Landkarte
Kandy 6 Siehe auch Nuwara Eliya, Kotagiri, Fikkal Dambulla

Haputale හපුතලේ/அப்புத்தளை (Sri Lanka)

View to tea gardens from Sri Lankan Hill Country Railway

Teeterrassen zwischen Hatton und Kotagala

Evergreen forest in the Horton Plains, Sri Lanka, Hill Country

Urwald in den Horton Plains

Sri Lankan Railway through the Hill Country

Mit dem Zug durch die nicht immer ganz flachen Horton Plains

Liebe Birgit,

etwas über­raschend bin ich wieder ein­mal in der Uva-Pro­vinz ge­landet, und zwar in der klei­nen Berg­stadt Haputale. Diese liegt an der Süd­kante des Berg­landes auf ca. 1400 m See­höhe. Damit ist es zwar niedri­ger und wärmer als das nahe Nuwara Eliya, aber ge­nau­so nebe­lig und reg­ne­risch; wie schon oft er­wähnt, prä­desti­niert ein solches Klima zum Tee-Anbau, und daher ist die Stadt ringsum von Tee­planta­gen umgeben.

Am bes­ten er­reicht man Hapu­tale von Kandy über die Bahn. Die von den Briten an­geleg­te Ge­birgs­bahn (“Main Line”) führt land­schaft­lich wunder­schön von Kandy über Hatton, Nuwara Eliya (eigent­lich nicht ganz, da die Bahn den Berg nicht hoch­klettert son­dern unter­halb in Nanu Oya stehen­bleibt), Haputale, Ban­dara­vela und Ella bis nach Badulla. Dabei durch­quert man einen guten Teil des sri­lankani­schen Tee­anbau­gebie­tes und kann sich über ent­sprechend grüne An­blicke freuen. Zwischen Patti­pola und Ohiya führt die Strecke dagegen durch die Wild­nis der Horton Plains, einen National­park voller Gras- und Wald­land­schaften, unter anderem auch mit Rhodo­dendron-Bäumen.

View to tea gardens from Sri Lankan Hill Country Railway

Landschaft zwischen Vaṭagŏḍa und Great Western

Hindu Temple in Roehampton Tea Estate, Haputale (Sri Lanka, Hill Country)

Hindu-Tempel im Teegarten (Roehampton Estate)

Girls greeting the Badulla Bishop in Roehampton Tea Estate, Haputale (Sri Lanka, Hill Country)

Mädchen schwenken die Blumen zum Kirchenfest

Bishop entering Catholic Church in Roehampton Tea Estate, Haputale (Sri Lanka, Hill Country)

Der Bischof betritt die Kirche im Teegartendorf (Roehampton Tea Estate)

Tea gardens in the mist, Haputale (Sri Lanka, Hill Country)

Vernebelte Teegärten nahe Haputale

Periodic Table of chemical Elements as mural, Haputale Muslim Vidyalaya School, Hill Country, Sri Lanka

Das gute srilankanische Bildungssystem treibt chemisch inter­essante Blüten (Haputale Muslim Vidyalaya, auf der Straße von Haputale nach Bandarawela)

Haputale ist eine Kleinst­stadt mit 5000 Ein­woh­nern und ohne be­son­dere Sehens­würdig­keiten, aber voller schö­ner Aus­blicke auf die mit grünem Tee be­pflanz­ten Hänge. Die meisten Be­woh­ner sind hin­duis­ti­sche Tamilen, deren Ahnen von den Briten als Tee­arbei­ter aus Süd­inden trans­mig­riert wur­den („Indien-Tamilen“ oder „Tee-Tamilen“). Diese Be­völke­rungs­gruppe kann nur müh­sam das Erbe der jahr­zehnte­langen Dis­kriminie­rung auf­arbei­ten, und es fehlt ihnen immer noch am Selbst­bewußt­sein, sich gegen die sing­halesi­sche Domi­nanz auf­zu­lehnen; des­halb freuen sie sich, wenn man sie mit Vanakam statt des sing­halesi­schen Ayubowan be­grüßt. Immer­hin konnten sie sich aus dem Krieg zwischen den Sing­hale­sen und den auf der Insel heimi­schen Sri-Lanka-Tamilen heraushalten.

