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Sarnath सारनाथ (Uttar Pradesh) |

Die acht Speichen im Rad der Lehre (Dharmachakra) symbolisieren den Achtfachen Pfad

Die erste Lehrstunde des Buddha mit seinen fünf Getreuen (links oben ein Zweig des Heiligen Baumes)

Das Mulanga Dhakuti Vihar ist gar kein Kloster, sondern ein Tempel
„Einst, als Brahmadatta zu Benares regierte …“ ist die rituelle Anfangsformel zu den meisten der buddhistischen Jataka-Erzählungen, die von den vergangenen Leben des Buddha berichten, vergleichbar dem „Es war einmal …“ der Gebrüder Grimm. Benares ist eine Nebenform von Varanasi, aber was hat der Buddha mit diesem heiligsten aller hinduistischen Orte zu tun? Der Grund liegt in Sarnath, nur zehn Kilometer von Varanasi entfernt.
An diesem Ort, damals angeblich ein königlicher Wildpark und auch als Rishipatana (Pali: Isipatana, „der Platz, an dem der Weise auf die Erde kam“) bekannt, hatte der Buddha den ersten öffentlichen Auftritt nach seiner Erweckung in Bodhgaya. Seine Predigt ist uns als Dharmachakra Pravartana Sutra erhalten, als das „Lehrgedicht über das Antreiben des Rades der Lehre“. Darin beschreibt er die grundlegenden Axiome des Buddhismus, das heißt die Vier Edlen Wahrheiten (Chatvari Aryasatyani) und den Edlen Achtfachen Pfad (Aryastangamarga). Zumindest sind das die üblichen Bezeichnungen im Sanskrit, aber da der Buddha selbst wohl nur Pali sprach, sollte man wohl eher sagen, daß das Dhammacakkapavattana Sutta von den Chattari Ariyasacchani und dem Ariyo Atthangiko Maggo kündete. Die Sanskritisierung eines Gutteils der buddhistischen Welt kam ja erst mit dem „Großen Fahrzeug“ (Mahayana), einige Jahrhunderte nach dem Tod des Meisters.

Das Ausgrabungsgelände
Wie auch immer die Sprache gewesen sein mag: In dieser ersten Predigt erklärte der Buddha seinen (damals noch abzählbar wenigen) Schülern den Kern seiner neuen Lehre, den Mittleren Weg zwischen zuviel irdischer Freude und komletter Weltentsagung.
Hier entfaltete er die Vier Edlen Wahrheiten: (1) Daß alles Leben Leiden sei (weil man entweder gerade leidet oder sich vor zukünftigem Leid fürchtet). (2) Daß das universelle Leiden eine Folge der ebenso universellen Begierden sei (weil Leid gewöhnlich mit Enttäuschung über nicht erfüllte Wünsche zusammenhängt und Begierden verschiedener Menschen meist kollidieren). (3) Daß, wer die Begierden besiegt, daher dem Leiden entkommen könnte (der Buddhismus geht rational vor und untersucht logische Prämissen und sich daraus ergebende Schlüsse). (4) Und daß der Achtfache Pfad mit seinen ethischen Vorschriften (rechtes Denken, rechtes Handeln, rechtes Sprechen etc.) genau das bewirken würde (Buddhismus ist idealistisch,
Und in den verschiedenen himmlischen Gefielden fragte man sich, wer denn der Weise sei, der den Menschen nun erstmals den Weg aus der geistigen Niederung weisen würde; und schließlich hallten alle Welten wider von der Zustimmung ihrer Bewohner zu der neuen Lehre, und sie priesen den Erwachten als Sadhu, also als jemanden, der seine Sache richtig gut gemacht und sein Ziel erreicht hat.

