb kriegst Du gleich die Original­schreib­weisen mitgeliefert.

Korean Food in Nepal: Kimchi-Tchigae (fermented cabbage soup)

김치찌개 Gimchi-Jjigae

Korean Food in Nepal: Toenjang-Tchigae (fermented soybean soup)

된장찌개 Doenjang-Jjigae

So wie Chi­nesen und Japaner sind auch die Koreaner ziemliche Suppen­tiger. Eine klare Gemüse­brühe oder eine Art Miso-Suppe aus Bohnen­paste (Doen­jang 된장) mit etwas Gemüse­einlage und manch­mal einem Stück Bohnen­käse (Dubu 두부), werden zu vielen Spei­sen auto­matisch dazu­gereicht, aber auch viele Haupt­speisen sind suppen­artig. Dazu gehören alle mög­lichen Arten von Nudel­suppen (Rameon 라면) und besonders eine scharfe Suppe aus Baechu-Kimchi mit etwas Schweinefleisch­einlage und einem Stück Dubu; diese sehr scharfe und gehalt­volle Speise hat fast den Charakter eines National­gerichts und heißt Gimchi-Jjigae (김치찌개).

Auch bei den trocke­nen Spei­sen gibt es ein Kimchi-Deri­vat: Kimchi-bokkeum bap (김치볶음밥) ist ein ge­bra­te­ner Reis mit etwas Schweine­fleisch, Ge­müse und dem natio­nalen Sauer­kraut, ser­viert mit einem Spiegel­ei und bestreut mit ge­rös­te­ten Sesam­samen.

Korean Food in Nepal: Cheyuk pokkum (pork fried with soybean chili paste)

제육볶음 Cheyuk-bokkeum

Korean Food in Nepal: Bi-Bim-Bap (mixed rice dish with egg)

비빔밥 Bi-Bim-Bap

Korean Food in Nepal: Gimchi bokkeum bap (fried pork rice with Kimchi)

김치볶음밥 Kimchi-bokkeum bap

Neben Chili­pulver, wie man es für die Kimchi-Fabrika­tion braucht, ver­wendet die koreani­sche Küche auch sehr gerne eine Chili-Soja-Paste namens Kochujang (고추장) mit mild–ele­gantem, reifen Ge­schmack, einem Hauch von Süße und sämiger Kon­sistenz, die beim Ver­gleich mit Chili­pasten anderer Länder letztere ziemlich alt aus­sehen läßt. Man kann sie zum Kochen einfach in den Wok werfen (etwa für das pikante Schweine­fleisch Cheyuk-bokkeum 제육볶음), serviert sie aber auch oft als Tischwürze.

Ein sehr popu­läres Reis­gericht ist Pibim Pap 비빔밥, ein­fach gekoch­ter Reis, der mit ver­schie­denen ange­bratenen Gemüsen, Schweine­fleisch, einem tüchtigen Klecks Kochu­jang und einem Spiegel­ei über­schichtet und mit Sesamöl be­träu­felt wird. In Restau­rants gibt es eine inter­essante Variante dazu, die in einem glühend heißen Topf serviert wird, so daß der Reis am Boden eine knusprige Kruste entwickelt; laut Litera­tur wird das Ei dann einfach darüber­geschlagen und gart im heißen Topf, aber in dem Restau­rant trauten sie sich wohl nicht so recht, es könnte sich ja jemand über ein halb­rohes Ei be­schweren. Dazu habe ich übrigens im Netz ein wunder­volles Rezept bei kochschlampe.com gefunden; der Autor hat zwar viel­leicht (wenn man nach dem Namen der Seite geht) ein etwas loses Mund­werk, aber dafür kann er offenbar kochen und photographieren, und Humor scheint er auch zu haben.

Morgen fliehe ich aus Pokhara, und der nächste Brief kommt dann wieder aus einer etwas nepalischeren Umgebung.


Bandipur und Gorkha Tansen

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