Landkarte
Dadeldhura Siehe auch Pokhara 1, Kathmandu 3, Srirangapatnam und Kolkata Jomsom Road 1

Pokhara 2 पोखरा (Nepal)

Electric Diwali lamps in Lakeside, Pokhara, Nepal

In Lakeside sind nicht einmal die Diwali-Lampen echt!

Statue of King Birendran and Queen Aishwarya in Pokhara, Nepal

König Birendra und Königen Aishwarya im Bhindhya­basini Mandir

Streetview in Pokhara with Machhapuchare and Anapurna mountains, Nepal

Die Berge türmen sich majestätisch über Pokhara

Liebe Birgit,  

nachdem mich das von allen Nepal-Touristen so ge­lieb­te Pokhara beim letz­ten Mal eher ent­täuscht hat, habe ich mich ent­schie­den, der Touri-Hoch­burg einen zwei­ten Ver­such zu gönnen. Und siehe da, obwohl das Tra­vel­ler-Ghetto in Lake­side um nichts schöner geworden ist, so beibt dies­mal doch ein besserer Eindruck.

Ein we­sent­licher Punkt dabei ist das doch deut­lich klarere Wetter, das ganz­tägig schöne Aus­blicke auf die Berge erlaubt: Der Macha­puchare (6993 m) zeigt sich in seiner ikonisch drei­eckiger Form, und wegen seiner großen Nähe erscheint er noch höher als die beiden Achttausender neben ihm: Ein kleines Stück links sieht man den Rest des breiten Anna­purna-Massivs (8091 m), und weiter entfernt rechts erhebt sich der kompakte Dhaula­giri (8167 m). Vor allem aber hatte ich ein richtig schönes Diwali-Fest, das hier auch Tihar heißt. Dieses „Lichter­fest“ wird ja im ganzen hin­duisti­schen Raum begangen, und ich habe es schon drei­mal be­schrie­ben. Ähnlich wie vor Jahren in Kath­mandu wird es hier eher still gefeiert; in seinen indi­schen In­karna­tionen war es mir eigent­lich immer zu laut.

Um in Po­khara or­dent­liches Diwali zu sehen, muß man natür­lich erst mal aus Lake­side mit seinen Elektro-Lämp­chen raus und in die vier oder fünf Kilo­meter ent­fernte „Alt­stadt“ pilgern. Ob­wohl man dort nun wirk­lich nichts findet, was einiger­maßen „alt“ aus­sieht, kann sie ihren ur­sprüng­lichen Newar-Charak­ter nicht ganz ver­leug­nen, und die beiden größ­ten Tempel sind den bei den Newar so be­lieb­ten Gott­heiten Bhim­sen und Bhindhya­basini geweiht. Der Bhindhya­basini Mandir ist ein durch­aus sehens­werter Kom­plex und bietet dem Be­sucher (ebenso wie viele Tempeln im Kath­mandu-Tal) eine Säule mit Portrait­statuen; gewöhn­lich zeigen sie jenen Herrscher, der den Tempel erbauen ließ, aber in diesem Fall sind wohl König Bir­endra Bir Bikram Shah und seine könig­liche Gemahlin Rani Aishwarya Rajya­lakshmi Shah dar­gestellt. Pokhara war ja bis in die Sieb­ziger ein winziges Dorf, und der große Aus­bau der Stadt und auch des Tempels fällt in die frühen Jahre der Re­gierungs­zeit Bir­endras (1972 – 2001). Das erklärt auch, warum der Monarch auf dieser Säule fast wie ein welpen­geschütz­ter Teen­ager aussieht.

Diwali color decoration (Rangoli) in Leaf Ganesha shape in Pokhara, Nepal

Wer erkennt den Elefantengott?

Diwali color decoration (Rangoli) in Pokhara, Nepal

Rangoli bei Tageslicht

An diesem Abend, dem letzten des fünf­tägigen Diwali-Festes, waren die Geh­steige mit den bunten Fi­guren aus Farb­pulver ge­schmückt, die Rangoli heißen und die abends mit flackern­den Öl­lampen be­leuch­tet werden. Glück­licher­weise ist das auch schon das pyro­techni­sche Maximum, denn Feuer­werks­körper sind in ganz Nepal zur Zeit ver­boten, wegen des aktuel­len Wahl­kampfes und des damit ver­bunde­nen er­höhten Gewalt­potentials. Die meisten Figuren sind ein­fach nur abstrakt und bunt, aber ich fand auch einige künst­lerisch am­bitio­nier­tere Ex­emplare. Eines zeigte den Gott Ganesha in einem recht be­liebten Design aus zwei­dimen­sio­nalen Ele­menten (“Leaf Ganesh), wie man es auch oft auf Broschen oder T-Shirts sieht; die junge Dame, die für das Werk ver­antwort­lich war, studiert natür­lich Kunst.

Girl dancing at Diwali Hindu Festival (Tihar) in Pokhara, Nepal

… und dann herrscht das Diwali Evening Fever!