In der Stadt leben aber auch viele Sri-Lanka-Tamilen und Moslems; letz­tere sind zwar auch tamilisch­sprachig, ver­stehen sich aber als se­pa­ra­te Ethnie. Sing­halesen machen nur ein Viertel der Be­völke­rung aus; trotz­dem domi­niert sing­halesi­sche Be­schilde­rung, und ich be­nen­ne den Ort daher sing­hale­sisch als Haputale, nicht in der tamili­schen Form Aputalay.

Die Haupt­sehens­würdig­keit sind natür­lich die Tee­gärten, die sich rings um die Stadt er­strecken. Bei einem Be­such des Roe­hamp­ton Tea Estate (ein paar Kilo­meter vor der Stadt in Rich­tung Ban­dara­wela) kam ich auch in eine Sied­lung der Tee­arbei­ter, und es freut mich sagen zu kön­nen, daß der Ein­druck von den Lebens­umstän­den dieser Men­schen weit­aus bes­ser aus­fällt als beim letzten Mal in Nuware Eliya: Es gibt zwar noch ein paar der alten Reihen­häuser mit ex­ter­nen Toilet­ten, aber die meisten Bauten sind so modern und so ge­räumig, wie man es an­dern­orts in Sri Lanka ge­wohnt ist. Neben Hindus wohnen in diesem Dorf auch einige Christen, und zu­fälliger­weise wurde gerade das 25-Jahr-Jubi­läum des Kirchen­gebäudes gefeiert. Es gab eine kleine Zere­monie, zu der auch der Bischof aus Badulla an­gereist kam, und eine An­zahl fein heraus­geputz­ter Mäd­chen tanzte zur Be­grüßung des Gastes auf den Stufen zur Kirche.

Tea pluckers in Ella (Sri Lanka, Hill Country)

Teepflückerinnen

Kelli Ebedde Tea factory near Haputale (Sri Lanka, Hill Country)

Teefabrik

Überall in der Land­schaft stehen Tee­fabri­ken herum, und mit etwas Glück kann man die bunt­geklei­de­ten Frauen beim Pflücken be­ob­ach­ten. Die Fa­bri­ken sind riesi­ge, mehr­stöckige Ge­bäude, in denen auf ziem­lich stan­dardi­sier­te Weise die Tee­blätter zum ferti­gen Schwarz­tee ver­arbei­tet werden.

Camellia sinensis: Tea tip with leaves (Sri Lanka, Hill Country)

Man pflückt den Trieb mit den drei obersten Blättern

Teeblät­ter sind zu­nächst ein­mal ge­ruchs- und ge­schmack­los. Aller­dings ent­hal­ten sie jede Men­ge lös­licher Gerb­stoffe (chemisch ge­sehen Poly­pheno­le), die durch Sauer­stoff unter Mit­wir­kung von tee­eige­nen Enzymen zu un­lös­lichen chinoiden Poly­meren oxidiert werden kön­nen; dabei ent­stehen sowohl die braune Farbe als auch (durch kleinere mole­ku­lare Bruch­stücke) das typische Tee­aroma. Dazu müssen die Blätter erst einmal leicht an­welken, und danach werden sie zwischen metal­li­schen Walzen ge­rollt, damit die Zellen auf­brechen und die Oxi­dations­reaktion in Gang kommen kann. Diese „Fer­menta­tion“ dauert einige Stunden, danach wird mit viel Feuer­holz rasch ge­trock­net. Der Geruch des trock­nen­den Tees ist so in­tensiv, daß die Luft in den Tee­fabri­ken eigent­lich den stärk­sten Ein­druck hinter­läßt, zu­mindest bei einem so nasen­lasti­gen Lebe­wesen wie mir.

