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Haputale
හපුතලේ/
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Teeterrassen zwischen Hatton und Kotagala

Urwald in den Horton Plains

Mit dem Zug durch die nicht immer ganz flachen Horton Plains
etwas überraschend bin ich wieder einmal in der Uva-
Am besten erreicht man Haputale von Kandy über die Bahn. Die von den Briten angelegte Gebirgsbahn (“Main Line”) führt landschaftlich wunderschön von Kandy über Hatton, Nuwara Eliya (eigentlich nicht ganz, da die Bahn den Berg nicht hochklettert sondern unterhalb in Nanu Oya stehenbleibt), Haputale, Bandaravela und Ella bis nach Badulla. Dabei durchquert man einen guten Teil des srilankanischen Teeanbaugebietes und kann sich über entsprechend grüne Anblicke freuen. Zwischen Pattipola und Ohiya führt die Strecke dagegen durch die Wildnis der Horton Plains, einen Nationalpark voller Gras- und Waldlandschaften, unter anderem auch mit Rhododendron-
Landschaft zwischen Vaṭagŏḍa und Great Western
Hindu-Tempel im Teegarten (Roehampton Estate)
Mädchen schwenken die Blumen zum Kirchenfest
Der Bischof betritt die Kirche im Teegartendorf (Roehampton Tea Estate)
Vernebelte Teegärten nahe Haputale
Das gute srilankanische Bildungssystem treibt chemisch interessante Blüten (Haputale Muslim Vidyalaya, auf der Straße von Haputale nach Bandarawela)
Haputale ist eine Kleinststadt mit 5000 Einwohnern und ohne besondere Sehenswürdigkeiten, aber voller schöner Ausblicke auf die mit grünem Tee bepflanzten Hänge. Die meisten Bewohner sind hinduistische Tamilen, deren Ahnen von den Briten als Teearbeiter aus Südinden transmigriert wurden („Indien-
In der Stadt leben aber auch viele Sri-Lanka-Tamilen und Moslems; letztere sind zwar auch tamilischsprachig, verstehen sich aber als separate Ethnie. Singhalesen machen nur ein Viertel der Bevölkerung aus; trotzdem dominiert singhalesische Beschilderung, und ich benenne den Ort daher singhalesisch als Haputale, nicht in der tamilischen Form Aputalay.
Die Hauptsehenswürdigkeit sind natürlich die Teegärten, die sich rings um die Stadt erstrecken. Bei einem Besuch des Roehampton Tea Estate (ein paar Kilometer vor der Stadt in Richtung Bandarawela) kam ich auch in eine Siedlung der Teearbeiter, und es freut mich sagen zu können, daß der Eindruck von den Lebensumständen dieser Menschen weitaus besser ausfällt als beim letzten Mal in Nuware Eliya: Es gibt zwar noch ein paar der alten Reihenhäuser mit externen Toiletten, aber die meisten Bauten sind so modern und so geräumig, wie man es andernorts in Sri Lanka gewohnt ist. Neben Hindus wohnen in diesem Dorf auch einige Christen, und zufälligerweise wurde gerade das 25-Jahr-
Teepflückerinnen
Teefabrik
Überall in der Landschaft stehen Teefabriken herum, und mit etwas Glück kann man die buntgekleideten Frauen beim Pflücken beobachten. Die Fabriken sind riesige, mehrstöckige Gebäude, in denen auf ziemlich standardisierte Weise die Teeblätter zum fertigen Schwarztee verarbeitet werden.
Man pflückt den Trieb mit den drei obersten Blättern
Teeblätter sind zunächst einmal geruchs- und geschmacklos. Allerdings enthalten sie jede Menge löslicher Gerbstoffe (chemisch gesehen Polyphenole), die durch Sauerstoff unter Mitwirkung von teeeigenen Enzymen zu unlöslichen chinoiden Polymeren oxidiert werden können; dabei entstehen sowohl die braune Farbe als auch (durch kleinere molekulare Bruchstücke) das typische Teearoma. Dazu müssen die Blätter erst einmal leicht anwelken, und danach werden sie zwischen metallischen Walzen gerollt, damit die Zellen aufbrechen und die Oxidationsreaktion in Gang kommen kann. Diese „Fermentation“ dauert einige Stunden, danach wird mit viel Feuerholz rasch getrocknet. Der Geruch des trocknenden Tees ist so intensiv, daß die Luft in den Teefabriken eigentlich den stärksten Eindruck hinterläßt, zumindest bei einem so nasenlastigen Lebewesen wie mir.