Der Dhamek-Stupa

Florale Ornamente am Dhamek-Stupa

Der Chhaukhandi Stupa bekam von irgendeinem Mogulen einen sechseckigen Turm auf den Kopf gesetzt.
Trotz seiner unbestrittenen Bedeutung bietet der Ort einem Besucher heute erstaunlich wenig: Von den alten Gebäuden haben nur zwei Stupas die Jahrhunderte überdauert. Alles andere ist neueren Ursprungs, vor allem der große Tempel mit dem etwas irreführenden Namen Mulanga Dhakuti Vihar, der von der Mahabodhi-
Der ikonische Dhamek Stupa ist etwas roh wirkendes Ziegelgebäude, das jedoch mit einigen ganz hübschen Ornamenten geschmückt ist. Er markiert angeblich genau den Platz, an dem der Buddha seine Predigt hielt — zumindest war man zur Erbauungszeit, vor 1500 Jahren, wohl dieser Meinung. In dieser Epoche war der Buddhismus die dominierende Religion Nordindiens, und knapp zweihundert Jahre später berichtete der bekannte chinesische Reisende Xuanzang
Im Thai-Tempel: Der Buddha wird von Gläubigen mit Fetzen von Blattgold geschmückt. Irgendwann wird er durchgehend erglänzen.
… beherbergt einen holzgeschnitzten liegenden Buddha.
Das Kultbild des Sri Shreyamsanath
Nachbildung der Ashoka-Säule im Chinesischen Tempel
Der Japanische Tempel …
Immerhin hat die Mahabodhi-
Von den nationalen Tempeln hat mich der japanische am meisten beeindruckt: Inmitten einer kleinen Gartenanlage steht eine breite, vorwiegend aus Holz errichtete Pagode mit einem großen Innenraum, der von einem liegenden Holzbuddha beherrscht wird. Die Menge des darüber schwebenden Goldschmuckes erzeugt einen barocken Gegensatz zur sonstigen Schlichtheit des Raums. Mönche habe ich dort leider genausowenig gesehen wie in irgendeiner der anderen Anlagen.
Zu den eigenartigen Rätseln in der Geschichte der indischen Religionen gehört die manchmal verblüffend enge Beziehung zwischen dem Buddhismus und dem Jainismus: Beide entstanden fast zur selben Zeit (der Buddha soll etwa eine Generation nach Mahavira gelebt haben) und ungefähr in der gleichen Region, nämlich in Bihar, beide sind trotz unterschiedlichem epistemiologischen, metaphysischen und theologischen Unterbau in ihren praktischen Geboten erstaunlich ähnlich und beide haben, zumindest in Indien, ihre beste Zeit schon lange hinter sich; und auch in ihrer Ikonographie wirken sie wie Zwillinge. Die Jains behaupten ja sogar teilweise, der Buddha habe in seiner Zeit als Asket bei Jain-Gurus gelernt und hinterher eine verwässerte Version der Jain-
… ist geeiste Mango genau das Richtige!
Bei dieser Hundehitze …
Die Verpflegung in Sarnath sprengt keine Rekorde, und tatsächlich sind nur die Mangosaftverkäufer erwähnenswert: Diese mixen Mangofruchtfleisch, Milch, Zucker und manchmal einen Hauch Rosenwasser mit viel Eis zu einem zwar viel zu süßen, aber erfreulich intensiv nach Mango schmeckenden Erfrischungsgetränk, das bei den herrschenden Temperaturen fast noch besser als Schwarztee mundet. Sonst gibt in diesem Ort aber nur als Wirte getarnte Körperverletzer.
Dal Tarka mit Doppelschärfe: Frische grüne Chilies und dazu noch getrocknete Kundu Milagai, eine tamilische Sorte mit rundlichen Schoten (gegessen in Chennai)
Rajma Masala
Chana Masala, würzige Kichererbsen
Linsenbrei wird mit Öl, Tomaten und Gewürzen zu Dāl Fry aufgebraten
Da erzähle ich Dir lieber noch mehr aus Varanasi — der letzte Brief war ja nur einem einzigen Straßenzug gewidmet, aber essen kann man auch anderswo. Grundsätzlich ist das Essen hier in Ordnung und vor allem um Längen besser als im doch recht nahen Tarai. Bei kaum einer Speise wird das so deutlich wie bei Dal, und daher will ich mich diesmal darüber etwas verbreitern.
Das Wort Dal steht für verschiedene Hülsenfrüchte: Masoor Dal ist die Rote Linse, die in Europa braun weil ungeschält gegessen wird (in Indien gibt es nur im Himalaya braune Linsen); Tur Dal oder Tuvar Dal ist die gelbe Spalterbse; Mung Dal ist die grüne Mungbohne, die auf Deutsch auch sinnfrei als Mungobohne bekannt ist; Urad Dal ist eine winzige schwarze Bohne, die nach dem Schälen einen elfenbeinweißen Kern zeigt; und Chana Dal sind geschälte und gespaltene Kichererbsen. Im gekochten Zustand bezeichnet man auch einige weitere Hülsenfrüchte als Dal, obwohl das Rohmaterial selbst meist nicht so genannt wird: Rajma (dieselben rote Bohnen, die wir auch für Chili con Carne verwenden), Matar (getrocknete ganze Erbsen) und Lobiya (Schwarzaugenbohnen).
In Indien ist Dal Bestandteil fast jeder Mahlzeit, weil die Hülsenfrüchte eine besonders für Vegetarier willkommene Proteinquelle bieten. Oft ist das einfach nur eine dünne, ziemlich geschmacklose Brühe aus zerkochten Linsen, die mit Curcuma und (wenn man Glück hat) etwas Kreuzkümmel gewürzt wird; besonders in den billigen Thali-Läden, wo man für
Wenn man andere Hülsenfrüchte mit Chili, Tomaten, Kreuzkümmel, Knoblauch und was weiß ich allem aufbrät, dann benennt man das Resultat nach dem Ausgangsmaterial mit dem Zusatz masala, also sind
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