König Birendra und Königen Aishwarya im Bhindhyabasini Mandir
Die Berge türmen sich majestätisch über Pokhara
In Lakeside sind nicht einmal die Diwali-Lampen echt!
König Birendra und Königen Aishwarya im Bhindhyabasini Mandir
Die Berge türmen sich majestätisch über Pokhara
Liebe Birgit,
nachdem mich das von allen Nepal-Touristen so geliebte Pokhara beim letzten Mal eher enttäuscht hat, habe ich mich entschieden, der Touri-Hochburg einen zweiten Versuch zu gönnen. Und siehe da, obwohl das Traveller-Ghetto in Lakeside um nichts schöner geworden ist, so beibt diesmal doch ein besserer Eindruck.
In Lakeside sind nicht einmal die Diwali-Lampen echt!
Ein wesentlicher Punkt dabei ist das doch deutlich klarere Wetter, das ganztägig schöne Ausblicke auf die Berge erlaubt: Der Machapuchare (6993 m) zeigt sich in seiner ikonisch dreieckiger Form, und wegen seiner großen Nähe erscheint er noch höher als die beiden Achttausender neben ihm: Ein kleines Stück links sieht man den Rest des breiten Annapurna-Massivs (8091 m), und weiter entfernt rechts erhebt sich der kompakte Dhaulagiri (8167 m). Vor allem aber hatte ich ein richtig schönes Diwali-Fest, das hier auch Tihar heißt. Dieses „Lichterfest“ wird ja im ganzen hinduistischen Raum begangen, und ich habe es schon dreimal beschrieben. Ähnlich wie vor Jahren in Kathmandu wird es hier eher still gefeiert; in seinen indischen Inkarnationen war es mir eigentlich immer zu laut.
König Birendra und Königen Aishwarya im Bhindhyabasini Mandir
Rangoli bei Tageslicht
Wer erkennt den Elefantengott?
Um in Pokhara ordentliches Diwali zu sehen, muß man natürlich erst mal aus Lakeside mit seinen Elektro-Lämpchen raus und in die vier oder fünf Kilometer entfernte „Altstadt“ pilgern. Obwohl man dort nun wirklich nichts findet, was einigermaßen „alt“ aussieht, kann sie ihren ursprünglichen Newar-Charakter nicht ganz verleugnen, und die beiden größten Tempel sind den bei den Newar so beliebten Gottheiten Bhimsen und Bhindhyabasini geweiht. Der Bhindhyabasini Mandir ist ein durchaus sehenswerter Komplex und bietet dem Besucher (ebenso wie viele Tempeln im Kathmandu-Tal) eine Säule mit Portraitstatuen; gewöhnlich zeigen sie jenen Herrscher, der den Tempel erbauen ließ, aber in diesem Fall sind wohl König Birendra Bir Bikram Shah und seine königliche Gemahlin Rani Aishwarya Rajyalakshmi Shah dargestellt. Pokhara war ja bis in die Siebziger ein winziges Dorf, und der große Ausbau der Stadt und auch des Tempels fällt in die frühen Jahre der Regierungszeit Birendras (1972 – 2001). Das erklärt auch, warum der Monarch auf dieser Säule fast wie ein welpengeschützter Teenager aussieht.
Rangoli bei Tageslicht
Wer erkennt den Elefantengott?
Nachmittags bereiten sich die Mädchen zum Tanz vor …
Rangoli bei Tageslicht
An diesem Abend, dem letzten des fünftägigen Diwali-Festes, waren die Gehsteige mit den bunten Figuren aus Farbpulver geschmückt, die Rangoli heißen und die abends mit flackernden Öllampen beleuchtet werden. Glücklicherweise ist das auch schon das pyrotechnische Maximum, denn Feuerwerkskörper sind in ganz Nepal zur Zeit verboten, wegen des aktuellen Wahlkampfes und des damit verbundenen erhöhten Gewaltpotentials. Die meisten Figuren sind einfach nur abstrakt und bunt, aber ich fand auch einige künstlerisch ambitioniertere Exemplare. Eines zeigte den Gott Ganesha in einem recht beliebten Design aus zweidimensionalen Elementen (“Leaf Ganesh”), wie man es auch oft auf Broschen oder T-Shirts sieht; die junge Dame, die für das Werk verantwortlich war, studiert natürlich Kunst.
Nachmittags bereiten sich die Mädchen zum Tanz vor …
… und dann herrscht das Diwali Evening Fever!
Noch eine kleine Tänzerin
Ist hier gerade 26. Oktober?
