Landkarte
Tiruchirappalli Colombo

Negombo මීගමුව/நீர்கொழும்பு (Sri Lanka)

Signboard on junction of Negombo Road with St. Joseph Road: Colonia Kochkunstverein

Ein merkwürdiges Willkommen: Dieses riesige Schild überspannt die Hauptstraße an der Stelle, an der die Ortseinfahrt nach Negombo von der Hauptstraße abzweigt.

Outrigger boat in the lagoon Negombo (Migamuva), Sri Lanka

Auslegerboot

Lagoon in Negombo (Migamuva), Sri Lanka

Negombo liegt an einer ruhigen Lagune

Great egret Ardea alba in Negombo Lagoon (Migamuva), Sri Lanka

Ein Silberreiher sitzt auf einem Boot in der Lagune

Liebe Birgit,

seit ein paar Tagen bin ich in einem neuen Land: Sri Lanka. Es ist nicht mein erster Besuch hier; bereits 1995 habe ich diese wunder­schöne Insel lieb­gewon­nen, und wie damals bin ich gleich nach der Ankunft am Bandara­naike Inter­national Air­port in das nur wenige Kilo­meter entfernte Fischer- und Touristen­dorf Migamuwa gefahren, das Du überall sonst unter seinem englischen Namen Negombo finden wirst.

Negombo hat sich in den letz­ten ein­einhalb Jahr­zehnten durchaus ver­ändert: Es ist we­sent­lich urbaner und lauter ge­wor­den. Den Touristen­bezirk, der zwei Kilo­meter nördlich der eigent­lichen Stadt liegt, habe ich gar nicht erst auf­gesucht; statt­dessen bezog ich meine Bleibe im New Rest House, einem wunder­schönen Hotel gleich am Fischer­strand im Orts­kern. Warum es New heißt, darfst Du mich nicht fragen: Das ganze Gebäude riecht mit seinen ritter­saal­hohen Zimmern und hölzernen Balkonen nach kolonialer Gediegen­heit, lediglich die Kaker­laken scheinen jüngeren Datums zu sein. Als besonderen Vorteil hat man nur ein paar Minuten Fußweg zu den wenigen Sehens­würdig­keiten des Ortes und entkommt dem touristi­schen Strandrummel.

New Rest House in Negombo (Migamuva), Sri Lanka

Das New Rest House

Fishermen's beach in Negombo (Migamuva), Sri Lanka

Am Strand der Fischer werden Fische getrocknet

Anglican church in Negombo (Migamuva), Sri Lanka

Die anglikanische Kirche

Negombo ist kein beson­ders sehens­werter Ort und ver­dankt seine Be­liebt­heit haupt­säch­lich der Nähe zum Flug­hafen. Immer­hin kann man das Leben der Fischer beob­achten, die ihren Fang jeden Tag nur hundert Meter von meinem Hotel auf dem Strand auf­schichten, um die Fische in der Sonne zu trocknen, oder die paar histo­rischen Gebäude des Ortes be­wundern: Ein sehr ver­fallenes holländi­sches Fort, eine stil­volle angli­kanische Kirche, zwei wie üblich grell–geschmack­los gestaltete katholische Kirchen und — fertig. Die Holländer haben der ganzen West­küste ein System von Kanälen hinter­lassen, die bis heute genutzt werden, und eine dieser schnur­geraden Wasser­straßen führt hier durch das Stadtzentrum.

Das Fischer­leben kon­zentriert sich rund um die lang­ge­streckte Lagune, die den Booten als sicherer Hafen dient. Überall sieht man Männer Fischer­netze repa­rieren, und ge­legen­tlich stakst sich auch noch ein tradi­tionelles Aus­leger­boot durch die Lagune, die an einer Stelle durch eine Brücke über­spannt wird. Rundum ist alles grün und tropisch, durch­aus dem schönen Kochi vergleich­bar: Die Häuser glänzen mit ge­pflegten Gärten voller tropischer Blüten, so daß man sich manch­mal fast in einem Kur­park wähnt, und überall wachsen Kokospalmen.

Ascension of Mary in Catholic Church (Ecclesia beatae virgini dedicata) in Negombo (Migamuva), Sri Lanka

Maria, hilf!