In Sri Lan­ka stellt man auch Grün­tee her, wenn auch in we­sent­lich ge­rin­ge­rer Men­ge. Da­zu wer­den die Blät­ter ge­­dämpft, um die En­zyme zu killen und da­mit die Fer­menta­tion zu unter­bin­den, und da­nach ge­trock­net. Weißer Tee ist mini­mal be­arbei­tet und be­steht aus direkt ge­trock­ne­ten sehr jun­gen Blät­tern; er wird hier nur in ganz ge­rin­gem Um­fang für den Ex­port her­ge­stellt. Histo­risch ist Schwarz­tee übri­gens der jüngste Tee-Typ und erst seit einem halben Jahr­tausend be­kannt — Grün­tee wird schon fünf­mal so lange ge­trunken. Der Voll­ständig­keit halber er­wähne ich auch noch, daß es in China auch noch weitere Tee­sorten gibt, nämlich Gelben Tee (Grün­tee, der so lang­sam ge­trock­net wird, daß es zu einem Welk­vorgang kommt, bei dem unter anderem das Chloro­phyll ab­gebaut wird) und mikro­biell fer­men­tier­te Tees, z. B. den aus grob­blätt­rigem Grün­tee mit einem Sammel­surium an Schimmel­pilzen, Bakterien und Hefen her­gestell­ten Pu-Erh-Tee. An die Königs­klasse aller Tees, nämlich den Wulong-Typ (eng­lisch Oolong), wagt man sich eben­falls nur in China: Diese Tees werden unter sehr scharf kontrol­lier­ten Be­din­gun­gen sehr kurz fer­men­tiert. Die be­kann­ten Spitzen­tees aus Dar­jeeling sind zwar oft eben­falls nur partiell fer­men­tiert, aller­dings fast bis zum Ende, so daß ihre Charak­teristi­ken zwischen Wulong und Schwarz­tee liegen.

Tea dryers in Kinellan Tea Factory near Aella (Sri Lanka, Hill Country)

Trockenmaschinen in der Teefabrik

Wilting containers in Halpe Tea Factory near Aella (Sri Lanka, Hill Country)

Hier sollen die Teeblätter welken

Es ist er­staun­lich schwie­rig, eine Tee­fabrik zu be­sichti­gen. Ich weiß nicht, wie oft ich es jetzt schon ver­sucht habe, eine Füh­rung in so einem Be­trieb zu er­gat­tern, aber ich bin im­mer ge­schei­tert; diese Dinger fahren zu­verläs­sig in den Ruhe­modus, sobald ich dort auf­kreuze, oder sie ver­wei­gern Be­suchern den Zu­tritt völlig. In­zwischen habe ich je­doch an ver­schie­den­en Orten in Sri Lanka eine An­zahl il­legaler Photos an­gesam­melt, die sich beim Warten auf den „Manager“ zu­fäl­lig auf meiner Speicher­karte ein­gefun­den hatten (Photo­graphie­ren ist näm­lich ver­boten), und ich zeige Dir hier zwei davon: Die Welk­tröge, in denen das Pflan­zen­materi­al ein paar Stunden ab­lagert, und die finalen Trocken­maschinen.

Diyaluma Ella Waterfall, near Haputale (Sri Lanka, Hill Country)

Der Diyaluma-Wasserfall

Sri Lankan Tamil Food: Amai Vadai (chickpea vade) and Ulundu Vadai (black gram vade)

Links Amai Vadai, rechts Ulundu Vadai

Bambarakande Ella Waterfall, near Haputale (Sri Lanka, Hill Country)

Der Bambarakanda-Wasserfall im Regen

Man kann von Hapu­tale auch Aus­flüge zu eini­gen Was­ser­fäl­len unter­neh­men. Der Diya­luma-Was­ser­fall liegt di­rekt an der Straße nach Wella­waya und läßt sich sehr ein­fach mit dem Bus be­suchen; er ist 220 m hoch und ver­zweigt sich nach einem kurzen freien Fall im unteren Teil fächer­artig, zu­mindest in jenen Jahres­zeiten, in denen der Puna­gala Oya mehr Wasser führt als jetzt. Der zweite Wasser­fall heißt Bambara­kanda und ist der höchste des Landes: Der Kuda Oya stürzt sich stolze 263 m in die Tiefe. Dazu muß man bei Bera­gala von der Wella­waya Road ab­zwei­gen, nach ein paar Kilo­metern aus­stei­gen und dann noch 4 km berg­auf wan­dern; we­gen des all­nach­mittäg­lichen Regen­wetters mußte ich den Weg aller­dings ab­brechen, als Wasser­fall noch einen halben Kilo­meter ent­fernt war und sich nur ap­proxi­ma­tiv durch das vom Himmel fal­lende Wasser wahr­nehmen ließ.

