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Nuwara Eliya
නුවරඑළිය/
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Ein als Hotel genutzter britischer Bau

Noch eine koloniale Hinterlassenschaft

Golfplatz

Die unvergeßliche Hauptpost von Nuwara Eliya
man möchte an Schwarze Magie glauben: Nun bin ich bereits zum dritten Mal in einem Gebirgsort mit Teeanbau, und zum dritten Mal kämpfe ich mit Nebel und Regen. Die Erklärung ist aber ganz muggelig: Tee braucht leider genau so ein feuchtes Klima für gute Hochlandqualitäten. Somit ist Nuwara Eliya (oder, wie es auf Tamil heißt, Nuwareliya) eben ein weiteres Nebelloch, aber diesmal ein ganz besonders britisches.
Ceylon, wie es damals noch genannt wurde, war zwar nicht Teil von Britisch-
Viele der alten kolonialen Bungalows sind heute als Hotels im Einsatz, und auch Neubauten werden im alten Stil errichtet. Authentisch britische Hinterlassenschaften umfassen unter anderem den Golfplatz, der zu den schönsten des Landes zählt (wie man einen weißen Ball in diesem Nebel finden soll, muß mir aber noch jemand erklären), die Pferderennbahn und einige Parks — und natürlich das Postamt, das wie eine Kreuzung aus Kirche und Rathaus wirkt. Das wichtigste britische Erbe sind aber die ausgedehnten Teeplantagen, und damit hängt auch das größte Problem dieser Region zusammen: Die oft etwas abfällig als „Tee-Tamilen“ bezeichneten Nachkommen der von den Briten hierherimportierten Südinder (von denen gar nicht alle wirklich Tamilen waren).
Tee hat in Sri Lanka gar keine lange Tradition: Die ersten Pflanzungen mit Teestauden aus Assam entstanden erst Mitte des 19. Jahrhunderts, und zwar als Verlegenheitslösung, nachdem eine Pilzkrankheit die zuvor angelegten Kaffeeplantagen dezimiert hatte. Zu diesem Zeitpunkt gab es in Südindien bereits große Teeanbaugebiete unter britischer Ägide, während in Sri Lanka niemand eine Ahnung vom Tee hatte. Daher lag es nahe, Inder und besonders Tamilen als Arbeiter einzusetzen, zumal es auf der Insel ja auch eine starke tamilische Minderheit gab, mit der die britischen Administration gut zusammenarbeitete.
Tempel im Bambarakele Tea Estate …
… und hier wohnen die Arbeiter
Alter, stark verholzter Teestrauch
Diese Leute wurden dann hier im Hochland angesiedelt und lebten unter an Sklaverei erinnernden Bedingungen Generation um Generation in den Plantagen — selbst ihre Behausungen standen auf Werksgebiet. Diese Bevölkerungsgruppe war zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit (1948) auf eine knappe Million angewachsen und fiel wegen ihrer Armut und geringen politischen Organisation rasch den diversen anti-
Wie das in der heutigen Praxis aussieht, habe ich mir im ein paar Kilometer außerhalb des Ortes gelegenen Bambarakele Tea Estate flüchtig angesehen: Erbärmliche Behausungen aus Wellblech mit externen Toiletten entlang der Straßen, die ganz dicht und platzsparend innerhalb der Teeplantage eine Art Substandard-
Das Dach des Sita-Amman-Tempels: Ganz links stehen Lakshman, Rama und Sita, davor kniet Hanuman
Hanuman hat Schuhgröße 500
Ein verbotener Blick in den Hakgala-Garten
Brahmane vor dem Rama-Kultbild im Sita-Amman-Tempel
Erfreulichere Aspekte der tamilischen Kultur kann man sich in der Ortschaft Sita-Eliya auf der Strecke nach Welimada ansehen: Dort steht der kleine aber feine Sri Sita Amman Ālayam, ein besonders bunter Hindu-
Der Platz dieses Tempels ist nicht zufällig gewählt: Auf einem Hügel in der Umgebung soll die Burg des Dämonenkönigs Ravana gestanden sein, auf der Sita gefangengehalten wurde, und hier kämpften Rama, sein Bruder Lakshmana und Hanuman gegen das Dämonenheer, um sie wieder zu befreien. Die Geschichte der Entführung und Befreiung Sitas und der damit verbundenen Schlachten ist das Thema des Ramayana, des zweitlängsten der großen indischen Epen. Eine berühmte Episode aus diesem Kampf betrifft Hanuman: Er setzt seinen Schweif in Brand und zieht damit eine Spur der Verwüstung durch Ravanas Land; die Brandspuren sollen in der Landschaft hier bis heute sichtbar sein. Dieser Vorfall ist im Tempel auch bildlich dargestellt, und im felsigen Bett des vorbeifließenden Baches hat Hanuman seine überdimensionalen Fußstapfen in Form badewannengroßer Löcher hinterlassen.
In einer anderen Episode wird Hanuman von Rama beauftragt, Heilkräuter für den verwundeten Lakshmana aus dem Himalaya zu holen. Leider vergißt er auf dem langen Weg, welche Pflanzen jetzt genau gebraucht würden, und deshalb bringt er stattdessen den ganzen Berg mit, so daß Rama sich sein Grünzeug selbst pflücken kann. Dieser fallengelassene Berg liegt nur ein paar Kilometer weiter und beherbergt den Hakgala-
Ganz wie daheim: Thymian und Majoran
Kichererbsen und Broccoli
Die angeblichen „Birnen“
Damit ist Nuwara Eliya auch schon ziemlich vollständig beschrieben; ich sollte aber noch darauf hinweisen, daß es hier sehr kühl ist und daß daher viele europäische Gemüse gut gedeihen: Kohl, Karotten, Knoblauch und Porree dominieren die terrassierten Felder, und am Markt bekommt man sogar etwas, was wie eine Quitte aussieht und als „Birne“ bezeichnet wird; der Geschmack ist tatsächlich birnenartig, aber das harte, etwas holzige Fleisch hat auch eine unangenehm adstringierende Note. Zu meiner großen Überraschung fand ich einen Gärtner, der Thymian und Majoran kultiviert, und ein Blumengarten in einem Privathaus protzte sogar mit einem knorrigen Rosmarinstrauch voller blaßblauer Blüten.
Auch in den Restaurants hinterläßt dieses veränderte Gemüseangebot seine Spuren: So aß ich einmal einen eigenwilligen Curry aus Kichererbsen und Broccoli, der dank seiner sehr zarten Würzung den Geschmack des Broccoli richtig in den Vordergrund schieben konnte. Sonst war die Verpflegung aber eher eine matte Sache, nicht zu vergleichen mit dem billigeren und viel besseren Angebot in Kandy, und ich spare mir die frustrierenden Details.
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