St. Joseph Hotel in Negombo (Migamuva), Sri Lanka

Das St. Joseph Hotel

Parvati idol in Muthumariamman Kathirvelayutha Swamy Kovil temple in  Negombo (Migamuva), Sri Lanka

Vor dem Kultbild im Muthumariamman-Tempel

In der Stadt gibt es eine Hand­voll kleiner tamilischer Hindu-Tempel, von denen der Sri Muthu­mari­amman Kathir­velayutha Swamy Kovil am schönsten ist; dort kann man Gläubige im Schein einer Öl­flamme beim Beten vor einem Parvati-Kult­bild beob­achten. Die meisten Ein­wohner sind aber Christen, und so sieht man alle paar Meter am Straßen­rand einen Heiligen­schrein und kann wieder einmal die lokal adap­tierte, das heißt verkitschte, kat­holi­sche Ikono­graphie be­wun­dern. Am schlimm­sten ist es natür­lich in der riesigen Mary Church, einem gelb­lichen Monstrum mit tropeten­blasen­den Engeln am Dach; der Altar zeigt die Himmels­fahrt der Gottes­mutter und de­klas­siert die mir aus Öster­reich so bekannten barocken Geschmacks­verirrungen zu läßlichen Amateursünden.

Desto mehr Geschmacks­sicher­heit findet man dagegen in den Restau­rants. Laß mich mit einer Er­in­ne­rung be­gin­nen: Als ich 1995 abends hier ein­traf (mein erster Kontakt mit dem indi­schen Sub­kontinent über­haupt), stapfte ich einiger­maßen orien­tierungs­los auf der Suche nach Unter­kunft vom Busbahn­hof nach Norden. An der ersten größeren Kreuzung stand das St. Joseph Hotel, und ich fragte dort gleich nach einem Zimmer. Jeder blamiert sich eben, so gut er es kann — damals wußte ich noch nicht, daß man hier mit “Hotel” einen Ort zum Essen meint. Man machte mir das aber rasch klar, und aus Frust gönnte ich mir gleich ein Abend­essen. Da war dann aber gleich Schluß mit Frust: Der Geschmack dieses Beef Curry über­zeugte mich sofort, daß mir Sri Lanka gefallen würde.

Das St. Jo­seph Hotel gibt es immer noch, und na­tür­lich habe ich dort meine erste Mahl­zeit auf sri­lankani­schem Boden ge­nos­sen. 1995 hat­te es nicht einmal Tische, aber sonst hat sich nicht viel ge­ändert: Es schmeckt phantastisch, und da sehe ich auch gerne über das Astronauten­design der Innen­einrichtung und die stets schmutzigen Glastische hinweg. Fleisch, Gemüse, Fisch, dazu noch Reis oder verschiedene Brote. Es ist ein Jammer, daß man nur zweimal am Tag essen kann.

Sri Lankan Food: Rice and Curry

Immer gut: Rice and Curry beim Heiligen Josef

Sri Lankan Food: Dry Fish stew (halmasso)

Geschmorter Trockenfisch (Hal Masso)

Die Küche Sri Lanka ist ein­deutig eine indi­sche Küche und ge­horcht den­selben Prin­zipien wie die Koch­kunst auf dem Fest­land: Fleisch wird in dicken Saucen geschmort, Gemüse kann kurz oder lang gekocht sein, Hülsen­früchte sind beliebt, und die Würzung beruht auf dem üblichen Ensemble von Chili, Kreuz­kümmel, Curry­blättern und Zimt; dazu ißt man Reis und verschie­dene Brote, auch solche mit fermen­tiertem Teig (wie in Süd­indien). Zu den lokalen Spezifika gehören Produkte aus getrocknetem und fermentierten Fisch, die sehr weit­gehende Ver­wendung von Kokos­produkten, vor allem Kokos­milch als Grund­lage der Saucen, und die Vorliebe für leichte Säure, die oft von Tamar­inden stammt; außerdem werden die Gewürze vor der Ver­wendung sehr dunkel geröstet, was vor allem bei Kreuz­kümmel und Koriander zu einem typischen Geschmacks­erlebnis führt. Außer bei der Hindu-Minder­heit gibt es keine Speise­tabus, und Rind­fleisch ist daher ein ziemlich all­täglicher Genuß.