Sri Lankan Tamil Food: Fried red chilies, fried curry leaves

Frittierte Chilies und frittierte Curryblätter

Bei dem starken tamili­schen Be­völke­rung­santeil würde man eigent­lich auch er­war­ten, daß die di­ver­sen Kneipen tamili­sches Essen an­bieten. Das ist aber nur sehr ein­geschränkt der Fall, weil die beiden Grup­pen ihre kuli­nari­schen Tech­niken stark aus­tau­schen. Bei­spiels­weise wurde der sing­ha­le­si­sche Pol Sambol, eine bröckeli­ge Mischung aus frisch ge­raspel­ter Kokos­nuß, rotem Chili, Zwiebel und Limetten­saft, von den Tamilen voll­stän­dig adop­tiert, und im Aus­gleich haben die Singha­lesen die süd­indi­schen Vadai, frit­tierte Snacks aus Hülsen­früchten, an­genom­men. Die wich­tig­sten Typen sind Ulundu Vadai (auf Sin­hala Ulundu Vade) aus ge­mahle­nen Urd­bohnen und ge­wöhn­lich als Torus ge­formt, und Amai Vadai (Parippu Vade) aus einer Mischung von halben Spalt­erbsen und Spalt- oder Kicher­erbsen­mehl; das gibt es auch als Masala Vadai mit ge­trock­ne­ten Chilies und an­de­ren Ge­würzen im Teig. Tamili­sche Straßen­händler ver­kaufen oft beide Typen und dazu als Würze frit­tierte Chilies und Curry­blätter; letztere sind dunkel­grün, knusprig, aro­ma­tisch und ein Hochgenuß.

Sri Lankan Tamil Food: Rasam (spiced broth)

Rasam

Inga feuilleei, Fabaceae: Icecream bean (ice fruit) seen in Haputale, Sri Lanka (Hill Country)

Die Eiscrème-Bohnen

Sri Lankan Tamil Food: Coconut Chutneys

Tamilische Chutneys

Bei ande­ren Spei­sen ist der kuli­nari­sche Aus­tausch dagegen noch nicht ab­geschlos­sen. Nur in den tamili­schen Kneipen von Hapu­tale be­kommt man daher das von mir ge­lieb­te Rasam, eine würzig–säuer­liche Brühe aus Hülsen­früchten, Ge­müse und Ge­würzen, die in der sing­ha­le­si­schen Küche völlig fehlt. Außer­dem stehen oft die für Tamil Nadu typischen Töpfe mit Kokosnuß­pasten (Tengai Chatni) auf dem Tisch; die Pasten sind mit rotem oder grünem Chili, Senf­samen und Curry­blättern gewürzt, und nur in Sri Lanka kommt als dritte Ge­schmacks­richtung oft noch eine Chili­paste dazu, die un­gefähr wie indo­nesi­scher Sambal Ulek schmeckt und die man in ähn­licher Form auch in den sing­halesi­schen Restau­rants findet.

Am Markt ge­lang mir ein über­raschen­der Fund: Eine große, ge­flügel­te, bohnen­ähnliche Frucht, deren Sa­men von einem weißen, watte­artigem Ge­webe um­geben sind. Diese „Watte“ schmeckt leicht süß­lich, aroma­tisch und erzeugt auf der Zunge ein kühlen­des Gefühl, und des­halb heißt das Ding hier ice fruit oder ice­cream bean. Dabei handelt es sich um die hülsen­artigen Früchte des süd­ameri­kani­schen Baums Inga feuilleei aus der Ver­wandt­schaft von Johannis­brot und Tamar­inde. Dieses sehr un­gewöhn­liche Obst lohnt einen Versuch.

Colorful Sunset in Haputale, Hill Country of Sri Lanka

In der Regenzeit sind die Sonnenuntergänge bunt; dieses Bild konnte ich gleich vor meinem Guest House mit dem sinnigen Namen Belle View aufnehmen.


Kandy 6 Dambulla

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