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Nainital नैनीताल (Uttarakhand) |

Seilbahn

Tiger im Zoo

Panorama von Nainital

Tretboot im See
nach dem kurzen Zwischenspiel in Nepal bin ich wieder einmal in Indien, und zwar — Lakhshmi sei Dank — mit einem glänzenden 6-Monats-
Nainital (sprich: Nähnital) liegt in einem tiefen Tal — das hat aber mit dem Namen nichts zu tun, denn Hindi Tal heißt „See“, und tatsächlich füllt ein dank Eutrophierung dunkeltürkises Wasser die Talsohle auf. Dieser „Augensee“ verdankt seinen Namen der bereits einmal kurz angeschnittenen Legende von Shiva und seiner unglücklichen Geliebten Sati, deren Körperteile über den ganzen Subkontinent verstreut wurde und dabei jeweils einen besondes heilgen Ort (Shakti Pitha) begründeten. Hier in Nainital schlug angeblich eines ihrer Augen auf; allerdings ist der Anspruch etwas wackelig, weil es drei weitere Orte in Nordindien gibt, die sich um die beiden Augen streiten. Eine genauere Besprechung dieses Themas verschiebe ich daher auf später einmal.
Am östlichen Seeufer lockt ein kleiner, sehr stimmungsvoller Tempel die Pilger an, aber insgesamt ist ist Nainital als Pilgerort eher unwichtig; dafür ist es ein beliebter Sommerfrischeort bei Inlandstouristen und Ausländern. Das hat durchaus seinen Grund: Auf
Genau an dem Tag, als ich Nepāl verließ, wurde dort das Frühlingsfest Holi begangen; in Indien feiert man es aber generell einen Tag später, wobei es gewisse regionale Variationen gibt. In Nainital ist man beispielsweise noch einen Tag später dran, und das eröffnet indischen Spaßbremsen (ja, das gibt es wirklich!) die Möglichkeit, diesem Fest zu entkommen, indem sie genau getimt zwischen Ebene und Gebirge hin- und herreisen. Tatsächlich gibt es viele Gründe, weshalb man dieses „Fest der Farben“ lieber vermeiden möchte; ich habe es bisher viermal erlebt, und nur in Khajuraho fand ich es einigermaßen nett; in Bhopal war es dagegen extrem rüpelhaft, und in Varanasi habe ich das Hotel tagsüber gleich gar nicht verlassen. Hier in Nainital hat es aber richtig Spaß gemacht.
Worum geht es bei Holi? Darauf gibt es verschiedene Antworten, genauso wie bei unserem ungefähr zeitgleichen Osterfest. Einerseits feiert man den Frühling, der den Winter ablöst; andererseits ist es ein Faschingsfest, bei dem alle Regel auf den Kopf gestellt und alle Kastengrenzen aufgelöst werden, denn einmal im Jahr muß man ja Dampf ablassen können. Und natürlich gibt es auch eine mythologische Erklärung: Hiranyakashipu, ein böser und fast unbesiegbarer Dämon, ließ sich von allen Untertanen als Gott verehren. Aber sein eigener Sohn Prahlada erwies sich als treuer Anhänger von Vishnu und unterlief die Befehle seines, Vaters, der mehrere Anschläge auf sein Leben versuchte. Eines Tages verlangte der Vater von Prahlada, er solle am Schoß seiner Schwester Holika Platz nehmen, während diese auf einem Scheiterhaufen saß; da Hiranyakashipu seine Tochter für feuerfest hielt, entzündete er das Holz, in der Hoffnung, den ketzerischen Sohn loszuwerden. Aber wenn man Vishnu auf seiner Seite hat, dann kann nicht viel schiefgehen, und so verbrannte Holika, während Prahlada überlebte. Das begründete die Tradition von Frühlingsfeuern, die das Böse verbrennen.
Wegen des Brennstoffmangels sind die Feuer in die Kritik gekommen und werden oft weggelassen; hier in Nainital hab ich gar keines gesehen. Im Vordergrund steht der Karnevals- bzw. Faschingsaspekt des „Heute ist alles erlaubt“: Von Morgen bis Mittag schmiert jeder jedem Farbe ins Gesicht, staubt ihn mit Farbpulver ein oder bespritzt ihn mit gefärbtem Wasser. Viele stellen sich mit frischgekauften billigen Klamotten auf belebte Straßenkreuzungen und kolorieren unter lauten Rufen von Happy Holi! alles, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist. Hinterher sieht das ganze Land aus wie ein Arbeitsunfall bei der IG Farben, und die polychrom schillernden Menschen sind erst dann wiederzuerkennen, wenn sie aus dem Badezimmer zurückkommen.
Gefeuert wird aus allen Rohren
Happy Holi, Daddy!
Aufladen der Waffen
Der Feind sitzt hinter dem Gebüsch
Frauen halten sich dabei zwar etwas zurück, aber Kinder jeden Geschlechts geben an diesem Tag Vollgas bzw. Vollfarbe. Die beiden halbwüchsigen Töchter in meiner supersympathischen Unterkunft, dem Nakshatra Guest House, bildeten mit zwei Nachbarmädchen eine brandgefährliche Girlie-
Vor mir hatten die jungen Damen genug Respekt, um mich zu verschonen; aber ich konnte eine Menge farbenfroher Photos schießen und bekam ein paar rituelle Speisen angeboten, darunter selbstgemachte Gujhiya, das ist eine kleine Mürbteigtasche in der Art von Samosa, aber mit einer süßen Füllung aus Khoya (eingekochter Milch). Noch besser schmeckte mir das hausgemachte Alu Jira (Bratkartoffeln mit viel Kreuzkümmel), das mit einem herrlich scharfen Chutney aus Minze und grünen Chilies aufgewertet wurde. Nach all diesem bunten Feierstreß konnte ich mich zufrieden in mein Zimmer zurückziehen und die Sache theoretisch abrunden, und zwar in Form von ein paar Artikeln über Quantenchromodynamik.
Huhn nach Hausfrauenart
Alu Jeera mit Pudina Chutney
Selten habe ich in Indien einen Ort mit so vielen netten Menschen gefunden. Die Familie im Guest House ist top, und in einer kleinen Kneipe, die von einer liebeswürdigen Dame mit dem Spitznamen Auntie betrieben wird, lernte ich eine Gruppe junger Leute kennen, die am lokalen College Physik und Chemie studieren. Nainital ist voller christlicher Kirchen und angeschlossener Schulen und erfreut sich daher eines extrem hohen Bildungsniveaus. Hier haben auch Mädchen deutlich bessere Chancen: Ich war sehr überrascht, daß sie im Studiengang Computer Science sogar die Mehrheit stellen. Allerdings bleiben auch die Studenten in ihrer Freizeit geschlechtermäßig eher unter sich.
Das Essen bei Auntie in der namenslose Kneipe knapp am Gauri Hotel ist ganz gut, aber sehr einfach. Auf Vorbestellung kann sie aber auch ganz tolle Familienrezepte zubereiten, und ich gönnte mit ein Hühnchen auf Pahari-
Chapati, Phase 2: Über der Gasflamme bläht sich das Brot kugelig auf
Chapati, Phase 1: Das Brot wird auf einem heißen Blech gebacken
Zum Essen gibt es hier Brot, meist Chapati. Dieses ist das einfachste aller nordindischen Brote, und so ist es nun höchst an der Zeit, daß ich es einmal genauer beschreibe. Der Teig besteht nur aus Wasser und dem sogenannten Atta-
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