Sri Lankan Food: Making Hoppers (Appa) in bowl-shaped pans

Herstelllung von Hopper in halbkugeligen Pfannen

Sri Lankan Food: Egg Hopper (Bittara Appa)

Bittara Appa oder Egg Hopper

Sri Lankan Food: Plain Hoppers (Appa) with beef curry and dry fish stew

Hoppers mit Rindercurry und Trockenfisch

Um nicht, wie es mir bei anderen Be­rich­ten schon pas­siert ist, all­zuviel Pulver beim ersten Brief aus einer neuen Region zu ver­schießen, will ich heute nur über Teig­waren be­rich­ten. An erster Stelle stehen dabei die Hopper. Darunter ist nichts Hüpfen­des zu ver­ste­hen, son­dern das ist die engli­sche Schreib­weise des Sinhala-Wortes Appa: Ein aus Reis- und Bohnen­teig zube­reitetes Brot, das stark an die tamilischen Dosai erinnert und das es in ganz ähnlicher Form auch in Süd­indien gibt; in Sri Lanka wird es immer in halb­kugel­förmgen Pfannen mit Deckel gegart. Der Rand ist ganz dünn und knusprig; am Boden läuft der dünn­flüssige Teig dagegen zusammen und bildet eine, weiche, schwam­mige, saftige Masse mit liebli­chem Fermenta­tions­aroma. Eine besonders nahr­hafte Variante ist der Bittara Appa oder “Egg Hopper”, bei dem noch ein Ei mit­gedämpft wird. Als Früh­stück bevorzugt man den Idi-Appa oder “String Hopper”, bei dem unfermentierter Reisteig zu feinen Fäden gepreßt und dann gedämpft wird; das ganze sieht aus wie ein wirres Nudelnest.

Alle Hopper-Versionen werden gewöhn­lich mit Curry ge­ges­sen; besonders lecker fand ich ein sehr salzig–scharfes Gericht aus Trocken­fisch, Tomaten und Zwiebeln, dessen intensiver Eigen­geschmack mit dem milden Hopper herrlich kontrastiert, aber auch Hühner- oder Rind­fleisch­curry kommen in Frage. Aus Kosten­gründen ent­scheiden sich viele für reine Schmor­flüssigket ohne Fleisch, die in den Restaurants in großer Menge extra hergestellt wird und die man einfach englisch als gravy bestellt.

Sri Lankan Food: Short Eats — Pastry Rolls stuffed with vegetables

Gemüserolle

Sri Lankan Food: Kottu Roti (egg, vegetables and bread flakes prepared on a hot plate

Kottu Roti

Auch Bro­te aus Weizen­mehl sind be­kannt. Eine eigen­artige, für Sri Lanka typische Zube­reitung ist Kottu Roti, ein Gericht aus Brot­schnetzeln (etwa vom Chapati-Typ), die auf einer heißen Platte zusammen mit Ei und frischem Gemüse unter heftigem Hacken gegart und mit Curry (oder Gravy) abgelöscht werden. Das schmeckt besser als es aussieht, woran der würzige Curry sowie Unmengen von Chili und Curryblättern ihren Anteil haben.

In Sri Lanka kennt man übrigens auch Blätter­teig, offen­bar ein kolo­niales Erbe. Zu den all­gegen­wärti­gen Snacks ge­hö­ren Blätter­teig­rollen mit einer pikan­ten Gemüse­füllung, die ihre Schärfe schwarzem Pfeffer ver­dankt. Diese all­gemein nur “Roll” genannte Zwischen­mahlzeit wird zusammen mit vielen ähnlichen Snacks als short eats bezeichnet (mit diesem Ausdruck hätte ein Brite wohl so seine Schwierig­keiten), und in einer Bude hier fand ich tatsächlich die ortho­graphische Meister­leistung shot east. Ob das ein subtiles politisches Statement gegen die Sezessionisten an der Ostküste war?

Ehe ich von hier weg­ziehe, mache ich noch einen Aus­flug in die ge­fühlte Haupt­stadt Colombo, die ein paar kon­ven­tionel­le und etliche kuli­nari­sche Sehens­würdig­keiten aufweist.


Tiruchirappalli Colombo

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