In Sri Lanka stellt man auch Grüntee her, wenn auch in wesentlich geringerer Menge. Dazu werden die Blätter ge­dämpft, um die Enzyme zu killen und damit die Fermentation zu unterbinden, und danach getrocknet. Weißer Tee ist minimal bearbeitet und besteht aus direkt getrockneten sehr jungen Blättern; er wird hier nur in ganz geringem Umfang für den Export hergestellt. Historisch ist Schwarztee übrigens der jüngste Tee-
Trockenmaschinen in der Teefabrik
Hier sollen die Teeblätter welken
Es ist erstaunlich schwierig, eine Teefabrik zu besichtigen. Ich weiß nicht, wie oft ich es jetzt schon versucht habe, eine Führung in so einem Betrieb zu ergattern, aber ich bin immer gescheitert; diese Dinger fahren zuverlässig in den Ruhemodus, sobald ich dort aufkreuze, oder sie verweigern Besuchern den Zutritt völlig. Inzwischen habe ich jedoch an verschiedenen Orten in Sri Lanka eine Anzahl illegaler Photos angesammelt, die sich beim Warten auf den „Manager“ zufällig auf meiner Speicherkarte eingefunden hatten (Photographieren ist nämlich verboten), und ich zeige Dir hier zwei davon: Die Welktröge, in denen das Pflanzenmaterial ein paar Stunden ablagert, und die finalen Trockenmaschinen.
Der Diyaluma-Wasserfall
Links Amai Vadai, rechts Ulundu Vadai
Der Bambarakanda-Wasserfall im Regen
Man kann von Haputale auch Ausflüge zu einigen Wasserfällen unternehmen. Der Diyaluma-
Frittierte Chilies und frittierte Curryblätter
Bei dem starken tamilischen Bevölkerungsanteil würde man eigentlich auch erwarten, daß die diversen Kneipen tamilisches Essen anbieten. Das ist aber nur sehr eingeschränkt der Fall, weil die beiden Gruppen ihre kulinarischen Techniken stark austauschen. Beispielsweise wurde der singhalesische Pol Sambol, eine bröckelige Mischung aus frisch geraspelter Kokosnuß, rotem Chili, Zwiebel und Limettensaft, von den Tamilen vollständig adoptiert, und im Ausgleich haben die Singhalesen die südindischen Vadai, frittierte Snacks aus Hülsenfrüchten, angenommen. Die wichtigsten Typen sind Ulundu Vadai (auf Sinhala Ulundu Vade) aus gemahlenen Urdbohnen und gewöhnlich als Torus geformt, und Amai Vadai (Parippu Vade) aus einer Mischung von halben Spalterbsen und Spalt- oder Kichererbsenmehl; das gibt es auch als Masala Vadai mit getrockneten Chilies und anderen Gewürzen im Teig. Tamilische Straßenhändler verkaufen oft beide Typen und dazu als Würze frittierte Chilies und Curryblätter; letztere sind dunkelgrün, knusprig, aromatisch und ein Hochgenuß.
Rasam
Die Eiscrème-Bohnen
Tamilische Chutneys
Bei anderen Speisen ist der kulinarische Austausch dagegen noch nicht abgeschlossen. Nur in den tamilischen Kneipen von Haputale bekommt man daher das von mir geliebte Rasam, eine würzig–säuerliche Brühe aus Hülsenfrüchten, Gemüse und Gewürzen, die in der singhalesischen Küche völlig fehlt. Außerdem stehen oft die für Tamil Nadu typischen Töpfe mit Kokosnußpasten (Tengai Chatni) auf dem Tisch; die Pasten sind mit rotem oder grünem Chili, Senfsamen und Curryblättern gewürzt, und nur in Sri Lanka kommt als dritte Geschmacksrichtung oft noch eine Chilipaste dazu, die ungefähr wie indonesischer Sambal Ulek schmeckt und die man in ähnlicher Form auch in den singhalesischen Restaurants findet.
Am Markt gelang mir ein überraschender Fund: Eine große, geflügelte, bohnenähnliche Frucht, deren Samen von einem weißen, watteartigem Gewebe umgeben sind. Diese „Watte“ schmeckt leicht süßlich, aromatisch und erzeugt auf der Zunge ein kühlendes Gefühl, und deshalb heißt das Ding hier ice fruit oder icecream bean. Dabei handelt es sich um die hülsenartigen Früchte des südamerikanischen Baums Inga feuilleei aus der Verwandtschaft von Johannisbrot und Tamarinde. Dieses sehr ungewöhnliche Obst lohnt einen Versuch.
In der Regenzeit sind die Sonnenuntergänge bunt; dieses Bild konnte ich gleich vor meinem Guest House mit dem sinnigen Namen Belle View aufnehmen.
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