Nachmittags bereiten sich die Mädchen zum Tanz vor …
Spannender sind aber die Trupps von Youngsters in Festtagsuniform, die auf der Straße musizieren, tanzen und dafür Geld einstreichen. Das hatte ich auch in Kathmandu gesehen, aber niemals in Indien. Hier in Pokhara läuft das ziemlich professionell ab, mit großen mobilen Soundanlagen und wirklich hinreißender Kostümierung. Eine der jungen Frauen, die einen goldglänzenden und offenbar sehr teuren Sari aus Kuweit trug und dabei eine ganze Menge Haut zeigte, fühlte sich sichtlich unwohl, aber die meisten schienen den Kostümball sehr zu genießen und tanzten ausgelassen, solange die Rupees flossen. Das eingesammelte Geld soll Waisenhäusern zugute kommen, eine bemerkenswerte Parallele zu den Sternsingern in Österreich.
Noch eine kleine Tänzerin
Ist hier gerade 26. Oktober?
Nepal ist das einzige Land Südasiens, wo man als Österreicher nicht gleich automatisch zu Kangaroo & Co einsortiert wird. Viele Achttausender wurden unter österreichischer Beteiligung ersterstiegen, und viele österreichische Touristen besuchen das Land; beides hat den Bildungsstand der einheimischen Bevölkerung diesbezüglich sehr positiv beeinflußt. Eine weitere Österreich-Reminiszenz ist Franz Schubert: Die Forelle erklingt in ganz Südasien und daher auch hier häufig von den Handies (offenbar der Default-Klingelton bei einem großen Provider), und das nepalische Fernsehen spielt regelmäßig ein paar Takte aus Schuberts Ave Maria im Werbeblock; es geht dabei um irgendetwas mit Badezimmer, aber ob dahinter ein Waschbeckenhersteller oder ein Rasierwasserverkäufer steckt, konnte ich nicht herausfinden. Für das unvermeidliche Red Bull, vermutlich die einzige österreichische Weltmarke, wird dagegen inkonsequenterweise mit nepalischen Rhythmen geworben.
Ist hier gerade 26. Oktober?
Nein, das ist Wahlkampf für den Nepali Congress
Buddhistisches Kloster mit dem Machapuchare im Hintergrund
Ist hier gerade 26. Oktober?
Am überraschendsten ist die permanente Präsenz der österreichischen Flagge. Rot–weiß–rot findet man buchstäblich auf Schritt und Tritt, und wären da nicht noch vier rote Sterne im weißen Feld, dann hätte ich wirklich glauben können, beim Thema „Österreichische Kolonialgeschichte“ etwas Wesentliches verpaßt zu haben. Erst beim zweiten oder dritten Nepal-Aufenthalt konnte ich das Rätsel lösen: Es handelt sich nämlich um die Insignien der Nepalischen Kongreßpartei, und wegen des Wahlkampfes zur Verfassungsgebenden Versammlung trifft man täglich auf Horden von (vermutlich bezahlten) Fahnenschwingern, die unter lauter Musikbegleitung dahinpromenieren. Im städtischen Umfeld gehört unbedingt noch ein rundum mit Lautsprechern bestückter Wagen dazu, der die politische Heilsbotschaft mit gefühlten 120 Dezibel in die Landschaft schmettert. Alle paar hundert Meter werden Pausen eingelegt, und der lokale Kandidat kann dann in einem an Giuseppe Bottazzi (vulgo «Peppone») erinnernden Brachialtonfall seinen Anhängern zündende Reden über seine politischen Visionen halten; außer den mitgekommenen Fahnenträgern und Claqueuren hört ihm eh keiner zu.
Buddhistisches Kloster mit dem Machapuchare im Hintergrund
뚝배기 불고기 Ttukbaegi Bulgogi
Von den sonstigen Sehenswürdigkeiten Pokharas habe ich ja schon berichtet; nachzutragen ist allerdings das schöne buddhistische Kloster Karma Dubgyud Chhoekhorling Manang Gompa, das von tibetischen Gelbmützen betrieben wird. Es liegt auf einem Hügel am Ostrand von Pokhara und ist mit einem Stadtbus bequem zu erreichen, sogar direkt (wenn man Glück hat). Noch beeindruckender als die zugegebenermaßen sehr schöne Gebetshalle sind die Ausblicke auf die vergletscherten Gebirgsriesen.
