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Guwahati গুৱাহাটী (Assam) |

Reisernte in Westbengalen

Die Überquerung der Ganga

Der Zug war diesmal wirklich voll
nun ist Südindien leider wieder einmal zu Ende, und ich eile neuen Zielen entgegen. Um diese zu erreichen, hatte ich bereits vor zwei Monaten eine Bahnfahrkarte gekauft, die mich von Hyderabad im schmackhaften Andra Pradesh nach Guwahati im Nordost-
„Weitgehend unbekannt“ kommt leider nicht von ungefähr: Von den sieben Nordostprovinzen sind vier für Ausländer gesperrt und können nur mit speziellen Permits betreten werden, die ich nicht erfüllen kann oder will — Gruppe mit vier Mitgliedern, Betreuung durch ein Reiseunternehmen etc. Auch in den restlichen dreien spielt der Tourismus keine allzugroße Rolle, weil sie abgelegen sind und niemals „auf dem Weg“ liegen; daher kommt hierher nur, wer es wirklich will (und das sind nicht viele).
Pachadi aus frischem Gemüse
Hyderabadi Biriyani mit Lammfleisch
Gebratener Fisch an einem Straßenstand in Hyderabad
Und so begann es: Von Hampi reiste ich per Nachtbus ins wohlbekannte Hyderabad und hatte eineinhalb Tage Zeit, meine Erinnerungen an vergangene kulinarische Höhenflüge wieder aufzufrischen. Andhra war ja die erste Südprovinz gewesen, die ich besucht hatte; und mehr als einmal war mir der Gedanke gekommen, daß meine Begeisterung für die Andhra-
Aber bald mußte geschieden werden, und zur unmenschlichen Zeit von 7:20 bestieg ich den
Der chilikundige Naga aus Manipur mit seiner besten Freundin
Zwei Studenten aus Mizoram
Bei der Vielfalt an Sprachen im Nordosten ist Englisch die natürliche Wahl für erfolgreiche Kommunikation; in drei der sieben Bundesstaaten ist es sogar offizielle Verwaltungssprache. Folglich konnte ich mich mit den Leuten herrlich unterhalten und mir genau schildern lassen, was ich wahrscheinlich nie zu sehen bekommen werde: Vom schönen Manipur sprachen sie, dessen Wälder heute dank Terroristen, Aufständischen und Kriminellen der gefährlichste Ort Indiens sind; von den Dörfern der Nagas mit ihren Trophäenbäumen aus der Zeit der Kopfjagden, die weniger als ein Menschenleben zurückliegt; und vom eigentlich sehr friedlichen Mizoram, dessen christlich gesteuertes Bildungssystem es immerhin auf 88% Alphabetisierung bringt, der zweitbeste Wert in Indien.
Natürlich fragte ich sie auch nach ihrer Küche und ihren Gewürzen, und bereitwilligst gaben die Jungs Auskunft: Bei ihnen wären Speisen eher suppig, mehr gekocht als gebraten, und oft mit Nudeln wie bei den Chinesen. Sie würden nicht viele Gewürze verwenden, eigentlich müßten Chili, Knoblauch, Zwiebel und Ingwer reichen; aber sie mögen es scharf, und der beste Chili sei der „Königschili“, schärfer als jeder andere, und so feurig, daß man nicht einmal eine einzige Schote essen könne. Da war ich plötzlich elektrisiert.
Es gibt ja seit Jahrzehnten einen leicht perversen Wettbewerb um den Titel „Die schärfste Chilisorte der Welt“. Der gegenwärtige Rekordhalter unter den traditionellen Sorten ist eine Schote aus Tezpur, einer Stadt in Assam. Von den vielen Namen für diesen Chili ist Naga Jolokia in westlichen Quellen am häufigsten zu finden; dabei ist Jalakia (gesprochen: Jôlôkia) einfach der assamesische Name für „Chili“, das ganze läßt sich also als „Chili der Nagas“ übersetzen. Mir zumindest war nie klar, ob diese Chilies wirklich von den Nagas verwendet wurden, oder ob deren Name hier nur metonymisch für „Hitze und Temperament“ steht (Stichwort: Ehemalige Kopfjäger). Ein anderer Name dafür ist Raja Mirch, was genau „Königschili“ bedeutet.
Daß mein Mitreisender, ein Naga aus dem Norden von Manipur, einen superscharfen „Königschili“ erwähnt, läßt nur einen Schluß zu: Dieser Wunderchili kommt tatsächlich aus der Naga-
Geröstete Kichererbsen mit scharfem bengalischen Senföl
Bei solchen Gesprächen vergeht selbst eine Reise mit der Indian Railways wie im Flug. Über die Verpflegung während der Fahrt brauche ich dabei nicht viel zu sagen; eßbar aber nicht herausragend. Allerdings brachte einer der fliegenden Händler einen faszinierenden Snack mit, wie man ihn wohl nur in Bengalen bekommt: Ich erwartete eigentlich den sehr schmackhaften Standard-
Als wir früh am Morgen in Guwahati ankamen, sagte ich meinen Reisegefährten Lebewohl und machte mich auf die Hotelsuche. Da stand mir allerdings Herbes bevor: Ich bekam kein Hotelzimmer, obwohl ich gut sechs Stunden den Paltan Bazar (das Hotelviertel rund um Bahnhof und Busbahnhof auf- und ablief. Oft diskutierte das Hotelpersonal angeregt und zog ein bereits gemachtes Angebot wieder zurück, wobei ich gelegentlich Worte wie foreigner oder three star verstand; danach wies man mich immer zu irgendeinem teureren Etablissement. Deshalb glaube ich an eine Verschwörungstheorie, daß man Ausländer beim Hotel einfach rupfen möchte und daß die billigen Hotels zahlungskräftige Gäste gegen Provision weiterreichen.
Getrockneter und geräucherter Naga Jolokia
Nicht mehr ganz frische Naga-Jolokia-Früchte
Die hilfreichen Naga-Damen
Schwein nach Naga-Art
Brühe, Reis, Kohl und Schweineinnereien
Trotzdem konnte ich den Vormittag in Guwahati dazu nutzen, in einer winzigen Kneipe mit dem hochtrabenden Namen Royal Naga Hotel (gleich beim nepalischen Tempel) einzukehren und dort eine echte Naga-
Zwei junge Naga-
Ohne Hotel macht Guwvhati aber trotzdem keinen Spaß, ganz besonders, wenn man gerade 48 Stunden Zugfahrt hinter sich hat. Deshalb habe ich beschlossen, die Brahmaputra-
P.S.: Man soll niemals nie sagen: Ein Jahr später war der Nordosten für Ausländer größtenteils geöffnet, und ich war natürlich dort.
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