Girl dancing at Diwali Hindu Festival (Tihar) in Pokhara, Nepal

Noch eine kleine Tänzerin

Girls with costumes for Diwali Hindu Festival (Tihar) in Pokhara, Nepal

Nachmittags bereiten sich die Mädchen zum Tanz vor …

Spannen­der sind aber die Trupps von Young­sters in Fest­tags­uniform, die auf der Straße mu­si­zie­ren, tanzen und dafür Geld ein­streichen. Das hatte ich auch in Kath­mandu ge­sehen, aber nie­mals in Indien. Hier in Pokhara läuft das ziem­lich pro­fes­sio­nell ab, mit großen mobilen Sound­anlagen und wirk­lich hin­reißen­der Kostümie­rung. Eine der jungen Frauen, die einen gold­glänzen­den und offen­bar sehr teuren Sari aus Kuweit trug und dabei eine ganze Menge Haut zeigte, fühlte sich sicht­lich un­wohl, aber die meisten schienen den Kostüm­ball sehr zu ge­nießen und tanz­ten aus­gelas­sen, so­lange die Rupees flossen. Das ein­gesam­mel­te Geld soll Waisen­häusern zugute kom­men, eine be­merkens­werte Par­allele zu den Stern­singern in Österreich.

Nepal ist das einzige Land Süd­asiens, wo man als Öster­reicher nicht gleich auto­matisch zu Kangaroo & Co ein­sortiert wird. Viele Acht­tausen­der wurden unter öster­reichi­scher Be­teili­gung erst­erstie­gen, und viele öster­reichi­sche Touristen be­suchen das Land; bei­des hat den Bil­dungs­stand der ein­heimi­schen Be­völke­rung dies­bezüg­lich sehr positiv be­einflußt. Eine weitere Öster­reich-Reminis­zenz ist Franz Schubert: Die Forelle erklingt in ganz Süd­asien und daher auch hier häufig von den Handies (offen­bar der Default-Klingel­ton bei einem großen Pro­vider), und das nepali­sche Fern­sehen spielt regel­mäßig ein paar Takte aus Schuberts Ave Maria im Werbe­block; es geht dabei um irgend­etwas mit Bade­zimmer, aber ob da­hinter ein Wasch­becken­herstel­ler oder ein Rasier­wasser­verkäufer steckt, konnte ich nicht herausfinden. Für das un­vermeid­liche Red Bull, ver­mut­lich die einzige öster­reichi­sche Welt­marke, wird da­gegen in­konse­quenter­weise mit nepali­schen Rhythmen geworben.

Election campain for the Nepali Congress Party in Pokhara, Nepal

Nein, das ist Wahlkampf für den Nepali Congress

Buddhist Monastery Karma Dubgyud Chhoe­khorling Manang Gompa in Pokhara, Nepal

Buddhistisches Kloster mit dem Macha­puchare im Hintergrund

Election campain for the Nepali Congress Party in Pokhara, Nepal

Ist hier gerade 26. Oktober?

Am über­raschend­sten ist die per­manen­te Präsenz der öster­reichi­schen Flagge. Rot–weiß–rot findet man buch­stäblich auf Schritt und Tritt, und wären da nicht noch vier rote Sterne im weißen Feld, dann hätte ich wirk­lich glauben können, beim Thema „Öster­reichi­sche Kolonial­geschichte“ etwas Wesent­liches ver­paßt zu haben. Erst beim zweiten oder dritten Nepal-Auf­enthalt konnte ich das Rätsel lösen: Es handelt sich näm­lich um die In­sig­nien der Nepali­schen Kongreß­partei, und wegen des Wahl­kampfes zur Ver­fassungs­gebenden Ver­samm­lung trifft man täg­lich auf Horden von (vermut­lich be­zahlten) Fahnen­schwingern, die unter lauter Musik­begleitung dahin­promenieren. Im städti­schen Umfeld gehört un­bedingt noch ein rundum mit Laut­sprechern be­stück­ter Wagen dazu, der die politi­sche Heils­botschaft mit gefühlten 120 Dezibel in die Land­schaft schmettert. Alle paar hundert Meter werden Pausen ein­gelegt, und der lokale Kandidat kann dann in einem an Giuseppe Bottazzi (vulgo «Peppone») erin­nern­den Brachial­tonfall seinen An­hängern zündende Reden über seine politi­schen Visionen halten; außer den mit­gekom­menen Fahnen­trägern und Claqueuren hört ihm eh keiner zu.

Von den sonsti­gen Sehens­würdig­keiten Pokharas habe ich ja schon be­rich­tet; nach­zutra­gen ist aller­dings das schöne bud­dhisti­sche Kloster Karma Dubgyud Chhoe­khorling Manang Gompa, das von tibeti­schen Gelb­mützen be­trieben wird. Es liegt auf einem Hügel am Ost­rand von Pokhara und ist mit einem Stadt­bus bequem zu er­reichen, sogar direkt (wenn man Glück hat). Noch be­eindrucken­der als die zu­gegebener­maßen sehr schöne Gebets­halle sind die Aus­blicke auf die ver­gletscher­ten Gebirgsriesen.