뚝배기 불고기 Ttukbaegi Bulgogi
장아찌 Jang A-Jji
뚝배기 불고기 Ttukbaegi Bulgogi
Das Essen in Lakeside ist sehr international und dabei teurer als Kathmandu, aber nicht unbedingt besser. Ich habe wie beim letzten Mal das koreanische Restaurant Natssul 낮술 besucht und dort Ttukbaegi Bulgogi 뚝배기 불고기 gegessen. Bulgogi ist mit Knoblauch, Sesamöl und Zucker mariniertes Rindfleisch (hier natürlich Büffel), das gewöhnlich gegrillt wird; die hier erhältliche Variante wurde aber mit etwas frischem Gemüse und Glasnudeln im Tontopf (Ttukbaegi) gegart. Es schmeckte mir trotz meines leichten Argwohns gegen Süß sehr gut, zumal das mitgelieferte Jang Ajji (eingelegte grüne Chilies mit Knoblauchscheiben) einen sauer–scharfen Kontrastpunkt setzten.
红烧辣五花肉 Hongshao La Wuhua Rou
榨菜肉丝汤 Zhacai Rou Si Tang
香辣土豆丝 Xiangla Tudou Si
红烧辣五花肉 Hongshao La Wuhua Rou
麻辣茄子 Mala qie-zi
Meist landete ich aber bei den Chinesen; nach einigen Fehlversuchen erwies sich das China Town Restaurant gleich am Centre Point als ganz verläßlich. Am ersten Tag versuchte ich eine sehr gute und ziemlich scharfe Version von rotgeschmortem Schwein: Hongshao La Wuhua Rou 红烧辣五花肉. Wuhua heißt „fünf Blüten“ und bezieht sich auf Bauchspeck, der so geschnitten ist, daß jedes Stück fünf Schichten aus Fleisch und Fett aufweist. Das ganze wird dann in Sojasauce mit vielen aromatischen Zutaten, vor allem Sternanis und Kassie, langsam butterweich geschmort und mit getrockneten Chilies (la heißt ja „scharf“) und ein paar Gemüsen und Stücken von Doufu 豆腐 gewokt. Nicht ganz die „leichte asiatische Küche“, von der man immer liest, aber sehr gut. Eher dem „leichten“ Klischee entsprach Zhacai Rou Si Tang 榨菜肉丝汤, eine klare Suppe mit Einlage aus fermentiertem Senfkohl (Zhacai) und mageren Schweinefleisch-Streifen.
麻辣茄子 Mala qie-zi
香辣土豆丝 Xiangla Tudou Si
辣豆酱土豆片 La Doujiang Tudou Pian
香辣土豆丝 Xiangla Tudou Si
麻辣茄子 Mala qie-zi
Die Auswahl an Gemüsespeisen verdient besonderes Lob. So aß ich einmal Mala qie-zi 麻辣茄子, also „doppelt scharfe“ Aubergine („doppelt“ deshalb, weil zwei scharfe Gewürze zum Einsatz kommen: Chilies und Sichuanpfeffer), die zwar an die bekannte Fischduft-Aubergine Yuxiang qie-zi 鱼香茄子 erinnerte, aber deutlich pikanter schmeckte. Trotz des feurigen Namens wesentlich milder war 香辣土豆丝 oder Xiangla Tudou Si („aromatisch–scharfe Kartoffel-Streifen“): Dünne Streifen aus Kartoffeln, die gekocht und mit etwas Chili im Wok angeschwitzt wurden.
辣豆酱土豆片 La Doujiang Tudou Pian
香辣土豆丝 Xiangla Tudou Si
麻辣茄子 Mala qie-zi
Der zweite Kartoffelversuch lieferte ein noch besseres Resultat: La Doujiang Tudou Pian 辣豆酱土豆片 oder „scharfe Kartoffelscheiben mit Bohnenpaste“. Gekochte Kartoffeln wurden dazu in einer ziemlich pikanten Sauce aus fermentierten Bohnen mit ein paar Chilies geschwenkt. Die Bohnenpaste schmeckt ähnlich wie japanisches Miso 味噌 und verlieh dem Ganzen einen sehr soliden und abgerundeten Charakter. Solltest Du Dich wundern, daß in dem Namen dieser Speise das Bohnen-Zeichen 豆 dou gleich zweimal vorkommt: Es wird einerseits für die Bohnenpaste (Doujiang) gebraucht, andererseits aber auch für den Namen der Kartoffel Tudou (wörtlich: „Erdbohne“, so wie es auch bei uns den Namen „Erdapfel“ gibt).
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