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Kochi കൊച്ചി (Kerala) |

Die Franziskanerkirche in Kochi

Die Basilika Santa Cruz

Manchmal wirkt Kochi sehr europäisch
ich bin nun in Kochi, das früher Cochin hieß und im Zentrum der indischen Pfefferindustrie steht. Kochi ist eigentlich nur ein Stadtteil der Millionenstadt Ernakulam (oder war es umgekehrt? Das konnte ich nie ganz durchschauen), aber es versprüht die reinste Kurort-
Der Name „Fort Kochi“ hat als Bezeichnung für einen Stadtteil an der Nordküste der Insel überlebt, aber ein historisches Fort wird man vergebens suchen. Stattdessen gibt es einige Kirchen zu bestaunen, darunter die Franziskanerkirche, in der Vasco da Gama ein paar Jahre begraben lag, ehe seine Gebeine nach Lisboa rücküberführt wurden. Angeblich ist die Franziskanerkirche die älteste europäische Kirche Indiens, und auf das Wort „europäisch“ kommt es dabei an: Denn gerade in der Umgebung von Kochi leben auch heute noch viele „syrische Christen“, die ihre Religion auf den Ungläubigen Thomas zurückführen und schon lange vor den Europäern nach Indien kamen. Auch wenn es heute nur ein paar tausend Familien in Kochi sind, so stellen sie doch einen guten Teil des Geld-, äh, Pfefferadels.
… brauchen eine Handvoll Operateure …
… und liefern nur geringe Fänge.
Die berühmten Fischernetze (China-Vala) …
Das Wahrzeichen der Stadt sind die Chinavala oder chinesischen Fischernetze, deren Ursprung wohl nicht mehr klar eruierbar ist; manchmal werden sie auf Kublai Khan und manchmal auf Zheng He
Bereits wenige Minuten später kann man sie essen, denn an die Straße der Fischernetze schließt direkt der Fischmarkt mit seinen on-demand-
Fenster in der „Judenstadt“ in Mattancheri
Diese Verkäuferinnen in einem Gewürze-Souvenir-Shop hatten viel Spaß mit meinen unbeholfenen Versuchen, Namen von Gewürzen in Malayalam zu recherchieren und aufzuschreiben.
Chili-Großhändler
Sonst besteht Kochi aus oft mediterran angehauchten oder, als Kontrastprogramm, echt holländisch gebauten Kolonialhäusern, zwischen denen das üppige tropische Grün wuchert. Jedes Haus hat einen Garten, in dem man unter anderem auch Mango- oder Currybäume findet. Natürlich ist die Gegend die reinste Touristenfalle, aber da der Monsun hier bereits voll eingesetzt hat, wirkt es trotzdem recht ruhig, und die zahlreichen Schilder „Zimmer frei“ oder „Echte Hausmannskost“ machen einen verlorenen Eindruck. Diese Beschaulichkeit und die niedrigen Preise bezahlt man sich eben mit zweimaligem täglichen Naßwerden.
In Mattancheri, auf der gleichen Insel wie Fort Kochi gelegen, findet man ein altes jüdisches Viertel samt Synagoge. Auch die Juden waren eine bedeutende Größe im Pfefferhandel gewesen, und es ist ziemlich vielsagend, daß die Inder ihre Synagoge aufbauen ließen, nachdem die Portugiesen sie niedergebrannt hatten. Heute ist die jüdische Gemeinschaft zwar nicht mehr allzu groß, aber eine der lebendigsten Indiens. Ein Spaziergang durch das Marktviertel mach wirklich Spaß: Wo sonst kann man schon eine ganze Lagerhalle voller getrockneter Chilies besuchen und beriechen?
Man stakt sich durch die Backwaters
Hauseinfahrt
Schwimmender Korb (Kotavanchi)
Fischadler
Kormoran
Alle Touristen schwärmen hier von den sogenannten Backwater Tours, und nachdem ich eine gemacht habe, weiß ich auch, warum. Die Backwaters sind ein halb amphibischer Lebensraum im unmittelbaren Hinterland der Küste, das von ein paar Flüssen und vielen brackwasserhaltigen Kanälen durchzogen ist. Darin liegen wunderbar idyllischer Dörfer, die ihre Produkte auf dem Wasserweg transportieren, und vor allem viel wucherndes Grün. Hektik scheint ein Fremdwort zu sein, wenn meine dreißigsitzige Touristenbarke (beladen mit mir und einer argentinischen Touristin, es ist ja auch Nebensaison) gaanz langsam von den beiden Ruderern durch die engen Kanäle getrieben wird, von denen aus man Kühe im Sumpf oder pfefferbewachsene Bäume sehen kann. Wir machten einige Male Station, um uns eine Muschelkalkfabrik oder traditionelle Behausungen anzusehen, bevor es ein simples Kerala-
In den Backwaters werden übrigens auch Gewürze angebaut, jedenfalls bekamen wir Zimt, Muskat und Pfeffer zu sehen, ganz zu schweigen von den allgegenwärtigen Unkräutern wie Currybäumen, Ingwer und Curcuma. Auch Kakaobäume gedeihen in diesem feuchten Klima. Pfeffer ist immer noch big business hier, obwohl sich jetzt ja Krethi und Plethi am Pfefferanbau versuchen und folglich die Preise eher im Keller liegen.
Rindfleisch-Curry
Okra-Curry
Toran
Kochi ist sehr gut eßbar. Die Südwestküste (oder Malabarküste) ist für ihre unzähligen Kokospalmen berühmt, und folglich bekommt man viele Curries auf Kokosnußbasis, fast so wie in Sri Lanka, an das mich das ganze Land lebhaft erinnert. Manche Speisen, wie das trockene Toran, enthalten geraspelte Kokosnuß, aber häufiger trifft man auf cremige, mild–aromatische Curries mit Kokosmilch. Ganz besonders beliebt ist der milde Curry Avial aus verschiedenen Gemüsesorten, und auch der Beef Curry hat oft Kokosnußbasis — denn, man staune, das friedlich wiederkäuende Abbild der Gottheit wird auch hier erstaunlich gerne verzehrt und ist eigentlich nach dem Huhn das häufigste Fleisch auf der Speisekarte.
In Kochi kann man auch in extrem intimen Restaurants dinieren, die nur aus einem Familienhaus mit einem einzigen Tisch auf einem Balkon bestehen. Es empfiehlt sich, daß man sich tagsüber irgendwann einmal für ein Abendessen anmeldet; dann kommt man zur festgesetzten Zeit, nimmt auf dem Balkon Platz und speist ganz entspannt, während unter dem Tisch ein Topf mit glühendem Weihrauch (Kuntirikka) vor sich hinqualmt. Da glaube ich dann die Bezeichnung “homely food”, auch wenn die Preise eher unheimlich sind. Aber der Okra-Curry in Kokosmilchsauce (Vendakka Kari) war auch wirklich göttlich!
Jedenfalls habe ich mir hier sogar ein Kochbuch über die Küche der syrischen Christen in Kerala gekauft, das ist mir die paar hundert Gramm mehr im Rucksack wert.
Morgen mache ich mich dann endlich wirklich dorthin auf, wo der Pfeffer wächst.
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