Korean Food: Jang Achi (pickled chili and garlic)

장아찌 Jang A-Jji

Korean Food: Ttukbaegi Bulgogi (beef slices cooked in an earthen pot)

뚝배기 불고기 Ttukbaegi Bulgogi

Das Essen in Lake­side ist sehr inter­natio­nal und dabei teurer als Kath­mandu, aber nicht un­bedingt bes­ser. Ich habe wie beim letzten Mal das korea­nische Re­stau­rant Natssul 낮술 besucht und dort Ttuk­baegi Bul­gogi 뚝배기 불고기 gegessen. Bul­gogi ist mit Knob­lauch, Sesam­öl und Zucker mari­nier­tes Rind­fleisch (hier natür­lich Büffel), das ge­wöhn­lich ge­grillt wird; die hier erhält­liche Variante wurde aber mit etwas frischem Gemüse und Glas­nudeln im Tontopf (Ttuk­baegi) gegart. Es schmeckte mir trotz meines leichten Arg­wohns gegen Süß sehr gut, zumal das mit­geliefer­te Jang Ajji (ein­gelegte grüne Chilies mit Knob­lauch­scheiben) einen sauer–scharfen Kontrast­punkt setzten.

Chinese Food in Nepal: Zhacai Rousi Tang (soup with pork stripes and fermented cabbage)

榨菜肉丝汤 Zhacai Rou Si Tang

Chinese Food in Nepal: Hongshao La Wuhua Rou (red-cooked pork with chili)

红烧辣五花肉 Hong­shao La Wuhua Rou

Meist lande­te ich aber bei den Chi­ne­sen; nach eini­gen Fehl­versu­chen erwies sich das China Town Re­stau­rant gleich am Centre Point als ganz ver­läßlich. Am ersten Tag ver­suchte ich eine sehr gute und ziem­lich scharfe Version von rot­geschmor­tem Schwein: Hong­shao La Wuhua Rou 红烧辣五花肉. Wuhua heißt „fünf Blüten“ und be­zieht sich auf Bauch­speck, der so ge­schnit­ten ist, daß jedes Stück fünf Schich­ten aus Fleisch und Fett auf­weist. Das ganze wird dann in Soja­sauce mit vielen aromati­schen Zutaten, vor allem Stern­anis und Kassie, langsam butter­weich ge­schmort und mit ge­trock­neten Chilies (la heißt ja „scharf“) und ein paar Gemüsen und Stücken von Doufu 豆腐 gewokt. Nicht ganz die „leichte asiati­sche Küche“, von der man immer liest, aber sehr gut. Eher dem „leichten“ Klischee ent­sprach Zhacai Rou Si Tang 榨菜肉丝汤, eine klare Suppe mit Ein­lage aus fer­mentier­tem Senf­kohl (Zhacai) und ma­ge­ren Schweine­fleisch-Streifen.

Chinese Food in Nepal: La Doujiang Tudou Pian (Potato slices with spicy fermented bean paste)

辣豆酱土豆片 La Dou­jiang Tudou Pian

Chinese Food in Nepal: Xiang-la Tudou Si (spicy potato stripes)

香辣土豆丝 Xiangla Tudou Si

Chinese Food in Nepal: Mala Qie-si (spicy aubergine with chili and sichuan pepper)

麻辣茄子 Mala qie-zi

Die Aus­wahl an Gemüse­speisen ver­dient be­son­de­res Lob. So aß ich ein­mal Mala qie-zi 麻辣茄子, al­so „dop­pelt schar­fe“ Au­ber­gine („dop­pelt“ des­halb, weil zwei schar­fe Ge­würze zum Ein­satz kom­men: Chilies und Sichuan­pfeffer), die zwar an die be­kann­te Fisch­duft-Au­ber­gine Yu­xiang qie-zi 鱼香茄子 er­inner­te, aber deut­lich pi­kan­ter schmeck­te. Trotz des feu­ri­gen Namens we­sent­lich milder war 香辣土豆丝 oder Xiangla Tudou Si („aroma­tisch–scharfe Kar­toffel-Streifen“): Dünne Streifen aus Kar­tof­feln, die ge­kocht und mit etwas Chili im Wok an­geschwitzt wurden.

Der zwei­te Kartoffel­versuch lie­ferte ein noch bes­seres Re­sul­tat: La Dou­jiang Tudou Pian 辣豆酱土豆片 oder „scharfe Kar­toffel­scheiben mit Bohnen­paste“. Ge­kochte Kar­tof­feln wurden dazu in einer ziem­lich pi­kan­ten Sauce aus fer­mentier­ten Bohnen mit ein paar Chilies ge­schwenkt. Die Bohnen­paste schmeckt ähn­lich wie japani­sches Miso 味噌 und ver­lieh dem Ganzen einen sehr soliden und ab­gerunde­ten Charak­ter. Solltest Du Dich wundern, daß in dem Namen dieser Speise das Bohnen-Zeichen 豆 dou gleich zwei­mal vor­kommt: Es wird einer­seits für die Bohnen­paste (Dou­jiang) ge­braucht, anderer­seits aber auch für den Namen der Kar­toffel Tudou (wörtlich: „Erd­bohne“, so wie es auch bei uns den Namen „Erd­apfel“ gibt).


Dadeldhura Jomsom Road 1

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